Autobahn Raser - World Challenge - Test, Rennspiel, PlayStation2, PC

Autobahn Raser - World Challenge
24.09.2003, Marcel Kleffmann

Test: Autobahn Raser - World Challenge

Alle Jahre wieder kommen nicht nur zahllose EA Sports-Nachfolger heraus, sondern auch qualitativ minderwertige Autobahn Raser-Spiele aus dem Hause Davilex. Der mittlerweile fünfte Teil der gnadenlos verkorksten Serie steht nun in den Startlöchern. Ob sich eine Probefahrt bei der World Challenge lohnt, erfahrt Ihr im Test.

Zwischen den Autobahn Raser-Teilen hatte Davilex noch genügend Zeit, die ebenso schlechten USA-, London- und Urlaubs Raser-Spiele zu entwickeln. Und Genau das zahlt sich jetzt aus: Denn Autobahn Raser World Challenge ist nahezu eine Sammler-Edition aus all den vorherigen Teilen und Auskoppelungen.

Aus Alt mach Neu

Ein Großteil der Strecken aus Autobahn Raser 4 und den eben genannten Ausflügen hält bei World Challenge Einzug und nur deswegen kommt das Entwickler-Team auf eine recht beachtliche Anzahl von 76 Strecken, die insgesamt auf 16 Weltstädte verteilt sind. Viele der bekannten Strecken bzw. Standorte haben die Entwickler allerdings verändert und optisch aufgewertet - sofern man das so nennen kann.

Warum das Spiel überhaupt Autobahn Raser heißt, ist ein weiteres Rätsel, denn irgendwie seid Ihr meistens sowieso nur in Innenstädten unterwegs. Egal ob Ihr nun Eurem Bleifuss in Berlin, Paris, London, New York, Los Angeles oder Miami freien Lauf lasst. Überall in den Städten findet Ihr nette "Sehenswürdigkeiten", die zumindest den Anschein erwecken sollen, in dieser Stadt zu fahren.

Blickfang

In New York dürft Ihr die Freiheitsstatue bewundern, in Berlin logischerweise das Brandenburger Tor, während Ihr in München nach Herzenslust über den Rathaus- und Marienplatz brettert. Neben der Strecke sind also einige halbwegs schöne Sehenswürdigkeiten zu betrachten, aber ansonsten gibt es am Streckenrand überhaupt nichts zu sehen.

Dabei prahlt der Entwickler noch mit einer realistischen Darstellung der Metropolen, aber wie real ist tatsächlich die Münchener-Innenstadt, ohne einen einzigen Lederhosen-Schuhplattler oder Fußgänger? Die gleiche tote Hose setzt sich überall in der World Challenge fort.

Anstatt sich die offizielle Lizenz bei den Herstellern der Fahrzeuge zu holen, sind die Entwickler wieder den üblichen Weg gegangen und haben sich ein Auto ausgesucht, dies digital nachgebaut und ein bisschen verändert. Damit sind die Karren immer noch sofort wieder zu erkennen, aber trotzdem anders. Neben dem Klon eines Audi TT kommt sogar ein Mercedes SL-Oldie im Spiel vor. Insgesamt 23 fast original geklaute Autos findet Ihr im Fuhrpark.

Plagiate

Eigentlich hätte ich erwartet, dass Davilex auch alle Spielmodi aus den Vorgängern zusammenschaufelt und in das Spiel packt, aber dem war nicht so! Nein, Davilex hat sogar den "besten" Modus herausgekommen: Der Karriere-Modus ist entfallen, bei dem Ihr Credits für jeden Sieg bekommen habt und danach Euer Fahrzeuge aufwerten konntet. Auch die blitzende Polizei am Streckrand ist nicht mehr dabei.

Hinweg mit dem Schmarrn

Übrig geblieben sind nur die drei Standard-Modi: Einzelrennen, Zeitfahren und der Liga-Modus, bei dem Ihr einfach nur einige Strecken der Reihe nach abfahren müsst. Hinzugekommen ist ein schon fast spektakulärer (*hüstel*) Mehrspieler-Modus, der es Euch ermöglicht mit einem weiteren Mitspieler an einem PC im Split Screen zu rasen. LAN oder gar "moderner Kram" wie Internet-Unterstützung gibt es nicht - ist vielleicht auch besser so, denn es würde eh keiner spielen.

Die dämlichen Power-Ups und nervigen Sprungschanzen gibt es übrigens immer noch, allerdings kann der Booster kurzfristig für Fun sorgen. Etwas Spaß in den Kurvereien bringt die auf den Strecken herumeiernde Polizei, die Euch während eines Rennens gerne mal rammt und anzuhalten versucht. Aber die künstliche Intelligenz der virtuellen Gesetzeshüter ist ebenso wie die der restlichen Mitfahrer ziemlich bescheiden und kann schnell übertrumpft werden.

Überraschenderweise gibt es auch etwas was sich im Vergleich zum Vorgänger verbessert hat und zwar die Darstellung der "Unfälle". Dank Physik-Engine prallt das Auto realistisch von den Gegenständen ab, dafür ist aber das Flugverhalten in der Luft manchmal arg absurd, da bei einem Luft-Crash das Auto schnell zu einem wilden Brummkreisel mutiert. Nun ja, das Schadensmodell ist einfach zu bewerten, denn es gibt keins. Nach vielen Crashs fängt das Auto mal Feuer und dann "Boom". Dellen, Beulen, zerberstende Scheiben oder abfallende Teile gibt es so wenig wie das Geschwindigkeitsgefühl. Selbst bei Tempo 200 habt Ihr das Gefühl, über die Strecke zu schleichen.

Alarm für Autobahn Raser 13

Grafisch war die Autobahn Raser-Reihe noch nie der Überflieger und auch der fünfte Teil reiht sich nahtlos ein: Die Texturen sind schwach aufgelöst, grob pixelig und oftmals öde. Die Gebäude in den Strecken wiederholen sich regelmäßiger als eine Standard-Sinuswelle bei Wechselstrom und die gesamte Umgebung wirkt aufgrund der niedrigen Polygonzahl ziemlich eckig; das Gleiche gilt für alle Fahrzeug-Modelle. Einige lieblos auf die Strecke gepflanzte Sprungschanzen und Power-Ups schaffen es insgesamt nicht, das öde Streckendesign aufzuwerten.

Optischer Totalschaden, nervtötender Sound

Die Krönung des schlechten Geschmacks sind die GTA-ähnlichen Radiosender in den verschiedenen Städten: dort labert ein gelangweilter Moderator über sinnlose Belanglosigkeiten und spielt grandios durchschnittliche Musik ab. Fast genauso miserabel präsentieren sich die Soundeffekte und die Motorkrächzgeräusche, aber es gibt ja die Rettung: eine Soundabschaltfunktion in den Optionen.

Fazit


Die Abkürzung Autobahn Raser WC (World Challenge) spricht mehr als tausend Worte, denn selbst ein Gang auf`s Klo macht mehr Spaß als eine Partie Autobahn Raser. An diesem Rennspiel stimmt eigentlich gar nichts: Das Streckendesign ist langweilig, die Autos fahren sich unrealistisch, das Leben neben der Strecke gibt es eh nicht und die sinnlosen Power-Ups sowie Sprungschanzen sind mehr lästig als hilfreich. Hinzu kommt ein lächerliches Geschwindigkeitsgefühl, eine strohdoofe KI, eine grausame Soundkulisse, eine durchschnittliche Grafik und keine nennenswerten Highlights bei den Spielmodi. Einzig und allein die Städte können dank der netten Sehenswürdigkeiten zu der ein oder anderen Raser-Partei einladen. Gegen einen Mitspieler im Split Screen-Modus macht das Rennen sogar kurzfristig Spaß, sofern man das "Spaß" nennen kann, bei solch starken Konkurrenztiteln wie World Racing, das in allen Belangen meilenweit besser ist als Autobahn Raser WC.

Pro

  • <li>viele Strecken</li><li>nette Sehenswürdigkeiten</li><li>abschaltbare Radio-Sender</li><li>Split Screen-Modus</li><li>nur 19,99 Euro</li>

Kontra

  • <li>fast kein Geschwindigkeitsgefühl</li><li>keine Autobahnstrecken</li><li>lächerliche Fahrphysik</li><li>durchschnittliches Streckendesign</li><li>kein Leben neben dem Kurs</li><li>Radiosender jenseits der Schmerzgrenze</li><li>strohdoofe KI</li><li>schlechter Sound</li><li>überholte Grafik</li><li>nur Standard-Spielmodi</li><li>keine Original-Lizenzen</li><li>schwache Modelle der Autos</li><li>kein richtiger Multiplayer-Modus</li>

Wertung

PC