Worms 3D - Test, Geschicklichkeit, XBox, PlayStation2, GameCube, PC
Das Worms-Spielprinzip ist zu weiten Teilen seit dem 96er-Erstling unverändert geblieben: Noch immer dreht sich alles um bis zu vier Wurmteams, bestehend aus bis zu acht Mitgliedern. Ziel ist es, als einziges Team zu überleben. Um das zu gewährleisten, stehen euch jede Menge gewöhnlicher und auch extrem ungewöhnlicher Waffen zu Verfügung. Beim Austausch von
Raketen, Granaten, Dynamit, explodierender Schafe oder schlagfreudigen Großmüttern müsst ihr besonders auf Windrichtung und -stärke achten, die die Flugbahn eurer Geschosse mehr oder weniger stark beeinflussen. Sobald nur noch ein Team, bzw. das, was davon übrig geblieben ist, auf dem halb zerstörten Feld der Ehre steht, ist das Spiel vorbei - so einfach ist das Wurmleben.Ein Wurm ist ein Wurm ist ein Wurm
Doch vor dem Kampf haben die Götter die Optionen gestellt: Ihr könnt euer eigenes Team anlegen und es möglichst ausschweifend personalisieren. So könnt ihr jedem Kriecher einen eigenen Namen geben, dem Team eine Nationalität sowie einen Grabstein verpassen, und natürlich ein Sprachset wählen. Euch erwarten Dutzende unterschiedlicher Stimmvarianten, die eure Würmer während der Schlacht von sich geben: Egal ob Wrestlerslang, Gangsta-Sprüche, Südstaaten-Zickerei oder französischer Akzent - die kurzen Sätze sind extrem putzig und verleihen dem rabiaten Geschehen eine herrlich sarkastische Note. Steht das Team, könnt ihr noch eure bevorzugte Spielweise einstellen: Team 17 muss man zugute halten, dass sie dem Spieler extrem viele Freiheiten bei der Gestaltung lassen. Ihr könnt Waffen ein- und ausschalten, Siegbedingungen definieren, die Gegend unzerstörbar machen und etliches mehr. Der Nachteil der ganzen Sache ist natürlich die Unübersichtlichkeit. Und bei all der Optionsflut vermisst man Einstellmöglichkeiten für Maus und Grafik sehr - doch dazu gleich mehr.
Während im Hauptmenü ein funky Song gleich für gute Stimmung sorgt, könnt ihr euch zwischen der Ein- und Mehrwurmvariante entscheiden: Alleine könnt ihr
euch entweder im mehrteiligen Tutorial warm machen, eine simple Kampagne angehen oder euch auf die bekannten Challenges stürzen. In denen müsst ihr meist unter Zeitdruck bestimmte Aufgaben erledigen, sei es weit entfernte Ziele mit der Schrotflinte zu treffen oder ein gegnerisches Team so schnell wie möglich vom Wurmdasein zu befreien. Die Kampagne läuft prinzipiell recht ähnlich ab; hier variieren allerdings Teamstärke, Wurmzahl oder Lebensenergie mit jeder Mission.Einsamer Wurm ist gut
Typisch für den Einspielermodus sind die zwischen jeder gelösten Aufgabe eingeblendeten Renderfilmchen, in denen ein Wurm besonders kreativ vernichtet wird. Die witzigen Spots wiederholen sich leider schnell, außerdem sind die Videos am PC recht grob aufgelöst. Doch wie so oft dient auch hier der Solomodus nur der Einarbeitung in die Materie und langweilt nach einiger Zeit. Zwar kämpft die dreistufig einstellbare KI recht ordentlich, und macht nachvollziehbare Fehler, ist aber berechenbar und verwendet fast immer die gleichen Waffen. Leider darf innerhalb der teilweise recht anspruchsvollen Missionen nicht gespeichert werden.
Party-Wurm ist besser
Ihr habt die Wahl unter mehreren fertigen Karten oder könnt auch den Zufallsgenerator anschmeißen, um Milliarden unterschiedlicher Landschaften generieren zu lassen. Im Endeffekt sind sich die aber trotz unterschiedlicher Themen immer ähnlich. Denn obwohl ihr vielerlei Parameter wie Objektdichte oder Landmenge verstellen könnt, spielt ihr doch stets in mehr oder weniger zerklüfteten Landschaften. Wer jedes Mal unter anderen Spielbedingungen handeln will, greift zum »Wormpot«, der in Form eines einarmigen Banditen immer neue Varianten zusammenwürfelt.
Wie gehabt, bekämpfen sich die Würmer rundenweise und mit einem einstellbaren Zeitlimit versehen mit allen möglichen Waffen: In erster Linie wären da Klassiker wie Uzi, Schrotflinte, Bazooka oder Granate. Für den Nahkampf gibt es den Drachenschlag, einen Schwinger mit der Baseballkeule oder den
extrem fiesen Stupser. Der versetzt dem Kontrahenten einen winzigen, mit einem leisen »Ploip!« versehen Schubs - was besonders an Klippenrändern fatal endet. Natürlich gibt es Klebegranaten, ferngelenkte Raketen, das berüchtigte explodierende Schaf oder einen Molotov-Cocktail, doch die richtig fiesen Wummen stehen meist erst nach einigen Runden zur Verfügung. Neben dem lenkbaren Superschaf sorgen vor allem die tödliche Brieftaube, die Bananenbombe, die von einem kurzen Kirchenchor begleitete heilige Handgranate und natürlich der Luftangriff für großflächige Vernichtung und höhnisches Gelächter.Schaf-Krieger
Natürlich ist die Umgebung nach wie vor komplett zerstörbar: Mit der entsprechenden Firepower reißt ihr gigantische Krater in die Auen, was die Gegend nach einiger Zeit nicht nur wie eine Mondlandschaft aussehen lässt, sondern auch spielerisch wichtig ist. Denn auf jeder Karte, die auf dem Wasser spielt, reißt eine gut gezielte Rakete einem Wurm schon mal den Boden unter dem Schwanz weg, und führt ihn damit seiner Bestimmung als Fischfutter zu. Für den Fall, dass ihr euch lieber in eine sichere Position begeben denn angreifen wollt, stehen euch Ninjaseil, Jetpack und der Teleporter zur Verfügung. Gelegentlich fällt Nachschub vom Himmel, seien es Extrawaffen oder Heilpäckchen, die die geschundene Wurmhaut wieder auf Hochglanz polieren. Informationen über alle Knarren gibt es in der »Wormopedia«, in denen die Wirkungsweise der Wummen witzig illustriert beschrieben wird.
Ziel- und Sprungumstellung
Wer die letzten Worms-Teile gespielt hat, weiß prinzipiell, was ihn grafisch beim 3D-Neuling erwartet: extrem putzige Würmchen, die durch cartoonige Landschaften hoppeln. Besonders die Namensgeber sehen einfach hinreißend aus, speziell die Mimik der Kriecher zaubert dauernd ein Grinsen ins Spielergesicht: wenn man beispielsweise mit einem Raketenwerfer bewehrt direkt vor einem Gegner steht, zieht der ein entsetztes Gesicht und wimmert leise.
Kraterhau à la Worms
Ein abtretender Wurm jammert schon mal ausdrucksstark, bevor er die finale Granate schluckt. Und in Kampfpausen nimmt sich ein gelangweilter Erdbewohner schon mal seine Augenbrauen und bastelt daraus einen Bart - großartig! Die Landschaften hingegen sind bestenfalls als
»passend« zu bezeichnen. Egal ob grüne Wiese, Normandie-Strand oder Arktis - die Umgebungen sind knallig bunt und damit sehr comichaft gehalten, aber nichtsdestotrotz sehr arm an Details. Der praktische Nebeneffekt ist natürlich, dass das Spiel auch auf langsamen Rechnern nie an Tempo verliert. Außerdem sehen die wenigen Partikeleffekte wirklich nett aus: dicke Explosionen, schön nieselnder Regen, und besonders auf der Xbox hervorragend animiertes Wasser trösten ein wenig über den mauen Grafikrest hinweg.Viele Spiele, die den Sprung von 2D zu 3D gemacht haben, büßten dabei Qualitäten in Sachen Kameraführung und Steuerung ein - Worms 3D ist da leider keine Ausnahme. Besonders am PC werdet ihr die Maussteuerung schnell verfluchen: Aus einem vollkommen unverständlichen Grund ist weder die Mausinvertierung abschaltbar noch die Zeigergeschwindigkeit variabel. Ihr seid also auf Gedeih und Verderb dem ausgeliefert, was die Entwickler als ideal befinden - nur, dass es das eben nicht ist. Da ihr ständig die Perspektive nachjustieren müsst, artet das Spiel schnell in Krampf aus, was natürlich in Verbindung mit dem Runden-Zeitlimit fatal ist.
Kontrollkrampf
Die einzige Lösung am PC lautet daher »Gamepad mit analogen Sticks«. Damit habt ihr die Würmer schnell im Griff und könnt das Spiel genießen. An den Konsolen existiert dieses Problem dadurch natürlich gar nicht erst, aber auch hier müsst ihr mir Perspektivenproblemen und gelegentlich mangelnder Übersicht kämpfen - 3D eben.
Fazit
Zwei Dinge, die mir sofort aufgefallen sind: 1.) grandiose Würmer! Die Viecher sehen einfach zum Knuddeln aus, die Pausen-Animationen sind der Hammer. 2.) nicht veränderbare Maus-Invertierung am PC? Aaaaaaarrrgh!! Für den normalen Shooter-Spieler werden damit die ersten Worms 3D-Stunden besonders im Zusammenhang mit der unzuverlässigen Kamera einfach zur Qual – wer ein Joypad hat, sollte besser damit spielen. Doch hat man sich mit diesem überflüssigen Frust abgefunden und idealerweise einige Wurmkumpels bei der Hand, entfaltet sich schon nach kurzer Zeit wieder das bewährte und geniale Worms-Feeling. Selbst nach Stunden kommt keine Langeweile auf und aus den besten Freunden werden schnell Feinde – so soll es sein! Wie gehabt dient der Einspielermodus nur zum Freispielen von Extras und dem Warmwerden mit der Steuerung. Zwar machen Kampagne und Challenges eine Zeit lang viel Spaß, doch auf Dauer kann die KI einfach nicht mit einem lebenden Wurmgegner mithalten. Worms 3D ist in vielerlei Hinsicht genau wie früher: zusammen top, alleine hopp!
Pro
- zeitlos geniales Spielprinzip
- super-putzige Wurm-Animationen
- herrliche Mimik
- gutes Cartoon-Feeling
- abgefahrene Waffen
- praktischer Landschafts-Generator
- herausfordernde Challenges
- nette Kampagne
- funky Soundtrack
- exzellente Sprachausgabe
- zerstörbare Landschaften
- vor allem im Multiplayer sehr spaßig
- schöne Explosionen
- witzige »Wormopedia«
Kontra
- Maus-Invertierung nicht veränderbar (PC)
- Mausgeschwindigkeit nicht veränderbar (PC)
- problematische Kamera
- unübersichtliche Sprungsteuerung
- detailarme Landschaften
- alleine auf Dauer langweilig
- Inernet-Gaming nur über GameSpy (PC)
- wenig fertige Multiplayermaps
- gelegentliche Übersichtsprobleme
- Zielen sehr glücksabhängig
- fummelige Menüführung
- Spieloptions-Overkill
- kein freies Speichern im Einspielermodus