Freedom Fighters - Test, Action-Adventure, PC, GameCube, PlayStation2, XBox

Freedom Fighters
11.10.2003, Marcel Kleffmann

Test: Freedom Fighters

Eckhardt, die Russen kommen!!! Dieser Spruch passt bei Freedom Fighters (ab 22,03€ bei kaufen) wie die Faust auf´s Auge, denn die USA werden in einer fiktiven Parallelwelt von der übermächtigen Sowjetunion angegriffen und besetzt. Jetzt liegt es an Euch, die Rote Armee wieder nach Hause zu schicken. Was Euch alles als Freiheitskämpfer erwartet und wie actionreich der Kampf gegen die Besatzer vonstatten geht, erfahrt Ihr im Test.

Ihr übernehmt die Rolle des Klempners Christopher Stone, der mit seinem Bruder an einem stinknormalen Tag in New York unterwegs ist, um die Rohre einer kapitalistischen Frau mal ordentlich frei zu spülen. Als Ihr die Wohnung betretet, findet Ihr nur einen miefigen Ausguss, aber keinen Kunden vor. Stattdessen marschiert die Rote Armee in die Wohnung rein, knöpft sich Euren Bruder vor und inhaftiert ihn.

Die Welt sieht rot

Stellt Euch vor: Der Zweite Weltkrieg wäre nicht so ausgegangen, wie es in den Geschichtsbüchern steht. Was wäre, wenn die Sowjetunion am Ende des Krieges eine Wasserstoffbombe auf Berlin geworfen hätte?

Diese Frage beantwortet IO Interactive in dem Actionspiel Freedom Fighters. Denn die Sowjetunion konnte die Herrschaft über ganz Europa erlangen und greift eines schönen Tages die Hochburg der Kapitalisten an: die USA.

Ottonormalpatriot

Anschießend flüchtet Ihr durch die Schluchten von Manhattan vor russischen Hubschraubern, herunterstürzenden Trümmerteilen und sucht mit einigen Verbündeten Unterschlupf in der Kanalisation. Dort plant Ihr mit einigen Gleichgesinnten, die Heimat zu befreien.

Dass Klempner prädestinierte Helden sind, wissen wir seit Super Mario und deswegen stürmt Ihr aus der Wohnung raus und erklärt den kommunistischen Gefahrensuchern mit der Rohrzange den American Way of Life.

Ihr steuert den Klempner-Revoluzzer aus der Third-Perspektive und müsst in den ersten Missionen bestimmte Schlüsselpunkte in New York erobern, nämlich das Postamt, die Polizeiwache, den Hafen und so weiter. Dazu müsst Ihr Euch durch das entsprechende Gelände durchkämpfen und am Ende auf dem Dach des jeweiligen Gebäudes das Sternenbanner hissen.

So hanebüchen und pseudo-patriotisch die Story auch ist, so gut aufgebaut sind die Missionen. In Eurem Kanal-Hauptquartier bekommt Ihr ein paar Aufträge spendiert und könnt auf der Gebietskarte genau entscheiden, welcher Einsatz an nächster Stelle bestritten werden soll.

Komplexe Missionen

Oft müsst Ihr sogar zwischen den Schauplätzen hin und her pendeln, um bestimmte Gegenstände oder Personen zu finden oder kleine Ziele zu erreichen. Manchmal stehen sogar kleine Alternativewege zur Lösung einer Mission bereit, die etwas mehr Abwechslung bieten als der sture lineare Hauptweg. Speichern dürft Ihr übrigens nur zwischen den Missionen oder an den Kanaldeckeln - eine freie Speicheroption wird dem Spieler verwehrt.

Meistens stehen mehrere Schauplätze zur Auswahl, wie am Anfang die Postzentrale oder das Polizeirevier. Durch geschickte Wahl der einzelnen Szenarien könnt Ihr den weiteren Spielverlauf vereinfachen oder überhaupt fortführen.

In der recht kurzen, dafür aber sehr knackigen Kampagne (7-10 Stunden Spielzeit) verschlägt es Euch an die unterschiedlichsten Orte. Ihr kämpft in Häuserschluchten, Schützengräben, dann auf Straßen oder U-Bahnstationen, weiter geht es in Häuser rein und danach raus auf die Straße und dies egal bei welchen Wetter. Für Auflockerung im Baller-Klempner-Alltag.sorgen zwischendurch Rettungs- oder Demolierungsmissionen.

Abwechslung braucht das Land

Sobald Ihr wichtige Elemente in den Missionen erfüllt, patriotische Heldentaten durchführt oder Nebenquests löst, bekommt Ihr Charisma-Punkte spendiert. Je mehr dieser Punkte Ihr verdient, desto mehr Gefolgsleute könnt Ihr mit in den Freiheitskampf nehmen - maximal zwölf Revoluzzer dürfen sich Euch anschließen. Diese Leute laufen meistens hinter dem Helden her und nehmen selbstständig Feinde unter Beschuss.

Fight for your right

Mit Hilfe von drei Tastaturkommandos könnt Ihr Euren Mitgliedern sogar Befehle geben und diese an die Front schicken, die Stellung halten oder aufschließen lassen. Die Position des Fadenkreuzes ist dabei übrigens die örtliche Vorgabe.

Ansonsten stellen sich Eure Kollegen recht schlau an, nehmen den Gegner gekonnt unter Feuer, nutzen die Umgebung als Deckung und geben sich untereinander Feuerschutz. Manchmal übernehmen die Kollegen sogar stationäre Geschütze. Ähnlich geschickt stellen sich ebenfalls die KI-Soldaten der Roten Armee an, auch wenn die Intelligenz zwischendurch mal komplett ausfällt. Ins Gewicht fallen diese Totalausfälle aber kaum.

Das Szenario haben die dänischen Entwickler wirklich schön umgesetzt, denn an den Gebäuden prangern Rote Flaggen mit den bekannten russischen Emblemen. Auch Plakate der Marke "Join the Red Army" sowie in New York herumstehende Straßenblockaden mit entsprechenden Markierungen erwecken das Szenario zum Leben. Die Story an sich wird durch schön gemachte Zwischensequenzen in Form einer kommunistischen, teilweise sehr zynischen Nachrichtensendung erzählt.

Umgebung

Das grafische Grundgerüst zu Freedom: Fighters bildet die Glacier-Engine, die wirklich gute Dienste leistet. Die Metropole wurde schön in Szene gesetzt, obwohl neben dem Hauptspielweg die Detailvielfalt stark nachlässt und einige Texturen etwas hochauflösender sein könnten. Richtig in Fahrt kommt die Engine erst bei den dynamischen Licht- und Schatteneffekten, den tollen Rauch- und Feueranimationen sowie bei Wettereffekten inklusive dichtestem Schneegestöber.

Grafik

In diesen Hochhausschluchten tummeln sich viele, geschmeidig animierte Gegner, die allerdings recht kantig wirken und kaum verschieden aussehen; hier gibt es Abzüge in der B-Note. Gelungen ist hingegen die Physik-Engine, die für die korrekte Darstellung von herumfliegenden Teilen bei Explosionen sorgt. Lediglich die Flugbahn der Molotow-Cocktails ist offenbar unbeeinflusst davon.

In den Straßen von New York knallt und kracht es an jeder Ecke. Auch die komplett deutsche Sprachausgabe präsentiert sich auf hohem Niveau inklusive russischem Akzent der Besatzer. Beim Soundtrack reicht es eigentlich aus, nur den Namen Jesper Kyd zu nennen, denn dieser steht für Qualität.

Sound

Schon in Hitman 2 demonstrierte er, wie eine fast perfekte musikalische Untermalung aussehen kann und auch für Freedom Fightes hat sich der Komponist ins Zeug gelegt, denn eine ziemlich interessante Mischung aus klassischer Musik mit modernen Untertönen und russischem Chorgesang untermalt das Geschehen.

Fazit


Freedom Fighters ist ein einfach gehaltenes, aber dennoch sehr unterhaltsames Actionspiel ohne störenden Schnickschnack. Die actiongeladenen Ballereien sind sehr spaßig und mit dem rekrutierbaren Teamkollegen manchmal sogar taktisch fordernd. Verknüpft mit abwechslungsreichen, teilweise gar zusammengehörigen Missionen, weitgehend toller KI und dem abgedrehten Szenario bildet das Spiel ein rundum gutes Gesamtbild. Untermalt wird das Ganze von einem genialen Soundtrack und auch die Übersetzung ist klasse. Nur die monotonen und eckigen Gegner trüben den Gesamteindruck. Weitere Abzüge in der B-Note gibt es für das oft sehr durchschaubare Leveldesign und das unnötige Checkpoint-Speichersystem. Wenn Ihr auf pure Third-Person-Action in bester Qualität steht, dann dürfte Freedom Fighters das richtige Spiel für Euch sein - allerdings solltet Ihr über den Pseudo-Patriotismus hinwegsehen können.

Pro

  • <li>abgedrehtes Szenario</li><li>witzige, zynische Seitenhiebe</li><li>actiongeladenes Spielkonzept</li><li>packende Massen-Gefechte</li><li>abwechslungsreiche Missionen</li><li>teilweise zusammenhängende Einsätze</li><li>flotte Action mit nicht-linearen Elementen</li><li>simples, funktionierendes Team-Management</li><li>größtenteils klasse KI</li><li>einfache, intuitive Steuerung</li><li>schöne Szenario-Grafik mit guten Lichteffekten</li><li>absolut grandioser Soundtrack von Jesper Kyd</li><li>gute Sprachausgabe und Soundkulisse</li>

Kontra

  • <li>knapp zehn Stunden Spielzeit, danach lässt die Motivation schnell nach</li><li>teilweise sehr offensichtliches Level-Design</li><li>polygonarme Charakter-Modelle</li><li>wenig unterschiedliche Gegner</li><li>kein freies Speichern, nur an einigen festen Punkten</li>

Wertung

PC