Madden NFL 2004 - Test, Sport, PlayStation2, GameCube, PC, XBox

Madden NFL 2004
20.09.2003, Mathias Oertel

Test: Madden NFL 2004

Seit Jahren gibt es für American Football-Fans mit PC nur eines: die Madden NFL-Serie von Electronic Arts. Und wie keine andere Sportspielserie hat es das Football-Spektakel geschafft, sich kontinuierlich weiter zu entwickeln. Doch wie sieht es mit Madden NFL 2004 (ab 12,99€ bei kaufen) aus? Haben die Entwickler immer noch neue Ideen einbauen können? Oder ist die diesjährige Auflage nur noch ein laues Update? Der Test gibt Euch die Antwort.

Auf den ersten Blick unterscheidet sich die diesjährige Madden-Ausgabe gar nicht so stark vom Vorgänger. Es gibt zwar einige neue Features, auf die wir gleich noch eingehen werden, doch alteingesessenen Fans wird auffallen, dass sich im Vergleich zum letzten Jahr an den grundlegenden Spielmodi nicht viel getan hat: Freundschaftsspiele, das aus dem Vorgänger bekannte Mini-Camp, 2-Minuten-Drills, umfangreiche Statistiken oder auch selbst erstellbare Situationen sind den Madden-Fans wohl bekannt.

Gewohnte Klasse und Spielmodi

Dass sich Madden NFL 2004 spielerisch wohltuend von seinem Vorgänger abhebt und so auch für Veteranen der Serie interessant ist, verdankt es dem neuen Playmaker-Feature. Hier könnt Ihr jederzeit über den rechten Stick am Pad kurzfristige Änderungen durchführen, die sich allerdings nicht nur auf die Zeit vor dem Spiel des Balles beschränken. Denn während der Ball gespielt wird, könnt Ihr Euch rasend schnell einen weiteren Spieler zur Seite holen, der als zusätzlicher Blocker fungiert.

Und auch das Fehlen der aus den Konsolen-Versionen bekannten und beliebten Madden-Cards fällt weiterhin auf - immerhin sind die Karten ein gewaltiger Motivationsschub, wenn es darum geht, Höchstleistungen auf dem Feld zu erzielen.

Dafür wirken allerdings die Hauptmenüs dieses Jahr weitaus aufgeräumter und erlauben dem Spieler eine merklich angenehmere Navigation als noch in der letzten Ausgabe.

Spielmacher inklusive

Das Problem damit ist nur, dass für die optimale Nutzung dieses Features ein Pad mit zwei Sticks notwendig ist. Denn so gut die Steuerung mit einem "normalen" Pad oder auch per Tastatur funktioniert: ein Playmaker-Einsatz ist damit nicht möglich.

Hat man ein entsprechendes Pad, dauert es ein bisschen, bis man sich an diese zusätzliche Funktion gewöhnt hat. Doch hat man sie verinnerlicht, fragt man sich unwillkürlich, wie man die letzten Jahre ohne dieses Feature spielen konnte, da das Spiel eine vollkommen neue Tiefe gewinnt.

Die größte Änderung zur Vorjahresfassung findet sich neben dem Playmaker in dem nochmals erweiterten Saison-Modus. Wie gehabt könnt Ihr ein Team über 30 Saisons hinweg zur absoluten Football-Dynastie entwickeln und Eurer Fantasie freien Lauf lassen, was die Zusammenstellung von Mannschaften betrifft.

Saison mit Manager

Für Hardcore-Fans gibt es jedoch die Möglichkeit, über die so genannte Owner´s Box aktiv in die Finanzplanung des Teams einzugreifen: Eintrittspreise lassen sich genau so festlegen wie Parkgebühren oder die Endkundenpreise der Fanartikel. Und je nachdem, wie gut Ihr Euch als Manager -und gegebenenfalls auch als Spieler in der Mannschaft- anstellt, sinkt oder steigt das Budget, das Ihr für die nächste Saison zur Verfügung habt.Erfolg bringt vollbesetzte Ränge und dementsprechend auch ein prall gefülltes Konto. Der Management-Anteil geht sogar so weit, dass Ihr (entsprechende finanzielle Mittel vorausgesetzt) mit der Mannschaft in eine neue Stadt umziehen und ein neues Stadion bauen könnt.

Gegenüber reinen Managern, wie man sie beispielsweise in den Anstoss- und Fussball Manager-Serien findet, sind die Optionen vergleichsweise gering. Doch für ein auf das eigentliche American Football-Spiel angelegtes Game bietet Madden NFL 2004 mehr als genug Möglichkeiten und bringt so einen vollkommen neuen Aspekt ins Spiel, der allerdings nur den harten Fan-Kern ansprechen dürfte.

In diesem Zusammenhang sind auch die bekannt leistungsstarken Editoren erwähnenswert, mit denen Ihr dieses Jahr gleich ganze Teams und endlich auch eigene Spielzüge kreieren könnt.

Das Mini-Camp gewinnt durch den Franchise-Modus ebenfalls an zusätzlicher Bedeutung: Denn vor der Saison könnt Ihr Spieler Eurer Wahl in das Mini-Camp schicken und nach erfolgreicher Bewältigung ihre Eigenschaften aufwerten - eine klasse Idee.

Auch wenn die Madden-Karten fehlen - in einem Punkt ist die PC-Fassung den Konsolen-Usern (allen voran der PS2) um Jahre voraus: Online- und Netzwerk-Spiel. Und hier spielt Madden mit seinen fast ausufernden, aber stets übersichtlichen Playbooks seine ganze Stärke aus. Es macht einfach einen Heidenspaß, sich mit einem menschlichen Gegner auf dem Feld um Yards zu streiten.

Multiplayer-Gelage

War die letztjährige Version schon mehr als ansehnlich, holt die Grafikabteilung dieses Jahr mit dem Vorschlaghammer zum Rundumschlag aus: Grandiose Animationen und nahezu fotorealistische Texturen sorgen zusammen mit der bekannten Präsentation im TV-Stil für ein außerordentliches Grafikvergnügen. Auch an Lichteffekten, echtzeitberechneten Schatten usw. wird nicht gespart. Dabei gibt man sich jedoch was die Voraussetzungen betrifft, sogar noch relativ sparsam: Ab 700 MHz kommt man in einer passablen Auflösung auf ansprechende Ergebnisse. Doch wie so häufig gilt auch hier: Je besser das System, um so schöner die Grafik.

Wer sich stark genug fühlt, kann über das EA Sports-Network auch an einer Saison teilnehmen und sich so den absoluten Wettkampf-Kick geben.

Grafik-Hammer

Kennern der Serie dürfte bekannt sein, dass EA wie jedes Jahr den Kommentar von John Madden und Kollegen im englischen Original belässt. Doch wo sich manche evtl. wegen der fehlenden Lokalisation beklagen, werden die anderen entgegen halten, dass es kein deutscher Sprecher schaffen würde, die Stimmung und das Football-Flair ansprechend zu vermitteln - und da können wir nur Recht geben.

Immer noch Englisch

Die Soundeffekte sind gewohnt gut und für den brachialen Soundtrack wurden wieder zahlreiche namhafte Künstler lizenziert - so z.B. Blink-182, Alien Ant Farm und Nappy Roots. Und wer mit den mitgelieferten Songs rein gar nichts anfangen kann, verwendet einfach einen eigenen Soundtrack.

Fazit

Selbst, wenn es auf dem PC Konkurrenz geben würde, hätte sie es auch dieses Jahr schwer, an Madden vorbei zu kommen. Die integrierten Änderungen sind sinnvoll, aber letzten Endes nur für Hardcore-Spieler interessant, die zudem die nötige Peripherie besitzen müssen. Wieso sich ein entscheidendes Feature wie der Playmaker nur mit einem Zwei-Stick-Pad abrufen lässt, entzieht sich meiner Vorstellungskraft. Dafür jedoch kann der um Management-Möglichkeiten erweiterte Franchise-Modus auf ganzer Linie überzeugen - ebenso wie die endlich integrierte Netzwerk-Funktion, die das aus dem letzten Jahr bekannte Online-Spiel ergänzt. Gelegenheitsspieler sollten allerdings trotzdem überlegen, ob sich die Anschaffung für sie lohnen würde, da sich die Änderungen in einem Spielchen zwischendurch kaum bemerkbar machen. Da es von der technischen Seite ebenfalls nichts auszusetzen gibt, hat sich Madden NFL dieses Jahr den Award redlich verdient. Ein besseres Football-Spiel ist derzeit auf dem PC einfach nicht zu finden.

Pro

  • <li>gewohnt gute Spielbarkeit</li><li>umfangreicher Franchisemodus mit Management-Teil</li><li>online spielbar </li><li>feine Grafik</li><li>gute KI</li><li>Mini-Camp</li><li>starke Editoren</li><li>klasse Sounduntermalung</li><li>neues Playmaker-Feature</li>

Kontra

  • <li>keine Madden-Cards </li><li>nur in Englisch</li><li>im Kern wenig Änderungen zum letzten Jahr</li><li>ohne Pad kaum spielbar </li>

Wertung

PC