Apocalyptica - Test, Action-Adventure, PC

Apocalyptica
15.11.2003, Marcel Kleffmann

Test: Apocalyptica

Armageddon! Das Jüngste Gericht liegt schon hinter uns, denn der Teufel hat es in Apocalyptica (ab 8,90€ bei kaufen) tatsächlich geschafft, die Erde zu erobern und die Menschheit zu versklaven. Was bleibt da einem himmlischen Kämpfer noch anderes übrig, als zur Waffe zu greifen und Neo-Satan in seinen roten Allerwertesten zu treten? Ob der Kreuzzug gegen die teuflischen Armeen gelungen ist, erfahrt ihr im höllisch kritischen Test!

Die Zukunft sieht in Apocalyptica düster aus: Der Kampf zwischen Gut und Böse ist zwar entschieden, doch der blaue Planet steht nun unter der Herrschaft von Neo-Satan und wurde in eine Art Vorhölle mit dem Namen Nu-Hades verwandelt. Die himmlischen Heerscharen haben den Kampf verloren und sind über das gesamte Universum verstreut.

Mächtig Böse

High Noon am Höllentor: Schießt sie schneller oder sägt er schneller?

Trotzdem sind die heiligen Kämpfer nicht gewillt, den Kampf gegen das Böse aufzugeben, und stellen sich Neo-Satan furchtlos in den Weg. Dabei ziehen die Gottes Krieger nicht mit Bibeln oder Kreuzen in den Feldzug, sondern greifen zu schlagkräftigen Mitteln, darunter zahlreiche Schwerter, Zauber und stinknormale Maschinengewehre.

Um die Aufgaben in vier Welten zu meistern, müsst ihr euch zunächst für einen Charakter entscheiden. Jeder der 16 Protagonisten verfügt über individuelle Waffen und spezielle Fähigkeiten in Bezug auf Beweglichkeit, Schwertkampf, Magie oder Distanzduelle. Die meisten Charaktere haben sowohl eine effektive Nahkampfwaffe als auch einen Schießprügel sowie manchmal Zaubersprüche.

Mephisto must die

In den Missionen, die ihr alle linear hintereinander weg lösen müsst, gibt es zahlreiche simple Ziele. Manchmal müsst ihr Gegenstände suchen und irgendwo hinbringen, dann einige Schalter hier und Schalter da drücken, Kraftfelder ausstellen, Gegner zerschnetzeln, Endbosse verprügeln oder im Domination-Stil bestimmte Schlüsselpositionen sichern – insgesamt eher typische Actionkost. In die Hölle schicken würde ich persönlich die nervenden Missionen mit Zeitlimit. Richtig gut hingegen sind die Kämpfe gegen die vier Endbosse und natürlich der finale Fight.

In den seltensten Fällen seid ihr jedoch alleine unterwegs, sondern ihr dürft euch immer über maximal drei weitere Begleiter freuen.

Missionsdesign

Die Steuerung ist einfach und komfortabel: Mit der einen Maustaste aktiviert ihr die Nahkampfwaffe, mit der anderen feuert ihr den Schießprügel ab. Die 3rd-Person-Kamera steuert ihr mit den Mausbewegungen, während ihr mit der Tastatur den Charakter lenkt - dies ist eine wirklich gute Mischung.

Mann ist das heiß hier! Da sieht man ja das Schwert vor Augen nicht!

Ansonsten liegen nur die Nahkampf-Spezialfunktionen auf dem Num-Block etwas ungünstig. Aber ihr könnt ja glücklicherweise alle Tastenfunktionen ändern.

Ob das ein Gewitter gibt? Wohl eher einen Staubdonner. Oder einen schönen Sandhagel.


KI-Nieten

Weitaus schlechter steht es mit der Intelligenz eurer Kollegen: Die grundlegenden Aktionen wie das Folgen und auf den Gegner ballern, funktionieren zwar ganz gut, aber das war es auch schon.

Komplexe Aktionen, vor allem bei den Verteidigungen der Schlüsselpositionen, wären mehr als wünschenswert gewesen und die manchmal auftretenden Totalausfälle der KI sind einfach nervig. Besonders, wenn eure Kollegen blind in Fallen laufen oder vorweg in große Gegnerscharen rennen und diese auch noch im Alleingang angreifen.

Akustisch bietet Apocalyptica sehr ansprechende Kost: Die Heavy Metal-Rhythmen passen prima zu den Kämpfen, während das sonstige Geschehen durch eingestreute Chorklänge und sphärische Sounds unterstrichen wird. Durchaus gut sind ebenfalls die Soundeffekte, bei denen sich vor allem die Schwertkämpfe hören lassen können. Alle Bildschirmtexte sind ins Deutsche übersetzt worden. Lediglich die englische Sprachausgabe ist nicht angerührt worden - schade!

Grafik

Der Grafik-Stil ist ziemlich ungewöhnlich und eigenwillig, aber insgesamt gesehen eine interessante Mischung aus gotischem und futuristischem Ambiente.

Die Levels sind recht groß, architektonisch gut ausgestattet und manchmal herrlich bizarr designt. Dennoch fehlt es hier und da an Details, hochwertigen Texturen und mehr Polygonen. 

Vor allem die UT-ähnlichen Charakter-Modelle könnten wesentlich besser aussehen und sich geschmeidiger bewegen, anstatt wild staksend über den Boden zu traben. Auch die Spezialeffekte wie z.B. Explosionen wirken recht arm.

Sound

Auch in Zeiten der Apokalypse gehört ein scharf geschliffenes Schwert zum guten Ton.

Da im Mehrspieler-Modus die nervende KI nicht mehr an eurer Seite kämpft, machen die actiongeladenen Kämpfe mit maximal 16 Mitspielern deutlich mehr Spaß. Besonders klasse ist der kooperative Modus, bei dem ihr die Kampagne mit einigen Kollegen im Multiplayer gemeinsam durchzocken könnt.

Mehrspieler-Modus

Fazit

Apocalyptica ist ein düsteres Actionspiel mit einem sehr interessanten Szenario. Architektur, Landschaft und Monster entführen euch schon nach wenigen Sekunden in eine bizarre Welt. Andeutungen zu UT2003 oder Beben 3 sind zwar deutlich zu erkennen, dennoch haben die Entwickler die Eigenständigkeit des Szenarios gut gewahrt. Hinzu kommen wirklich packende Kämpfe und eine komfortable Steuerung. Apocalyptica spielt sich zwar richtig gut, ist aber leider viel zu monoton. Und schade ist nicht nur, dass die Missionsziele sehr linear und abwechslungsarm sind, sondern dass auch die künstliche Intelligenz so in den Sand gesetzt wurde. Wesentlich spaßiger ist da schon der Mehrspieler-Modus sowie die kooperative Kampagne.

Pro

  • cooles, abgedrehtes Szenario
  • simples Actionkonzept
  • Charaktere mit unterschiedlichen Fähigkeiten
  • Nahkampf, Fernkampf und Magie
  • gute Steuerung
  • schöne Levelarchitektur
  • tolle Musik
  • gelungener Sound
  • kooperativer Mehrspieler-Modus

Kontra

  • dämliche KI
  • sehr eintönig
  • Missionsdesign nach Schema F
  • zu wenig Abwechslung bei den Zielen
  • keine wirklich frischen Ideen
  • teils hässliche Charakter-Modelle
  • schwachen Animationen
  • Sprachausgabe nicht lokalisiert
  • kleines Waffenarsenal

Wertung

PC