F-Zero GX - Test, Action, GameCube

F-Zero GX
14.11.2003, Jens Bischoff

Test: F-Zero GX

Schnell, schneller, F-Zero. Der Grand Daddy futuristischer 3D-Gleiterrennen ist zurück. Lange vor Wipeout und Extreme-G-Racing schossen Captain Falcon & Co bereits mit irrwitzigen Geschwindigkeiten über sich windende SciFi-Strecken. Jetzt wollen sie in F-Zero GX auch auf dem GameCube mit zweifacher Schallgeschwindigkeit der Konkurrenz auf und davon donnern. Ob mit Erfolg oder nicht, erfahren Adrenalin-Junkies anhand unserer intensiven Testfahrt!

Dreizehn Jahre hat die rasante F-Zero-Liga nun schon auf dem Buckel und der letzte Ableger liegt auch schon fünf Jahre zurück. Zeit also für ein zeitgemäßes Comeback der futuristischen Hochgeschwindigkeitsrennen, bei denen erneut die 30 besten Piloten des gesamten Universums um Ruhm und Reichtum kämpfen.

Überfälliges Comeback

Captain Falcon macht sich startklar!

Anfangs habt ihr die Wahl zwischen vier Piloten und ihren Gleitern. Doch im Lauf des Spiels lassen sich alle dreißig Grand-Prix-Gespanne und noch mehr freischalten. Bei den Stecken habt ihr hingegen gleich satte 15 Pisten auf neun sehr unterschiedlichen Planeten zur Auswahl, womit das Angebot allerdings ebenfalls noch lange nicht erschöpft ist. Wer eine gut ausgestattete Spielhalle in seiner Nähe hat, kann ab Dezember sogar Extras aus der Arcade-Version F-Zero AX via Memory Card auf seinen GameCube übertragen und umgekehrt.

Die Gleiter selbst heizen dabei mit Mach 2 und mehr über halsbrecherische Rennstrecken, die jeden Achterbahn-Besitzer vor Neid erblassen lassen.

Extras aus der Spielhalle

Bei den Spielmodi sind neben Standardkost wie Training, Zeitfahren und Meisterschaft auch Mehrspieler-Duelle und ein Story-Modus vertreten. Bei Letzterem ist der Schwierigkeitsgrad allerdings teils so hammerhart, dass nur die wenigsten alle zehn Kapitel je zu Gesicht bekommen werden.

Frustprobe am Limit

Damit sind wir auch schon an einem der Hauptkritikpunkte an F-Zero GX angelangt: dem unausgewogenen Schwierigkeitsgrad. Während man die ersten Herausforderungen noch problemlos schafft, zieht die Lernkurve aber schon bald so gnadenlos an, dass viele Spieler frustriert und kopfschüttelnd zurückbleiben werden. Nur wer jede Strecke bis in kleinste Detail auswendig kennt, jedes Manöver blind beherrscht und seinen Gleiter stets perfekt abstimmt und im Griff hat, wird in den Genuss aller Features und Extras kommen. Selbst Profis werden von F-Zero GX bis an ihr Limit getrieben, aber dafür allerdings auch lange beschäftigt, denn welcher ehrgeizige Crack gibt schon auf, bevor er nicht alles gewonnen hat, was es zu gewinnen gibt?

Neben freispielbaren Extras und versteckten Boni gibt es aber auch so genannte Tickets, die man für erfolgreich beendete Meisterschaften und Story-Kapitel erhält. Dabei handelt es sich um eine Art Währung mit der man im Shop neue Gleiter, weitere Story-Kapitel sowie Gleiterzubehör kaufen kann.

Virtuelle Schiffswerft

Heiße Rennschlitten, knallharte Gegner und Strecken mit Jetlag-Garantie!

Im Gegensatz zu früheren F-Zero-Episoden kann man auf dem GameCube nämlich nicht nur in vorgegebenen Cockpits Platz nehmen, sondern sich auch eigene Schiffe zusammenbasteln. Man wählt Cockpit, Rumpf und Antrieb, lackiert das Ganze mit seinen Lieblingsfarben, klatscht bis zu vier vorgefertigte oder via Editor selbst gezeichnete Logos drauf und schon sitzt man in einem unverwechselbaren Unikat.

Die Motoren brüllen, die Zünder glühen: Auf die Plätze, fertig, los!


Insgesamt warten jedenfalls 60 Zubehörteile auf euch, die 8000 verschiedene Kombinationen erlauben.

Aber auch die Seriengleiter besitzen individuelle Leistungsmerkmale. So unterscheiden sich die Schiffe nicht nur in Form, Farbe und Gewicht, sondern auch hinsichtlich Panzerung, Turbo und Grip, wobei das Renngewicht auch Auswirkungen auf Beschleunigung, Endgeschwindigkeit, Kurvenlage und Schadensaufnahme hat. Daher steuert sich kaum ein Gleiter wie der andere und es bleibt viel Platz zum Herumexperimentieren. Zudem kann man die Leistung seines Vehikels vor jedem Rennen neu ausrichten, sprich das Verhältnis zwischen Beschleunigung und Höchstgeschwindigkeit festlegen, um auf jeder Strecke das Optimum herauszuholen.

Kein Gleiter gleicht dem anderen

Das Flugverhalten kann jedenfalls überzeugen und die Steuerung ist genauso handlich wie präzise. Lediglich das Attackieren von Gegnern durch so genannte Kreis- und Wirbel-Attacken via Z- und X-Taste fällt mit dem GameCube-Pad etwas schwer. Ansonsten ist die Bedienung aber optimal und selbst akkurate Slides und Haarnadel-Drifts gehen über die Schultertasten locker von der Hand. In der Regel liegt der Daumenknöchel ständig auf dem Gas (A-Knopf), die Daumenspitze tippbereit auf der Turbozündung (Y-Taste) und die Luftbremse jederzeit umgriffbereit (B-Taste). Mit dem Digi-Kreuz wechselt ihr zwischen drei externen und einer internen Kameraperspektive und mit dem Control-Stick bestimmt ihr Lenkeinschlag sowie den Neigungswinkel eures Gleiters beim Passieren von Rampen und Sprungfeldern.

Perfekte Handhabung

Bei weit entfernter Kamera kann es übrigens schon einmal vorkommen, dass Streckenüberdachungen zwischen euch und euren Gleiter kommen und ihr Probleme mit der Übersicht habt. Manchmal lassen die Entwickler die Übersicht aber auch ganz bewusst flöten gehen oder konfrontieren euch mit fehlenden Leitplanken, so dass eine gute Streckenkenntnis absolut Pflicht ist. Wer nämlich von der Strecke abkommt, stürzt im Regelfall ins Verderben und muss in einem seiner begrenzt vorhandenen Ersatzgleiter das aktuelle Rennen nochmals von vorn beginnen. Na ja, wenigsten dauern Grand-Prix-Rennen immer nur drei Runden und nach fünf Strecken wird bereits zur Siegerehrung geschritten, bei der man seinem Meisterpilot sogar eine persönliche Interview-Frage stellen darf.

Wichtige Streckenkenntnis

In den Kapiteln des Story-Modus muss man hingegen spezielle Rennen gewinnen, Hindernissen wie Gerölllawinen ausweichen, auf der Strecke verteilte Gegenstände einsammeln, Gegner mit bestimmten Attacken schrottreif rammen oder wie im Kinofilm Speed eine bestimmte Geschwindigkeit nicht unterschreiten, da sonst eine Bombe an Bord explodiert. Das alles erlebt ihr übrigens im hautengen Latex-Anzug von Captain Falcon.

Elitäres Kapiteltraining

Mit Star Fox auf der Haube sieht die Konkurrenz alt aus! Nur die Kurve lässt sich davon nicht beeindrucken...

Andere Charaktere wurden von den Entwicklern leider nicht mit eigenen Storys bedacht. Dafür genießt ihr zwischen den Kapiteln jedoch üppige Render-Sequenzen und könnt den ohnehin schon harschen Schwierigkeitsgrad noch weiter in die Höhe schnellen lassen. Wer alle Kapitel auch auf sehr schwer noch ohne zu schummeln meistert, darf sich definitiv zur absoluten Rennspiel-Elite zählen.

Rekordverdächtig ist auch die Anzahl eurer mitfahrenden Rivalen: In den Einzelspielermodi sind 30 Gleiter auf der Strecke, die alle um den Sieg ringen. Im Mehrspielermodus sind es hingegen nur noch vier, die sich beliebig aus menschlichen und CPU-gesteuerten Teilnehmern zusammensetzen lassen.

Wo sind denn alle hin?

Auch im Splitscreen geht es voll zur Sache - wenn auch nur in der klaustrophobischen Viertelbox.

Schade nur, dass man in geselliger Runde lediglich Einzelrennen fahren kann. Ein weiteres Manko der Splitscreen-Rennen ist, dass zu dritt oder zu viert sämtliche Streckenrand-Details ausgeblendet werden und die Sichtweite teils deutlich abnimmt. Doch auch Solisten wundern sich hin und wieder über sehr deutliche Objekt-Fade-Ins. Vor allem bei den üppigen Hintergründen der Green-Plant-Strecken tauchen immer wieder Konstrukte aus einem imaginären Nebel auf. Zum Glück beschränkt sich dieses Phänomen jedoch auf Objekte abseits der Strecken, die selbst eine sehr gute Weitsicht bieten.



Ansonsten ist F-Zero GX technisch absolut bemerkenswert. Das Geschwindigkeitsgefühl mag zwar nicht unbedingt die angegebenen Geschwindigkeiten von über 2000 Stundenkilometern vermitteln, die Grafik ist aber dennoch sehr schnell und vor allem äußerst flüssig. Je nach Einstellung jagen die Kulissen mit konstant 50 bzw. 60 Bildern pro Sekunde an euch vorbei, was bei einem Rennspiel nicht nur gut aussieht, sondern auch der Handhabung zugute kommt. Neben einem 60Hz-Modus unterstützt F-Zero GX aber auch Breitbild-Fernseher sowie Logitechs Force-Feedback-Lenkrad Speed Force. Nur Besitzer von Surround-Anlagen schauen in die Röhre, denn mehr als stinknormaler Stereo-Sound lässt sich dem Titel nicht entlocken.

Geschmeidige Rakete

Das ist aber nicht weiter tragisch, da das Donnern der Gleitertriebwerke ohnehin kaum zu hören ist. Schuld daran ist aber nicht die Überschallgeschwindigkeit, sondern das Fehlen einer separaten Lautstärkeregelung und der nahezu alle Geräusche verschluckende Soundtrack. Dieser ist musikalisch jedoch recht gut gelungen und unterstützt mit treibenden Beats und rasanten Riffs gekonnt den vor allem in der Ego-Perspektive aufkommenden Geschwindigkeitsrausch. Spannende Zweikämpfe und Überholmanöver sind angesichts der riesigen Gegnerpulks und hohen Geschwindigkeiten hingegen eher selten. Man konzentriert sich in erster Linie auf das Passieren sofort beschleunigender Turbofelder und Energie aufladender Reparaturstreifen sowie auf das Meiden lästiger Brems- und Schleuderbeläge. Rückstände lassen sich jedoch durch waghalsige Rampensprünge und geschickt gewählte Streckenverzweigungen oft wieder wettmachen.

Schneller als der Schall?

Überhaupt ist das Streckendesign teils sehr abgefahren und die optische Präsentation trotz der hohen Geschwindigkeit relativ detailreich. Die Texturen sind gestochen scharf, die Animationen butterweich und die Licht- und Partikeleffekte überaus sehenswert. Die Gleiter wirken hingegen eher unspektakulär und manche Strecken etwas karg - aber damit kann man leben.

Details am Rande

Feind in Sicht? Kein Problem: Ein Blitz zur rechten Zeit, vertreibt so manches Gegner-Leid!

Unauffällig, aber angenehm sind auch die kurzen Ladezeiten und automatischen Spielstandsicherungen sowie die speicherbaren Replays. Das Streckenradar macht hingegen nur selten Sinn, da man für Seitenblicke kaum Zeit hat und sich dreidimensionale Strecken nicht wirklich überzeugend kartografieren lassen.

Fazit

Auch wenn die auf dem Tacho angegebenen Geschwindigkeiten von über 2000 km/h subjektiv nicht annähernd erreicht werden, ist F-Zero GX ziemlich schnell und vor allem super flüssig. Gut, bei der Strecken- und Gleitergrafik muss man Abstriche machen, aber die Texturen sind gestochen scharf, die Animationen butterweich und die Effekte sehenswert. Weitaus wichtiger ist jedoch die bis auf das umständliche Attackieren perfekte Handhabung und das gelungene Streckendesign. In späteren Levels wird man manche Kurven, Rampen und Abgründe zwar verfluchen, aber ohne genaue Streckenkenntnis kommt man in F-Zero GX ohnehin nicht weit. Zudem zieht der Schwierigkeitsgrad relativ schnell und gnadenlos an, wodurch viele Spieler vorzeitig und frustriert zur Aufgabe gezwungen werden. Durchhaltevermögen wird jedoch mit einem stetig anwachsenden Gleiterbaukasten und weiteren Extras belohnt, die man sich zum Teil auch aus der Spielhalle holen kann. Schade nur, dass der Mehrspielermodus vergleichsweise unspektakulär ausgefallen ist und weder Link- noch Online-Duelle erlaubt. Wer vorwiegend alleine zockt und Titel wie Wipeout Fusion, Quantum Redshift und XGRA zum Frühstück verspeist, liegt mit F-Zero GX jedoch genau richtig.

Pro

  • +60Hz-Modus+flotte Ladezeiten+perfekte Steuerung+konstant flüssige Optik+abgefahrenes Streckendesign+motivierender Gleiterbaukasten

Kontra

  • -nur mäßig lokalisiert-seltene Kameraprobleme-deutliche Objekt-Fade-Ins-durchwachsene Soundkulisse-teils hammerharter Schwierigkeitsgrad-recht schwacher Mehrspielermodus

Wertung

GameCube