Chrome - Test, Shooter, PC

Chrome
26.10.2003, Marcel Kleffmann

Test: Chrome

"Das ist ja alles nur geklaut, hey ho hey ho, das ist ja alles gar nicht meins..." - der Song von den Prinzen passt hervorragend zum 3D-Shooter Chrome. Denn das aus Polen stammende Actionspiel bedient sich fleißig bei Genre-Kollegen wie Unreal 2, Deus Ex oder Halo. Ob die zusammengeklaute Mischung überzeugen kann, erfahrt Ihr im Test.

Euer Name ist John, John Logan. Ihr seid ein mächtig harter Söldner, der von seinem ehemaligen Kumpel Pointer böse Straftaten angehängt bekommen hat. Auf der Flucht vor seiner mörderischen Vergangenheit verschlägt es den Einzelkämpfer in das Valkyria-System am Rande des Universums. An diesem verlassenen Ort trefft Ihr auf die schnittige Carrie, mit der Ihr in Zukunft zusammen arbeiten werdet.

Wozu braucht man Chrome?

Und zwar als dynamisches Söldner-Duo, das am hinterletzten Ende des Universums die Drecksarbeit für zwei verfeindete Großkonzerne übernimmt. Die von den beiden Konzernen erteilten Aufträge drehen sich vollends um die wichtige Ressource Chrome, die in der Pseudo-Zukunft als wichtige Energiequelle dient. Die letzten Schürfgebiete und -rechte sind stark umkämpft und genau da kommt Ihr als Söldner ins Spiel.

In 14 oftmals sehr langen Missionen treibt Ihr die schwache und vorhersehbare Story von Chrome voran. Immerhin sind die Missionen gut gelungen: So müsst Ihr einen gegnerischen Super-Frontangriff mit KI-Kollegen abwehren, eine Basis infiltrieren, bestimmte Objekte finden oder gar einem gekidnappten Wissenschaftler zur Flucht verhelfen - natürlich inkl. packender Flucht durch eine voll besetzte Feindbasis.

Mein Leben für Chrome

Damit Ihr in den Einsätzen nicht immer allein über die weiten Areale laufen müsst, meldet sich hin und wieder Carrie zu Wort, die Euch mit kleinen Tipps und Missionshinweisen hilft. Bei der Gegnerjagd hilft Euch übrigens ein Radar mit Gegneranzeige und Pfeil zum nächsten Wegpunkt.

Doch bevor Ihr in die Schlachten ziehen könnt, müsst Ihr Euch mit passenden Waffen, Munition und sonstigen Krempel wie Healthpacks, ausrüsten. Dazu sucht Ihr Euch die Ausrüstung raus und zieht diese per Drag&Drop in das Inventar. Aber auch die Waffen von erledigten Gegnern können in das chronisch viel zu kleine Inventar aufgenommen werden. Daher müsst Ihr Euch immer wieder entscheiden, welcher Feuerspucker nun mitgenommen werden soll oder nicht.

14 Schießprügel stehen zur Auswahl: Neben Pistolen, Schrotflinten und Sturmgewehren dürfen auch die obligatorischen Scharfschützengewehre und Bazookas nicht fehlen. Innovative Waffen hingegen suchen wir ebenso vergebens wie den Sinn in der Story. Als Entschädigung für die haarsträubende Geschichte spendiert Euch der Entwickler jedoch freundlicherweise ein paar Fahrzeuge, mit denen Ihr kreuz und quer durch die Gegend brettern könnt.

Waffen & Gegner

Mit diesen bleihaltigen Argumenten ballert Ihr Euch durch eine eintönige Gegnerschar, die hauptsächlich aus menschlich aussehenden Gegenspielern besteht. Diese humanoiden Feinde haben zwar unterschiedliche Waffen in der Hand, dafür aber wenig Gehirn im Kopf. So stellen sich die Gegner im Kampf im Vergleich zu anderen aktuellen Spielen ziemlich dumm an.

Manchmal gehen die Feinde zwar in Deckung, aber das ist eher die Ausnahme. Für ein paar gezielte Schüsse in Richtung John Logan reicht die KI jedoch aus. Neben diesem menschlichen Massen-Murksgegnern dürft Ihr in den Missionen noch gegen Tiere, gigantische Mechs oder coole Endgegner antreten.

Im weiteren Spielverlauf bekommt John Logan Implantate verpasst, die Euch bestimmte Spezialfunktionen wie Heranzoomen, Super-Panzerung, Wärmesicht oder verbesserte Treffsicherheit spendieren. Diese oft lebensrettenden Helferchen könnt Ihr jedoch nur eine kurze Zeit aktivieren, da sonst Euer Nervensystem beschädigt wird und der Held an Lebensenergie verliert. Wann Ihr welches Implantat erhaltet ist übrigens festgelegt; eine Wahlmöglichkeit gibt es nicht.

Rein in meinen Kopf

Von Einsatz zu Einsatz verschlägt es Euch im Unreal 2-Stil von einem Planet zum anderen. Manchmal kämpft Ihr im Dschungel, dann in gemäßigten Breiten oder sogar in einer sandigen Wüste.Dabei hinterlassen die Außenlevels einen absolut tollen Eindruck, da die hoch detaillierten Wälder mit Dicht an Dicht stehenden Bäumen und viel Flora einfach grandios aussehen. Sogar die karge Wüste sieht dank viel Gestrüpp ziemlich gut aus. Sobald Ihr jedoch ein Gebäude betretet, verfliegt prompt die grafische Extraklasse, denn die Innenlevels sind zu schlicht und lieblos dargestellt. Außerdem wiederholen sich die Räume zu schnell. Grafisch ebenso unspektakulär präsentieren sich die Charakter-Modelle der Gegner, denn nicht nur hübsche Details werden schmerzlich vermisst, auch die Animationen befinden sich auf niedrigem Marionetten-Niveau.

Planetsight

Gelangweilte Synchronsprecher, maue Soundeffekte und zu niedlich klingende Maschinengewehre prägen das optische Hörerlebnis von Chrome. Der Sprecher von John Logan labert extrem lustlos, ist dafür aber gut zu verstehen. Ansonsten klingt fast alles durchschnittlich, im besten Fall gut. Im Vergleich zu aktuellen Spielen zieht der Techland-Titel aber klar den Kürzeren.

Chrom in den Boxen

Als lieblose Zugabe könnt Ihr Euch über den Mehrspieler-Modus freuen, denn auf acht mäßigen Karten könnt Ihr Euch in sechs hinlänglich bekannten Spielmodi austoben. Neben Deathmatch und Domination sowie den passenden Team-Varianten gibt es noch Capture the Flag. Auch der aus UT bekannte Assault-Modus fehlt nicht.

Mehrspieler-Modus

Fazit


Chrome gehört wieder mal zur Kategorie: Technik hui, Spiel pfui. So sind die Außenlevels absolut grandios in Szene gesetzt. Den Rest hat man in vielen anderen Spielen schon zuvor gesehen und zwar besser. Denn das Implantate-System stammt aus Deus Ex und das generelle Missionsdesign ist eine Mischung aus Halo und Unreal 2. Diese Mischung funktioniert einigermaßen gut, dennoch will sich der richtige Shooter-Spaß nicht einstellen. Obwohl die Missionen sowie die Bosskämpfe eigentlich gut gestaltet sind, fällt doch die schwache KI negativ auf. Auch die eintönigen Gegner, die schlechten Animationen, die dämliche Story sowie die öden Innenlevels ziehen die Wertung in den Keller. Die Krönung der Lustlosigkeit ist hingegen der Mehrspieler-Modus, der nur acht Karten bietet und gerade mal die bekannten Standard-Spielmodi. Chrome wird es also schwer haben in der so überlaufenen 3D-Shooter-Welt, aber wenn Ihr auf schnelle Kämpfe in grandiosen Außenlevels steht und vor den eben genannten Schwächen nicht zurückschreckt, dürfte Chrome interessant für Euch sein. Alle anderen sollten lieber auf die kommenden Highlights XIII, Breed und Call of Duty warten, oder zu Halo und Unreal 2 greifen.

Pro

  • <li>grandiose Außenlevels</li><li>große Karten</li><li>gut gestaltete Missionen</li><li>packende Kämpfe gegen Endbosse</li><li>fantastische Wald- / Dschungel-Darstellung</li><li>Implantate-System</li><li>actionreiche Gefechte</li><li>nettes Inventarsystem</li><li>steuerbare Fahrzeuge</li><li>Level-Editor</li>

Kontra

  • <li>nichts Neues</li><li>KI verhält sich dämlich</li><li>lineare, schwache Story</li><li>öde Innenlevels</li><li>eintönige Gegner</li><li>undetaillierte Charakter-Modelle</li><li>hakelige Animationen</li><li>lustlose Sprachausgabe</li><li>maue Soundeffekte</li><li>sehr schwacher Mehrspieler-Modus</li>

Wertung

PC