IndyCar Series - Test, Rennspiel, PlayStation2, XBox, PC

IndyCar Series
13.10.2003, Marcel Kleffmann

Test: IndyCar Series

In unseren Breitengraden genießt die IndyCar Racing-Serie eher ein Schattendasein - sei es im Fernsehen oder bei den Rennspiel-Fans. Warum auch das neueste Spiel nichts daran ändern wird, und was an den endlosen Kreisumrundungen so nervt, erfahrt Ihr im Testlauf!

Sind Euch Formel 1-Rennen zu langweilig, weil es zu wenig Überholmanöver gibt? Wenn Euch solche Szenen schon öfters widerfahren sind, dann solltet Ihr mal einen Blick auf das amerikanische IndyCar-Racing werfen. Denn bei dieser Rennart brettert eine Mischung aus Formel 1-Bolide und Nascar-Wagen über ein knapp zwei Kilometer kurzes Streckenoval.

Kreisverkehr

Besonders spektakulär klingt das bisher nicht, aber stellt Euch vor, wenn knapp 30 Autos mit über 300 Kilometern in der Stunde über die Piste jagen: Überholmanöver fast im Sekundentakt und ebenso häufig könnt Ihr Crash-Tests miterleben. Im Spiel von Codemasters sieht das Ganze allerdings anders aus…

Bevor Ihr in die virtuelle Haut eines der 27 lizenzierten Fahrer schlüpft und dann auf den 14 nachgebildeten Eier-Strecken um die Meisterschaft kurvt, könnt oder besser müsst Ihr die Fahrschule über Euch ergehen lassen. In acht komplexen Lehrgängen erklärt Euch das Spiel, wo die Bremse ist, wie das Gaspedal funktioniert und wie Ihr theoretisch ein Rennen gewinnen könnt. Werdet Ihr dann als taufrischer IndyCar-Pilot auf die Strecke gelassen, zeigt sich ziemlich schnell die bittere Realität.

Fahrschule

Denn Ihr werdet feststellen, dass Ihr überhaupt keine Chance gegen die computergesteuerten Kollegen habt. Die zahlreichen KI-Gegenspieler fahren eine dermaßen konkurrenzlos harte Linie, dass Ihr von vorderen Plätzen erstmal nur träumen dürft und selbst viele Rennversuche später sind die ersehnten Podiumspositionen noch immer in weiter Ferne.

Schwer, schwerer, IndyCar Series

Eine Option, die Gegner-KI schwächer einzustellen, fehlt vollkommen - ein fataler Fehler der Entwickler. Unter den fortgeschrittenen Einstellungen könnt Ihr zwar die "intelligente Gegneranpassung" aktivieren, diese hat aber keinen Einfluss auf die Stärke der KI-Renner.

Ihr könnt nur darauf hoffen, in den beiden Qualifikationsrunden eine gute Position zu ergattern und diese dann im Rennverlauf zu halten, denn Überhol-Vorgänge gestalten sich, gelinde gesagt, mehr als haarig. Besonders die Rad an Rad-Duelle auf engstem Raum oder gar in den Steilkurven wirken dank der übermäßig realistischen Darstellung der Fahrphysik wie ein unlösbarer Spießrutenlauf.

Ein kleiner Rempler beim Duell, ein flottes Ausbrechen des Wagens oder gar der kurzfristige Schlenker von der Ideallinie wird so hart bestraft, dass Ihr gleich von mehreren Gegnern einkassiert werdet. Daher solltet Ihr Überholvorgänge getrost schon einige Tage vorher planen, bevor Ihr sie umsetzen wollt. Selbst in einer verkehrsberuhigten Einbahnstraße gibt es mehr Überholmanöver als bei IndyCar Series - angesichts der Realität dieses Rennsports ein Witz.

In den verschiedenen Spielmodi tobt Ihr Euch entweder eine volle Saison lang aus, lasst Euch von einem IndyCar-Meister hilfreiche Tipps geben oder fahrt die legendäre Indy500 auf dem Brickyard von Indianapolis. Individuelle Streckenoberflächen, die den Grip des Wagens beeinflussen, sorgen neben dem Original-Reglement, Flaggen- und Straf-System für echte IndyCar-Atmosphäre - die wir in Europa allerdings nicht ganz nachvollziehen können. Warum jedoch kein Mehrspieler-Modus enthalten ist, bleibt weiterhin ein ungelöstes Rätsel.

Endet dann mal ein Überholversuch in einem hässlichen Karosserie-Modell eines KI-Autos oder gar mit dem Kuss der biederen Streckenmauer, dann können sogar durchaus spektakuläre, aber leider auch unrealistische Crash-Szenen entstehen. Besonders bei schweren Unfällen erreicht Ihr schnell die Grenze der Crash-Engine, da sich die Autos in der Luft lächerlicherweise nur um ihre eigene Achse drehen. Je nach festgelegter Schadensoption könnt Ihr nach einem Unfall unbeirrt weitergurken oder müsst Euer beschädigtes Auto in die Box bringen - falls Eure Karre noch so weit fährt.

Mächtiger Bada-Bumm

Das Geschwindigkeitsgefühl kommt bei IndyCar Series gut rüber, daher hat der Spieler wirklich das Feeling am Steuer eines Hochgeschwindigkeitsautos zu sitzen. Ansonsten präsentiert sich die Grafik eher durchschnittlich, denn Strecke und Tribünen sehen zwar nett aus, mehr aber auch nicht. Das Gleiche gilt für die Fahrzeug-Modelle, die einen halbwegs brauchbaren Eindruck machen, jedoch einige Details mehr vertragen könnten.

Grafik & Sound

Vor allem in den Crashszenen könnte deutlich mehr mit den Autos passieren, da nur ein paar hässliche Texturbrocken oder grässliche Funken bei einem Unfall aufgeschleudert werden. Neben der Strecke ist übrigens überhaupt gar nichts los. Untermalt wird das Renngeschehen von treibender Musik, röhrenden Motoren und einem abgehackt arrangierten Boxenfunk.

Fazit


Codemasters? Setzen! Sechs! Der Schwierigkeitsgrad ist eine Frechheit, denn selbst Stunden nach der Fahrschule sind die endlosen Oval-Umrundungen immer noch viel zu schwer. Eine Option, die Stärke der KI-Fahrer festzulegen hätte hier ungemein geholfen. Aber so machen die Duelle gegen die computergesteuerten Fahrer kaum Spaß. Viel zu wenig Überholduelle im Vergleich zum tatsächlichen Rennalltag sowie die durchschnittliche Streckengrafik lassen die Wertung weiter Richtung Keller rasen. Das Fehlen des Mehrspieler-Modus setzt dem Ganzen noch die Krone der Unzulänglichkeit auf. Doch trotz aller Kritik ist wenigstens das Fahr- und Geschwindigkeitsgefühl ganz gut gelungen und auch die liebevollen IndyCar-Details sind nett - jedenfalls für Fans.

Pro

  • <li>realistisches Fahrgefühl</li><li>gute Fahrphysik</li><li>offizielle Indycar-Lizenz</li><li>gutes Geschwindigkeitsgefühl</li><li>gut umgesetzte Strecken</li><li>fordernde KI</li><li>Indy500-Modus</li><li>hilfreiche Fahrschule und Trainingslektionen</li><li>individuelle Streckenoberflächen</li><li>nette Datenbank mit vielen Infos</li>

Kontra

  • <li>kein Rückspiegel</li><li>kein Mehrspieler-Modus</li><li>viel zu starke KI ohne Option zum Vereinfachen</li><li>wenig Überholduelle im Vergleich zum tatsächlichen Rennalltag</li><li>durchschnittlche Streckengrafik</li><li>mittelmäßiger Sound ohne Höhepunkte</li><li>abgehackter Boxenfunk</li><li>unrealistisches Crashverhalten bei starkem Aufprall</li><li>auf die Dauer sehr langweilig</li><li>nur für Fans</li>

Wertung

PC