Tiger Woods PGA Tour 2004 - Test, Sport, PlayStation2, PC, XBox, GameCube

Tiger Woods PGA Tour 2004
15.09.2003, Jörg Luibl

Test: Tiger Woods PGA Tour 2004

Was ist etwa 42 Millimeter klein, 45 Gramm schwer und nutzt den Magnus-Effekt, um mit bis zu 76 Meter pro Sekunde sein Ziel zu treffen? Richtig: der Golfball. Und was ist drei Mal größer, viel viel leichter und nutzt den Werbe-Effekt, um jedes Jahr Tausende Käufer zu treffen? Richtig: die EA-CD. Ob Tiger Woods PGA Tour 2004 (ab 42,89€ bei kaufen) auch den Spielspaßnerv findet, verrät der Test!

Lange rote Haare und dichte schwarze Augenbrauen? Dazu Segelohren und eine grüne Shorts? Noch ein Pferdeschwanz mit Baseballkappe? Kein Problem. EA präsentiert Euch einen Editor, der es wirklich in sich hat und von der Nasenlänge über das Tattoo bis hin zum Schuhmodell keine Menschenbastler-Wünsche offen lässt. Wer sich selbst, einen Schauspieler oder einfach einen Freak als Alter Ego zu Golferehren bringen will, kann sich hier stundenlang austoben.

Ich bin drin!

Eine einfache Golfausrüstung, 6000 Dollar Startkapital und ein wenig Talent - so startet Ihr als unbekannter Amateur eine bescheidene Karriere. Nachdem Ihr Euch noch für einen Allrounder, Puttspezialisten oder weiten Abschläger als Typ entschieden habt, kann`s losgehen.

Karriere nach Maß

Aber Gemach: Während auf den großen Turnieren Meister wie Vijay Singh, Jim Furyk oder Tiger Woods jenseits von Birdie und Eagle für verzückte Zuschauer sorgen, dürft Ihr erstmal die Steuerungsfinessen auf dem Übungsplatz lernen: Wie funktionieren Flop, Punch oder Chip?

Zwar kosten diese ersten Übungen schon 750 Dollar, aber erst bei erfolgreicher Absolvierung stehen Euch die entsprechenden Schläge auf dem Platz zur Verfügung. Wer die erlernte Technik verfeinern will, kann übrigens jederzeit kostenlos auf den Trainingsplatz.

Es kann allerdings sein, dass Euch ein Golfer plötzlich auf einen Wettkampf einlädt - eine ideale Möglichkeit, das anfangs knappe Kapital zu erhöhen. Ihr könnt aber auch ablehnen oder auf kleine Turniere sowie die neue World-Tour gehen. Hier wählt Ihr auf einer Karte eine Herausforderung, die speziell auf einen Platz zugeschnitten ist.

Eure Fähigkeiten in Sachen Kraft, beim Abschlag, im Sandbunker, auf mittleren Distanzen oder beim Putten sind natürlich zunächst bescheiden. Erst, wenn Ihr die Haut des Amateurs abstreift und in den besser bezahlten Profirang aufsteigt, könnt Ihr wieder an den fünf Charakterwerten schrauben. 15 Profis sind hier mit von der Partie, darunter Neuzugänge wie John Daly und Adam Scott. Und der Wettbewerb lohnt sich, denn danach warten noch drei weitere Ränge auf Euch: Tour, Champion und Master.

Bis dahin ist es zwar ein weiter weg, aber keine Bange: Die Spielbalance zeigt sich von ihrer guten Seite und präsentiert Euch bei den ersten Turnieren im Amateurbereich Gegner, die kaum ein Birdie hinlegen und nicht selten mit 6 auf den Toprängen landen. Und auch der Geldbeutel füllt sich schneller als man denkt, denn jede Schlagpremiere, also jedes erste Birdie, jeder erste erfolgreiche Putt etc., lässt die Kassen klingeln.

Ein Schmankerl für Kenner: Erstmals könnt Ihr dieses Jahr die komplette PGA Tour des Jahres 2003 mit allen Teilnehmern spielen. Wer abseits von einfachen Turnieren und 18-Lochkursen nach Abwechslung lechzt, bekommt auch dieses Jahr mit über ein Dutzend Spieltypen einiges geboten.

Spielmodi ohne Ende

Egal ob kurze und knackige Herausforderungen für Solisten oder kooperative Aufgaben im Team - Stroke, Shootout, Stableford, Greensome & Co bieten für jeden den passenden Golfhappen. Das Motivierende dabei ist nicht nur, dass man auch mal bloß drei oder neun Löcher spielt, sondern dass man überall Geld, Goodies und Trophäen für seinen eigenen Spieler einheimsen kann.

Wer mit Freunden golfen möchte, hat drei Möglichkeiten: Entweder per Hotseat an einem PC, per LAN oder direkter IP-Verbindung oder erstmals online über EAs hauseigene Internet-Plattform. Hier müsst Ihr Euch allerdings registrieren und noch mal ins Portmonee greifen.

Wie tief konnte uns EA auf Anfrage allerdings noch nicht genau sagen; sobald wir den Preis kennen, melden wir uns. Als Anhaltspunkt kann vielleicht letztes Jahr herhalten: NHL 2003 war 60 Tage lang alles gratis, dann fielen monatlich 5.99 Dollar Gebühr an. Die freie Periode konnte man nur mit dem Erwerb weiterer EA-Titel oder der Teilnahme an einer Umfrage verlängern.

Die Steuerung bietet Euch auf dem PC erneut vier Möglichkeiten: Die 2- und 3-Klick-Methode für weniger begabte Mausgolfer und die horizontale sowie vertikale True-Swing-Methode. Letztere kann man jedem Golfer nur ans Herz legen, denn sie vermittelt schon nach kurzer Eingewöhnungsphase ein höchst intuitives Spielgefühl. Optimale Schläge brauchen eine fließende Zurück- und Vorbewegung des Nagers.

Steuerung wie gehabt

Und sollte was schief gehen, gibt`s sofort Feedback in Form einer anschaulichen Grafik, die u.a. Wucht, Treffpunkt und Geschwindigkeit darstellt. Überhaupt ist die Benutzeroberfläche sehr komfortabel - man hat die Wind- und Platzverhältnisse stets im Blick und kann sich schnell für einen passenden Schläger entscheiden.

Die Ballphysik überzeugt genau so wie letztes Jahr dank realistischer Flugkurven, nachvollziehbarem Hoppeln und plötzlichem Stillstand im Tiefgras. Befördert Ihr das Rund gegen eine Mauer oder einen Baum, prallt es korrekt ab bzw. bleibt erst ein wenig hängen und plumpst dann runter.

Auch das Putten ist aufgrund des einblendbaren Rasters gut nachvollziehbar und schnell verinnerlicht. Ob echte Golfsportler mit diesem Modell so zufrieden sind, dass sie von Simulation sprechen würden, wage ich dennoch zu bezweifeln, da die Fehlertoleranz weitaus höher ist als im frustgeplagten richtigen Leben.

Konnte EA im Jahr 2003 noch einen großen atmosphärischen Schritt nach vorne machen, halten sich die diesjährigen Neuerungen in Grenzen: Auf akustischer Seite gibt`s bessere Umgebungsgeräusche und dynamischeres Jubeln, so dass Natur und Publikum etwas lebendiger wirken. Zur Lokalisierung können wir noch nichts sagen, da uns ein englisches Testmuster vorlag.Auf optischer Seite sind verbesserte Lichteffekte, nochmals überarbeitete Animationen und plastischer wirkende Zuschauer zu verbuchen. Aber auch wenn man bewegte Grashalme entdeckt und sich über Wettereffekte wie Nebel und Regen freut, kratzen ein paar Kleinigkeiten an der ansonsten blitzsauberen Kulisse.

Traumkulisse mit Fehlern

Der Himmel ist einfach zu statisch, im Hintergrund prangen immer noch Panoramatapeten und so mancher Clippingfehler sorgt dafür, dass einem Abhang plötzlich der Boden unter den Wurzeln weggezogen wird. Auch die Animationen zum Handschuh ausziehen sollten erst dann abgespielt werden, wenn man wirklich welche angelegt hat.

Trotzdem bietet Euch EA ein weltweites Golfpanorama von der amerikanischen Westküste bis ins schottische Hochland, das Ihr in bis zu 1600x1200 Pixel Auflösung genießen könnt. Und das Platzangebot kann sich sehen lassen: Von edel und vor allem höchst authentisch gestalteten Klassikern wie St. Andrews oder TPC Sawgrass reicht die Palette bis hin zu Fantasiegebilden wie dem Predator-Kurs, der Euch inklusive dichter Nebelschwaden in den südamerikanischen Urwald entführt. Über ein halbes Dutzend weiterer neuer Plätze warten auf Euch, darunter auch das hawaiische Kapalua oder das französische Coeur d`Alene.

Fazit


2002 war uns Tigers Golfspaß 84 Prozent wert. 2003 erhöhte EA vor allem aufgrund des optischen Fortschritts und der Karriere auf satte 87 Prozent. Dieses Jahr macht es zwar noch einen Tick mehr Spaß den Schläger zu schwingen, und auch die erweiterten Editor- und Karrieremodi sowie die neuen Plätze wissen zu gefallen. Aber insgesamt gibt`s eher Feintuning als großartige Neuerungen, so dass alle Besitzer des Vorgängers zwar anerkennend nicken, aber weder in Sachen Optik noch Gameplay zu neuer Begeisterung hingerissen werden - ein günstigeres Add-On hätte es auch getan. Und die Premiere des neuen Online-Modus, der endlich spannende Duelle über das Internet ermöglicht, wird von den anfallenden Gebühren überschattet. Trotzdem sitzt der Genrekönig sattelfest: Wer seine ersten Erfahrungen auf dem virtuellen Green machen will und noch keinen entsprechenden Titel im Regal hat, kann bedenkenlos zugreifen. Das Spiel ist einsteigerfreundlich, motivierend, klasse anzusehen und bietet alles, was die Faszination des Golfsports ausmacht.

Pro

  • <li>neue Kurse</li><li>neue Spielmodi</li><li>fünf neue Golfer</li><li>aufpolierte Optik</li><li>neuer Kommentator</li><li>motivierende Karriere</li><li>erstmals online spielbar</li><li>einige neue Soundeffekte</li><li>sehr detaillierter Spielereditor</li><li>noch mehr freispielbare Goodies</li>

Kontra

  • <li>Clippingfehler</li><li>starrer Himmel</li><li>Online-Gebühren</li><li>teils fade Gebäudetexturen</li><li>nicht viel Neues gegenüber 2003</li>

Wertung

PC

So muss ein Golfspiel aussehen! Es gibt derzeit keine Alternative.