Commandos 3: Destination Berlin - Test, Taktik & Strategie, PC

Commandos 3: Destination Berlin
18.11.2003, Marcel Kleffmann

Test: Commandos 3: Destination Berlin

Was verbindet ihr mit Commandos? Genau: stilvolle Echtzeit-Taktik, detaillierte Schauplätze und einen deftigen Schwierigkeitsgrad. Die Pyro Studios möchten nun mit dem dritten Teil die erfolgreiche Serie abschließen. Ob sich das Spiel kläglich, ehrenhaft oder sogar mit einem Paukenschlag verabschiedet, verrät der Test!

Die drei erzählerisch verknüpften Kampagnen spielen in der Normandie, Stalingrad und Mitteleuropa. In der Normandie müsst ihr erst in einem deutschen Nachschublager für Unheil sorgen. Danach könnt Ihr hautnah die Landung bei Omaha Beach miterleben und namenlose Statisten-Soldaten sowie Mitglieder der Spezialeinheit durch das deutsche Sperrfeuer steuern. Der zweite Feldzeug führt Euch nach Mitteleuropa und wird Eisenbahnfreunde begeistern, denn einmal müsst ihr unbemerkt in den Bahnhof eindringen, dann einen Zug erreichen und zum Höhepunkt einen Zug in die Luft jagen.

Drei Szenarien

Der dritte und letzte Schauplatz ist das winterliche Stalingrad. Auf sowjetischem Boden müsst ihr, getreu dem Kriegsfilm "Enemy at the Gates", einen Scharfschützen auffinden und eliminieren. Die gesamte Geschichte der drei Kampagnen wird durch gute Zwischensequenzen in Spielgrafik inszeniert.

Trotz Eis und Schnee geht es in Stalingrad heiß her!

Am grundlegenden Spielprinzip haben die Entwickler diesmal mächtig geschraubt und den Actionanteil deutlich erhöht. Die taktisch umfangreichen Planungen der Missionen stehen nicht mehr so im Vordergrund. Damals musstet ihr immer genau überlegen, welcher Feind wie ausgetrickst oder erledigt werden kann, und welche Auswirkungen das Verschwinden des Feindes hat bzw. ob irgendjemand euch bei der Tat beobachtet. Dieses komplexe System wurde nun zu Gunsten der Action entschärft.

Anderes Spielgeschehen

Anstatt komplex nachzudenken, müsst ihr jetzt einfach nur die Feinde eliminieren - andere Handlungsmöglichkeiten bleiben kaum übrig, da in den Missionen so viel los ist, dass ihr nur auf diesem "schnellen" Weg ans Ziel kommt. Schließlich gibt es auch wesentlich mehr feindliche Soldaten, die aktiv wie nie die Umgebung auskundschaften. Daher müsst ihr immer schnell handeln, ohne vorher ausgiebig geplant zu haben - Gehirn aus, Pistole raus.

Action, Action

Per Scharfschützengewehr werden feindliche Posten ohne viel Aufsehen ausgeschaltet.

Mit dem Action-Faktor steigt der ohnehin schon hohe Schwierigkeitsgrad der Serie noch weiter an, da es nun ebenso auf das sekundengenaues Timing ankommt. Schon in der ersten Stalingrad-Mission könnt ihr den bösen Scharfschützen nur ausschalten, wenn ihr exakt zum richtigen Zeitpunkt auf den Feind klickt - und das ist, gelinde gesagt, haarig.

Sehr hektisch geht es zudem bei den Missionen mit Zeitlimit zu. Aber mal ganz ehrlich: Was hat ein Zeitlimit in einem Taktikspiel ohne Pause-Funktion zu suchen? Schlichtweg unnötig, denn es soll ja um die richtige Planung gehen und nicht um unüberlegtes Dauergeklicke! Unter diesem Action-Wandel im Gameplay leidet ebenfalls die Spieldauer. Mehr als 20-25 Stunden werdet ihr nicht brauchen – der Vorgänger bot doppelt so viel Unterhaltung.

Die Commandos sind diesmal nur zu sechst unterwegs. Kein zusätzlicher Charakter bringt frischen Wind in die obligatorische Helden-Riege. Stattdessen müsst ihr mit dem Green Beret, dem Spion, dem Dieb, dem Pionier, dem Scharfschützen und dem Taucher auskommen, wobei nicht alle Charaktere in jeder Mission zur Verfügung stehen.

Das Team

Mit markanten Sprüchen sagen die Charaktere ganz direkt, wie sie die Sache angehen wollen. 

Auch am Interface haben sich die Entwickler zu schaffen gemacht und dieses im wahrsten Sinne des Wortes verschlimmbessert. Die nicht gerade überragende, aber stimmige Steuerung aus dem zweiten Teil wurde durch eine Icon-Liste am unteren Bildschirmrand ersetzt. In Kombination mit der ungenauen Mausabfrage und der mickrigen 800x600-Auflösung erteilt ihr den Commandos oft total falsche Befehle, anstatt den gewünschten Button zu treffen.

Steuerung

Sämtliche Einsatzgebiete präsentieren sich hochdetailliert und mit jeder Menge kleiner Details garniert. Jedoch könnt ihr die Pracht nur in der Auflösung 800x600 spielen, was heutzutage schon einer Frechheit gleichkommt, denn in 1024x768 oder höheren Auflösungen würde Commandos 3 sicherlich noch viel besser aussehen und deutlich mehr Übersicht bieten; so gibt es Abzüge in der B-Note.

Vor allem der Waffenwechsel sorgt mit dem ausfahrbaren Menü für ungewollte Aktionen.

Bis auf das Wechseln der Waffe ist jede Aktion einem Hotkey zugewiesen. Diese braucht ihr unbedingt in den Missionen, denn der hohe Actionfaktor lässt euch kaum die Zeit, im Menü nach den richtigen Icons zu suchen.

Grafik & Sound

Alle Außenlevels sind in 2D gestaltet und lassen sich in 90-Grad-Schritten drehen. Sobald ihr aber ein Gebäude betretet, wechselt das Spiel in eine extrem polygonarme 3D-Innengrafik, die spielerisch total bedeutungslos ist. Warum hier eine Mini-3D-Engine zum Einsatz kam, ist ebenso unklar wie die Nutzung der mickrigen Auflösung.

So richtig kann die 3D-Engine nicht überzeugen.

Im Multiplayer dürft ihr die Commandos erstmals gegeneinander antreten lassen, und zwar im Deathmatch sowie Capture the Flag-Modus, was meistens in einer heillosen Klickorgie ausartet. Richtige Mehrspieler-Karten gibt es nicht, ihr dürft euch lediglich auf den Karten der Kampagne austoben. Ein kooperativer Spielmodus fehlt ebenfalls.

Auf der Seite des Sounds kann Commandos hingegen punkten, denn die Musik sowie die Soundeffekte sind rundum gelungen. Auch der filmreife Soundtrack kann sich hören lassen.

Mehrspieler-Modus

Fazit

Aye Caramba! Commandos 2 war ja schon ein harter Brocken, aber ein wahres Kinderspiel im Vergleich zum dritten Teil. Der hohe Actionanteil, einige Zeitbegrenzungen in den Missionen sowie das verschlimmbesserte Interface lassen den Schwierigkeitsgrad in die Höhe schnellen. Ein bisschen mehr Action als in den Vorgängern hätte doch vollkommen gereicht, aber die Taktik so in den Hintergrund zu schieben ist sicherlich für die Commandos-Fans schwer nachzuvollziehen. Dennoch versprühen die spannenden und gut inszenierten Missionen einen ganz eigenen Charme, und schöne Skriptsequenzen bringen Leben ins Spiel. Auch die nette Story sowie die detaillierte, aber beschränkte Grafik, werten das Spiel auf. Wenn ihr bei Commandos 2 die Action vermisst und zugleich ein knüppelhartes Fell habt, dann ist Commandos 3 die richtige Wahl. Alle Taktiker sollten einen Blick in unser Vergleichs-Special mit Korea Forgotten Conflict werfen.

Pro

  • actiongeladene Einsätze
  • taktische Kniffe erforderlich
  • viele Möglichkeiten durch die Ausrüstung
  • drei packende Szenarien
  • Kampagnen mit Story
  • prima Zwischensequenzen
  • vielfältige Missionen
  • schöne Skript-Sequenzen
  • wirklich hübsche 2D-Grafik
  • guter Soundtrack
  • tolle Sprachausgabe
  • schöne Wettereffekte

Kontra

  • höllischer Schwierigkeitsgrad
  • keine Auswahl der Schwierigkeit
  • mickrige Auflösung
  • schwache 3D-Grafik
  • nerviges Zeitlimit
  • schwaches Interface
  • keine wirklichen Verbesserungen
  • keine neuen Charaktere- kein kooperativer Multiplayer-Modus
  • Kamera steht manchmal ungünstig
  • deutlich kürzer als Teil 2

Wertung

PC