Amped 2 - Test, Sport, XBox

Amped 2
23.11.2003, Mathias Oertel

Test: Amped 2

Gleich zum Launch der Xbox sorgte das Snowboard-Spiel Amped für Furore. Eine bis dahin ungeahnte Bewegungsfreiheit und realistisches Funsportvergnügen machten das Spiel zum Hit. Der Nachfolger Amped 2 soll darauf aufbauen und ist zudem noch mit Xbox Live-Unterstützung ausgestattet, um der momentanen Referenz SSX 3 den Kampf anzusagen. Wir haben uns aufs Snowboard geschwungen und klären im Test, ob Amped 2 wieder neue Standards setzen kann.

Es geht bergab - der Spielspaß setzt sich auf dem Gipfel fest.


Snowboard-Duell Teil 2

Nachdem sich Amped unter Snowboardfans ein heißes Duell mit SSX Tricky geliefert hat, steht nun der Nachfolger in den Startlöchern, um sich einen ebenso intensiven Kampf mit dem jüngst erschienenen SSX 3 zu liefern.

Doch wo sich EAs Snowboard-Fortsetzung von vielen Wurzeln der Serie abgewendet und neue Wege beschritten hat, baut Amped 2 auf alten Tugenden auf und verfeinert sie. Tatsächlich scheinen sich die Änderungen in Grenzen gehalten zu haben. Doch dieser flüchtige Ersteindruck wird schnell beiseite gewischt, wenn man sich die Tutorials zu Gemüte führt: Denn es gibt einige neue Trickmöglichkeiten, von denen der so genannte "Butter" (das Gegenstück zum Manual beim Skateboarding) perfekt dafür geeignet ist, die Sprungtricks miteinander zu verknüpfen. So ist es theoretisch möglich, vom Start bis ins Ziel eine einzige Tricklinie zu ziehen.

Doch all dies erfordert eine Menge Übung, ist aber bei Gelingen umso befriedigender.Zwar ist der grundlegende Simulationsansatz in der Steuerung geblieben, weswegen Amped 2 genau wie der Vorgänger nicht so spektakulär aussieht wie SSX 3, doch genau dies hat schon Amped positiv von der Konkurrenz abgehoben.

Auch der Style-Meter ist eine willkommene Ergänzung: Anstatt wie wild Tricks aneinander zu fügen, könnt ihr jetzt auch einen einzelnen langsam und stylisch durchführen, was im Endeffekt noch ertragreicher für das Punktekonto sein kann.

Für Einzelspieler hält man ebenfalls an bewährten Prinzipien fest: Ihr startet auf dem untersten Platz der Rangliste und müsst euch mühsam nach oben arbeiten. Wie gehabt gibt es auf jedem Berg mehrere Abfahrtsmöglichkeiten und selbst auf diesen seid ihr nicht an einen bestimmten Weg gebunden.

Es ist nicht ganz so einfach, die zahlreichen Tricks zu punkteträchtigen Kombos zusammenzufügen, doch schafft man es schließlich, die insgesamt gewohnt gut reagierende Steuerung zu verinnerlichen, zieht einen Amped 2 sofort wieder in seinen Bann.

Fernab jeglicher Arcade-Ansätze hat man tatsächlich das Gefühl, mit einem "echten" Boarder die Piste hinabzujagen.

Gewohnte Qualität für Einzelspieler

Naturverbundenheit?

Allerdings erreicht die Bewegungsfreiheit bei weitem nicht das Niveau von SSX 3, in dem ihr gegen Ende den kompletten Berg in einer 30-Minuten-Abfahrt bewältigen könnt.

Doch auch ohne die Marathon-Ausflüge macht Amped 2 eine Menge Spaß.

Die Aufgaben (Punktezahlen in bestimmten Kategorien) kennt man zwar größtenteils auch schon aus Teil 1, doch es gibt auch neue Events und Herausforderungen, die immer wieder für Abwechslung sorgen. Nicht zu vergessen die zahlreichen anderen Boarder, die auch ihr Glück auf dem Berg suchen und die gelegentlich euren Weg kreuzen und so eine Tricklinie zunichte machen können.

Nur nicht hinfallen.

Und mit der Möglichkeit des Snowskatings kommt ein erfrischender neuer Aspekt ins Spiel. Sobald ihr mit dem nicht fest an den Füßen angeschnallten Brett, das auch gleich neue Trick- und Rail-Möglichkeiten mitbringt, den Berg hinunter jagt, kommt umgehend ein Tony Hawk-Feeling auf. Leider ist Snowskaten aber nicht auf jedem Gipfel möglich.

So unverändert der Einzelspieler-Modus weitestgehend blieb, so sehr hat sich das Entwicklungsteam auf die sich durch Xbox Live und XSN anbietenden Möglichkeiten gestürzt. Mit dem Ergebnis, dass SSX 3 (auf der Xbox ohne Live-Anbindung) in Sachen Multiplayer-Spaß klar den Kürzeren zieht.Einigermaßen stressfrei ist dabei der "Just Ride"-Modus, in dem ihr mit bis zu sieben weiteren Fahrern den Berg bezwingt und euch auf die Jagd nach Highscores macht, die ihr auch auf der XSN-Sports-Website im Vergleich einsehen könnt.

Purer Multiplayer-Spaß

Doch auch die anderen Modi haben es in sich: High Score sowie Best Trick sind selbsterklärend und King of the Mountain ist eine Variante des aus den Tony Hawk-Spielen bekannten Graffiti, bei dem ihr versuchen müsst, Trickmöglichkeiten auf der Piste mit einem Highscore zu markieren.

Neu und unheimlich interessant ist das Trick Race: Denn bei diesem Rennen geht es nicht nur darum, so schnell wie möglich ins Ziel zu kommen. Auf dem Weg dorthin müsst ihr an bestimmten Positionen noch eine vorgegebene Anzahl an Trickpunkten einfahren, da ihr ansonsten für ein paar Sekunden einfriert.

Handstand: einer von zahlreichen neuen Tricks.

Dank der zahlreichen Einstellungen, die der Host für jeden Modus vornehmen kann, sollte es nicht schwer sein, alle Mitspieler zufrieden zu stellen.

Und selbst, wenn ihr nicht mit acht Spielern, sondern nur zu zweit oder zu dritt an den Online-Abfahrten teilnehmen solltet, stellt sich umgehend Spielspaß ein. Maßgeblichen Anteil daran hat die Voice-Communication. Nach einem gelungenen Trick oder nach einem Sturz des Gegners einen entsprechenden schadenfrohen Kommentar abzulassen, sorgt für Laune und treibt beim Opfer die Motivation und den Ehrgeiz massiv nach oben.

Freiheit, wohin man schaut!


Weitsicht wie gehabt

Auch wenn sich die Grafikabteilung auf bekannte Tugenden verlässt und auch wenn man nicht wie bei SSX 3 nahtlos vom Gipfel bis ins Tal fahren kann, überzeugt das Spiel optisch auf ganzer Linie.

Was die Streckengestaltung betrifft, hat sich ausgezahlt, dass ein professioneller Kurs-Designer engagiert wurde: Auch wenn sich die Elemente auf Dauer wiederholen, hat man nie das Gefühl, dass es die Strecken nicht auch genau so in der Realität geben könnte.In punkto Landschaft wird euch ebenfalls ein stimmiges Bild geboten: alles passt perfekt zusammen und wirkt durchweg ansehnlich. Dass dabei im Detail die Texturen nur selten ein wirklich herausragendes Prädikat erreichen, stört dabei nur unwesentlich. Die gesamte Grafik-Atmosphäre ist gut aufeinander abgestimmt und sorgt für adäquates Snowboard-Feeling.

Die Weitsicht auf den Bergen ist so phänomenal wie eh und je und beeindruckt immer wieder aufs Neue. Die Bewegungen der Boarder sind ebenfalls gelungen und deutlich realistischer als die Over-the-Top-Moves in SSX 3.

Grinden für die Kamera.

Konnte Amped bereits mit einer immensen Songliste aufwarten, setzt die Fortsetzung noch eins drauf: mehr als 300 Independent-Songs verschiedenster Musikrichtungen sind im Soundtrack verewigt. Und wer mit dem einen oder anderen Stil nichts anfangen kann, hat im komfortablen Menü die Möglichkeit, die Songauswahl auf seine Favoriten zu beschränken.

Was darf´s denn sein?

Wem die Musik trotz der immensen Auswahl immer noch auf die Nerven geht, kann natürlich auch seine eigene Musik ins Spiel bringen.

Beim Rest der Akustik verhält es sich wie mit den Grafik-Texturen. Alles passt wunderbar zum Ambiente, ohne allerdings in einem Punkt wirklich herausragend zu sein.

Fazit

Alles, was die Fans an Amped schätzten, findet auch in der Fortsetzung Einzug: stressfreie Jagd nach Weltranglistenplätzen auf abwechslungsreichen Kursen, eine gute und simulationslastige Steuerung, viele Wettbewerbe und zahlreiche Berge, die nach einer Abfahrt schreien. Und obendrauf gibt es eine bekannt gute Grafik, einen mehr als 300 Songs umfassenden Soundtrack, neue Tricks, Snowskating und Xbox Live-Anbindung samt Ranglisten auf XSN. Aber trotz aller Neuerungen ist nur verhaltener Jubel angesagt. Denn alle Ergänzungen können nicht verheimlichen, dass Amped 2 für Einzelspieler nur etwas mehr ist als ein Update mit neuen Steuerungs-Möglichkeiten. Für Spieler, die häufig mit Xbox Live unterwegs sind, eröffnet sich mit Amped 2 jedoch eine neue Dimension: Ein Rennen jagt das andere und mit der offiziell geführten Rangliste wird die Motivation auf einem beständig hohen Niveau gehalten. Kurzum: Ein "Rundum-glücklich-Paket" für alle Fans, denen SSX 3 zu abgehoben und unrealistisch ist.

Pro

  • Snowskating inklusive
  • zahlreiche motivierende Wettbewerbe+ selten Zeitlimit
  • Simulation statt Arcade
  • feiner Soundtrack mit mehr als 300 Songs
  • eigene Musiken möglich
  • Xbox Live-Unterstützung
  • gute Steuerung
  • Kurse von professionellem Streckendesigner
  • neue Tricks
  • feiner Multiplayer-Spaß
  • Bewegungsfreiheit

Kontra

  • Einzelspieler-Modus nahezu unverändert
  • nur durchschnittliche Soundeffekte
  • kein ordentlicher Boarder-Editor

Wertung

XBox