Pro Evolution Soccer 3 - Test, Sport, PC, PlayStation2

Pro Evolution Soccer 3
20.11.2003, Jörg Luibl

Test: Pro Evolution Soccer 3

Aus und vorbei: Die Zeit der fußballerischen Alleinherrschaft von EA hat ein Ende. Seit kurzem lädt auch Konami mit Pro Evolution Soccer 3 (ab 29,95€ bei kaufen) ins PC-Stadion. Weltweit mit Traumwertungen auf Sonys Konsole überschüttet, ist die Vorfreude natürlich groß. Wir verraten euch im Test, warum der Kick aus Japan FIFA 2004 spielerisch klar überholt, aber aufgrund der nicht ganz gelungenen PC-Umsetzung am Award scheitert!

FIFA Football 2004 konnte dieses Jahr zwar nicht wirklich begeistern (4P-Wertung: 81%), ist aber trotzdem ein gutes Fußballspiel. Das Problem ist nur, dass es trotz engagierter Features nicht zum erwarteten engen Zweikampf zwischen EA und Konami kommt.

Konami schlägt EA

Pro Evolution Soccer 3 (PES3) spielt auch auf dem PC in einer höheren Liga, ist kein gutes, sondern ein ausgezeichnetes Fußballspiel. Die Ballphysik, die künstliche Intelligenz, der Spielaufbau, die Dribblings, die authentischen Situationen - all das macht den Kick aus Japan zum tieferen Erlebnis. Kein Spiel gleicht dem anderen, der Ball ist unberechenbar, das Spielgefühl faszinierend real. Und auch wenn nicht alle Originalnamen integriert sind, sorgen das Shop-System, der mächtige Editor, die Trainingsaufgaben und die exzellente Meisterliga mit ihrem Champions-League-Charakter für lang anhaltenden Spielspaß.

Egal ob Menüdesign oder Menüstruktur - alles wurde 1:1 von der PS2 auf den PC übertragen. Immerhin kann man die Pads frei belegen.

Da es sich spielerisch um eine 1:1-Umsetzung der PS2-Version handelt, die satte 91 Prozent einheimste, verweise ich an dieser Stelle auf den ausführlichen Test im Konsolenarchiv . Hier soll es darum gehen, welche technischen und optischen Unterschiede es auf dem PC gibt.

Eines wird schnell klar: PES 3 sieht auf dem PC deutlich besser aus als auf der PS2. Das überrascht kaum und liegt u.a. an der höheren Auflösung, die ihr in den Optionen auf bis zu 1280x1024 Pixel hochschrauben könnt. Außerdem lässt sich die Grafikqualität in drei Stufen regeln – von niedrig bis hoch. Schwächere Rechner sollten hier ruhig runter gehen, denn die optischen Verluste sind nicht spektakulär.

Auf den ersten Blick

Auch die Spielerfiguren wirken schärfer, klarer und einen Tick detaillierter, da man selbst aus der Entfernung noch Details an Schuhen und Trikots erkennt, die man so auf der PS2 nur schwer deuten konnte. Selbst die Tornetze bauschen sich beim Einschlag des Leders etwas natürlicher auf. Das sind alles nur Feinheiten, aber höchst delikate.

 

Was sieht jetzt eigentlich besser aus? Im Gegensatz zur PS2-Fassung wirkt der Ball z.B. wesentlich plastischer; man erkennt deutlich die einzelnen Rauten und den animierten Drall während des Fluges - man kann das Leder fast fühlen.

Trotzdem kann keine echte Grafikfreude aufkommen. Das liegt vor allem an den unverständlichen Aussetzern der Grafikengine, die auf Probleme bei der Programmierung hindeuten. Der Spielfluss wird leider ab und zu gehemmt, denn das Geschehen geht immer mal in Zeitlupe über; selbst bei einer mittleren Auflösung und Grafikqualität. Nur bei 640x480 geht es flüssiger zu. Getestet haben wir auf einem Mittelklasserechner mit 512 MB Ram, 2 Ghz und GeForce 3 - das sollte eigentlich reichen, denn PES3 fackelt kein hungriges Grafikfeuerwerk ab.

Auf den zweiten Blick

Die Spieler haben auf dem PC deutlich bessere Konturen, wirken schärfer und detaillierter. PES3 spielt sich am Monitor einfach einen Tick ansehnlicher!


Konami will immerhin einen Patch nachliefern, aber das ist trotzdem ärgerlich,  derzeit Hauptthema in einschlägigen Foren und ein Hauptgrund für den verweigerten Awrard. Selbst wenn die Kamera auf Weitwinkel steht, gibt es Eindbrüche.

Außerdem schwächelt auch die PC-Version an der mageren Inszenierung des Umfelds: Auch wenn die Grastexturen etwas verfeinert wurden, offenbaren die magere Zuschauerkulisse, Zeitlupen mit Clippingfehlern beim Jubel oder fehlende Arme bei den Echtzeitschatten schnell die Problemfelder.

 

Wie vieles andere wurde auch die Menüstruktur 1:1 von der Konsole übernommen. Bei der der Controller-Konfiguration findet ihr als Muster das typische PS2-Pad mit seinen zwei Analogsticks, dem Digikreuz, den vier Schulter- sowie den vier normalen Buttons vor. Das Ganze wirkt auf den ersten Blick sehr unübersichtlich und dürfte reine PC-Spieler irritieren. Auch hier hätte sich Konami etwas Neues einfallen lassen können.

Playstation lässt grüßen

Auch in den Trainingsmenüs hat sich nichts verändert: Konami setzt immer noch auf PS2-Vokabular. Trotzdem machen die Herausforderungen einen Heidenspaß!

Aber keine Bange: Ihr könnt die gesamte Steuerung frei belegen und sogar zwischen verschiedenen Passarten auswählen. Doch auch beim Training und den Lektionen beziehen sich die Anweisungen immer auf das PS2-Pad. Beim Pass ist also immer von der "X-Taste" die Rede, die allerdings nur Konsoleros kennen. Das ist natürlich schade, denn eine gute Umsetzung erücksichtigt immer die Eigenheiten der Zielplattform.

Denkt gar nicht erst an die Tastatur, und vergesst den MS Sidewinder oder sonstige rein digitale Controller: Um PES3 wirklich genießen zu können, und die Steuerungsfinessen bei Dribblings und Pässen voll einsetzen zu können, ist ein Pad mit zwei Analogsticks sowie mindestens zwei, besser noch vier Schultertasten einfach Pflicht.

Tastatur oder Gamepad?

Keine Frage: Ein Online-Modus hätte alle Fans in Wallung versetzt. Dass Konami erst die technischen Voraussetzungen prüfen will, ist natürlich verständlich. Aber Konkurrent FIFA lässt sich nun mal online spielen - auch wenn es auf lange Sicht weniger Spaß macht.

Die Steuerung ist so komplex, dass man am besten gleich das PS2-Pad oder eine Design-Kopie eines Peripherieherstellers wie Logitech oder Saitek anschließt.

Wenn man dann loslegt, vermittelt PES3 sofort das unvergleichlich authentische Spielgefühl, das es auch auf der PS2 berühmt gemacht hat. Wer diesbezüglich Bedenken hatte, kann getrost aufatmen.

Unerhörte Online-Wünsche

Flanken werden scharf und gefährlich reingebracht. Nur wenn alles plötzlich in Zeitlupe abläuft, vergeht die Kopfballfreude. Nicht immer, aber ein Patch sollte schnell nachhelfen!


Dass man jedoch selbst auf einen Netzwerkmodus verzichtet hat, ist unterm Strich einfach frustrierend. So kann man nur an einem Monitor gegeneinander antreten.

Das ist für Konsolenkicker selbstverständlich, aber für onlineverwöhnte PC-Spieler nicht nur wenig komfortabel, sondern schon fast anachronistisch. Egal ob Basketball, Golf opder Eishockey - alles kann man mittlerweile bequem sowie inklusive Ligen und Statistiken übers Internet spielen.

Fazit

Konami hat mit der PC-Umsetzung von PES3 fast alles richtig gemacht: FIFA 2004 wurde spielerisch klar auf Platz 2 verwiesen. Denn auch vor dem Monitor verwandelt PES3 nüchterne Kritiker schnell in schwärmende Spielkinder: Hast Du den Pass gesehen? Was für ein Volleykracher! Jawoll, er hat Vorteil gegeben! Konamis Routinier hat einfach alles, was einen Star ausmacht: technische Klasse, taktischer Spürsinn, elegante Ballkontrolle, grazile Bewegungen und natürlich Spielwitz und vor allem Spieltiefe – und auf dem PC noch in klasse Auflösung, mit schärferen Texturen und mehr Details. Aber Konami behandelt sein neues Publikum noch recht stiefmütterlich, weshalb wir drei Prozentpunkte abziehen: Die Menü- und Hinweisstruktur wurde 1:1 übernommen, die Umgebungsgrafik wurde nicht deutlich genug für die neue Hardware überarbeitet, seinen Controller konfiguriert man mit viel Geduld nach PS2-Vorbild und die Grafikengine geht ab und zu in die Knie, so dass stellenweise Zeitlupe angesagt ist. Auch einen Online- oder wenigstens einen Netzwerk-Modus sucht man vergeblich. Insgesamt zieht Konami trotzdem klar an EA vorbei, sollte sich für einen Award aber im nächsten Jahr mehr anstrengen!

Pro

  • gute Dribblings
  • mächtiger Editor
  • feine Taktikoptionen
  • inkl. Vorteilsregel+ inkl. Shop-Funktion
  • grandiose Ballphysik
  • gute Kollisionsabfrage
  • Training & Minigames
  • jedes Spiel läuft anders
  • übersichtliche Grafiken
  • fünf Schwierigkeitsgrade
  • hervorragende Gegner-KI
  • authentische Animationen
  • viele detaillierte Statistiken+ sehr motivierende Meisterliga+ sehr gute Schiedsrichter-KI
  • gutes Erfahrungspunktesystem
  • Spielgefühl wie auf der PS2
  • sehr guter Preis (unter 30 Euro)
  • dynamisches Zuschauerverhalten
  • bessere, klarere Grafik auf dem PC

Kontra

  • ab und zu Zeitlupe
  • Vorteilsregel-Aussetzer
  • veraltete Zuschauerkulisse
  • viele fehlende offizielle Namen
  • kein Netzwerk
  • oder Onlinemodus
  • Torwart-Aussetzer beim Rauslaufen
  • viele nicht erkennbare Spielergesichter
  • Menüstruktur & Hinweise nicht für PC optimiert

Wertung

PC

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