Halo - Test, Shooter, PC

Halo
18.10.2003, Marcel Kleffmann

Test: Halo

Endlich ist es so weit: Der Master Chief landet auf dem PC! Zwei Jahre nach dem grandiosen Siegeszug auf der Xbox will der 3D-Shooter Halo nun auch auf dem heimischen Computer für Ballerspaß auf der Ringwelt sorgen. Ob der Plan der Entwickler aufgegangen ist, und ob Halo noch immer Spaß macht, erfahrt Ihr im Test!!!

Vor mehr als drei Jahren sorgte das Spiel für Aufsehen in der gesamten Szene, vor allem wegen der sensationellen Grafik. Aber dann machte Microsoft den PC-Besitzern einen Strich durch die Rechnung und kaufte Entwickler Bungie, damit Halo als Präsentationstitel für die Einführung der Xbox zur Verfügung stand. Der Deal gelang und Halo wurde das Highlight auf der Blackbox. Mittlerweile sind knapp zwei Jahre vergangen und endlich dürfen sich PC-Zocker auf einen Besuch der Ringwelt freuen - Vorhang auf!

PC - Xbox - PC

Ein fliegender Truppentransporter bringt Euch zum nächsten Einsatz. Ein Blick nach draußen genügt und Ihr seht schon die Ziel-Insel am Horizont, umgeben von wunderschönem klaren Wasser. Der Transporter schwebt langsam, aber mächtig auf den Strand zu, dreht dort und Ihr springt mit Euren Teamkollegen raus. Sofort zerstören die ersten Schüsse die Ferienidylle, Granaten fliegen durch die Luft und merkwürdige Alien-Geschosse surren an Euch vorbei.

Mitten im Kampf

Ihr versteckt Euch hinter einer Kiste, aber immer mehr Feinde kommen in Sicht, schießen weiter und prompt fallen die ersten Teammitglieder. Ihr nehmt Euch ein Herz, ladet die MG-Knarre durch, springt hinter der Deckung hervor und ballert aus vollen Rohren - vier Aliens erlegt, aber noch mindestens zwanzig übrig. Da hilft nur noch die Granate und eine deftige Feuersalve. Gesagt getan und so langsam werdet Ihr der feindlichen Übermacht Herr. Bis dann endlich die Kavallerie, wie immer zu spät, mit Verstärkung eintrifft.

Die außerirdischen Covenants führen einen unbarmherzigen Krieg gegen die Erdlinge und es sieht schlecht aus für die Menschen, denn die Aliens sind besser ausgerüstet und zahlreicher. Die letzte Hoffnung liegt bei den Master Chiefs. Dies sind verbesserte Kämpfer, die wesentlich effizienter agieren als normale Soldaten. Dennoch haben es die Covenants geschafft, sämtliche Master Chiefs bis auf einen auszuradieren und genau dessen Rolle übernehmt Ihr. Fernab von der Erde, auf dem Raumschiff Pillar of Autumn stationiert, werdet Ihr unsanft aus dem Kälteschlaf gerissen, denn die Covenants greifen an! Es bleibt nur eine Fluchtmöglichkeit: eine seltsame ringförmige Welt in der Umlaufbahn eines Gasgiganten...

Alien-Attacke

Nachdem Ihr mit einem Rettungsschiff auf Halo gelandet seid, geht der Kampf um die Zukunft der Menschheit weiter. Denn die künstliche Intelligenz des Raumschiffs befindet sich in Eurem Daten-Speicher und diese KI kennt die Koordinaten der Erde. Wegen dieser brisanten Fracht dürfen Euch die Aliens nicht erwischen. Also heißt es sofort die Flucht ergreifen, Verbündete suchen und kämpfen…

Ab in die Schlacht

Die durchaus fesselnde und manchmal sogar überraschende Geschichte von Halo führt Euch durch zehn sehr lange Levels. Dabei wird die Geschichte ausschließlich durch In-Game-Zwischensequenzen oder direkt in der Ego-Sicht fortgeführt. In den abwechslungsreichen Einsätzen müsst Ihr Verbündete suchen, Jeeps fahren, Alien-Technik ausfindig machen, den Captain retten, die gigantische Bibliothek durchforsten und das Geheimnis der Ringwelt lüften.

Euer Kampf für die Menschheit wird auf der Oberfläche sowie in vielen Innenräumen ausgetragen. Die eigentliche Stärke von Halo sind dabei die Außenlevels: Weite grüne Gras-Landschaften, sandige Wüsten, schneebedeckte Eistäler oder gar eine vom Wasser umgebene Insel machen die Gefechte zu einer wahren Wonne. Kombiniert mit den steuerbaren Fahrzeugen und den cleveren Team-Kameraden sind die Außenweltduelle richtig klasse.

Oben und unten

Deutlich schwächer präsentieren sich die Innenräume, die erstens grafisch nicht ganz so überzeugen können, aber noch schlimmer, sich ständig wiederholen. Das gleiche symmetrische Modell ein und desselben Raumes wird mehrere Male hintereinander verwendet und damit schnell langweilig; hier fehlt die Abwechslung. Die Krönung des Level-Recyclings ist die Bibliothek in der Mitte des Spiels, in der Ihr vier mal das gleiche lange Grundkonzept hintereinander über Euch ergehen lassen müsst.

Action-Fans werden sich angesichts der Waffenkapazität des Master Chiefs umgewöhnen müssen, denn der Superheld kann nur zwei Waffen plus Granaten auf einmal tragen. Ihr müsst Euch immer genau überlegen, welche der insgesamt neun Feuerspender Ihr mitnehmen möchtet. Das Waffen-Repertoire reicht dabei von einfacher Pistole über ein Maschinen- und Scharfschützengewehr, eine Plasmaknarre, dem obligatorischen Raketenwerfer, bis hin zum Kristall-Werfer.

Waffen & Gegner

In der insgesamt hervorragend ausbalancierten Einzelspieler-Kampagne trefft Ihr auf knapp zwölf Gegnertypen, die allerdings nur auf maximal sechs unterschiedlichen Modellen basieren. Für einen 3D-Shooter ist das entschieden zu wenig. Ganz zu schweigen davon, dass die Gegner nicht jedermanns Geschmack sind, da die kleinen Covenants eher niedlich als gefährlich wirken. Später kommt mit "der Flut" ein bisschen Abwechslung in den Balleralltag. Mehr und vor allem unterschiedlichere Gegner hätten sicherlich nicht geschadet.

Grandios präsentiert sich hingegen die künstliche Intelligenz der Gegner sowie der eigenen Soldaten. Sie gehen geschickt in Deckung, arbeiten effektiv zusammen, geben sich gegenseitig Feuerschutz oder hechten bei Grantenanflug in Sicherheit. In Verbindung mit den steuerbaren Fahrzeugen offenbart sich weitaus mehr Spielspaß-Potential, denn nichts ist schöner, als mit dem Jeep durch die Prärie zu heizen, während ein KI-Kollege das fette MG bedient und der Beifahrer mitballert. Fahrt Ihr gar den fetten Skorpion-Panzer, setzen sich Eure Mitstreiter auf die Seiten des Panzers und attackieren selbstständig.

KI & Fahrzeuge

Sobald Ihr in eines der Fahr- oder Flugzeuge einsteigt, wechselt das Spiel automatisch in die Schulterperspektive. Die Steuerung der Vehikel gestaltet sich ziemlich gewöhnungsbedürftig, denn Ihr lenkt nicht direkt das Fahrzeug, sondern die Kamera. Das Vehikel fliegt bzw. fährt dann von selbst in die Richtung, in die Ihr gerade schaut. Diese ziemlich unkonventionelle Steuerungsart müsst Ihr erst einige Minuten testen, aber danach geht alles wunderbar von der Hand.

Lediglich der Mehrspieler-Modus wurde generalüberholt. In stolzen 15 Spielmodi könnt Ihr Euch nun auf 19 schönen Karten austoben. Neben dem obligatorischen Deathmatch und Capture-the-Flag-Varianten ist besonders das Wettrennen sowie King of the Hill sehr spaßig. Generell macht der Multiplayer aber am meisten Spaß, wenn Ihr mit Fahrzeugen unterwegs seid.

PC-Änderungen & Multiplayer-Modus

Ebenso wie die Steuerung der Fahrzeuge präsentiert sich auch das Speicher-System ziemlich konsolig, da Ihr nur an bestimmten, sinnvoll gesetzten Checkpoints sichern dürft. Deutlich einfacher geht hingegen das Zielen mit der Maus von der Hand.

Mit dem flinken Nager könnt Ihr wesentlich besser und gezielter anvisieren als mit dem trägen Pad. Ansonsten hat sich in der Einzelspieler-Kamapagne nichts gegenüber der Xbox-Version geändert.

PC-Spieler dürfen übrigens im Mehrspieler-Modus den vernichtenden Kurzstrecken-Flammenwerfer einsetzen und den Raketen-Buggy fahren. Die kooperative Kampagne fehlt leider vollkommen. Schade, schade, denn genau diese hat auf der Xbox für durchzechte Nächte gesorgt.

Wenn man bedenkt, dass Halo vor zwei Jahren auf der Xbox erschienen ist, dann kann sich die Grafik immer noch sehen lassen. Besonders die Partikel-Effekte, die Wasser-Reflektionen, der Schattenwurf sowie die teilweise mit Bump-Mapping überladenen Texturen machen einen klasse Eindruck. Mehr Details könnten jedoch die Charaktere vertragen, die polygonarme Darstellung der Außenwelt sowie die mageren Innenlevels. Akkurat präsentiert sich allerdings die Darstellung der Physik, vor allem beim Einsatz von Granaten.

Grafik & Sound

Akustisch ist an Halo nichts auszusetzen, die Musik ist rundum passend und untermalt das Geschehen packend, während die Surround-Soundeffekte die tolle Kulisse im Kampf unterstützen. Die gleiche Qualität zeigt die Sprachausgabe.

Fazit


Erst die Skepsis, dann die Euphorie! Die lange Wartezeit und die nicht gerade überzeugende Vorstellung auf der Games Convention ließen mich an der Qualität des PC-Halos zweifeln. Aber ich wurde vom Gegenteil überzeugt: Sofort nach der Installation packte mich der 3D-Shooter und ließ mich erst nach einigen Stunden wieder los - und das, obwohl ich Halo schon auf der Xbox durchgezockt hatte. Was ist also so besonders an diesem Spiel? Ganz einfach: Es ist die erstklassige Mischung aus packender Atmosphäre, actiongeladener Gefechte, grandioser künstlicher Intelligenz sowie exzellent ausbalancierter Missionen. Ganz zu schweigen von den herrlichen Jeep-Fahrten. Wo Licht ist, da ist aber auch immer Schatten. So gibt es einfach viel zu wenig unterschiedliche Gegner und die sich wiederholenden Innenlevels nerven. Außerdem hätte ich mir ein paar Bonus-Levels für die Kampagne gewünscht. Alles in allem ist Halo trotzdem ein klasse 3D-Shooter, der in Würde gealtert ist. Habt Ihr das Spiel bereits auf der Xbox gespielt, ist die Anschaffung allerdings unnötig.

Pro

  • <li>atmosphärisches Gameplay</li><li>packende Gefechte</li><li>abwechslungsreiche Missionen</li><li>spannende Story</li><li>cooles Mittendrin-Gefühl</li><li>spaßige Benutzung von Fahrzeugen</li><li>geniales Spielbalancing</li><li>schöne Außenlandschaften</li><li>gute Steuerung</li><li>ausgefeilte KI</li><li>prima Team-Gefechte mit den KI-Kollegen</li><li>klasse Texturen, Licht & Partikelsystem</li><li>höhere Auslösungen</li><li>tolle Soundkulisse inkl. 3D-Sound</li><li>eingängliche Musik</li><li>zahlreiche Multiplayer-Modi und Karten</li>

Kontra

  • <li>immer die gleichen Gegner</li><li>schwaches Design der Innenlevels</li><li>zu wenig Außenlevels</li><li>leichte Grafik-Schwächen in der Außenwelt</li><li>recht hohe Hardware-Anforderungen</li><li>Singleplayer ist 1:1-Konvertierung</li><li>keine kooperative Kampagne mehr</li><li>leichte Sound-Aussetzer</li>

Wertung

PC