Fire Warrior - Test, Shooter, PlayStation2, PC

Fire Warrior
15.11.2003, Marcel Kleffmann

Test: Fire Warrior

Normalerweise verbindet man mit "Warhammer 40k” strategische Tabletop-Schlachten. Aber diesmal dürft ihr hautnah in das Zukunftsszenario reinschauen und als Fire Warrior gegen das Imperium der Menschheit antreten. Ob das Spiel neben der Mega-Lizenz auch Spielspaß bietet, klärt der Test!

Wir schreiben das Jahr 40.000: Das menschliche Imperium hat fast die gesamte Galaxie befriedet und drängt sich mit militärischer Präzision sowie nationalsozialistisch anmutenden Uniformen immer mehr in den Vordergrund. Und genau da kommt ihr ins Spiel, als Fire Warrior, der gerade frisch im Tabletop eingeführten Rasse der Tau.

Rollentausch

Es ist klaustrophobisch eng, überall schlagen Granaten ein  und am Ende lauert der Feind.

Der Fire Warrior, vortrefflich als Feuerkämpfer übersetzt, hört auf den Namen Kais und wird auf 21 Missionen weit durch eine plakative Story geführt. Eingestreute Wendungen kaschieren die ansonsten schwache Erzählung, bei der es nur um die lineare Eliminierung von unterschiedlichen Gegnern geht. Lobenswert ist dabei, dass auch Warhammer-Frischlinge ohne Probleme in das Universum abtauchen können.

Nach zwei sensationellen Rendersequenzen seht ihr zum ersten Mal die Spielgrafik und denkt euch: Solch hässliche Szenen hab ich schon vor vier Jahren gesehen! Nach diesem ersten Schock landet ihr dann mit eurem Truppentransporter auf dem Schlachtfeld, wo gerade Schützengräben gekämpft wird. Anscheinend haben sich die Entwickler hier von Medal of Honor inspirieren lassen, denn es geht prompt los. Das Mittendringefühl ähnelt zwar dem Vorbild, aber die dürftigen Dialoge und öden Umgebungen lassen einen vollkommen kalt.

Medal of Warhammer

Das Interesse am Spiel und vor allem die Spannung kommen erst viel später auf, als das Gameplay vom sinnlosen Ego-Shooter der Marke Beben 2 in ein Horror-Actionspiel umschlägt. Viele Spieler müssen sich bis dahin mit gähnender Langeweile herumschlagen und viel Geduld beweisen.

Ungefähr in der Mitte nehmen die Entwickler Abstand von Massenschießereien und schwenken zu einer Horror-inspirierten Stimmung der Marke Aliens vs. Predator um. Urplötzlich habt ihr düstere Abschnitte mit wenigen Gegnern vor euch. Die Stimmung in diesem Szenario wird ausschließlich durch Soundeffekte am Leben gehalten, denn Musik fehlt vollkommen.

Im Rahmen der 21 Missionen langen Geschichte müsst ihr langweilige, öde und total belanglose Missionsziele erfüllen. Es gibt keine richtigen Rätsel, die über das Finden eines Schlüssels oder Schalters hinausgehen. Daher stellt die Ballerei klar im Vordergrund. Das Gleiche gilt auch für den beginnenden Horror-Teil ab der Mitte.

Überhaupt nix Neues

Wo bleibt denn die Putzkolonne mit chirurgischen Entsorgungsqualitäten? Das riecht ja entsetzlich...

Einige geskriptete Ereignisse bringen zwar etwas mehr Leben ins Spiel, dennoch findet ihr euch die meiste Zeit in einer chaotischen Ballerei eines uninteressant präsentierten Konfliktes wieder. Auch das schlechte und schnurgerade Level-Design schadet der Atmosphäre, ganz zu schweigen von den klaustrophobisch engen Abschnitten, zu denen selbst die Außenlevels gehören.

Nun stellt euch nicht so an! Beide bitte ganz sauber in die Schusslinie und Cheeeeeese....


KI

 

Manchmal seid ihr sogar mit einigen KI-Kollegen unterwegs, die euch ein bisschen beim Schießen helfen - zu mehr sind diese Trottel aber nicht zu gebrauchen. Besonders nervig: Eure Freunde laufen gerne durch die Schusslinie.

Bei der gegnerischen Intelligenz sieht es ebenso schlecht aus, denn anstatt in Deckung zu gehen oder im Team zu kämpfen, laufen die Feinde schnurstracks mit der Waffe auf euch zu und fangen an zu schießen! Hey Jungs, das ist eine Fernkampfwaffe, da muss man nicht neben dem Gegner stehen um zu treffen...

Das Waffensystem wurde komplett aus Halo übernommen. Ihr könnt nur zwei Waffen mit euch rumschleppen, wobei sich die Anzahl und Art der Schießprügel als ziemlich unbefriedigend erweist. Es gibt nur MGs oder Laserwaffen und diese in verschiedenen Formen. Erst wenn der obligatorische Raketenwerfer ins Spiel kommt, werden die Duelle spaßiger.

Halomanie

Das Schild- und Gesundheitssystem stammt ebenfalls aus Halo. Denn euer Kampfanzug ist zusätzlich zu der normalen körperlichen Gesundheit mit einem Schildsystem versehen, das euch vor den schlimmsten Schäden bewahren kann, aber dafür auch immer wieder in ruhigen Momenten aufgeladen werden muss.

Die Entwickler von Kuju haben eng mit Games Workshop zusammengearbeitet, damit sich die Warhammer-Fans heimisch fühlen. So gibt es gotisch angehauchte Schlachtschiffe der Terraner und wirklich böse aussehende Chaos-Krieger. Ansonsten präsentiert sich das Spiel recht altbacken: Hässlich undetaillierte Texturen, jämmerliche Waffeneffekte und eine extrem polygonarme Darstellung der ärmlichen Umgebung setzen der grafischen Unzulänglichkeit die Krone auf.

Grafik aus dem Jahre 2000

Die Sound-Effekte sind absolute Durchschnittskost und wirken teilweise einfach monoton, flach und qualitativ minderwertig. Wenigstens die deutsche Sprachausgabe ist gut gelungen. Katastrophal ist allerdings, dass es im Gameplay überhaupt gar keine musikalische Untermalung gibt.

Sound

Ihr schon wieder! Wieso könnt ihr mich einfach nicht in Ruhe lassen? Jetzt juckt der Finger am Abzug wieder so doll...

Liebloser Multiplayer

Die lieblose 1:1-Konvertierung von der PS2 offenbart sich auch bei den Mehrspieler-Partien, denn ihr könnt sowohl im Splitscreen als auch per LAN oder TCP/IP im Deathmatch, Team-Deathmatch oder CTF gegeneinander antreten - mehr nicht.

Fazit

Warhammer 40k Fire Warrior kommt ungefähr zwei bis drei Jahre zu spät. Sowohl von der technischen als auch von der spielerischen Seite her betrachtet. Die eintönigen Missionen mit den langweiligen Zielen und dem unterdurchschnittlichen Leveldesign sorgen vor allem in der Anfangsphase für viel Unmut. Gepaart mit schwacher künstlicher Intelligenz, dramaturgischen Unzulänglichkeiten, einer schwachen Atmosphäre und chronischer Sinnabstinenz sind die simplen Schlachten eine Qual. Bis endlich ungefähr in der Hälfte das Gameplay komplett umschlägt und Richtung Survival-Horror geht. Jetzt wird Fire Warrior besser, aber zu mehr als einem Durchschnittspiel reicht es trotz der starken Lizenz nicht. Entwickler Kuju sollte lieber beim Train Simulator bleiben...

Pro

  • gute Einbindung der Warhammer-Lizenz
  • stimmungsvolle Rendervideos
  • actiongeladenes Gameplay
  • spätere Horror-Atmosphäre
  • gute Lokalisierung
  • solide Sprachausgabe
  • ungeschnitten

Kontra

  • streng linear
  • dämliche KI
  • schwache Story
  • eintönige Missionsziele
  • langweiliges Leveldesign
  • unglückliches Checkpoint-Speichersystem
  • rasanter Anstieg des Schwierigkeitsgrades
  • umständliches Control-Menü außerhalb des Spiels
  • wenig Gegner-Variationen
  • schwaches Waffenarsenal
  • überholte Grafik-Engine
  • oftmals schlechter Sound- Engine schwächelt bei Explosionen
  • keine Musik im Gameplay

Wertung

PC