Colin McRae Rally 04 - Test, Rennspiel, XBox, PC, PlayStation2

Colin McRae Rally 04
27.09.2003, Mathias Oertel

Test: Colin McRae Rally 04

Letztes Jahr blieb der erste Next-Generation-Ausflug der Colin McRae Rally-Serie etwas hinter den Erwartungen zurück. Mit dem Ergebnis, dass der ehemalige Genre-Primus sich auf der PS2 hinter WRC 2 Extreme nur auf Platz 2 setzen konnte. Doch dieses Jahr will der rasende Schotte zurückschlagen. Ob Colin McRae Rally 04 (ab 32,99€ bei kaufen) wieder zu alter Größe zurückkehren und seine angestammte Führungsposition übernehmen kann, erfahrt Ihr im Test.

Obwohl Colin McRae Rally 3 wahrlich kein Spiel war, blieb der erste Next-Generation-Ausflug des schottischen Rallye-Fahrers doch etwas hinter den Erwartungen zurück. Während die Fahrphysik und Steuerung auf Anhieb gefallen konnten, hatte man bei vielen anderen Punkten das Gefühl, das ess sich bei dem Spiel um einen Schnellschuss handelte: Vieles wirkte noch nicht ganz fertig, zeigte aber das Potenzial, das seit Jahren die Colin McRae-Spieler begeistert hat.

Spielerisch runderneuert

Wart Ihr im Vorgänger gezwungen, als Colin McRae (damals noch im Ford Focus) die Rallye-Krone zu ergattern, habt Ihr nun die freie Fahrzeugwahl. Anfänglich ist die grundsätzliche Auswahl noch relativ klein. Dies wird jedoch durch die verschiedenen Fahrzeugklassen ausgeglichen, die Euch zur Verfügung stehen. Neben den üblichen 4WD-Wagen stehen auch beispielsweise die etwas schwächeren 2WD-Modelle zur Verfügung. Der Fuhrpark wird aber mit der Zeit durch freispielbare Fahrzeuge noch auf insgesamt 21 aufgestockt.

Insofern ist es um so erfreulicher, dass Codemasters bei der Neuauflage, die immerhin nur ein Jahr später erscheint, sichtlich bemüht ist, die Vorjahresscharte auszuwetzen - und das mit einigem Erfolg.

In einem Punkt ist die Colin McRae-Serie der versammelten Konkurrenz seit Jahren voraus: Das Zusammenspiel zwischen Steuerung, Fahrgefühl und Fahrphysik. Daran hat sich auch dieses Jahr nichts geändert - ganz im Gegenteil: Mit CMR 4 wächst Codemasters über sich hinaus und bietet Euch ein bis jetzt noch nicht da gewesenes Fahrerlebnis.

Auch bei den Spielmodi hat sich einiges getan: Nicht nur, dass Ihr die Saison nun auch zu zweit fahren könnt, Ihr könnt aus den bereits freigespielten Etappen z.B. auch Eure eigene Rallye zusammenstellen.

Immer noch König

Die wesentlichste Verbesserung ist jedoch das stark verbesserte Schadensmodell: Hatte man in Teil 3 das Problem, dass man den Wagen sehr schnell in seine Einzelteile zerlegt hatte, dauert es nun ein gutes Stück länger, bis Ihr deutlich sichtbare Schäden nehmt.

Die verschiedenen Untergründe sind deutlich spürbar, der Wagen gibt Euch niemals das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren und die spartanischen, aber vollkommen ausreichenden Tuning-Optionen lassen sich ebenfalls im Fahrverhalten bemerken.

Nicht nur spielerisch, auch grafisch hat sich die Colin McRae-Serie im vergangenen Jahr weiterentwickelt. Vor allem ist es den Grafikern gelungen, endlich die immens störenden Popup-Probleme der letzten Ausgabe in den Griff zu kriegen.Ob dies nun an einem cleveren Streckenlayout liegt oder einfach an einer verbesserten Engine, lässt sich zwar nicht so einfach feststellen, ist aber im Endeffekt auch unerheblich - wichtig ist nur, dass man von der verbesserten Grafik nicht mehr abgelenkt wird.

Das heißt jedoch nicht, dass die Schäden keine Auswirkungen haben. Denn selbst kleinere Unfälle machen sich sofort in Leistung und Fahrverhalten bemerkbar - allerdings in einem sehr realistischen Maßstab.

Multiplayer-Fun?

Wie schon erwähnt, könnt Ihr die Saison auch nacheinander mit zwei Spielern erleben, wodurch sich der Spielspaß schon einmal immens steigert.

Bei den übrigen Multiplayer-Modi mag jedoch nicht so recht Spaß aufkommen, was dem Zwei-Spieler-Splitscreen-Modus zuzuschreiben ist, der deutlich hinter der Vier-Spieler-Variante auf der Xbox zurück bleibt.

Doch für ein unterhaltsames Duell zwischendurch kann man wahrlich auch schlechtere Spiele finden.

Grafisch aufgepeppt

Doch nicht nur die Umgebungen sehen einen Tick besser aus als in CMR 3 (auch wenn die Texturen nicht immer realistisch wirken), vor allem die Autos haben nochmals richtig zugelegt. Angefangen von dem obligatorischen Schmutz, der sich nach und nach am Auto sammelt, über die Umgebungsspiegelungen im Lack bis hin zum optisch eindrucksvollen Schadensmodell und der bekannt guten Wettereffekte ist Colin McRae Rally 04 eine Augenweide.

Abgesehen von einer auf Dauer eher nervigen Musik in den Menüs gibt es akustisch wenig auszusetzen. Die Ansagen des Co-Piloten sind extrem akkurat und klingen dieses Jahr auch nicht ganz so abgespult wie in der Vorjahresversion. Und dass die diversen Motoren höchst sonor und authentisch aus den Lautsprechern dröhnen, erfreut das Ohr genauso wie die akkuraten Schadensgeräusche bei Kollisionen mit der Umgebung.

Allerdings vermisst man hier und da doch etwas Bewegung in den weitestgehend statischen Umgebungen. Doch da die vermittelte Geschwindigkeit optimal passt, werden sich daran vermutlich nicht viele Spieler stören.

Worauf man auch verzichten muss, ist die enorme Weitsicht, wie sie beispielsweise WRC 2 Extreme auf der PS2 bietet. Aber dies ist ebenfalls nur eine kleine Pille, die man angesichts der ansonsten opulenten Grafik stillschweigend schluckt.

Feine Akustik

Fazit


Respekt! Nach dem durchwachsenen, wenn auch zweifellos brauchbaren dritten Teil hat sich Codemasters richtig ins Zeug gelegt und liefert ein fantastisches Rallye-Spiel ab. Steuerung, Fahrphysik und Schadensmodell sind schlichtweg grandios und sorgen für ein rundum gelungenes Fahrvergnügen. Grafisch befindet man sich ebenfalls auf einem hohen Niveau, kann aber nicht ganz mit der Weitsicht in der WRC-Serie mithalten. Auch der Umfang ist im Vergleich zur engsten Konkurrenz eher gering, obwohl man mit den zahlreichen Fahrzeugklassen auf den 48 Strecken lange beschäftigt ist. Vorerst kann sich Colin McRae Rally 04 knapp an WRC 2 vorbei schieben und die Führung im Genre übernehmen. Doch da WRC 3 auch schon in den Startlöchern steht, wird sich zeigen müssen, ob diese Führung auch langfristig Bestand hat. In jedem Fall gibt es derzeit kein anderes Rallye-Spiel, das sich in fahrerischen Belangen einfach so "richtig" anfühlt.

Pro

  • <li>Fahren nicht nur als Colin McRae möglich</li><li>ausgefeilte Fahrphysik</li><li>fantastisches Fahrgefühl</li><li>grandiose Steuerung</li><li>angenehmer Schwierigkeitsgrad</li><li>exzellentes Schadensmodell</li><li>Saison auch für zwei Spieler</li><li>zahlreiche Fahrzeuge in verschiedenen Klassen</li><li>klasse Grafik</li>

Kontra

  • <li>unbelebte Strecken</li><li>ohne offizielle Lizenz</li><li>staubtrockene Präsentation</li><li>nervige Musik</li>

Wertung

PlayStation2