Galactic Civilizations - Test, Taktik & Strategie, PC

Galactic Civilizations
04.09.2003, Marcel Kleffmann

Test: Galactic Civilizations

Galaktische Weltraumspiele der Master of Orion-Kategorie erfreuen sich noch immer großer Beliebtheit, wie wir anhand unseres Online-Weltraumspiels Space Assault sehen. Nun kommt mit Galactic Civilizations (ab 2,45€ bei kaufen) wieder Einzelspielerfutter in die Läden, das vielleicht das Potential hat, den Klassiker würdig fortzusetzen. Mehr dazu im Test!

...unendliche Weiten, dies sind die Abenteuer einer selbst erstellten menschlichen Zivilisation, die unentdeckte Technologien erfindet, neue Planeten besiedelt, Bündnisse mit fremden Wesen schließt oder ihnen in unspektakulären Schlachten die Heimatplaneten unter den Füßen wegbombt.

Der Weltraum...

Im Gegensatz zu vielen anderen Genre-Vertretern könnt Ihr hier nur die Kontrolle über eine Rasse übernehmen: die Terran Alliance, besser bekannt als Menschen. Im 23. Jahrhundert hat die Menschheit einen Hyperraumantrieb entworfen und kann sich nun im Weltraum austoben. Mit oder gegen Euch buhlen fünf weitere außerirdische Rassen um die Vorherrschaft in der Galaxis.

Das war nur ein grober Überblick über eine Partie des Weltraumstrategiespiels Galactic Civilizations, das in direkter Konkurrenz zu Master of Orion 3 steht, sich allerdings deutlich mehr an dem zweiten Teil orientiert - und das ist auch gut so.

Masters of the Universe

Aliens sind für Euch leider tabu, aber durch bestimmte Moralwerte könnt Ihr die diplomatischen Beziehungen zu anderen Rassen beeinflussen. Mit diesen Aliens könnt Ihr Euch entweder verbünden und komplexe Friedens-, Handel- oder Allianz-Verträge schmieden oder Euch in langen Kriegen bis aufs Blut bekämpfen.

Neben dieser klassischen militärischen und diplomatischen Siegchance könnt Ihr auch durch kulturellen Einfluss gewinnen. Und zwar dann, wenn Ihr 7/8 des Universums beherrscht. Die vierte und letzte Siegmöglichkeit ist der wissenschaftliche Sieg, bei dem Ihr alles erforschen müsst, was es nur gibt. Dieses ziemlich offene Spielkonzept erhöht die Wiederspielbarkeit und Langzeitmotivation von Galactic Civilization enorm.

Wie in so ziemlich allen globalen Strategiespielen müsst Ihr Euch entscheiden, inwiefern Ihr die Produktionskapazitäten Eures Planeten ausschöpft - dabei gibt es drei Elemente, auf die Ihr achten solltet: die Forschung, das soziale Planetenmanagement sowie das Militär. Setzt Ihr nur auf Forschungslabore, dann geht natürlich die Forschungsrate enorm in die Höhe, während auf der anderen Seite die soziale Entwicklung sowie das Militär zurückstecken müssen.

Welcher Weg darf es sein?

Je mehr Ihr Euch auf Forschung konzentriert, desto schneller könnt Ihr modernere Produktionsstätten sowie schnellere und größere Schiffe bauen. Legt Ihr mehr Wert auf die soziale Entwicklung, so geht der ökonomische Fortschritt, der industrielle Aufbau und das Terraforming neu besiedelter Planeten schneller voran. Kümmert Ihr Euch mehr ums Militär, wird die Schiffsproduktion beschleunigt.

Das generelle Gameplay von Galactic Civilizations lässt sich am besten mit dem legendären Civilization vergleichen, denn in jeder Kolonie könnt Ihr bestimmte Gebäude errichten, welche die Produktion oder Wirtschaft des Planeten verbessern, die Forschung vorantreiben oder militärische Einheiten produzieren. Weitere spezielle Gebäude dienen der Vergrößerung des kulturellen Einflusses.

Bei Master of Orion 3 war das umständliche Interface ein Schritt in Richtung Wertungskeller. Galactic Civilizations macht es deutlich besser und setzt auf einfach strukturierte übersichtliche Menüs, in denen die Informationen über Planeten, Forschung, Schiffe, etc. angezeigt werden.

Übersicht und Kontrolle

Nicht nur die Menüs zur Kontrolle der Diplomatie, Spionage, Forschung oder des Militärs präsentieren sich erfreulich gut, auch das Hauptinterface mit der Galaxisübersicht ist informativ und übersichtlich - hübsche Grafik könnt Ihr hingegen nicht erwarten. Das Entwickler-Team hat es auch geschafft, die Lernkurve seicht ansteigen zu lassen und den Spieler, vor allem zu Beginn, nicht mit zu viel Informationen zu überschütten.

Während Ihr bei der Genre-Konkurrenz Master of Orion 3 auf KI-Berater setzen müsst, die eher weniger sinnvolle Bauprojekte auf Eurem Planeten errichten, könnt Ihr bei Galactic Civilizations selbst Hand anlegen und genau die Gebäude errichten, die Ihr wirklich haben wollt.

An einer Stelle müsst Ihr aber Abstriche machen, denn das Spiel erlaubt es Euch nicht, eigene Schiffe zu basteln. Stattdessen könnt Ihr zwischen einigen Modellen wählen, die immer mit der neuesten Waffentechnik ausgerüstet werden. Die Kämpfe zwischen den Schiffen laufen übrigens sehr unspektakulär auf der Galaxis-Karte ab und zwar in Civilization-Manier.

Über ein herausforderndes Strategieduell oder eine laue Partie entscheidet bei einem Weltraum-Strategiespiel meistens die Künstliche Intelligenz. Bei Galactic Civilizations kommt eine erstklassige KI zum Einsatz, die sogar den Begriff "Intelligenz" wirklich verdient. Eure Gegner oder Verbündeten reagieren angemessen auf Euer Verhalten und passen sich teilweise Eurer Spielweise bzw. Eurer selbst erstellten Rasse an.

Künstliche Intelligenz

Dabei sind sämtliche Entscheidungen der KI so gut wie niemals unschlüssig oder ohne Hintergrund. Sinnlose Angriffe auf Planeten und darauf folgende sofortige Friedensverträge, wie bei Master of Orion 3, gibt es nicht. Richtig komplex hingegen sind die diplomatischen Schlagabtausche: Zahlreiche verschiedene Antwortmöglichkeiten stehen Euch zur Verfügung, die sinngemäß die Beziehungen zu der Rasse beeinflussen.

In der Anfangsphase steuert Ihr Euer Universum mit wenigen Klicks. Doch wenn Ihr schon mehrere Stunden gespielt habt, gestaltet sich die Kontrolle über Eure Rasse komplexer und umfangreicher. Teilweise kommt dann bei solchem Großkolonien-Management Langeweile auf.

Globale Strategiespiele weisen stets ähnliche Schwachstellen auf und auch Galactic Civilizations zeichnet sich nicht gerade durch gute Grafik aus. Das 2D-Interface ist zwar nett anzusehen und sehr übersichtlich, aber weit entfernt von grafischer Pracht.

Technik

Funktionalität geht hier über grafischen Schnickschnack. Fast so schwach wie die Optik präsentieren sich die Soundeffekte, die wie historische Akustikaufzeichnungen von vor drei oder vier Jahren klingen. Musikalisch hingegen überzeugt das Spiel durch einen beruhigenden, atmosphärischen Soundtrack mit einigen Star Trek-ähnlichen Umgebungsgeräuschen.

Das komplexe und zugleich einfach zu bedienende Gameplay in Zusammenhang mit der klasse Intelligenz der Computerspieler schreit schon fast nach einem Mehrspieler-Modus, doch irgendwie haben es die Entwickler versäumt einen solchen Modus einzubauen - schade!

Kein Multiplayer

Fazit


Galactic Civilizations ist auf jeden Fall ein würdiger Nachfolger zu Master of Orion 2, denn das Spiel vereint die besten Spielelemente aus dem Klassiker und verbindet diese mit einigen sinnvollen Neuerungen. Das komplexe Gameplay ist dank durchweg logischer Spielmechanik wirklich gut zu verstehen und das übersichtliche Interface hilft auch gut mit. Für langen Spielspaß sorgen nicht durch die zahlreichen unterschiedlichen Gewinnoptionen sowie die Zufallsuniversen, sondern vor allem die tolle künstliche Intelligenz der Computergegner. Das Gameplay an sich ist also gut gelungen, dennoch krankt das Spiel an den öden Gefechten, den nicht konfigurierbaren Schiffen und starker Langeweile im fortgeschrittenen Spielverlauf. Des Weiteren bleibt die Grafik weit hinter den Möglichkeiten zurück. Im Großen und Ganzen hinterlässt Galactic Civilizations einen weitaus besseren Eindruck als Master of Orion 3, trotzdem bleibt dem Spiel durch einige nervige Gameplay-Macken eine höhere Wertung verwährt. Ganz zu schweigen vom Fehlen eines Multiplayer-Modus.

Pro

  • <li>komplexes Spielkonzept</li><li>viele Handlungs-Möglichkeiten</li><li>einfaches Interface</li><li>übersichtliche Menügestaltung</li><li>wirklich ausgezeichnete künstliche Intelligenz</li><li>umfangreiches Diplomatie-System</li><li>viele Siegvarianten</li><li>hoher Wiederspielfaktor</li><li>viele benutzerdefinierte Einstellungen</li><li>schöne Hintergrundmusik</li><li>gute Text-Übersetzung</li>

Kontra

  • <li>kein Mehrspieler-Modus</li><li>schwache Grafik</li><li>laue Soundeffekte</li><li>sehr einfach gehaltene Gefechte</li><li>keine konfigurierbaren Schiffe</li><li>wenig Atmosphäre</li><li>keine Aliens als spielbare Rasse</li><li>viel Leerlauf nach langer Spielzeit</li>

Wertung

PC