Need for Speed: Underground - Test, Rennspiel, XBox, PlayStation2, PC, GameCube

Need for Speed: Underground
22.11.2003, Mathias Oertel

Test: Need for Speed: Underground

Hot Pursuit 2, der letzte Ableger der Need for Speed-Serie machte zwar auf allen Systemen Spaß, konnte aber nur auf der PS2 wirklich überzeugen. Grund dafür waren unterschiedliche Programmier-Teams. Umso erfreulicher ist es, dass das gleiche Team, das HP2 für die PS2 gemacht hat, nun für alle Versionen des neuen Need for Speed Underground verantwortlich ist. Filme wie The Fast and the Furious standen deutlich Pate bei der Entwicklung und zeigen, was NfSU will: Hochgeschwindigkeit und puren Fahrspaß. Ob das Vorhaben gelungen ist, erfahrt ihr im Test.

Bei der spielerischen Grundlage hat sich das Entwickler-Team deutlich an Filmen wie The Fast and the Furious orientiert. Mit dem Ergebnis, dass das bekannte Need for Speed-Feeling zwar vorhanden ist, aber durch zahlreiche Goodies, Ergänzungen und Gimmicks zu einem vollkommen neuen und hoch motivierenden Spielgefühl führt.

The Fast and the Underground

Drag-Rennen: Spannung und Geschwindigkeit pur

Das Hauptaugenmerk wurde auf den Einzelspieler-Modus gelegt, in dem ihr euch zu Beginn erst einmal als würdig erweisen müsst, die insgesamt 111+ Renn-Wettbewerbe in Angriff zu nehmen. Habt ihr das erste Rennen geschafft, was angesichts des gut motorisierten Fahrzeugs kein Problem sein dürfte, geht der Spaß erst los. Dann nämlich geht es darum, sich eines der zur Verfügung stehenden Autos auszuwählen und in den Rennzirkus einzusteigen.

Mach dir ´nen Namen

Und das ist erst der Anfang. Denn euer Bolide ist gerade mal mit der Werksausstattung versehen und macht auch optisch nicht gerade viel her. Das wird sich im Laufe des Spieles jedoch massiv ändern. Denn nach und nach habt ihr Zugriff auf ein breit gefächertes Arsenal an Zubehör und Upgrades. Angefangen von neuen Stoßstangen über Spoiler, Leistungsverbesserungen bis hin zu einer riesigen Auswahl an Felgen haben Hobby-Mechaniker mehr als genügend Einzelteile, um sich die Angeber-Karre schlechthin zu basteln.

Fehlt nur der Fuchsschwanz

Verschiedene Aufkleber und vier Vinylschichten, die ebenfalls über den Spielverlauf hinweg laufend mit neuem Material ergänzt werden, sorgen für eine entsprechende Optik am Fahrzeug. Einzig der in Manta-Zeiten populäre Fuchsschwanz ist nicht dabei. Doch ansonsten könnt ihr euer Auto zu einem Geschoss machen, das man normalerweise auf der Autobahn nur müde belächelt und dessen Fahrer man für vollkommen verrückt erklärt.

Alleine durch die sich immer wieder neu eröffnenden Upgrades und optischen Verschönerungen wird die Motivation stetig nach oben gedrückt. Zumal ihr im Spiel anhand von Magazin-Covern, auf denen ihr im Laufe der Zeit landet, stets die Möglichkeit habt, den visuellen Werdegang eures Autos zu verfolgen.

Stylisch oder was?

Und bevor man sich versieht, verbringt man (vor allem in der Anfangsphase) mehr Zeit mit der optischen Gestaltung seines Fahrzeuges als mit den eigentlichen Rennen – cool!

Und an Variationen mangelt es nicht: Neben Rundkursen gibt es z.B. auch die so genannten Sprint-Rennen, bei denen ihr nur von A nach B rasen müsst. Vollkommen neu und ebenso sorgsam in das Underground-Universum eingepflegt sind die Drag- und die Drift-Wettbewerbe.

Abwechslung ist Trumpf

Anstatt wie bislang verschiedene vollkommen unterschiedliche Streckengebiete zur Verfügung zu stellen, werden alle nächtlichen NfS Underground-Wettbewerbe in einer Stadt durchgeführt.

Die Dragster-Rennen erfordern auch ein gewisses Timing. Denn während ihr während der normalen Wettbewerbe auch auf Automatikgetriebe zurückgreifen könnt, ist bei den Drags manuelles Schalten angesagt. Zum Glück gibt es eine Anzeige, die euch den perfekten Schaltpunkt vorgibt. Denn wenn ihr zu häufig zu früh schaltet oder gar zu spät oder überhaupt nicht, habt ihr kaum eine Chance, die Anforderungen zu erfüllen und könnt im schlimmsten Fall sogar den Motor hochjagen.

"The Fast and the Furious" lässt grüßen!


Dass in späteren Rennen auch noch Verkehr auf den Strecken sein Unwesen treibt, erleichtert die Aufgabe nicht gerade, sorgt aber immer wieder für Spannung und schweißnasse Hände.

Bei den Drift-Wettbewerben ist der Name Programm: Ihr müsst mir eurem PS-Protz versuchen, so schnell und elegant wie möglich durch die Kurven zu driften und so die Höchstpunktzahl erzielen.Um das Fahrprogramm abzurunden, gibt es auch noch Turniere zu allen Wettbewerben, in denen ihr konstant gute Leistungen abliefern müsst, um am Ende ganz oben zu stehen.

Steuerung und Fahrverhalten sind voll auf Arcade-Spielspaß optimiert und dementsprechend genau, lassen aber genügend Spielraum, dass man die Unterschiede der insgesamt 20 lizenzierten Fahrzeuge genauso spürt wie die Auswirkungen der Leistungsupgrades.

Volle Kontrolle

Das gibt Schrammen! Leider nicht - es gibt kein optisches Schadensmodell.

Auch wenn alle Versionen gut auf die Padeingaben reagieren, liegen GameCube und Xbox in diesem Punkt leicht vor der PS2. Denn obwohl die Knöpfe des PS2-Pads analog arbeiten, können sie auf Grund der kurzen Wege nicht mit den Schulterknöpfen von Xbox und Cube mithalten. Hier ist einfach ein genaueres und dosierteres Gasgeben und Bremsen möglich. Vor allem in den Drag-Rennen spielt das Gasgeben beim Start eine entscheidende Rolle. Selbst wenn man auf der PS2 den rechten Stick zur Beschleunigung verwendet, wird niemals das Gefühl erreicht, das euch die anderen beiden Konsolen vermitteln.

Was den Schwierigkeitsgrad betrifft, kann man sich vor jedem Wettbewerb aus drei Stufen auswählen, so dass der Frustfaktor weitestgehend gering gehalten wird. Trotzdem gibt es hin und wieder ein paar Rennen, die einen selbst auf "Leicht" an den Rand der Verzweiflung bringen.

Die KI fordert euch stets, ist aber auch nicht vor Fehlern gefeit. Und es gibt nichts Befriedigenderes als zu sehen, wie der führende CPU-Fahrer unversehens mit einem entgegen kommenden Fahrzeug kollidiert und man selbst gerade noch so vorbei kommt. Die Freude ist natürlich umso größer, wenn dies in der letzten Kurve passiert...

Aber man kommt nicht umhin, das Pad wieder aufzunehmen und den x-ten Versuch zu starten – wieder ein Zeichen für die enorme Motivation, die von NfS Underground ausgeht.

Spektakuläre Flugeinlagen inklusive.

Hier war das NfS Hot Puruit 2-Prinzip deutlich eindrucksvoller. Zwar hatten auch bei der letztjährigen Verfolgungsjagd die Schäden keine bis nur geringe Auswirkung, doch das vollkommene Fehlen sorgt für einen leichten Stimmungsbruch.Entscheidet man sich für die Stoßstangenkamera, hilft einem der Rückspiegel, heran rasende Gegner auszumachen - schade, dass dieses Feature nicht in der Standardkamera ebenfalls vorhanden ist.

Kleine Schönheitsfehler

Auch wenn sich NfS Underground zweifellos und vollkommen zu Recht als eines DER Rennspiele dieses Jahres etablieren wird, ist es nicht perfekt.

So ist z.B. das ursprünglich vorgesehene Schadensmodell der Schere zum Opfer gefallen. In den Drag-Rennen kann man zwar mit einem Total- bzw. Motorschaden ausscheiden, doch auf den Strecken passiert außer gesprungenen Scheiben rein gar nichts.

Wer angesichts der spektakulären Rennen auf eine Wiederholung hofft oder zumindest ein Highlight-Reel erwartet, wird ebenfalls enttäuscht. Nach dem Rennen gibt es eine Platzierung der Teilnehmer und das war´s. Sehr bedauerlich, denn wie bei kaum einem anderen Rennspiel fordert Underground dieses Feature, das eigentlich in jedem anderen Genre-Vertreter vorhanden ist.

Und wieso EA die je nach Schwierigkeitsgrad variierenden Preisgelder eingebaut hat, lässt sich ebenfalls nicht ganz nachvollziehen. Denn selbst, wenn man irgendwann im Spiel den Wagen wechselt, kommt man niemals in Geldnöte. Hier hätte sich die Möglichkeit angeboten, bei der Bestückung der Upgrades taktische Überlegungen anstellen zu müssen. Kauf ich mir jetzt das Nitro oder die neuen Reifen? Stattdessen schmeißt man das Geld mit vollen Händen zum Fenster raus. Man hat es ja...

Spannende Rennen in beeindruckender Kulisse.

Doch auch wenn diesen Punkten ein ganzes Kapitel gewidmet wurde – im Endeffekt sind dies nur Tropfen auf dem heißen Award-Stein, den Need for Speed Underground vollkommen gerechtfertigt einheimsen kann.

Während alle Versionen auch Rennen zu zweit zulassen, die im Endeffekt dank der zahlreichen Strecken und Einstellmöglichkeiten auch recht spaßig sein können, aber bei weitem nicht die Motivationskurve des Einzelspieler-Modus erreichen, hat die PS2 einen gewaltigen Vorteil: Online-Spiel.

Online: nur auf PS2

Und dass es mehr Laune macht, gegen Spieler auf der ganzen Welt anzutreten und womöglich seinen Namen in den Ranglisten zu sehen als ständig nur gegen seine Freunde in 1-on-1-Rennen mit oder ohne Verkehr anzutreten, ist klar. Allerdings kann man online nur in Rennen ohne Verkehr teilnehmen, wodurch sich eine vollkommen andere und nahezu "normale" Renndynamik ergibt – Spaß macht´s trotzdem.

Bis zu vier Spieler können sich gegenseitig in allen zur Verfügung stehenden Wettbewerben in Grund und Boden fahren – wahlweise ohne Druck oder als Ranglistenrennen. Besonderen Reiz gewinnt der Online-Modus durch die Crossover-Möglichkeit mit dem PC.

Spannung bis zur Ziellinie!

Egal auf welcher Konsole ihr spielt: NfS Underground definiert den Standard für spektakuläre Arcade-Rennen neu. Das Geschwindigkeitsgefühl, das sich vor allem mit den hoch motorisierten Geschossen im späteren Spielverlauf einstellt, ist schlichtweg grandios.Selbst Spiele wie Burnout steckt NfS Underground locker in die Tasche. Insbesondere die Stoßstangen-Kamera gibt euch einen Speed-Rausch sondergleichen.

Fein und höllisch schnell

Auf Hochglanz poliert, aber nur auf Xbox mit echtem Environmental Mapping.


Die überraschend große Stadt mit ihren regennassen Strassen überrascht immer mit neuen Abschnitten wie Chinatown, einem Industrieviertel usw. und sieht ebenfalls durchweg gut aus.

Kleine, aber feine Spezialeffekte wie flirrende Lichter, aufspritzendes Wasser und vor allem die Wackelkamera bei den Drag-Races und das Verziehen des Bildschirms bei Nitro-Einsatz sorgen für eine optimale Atmosphäre und würden auch entsprechenden Hollywood-Produktionen gut zu Gesicht stehen.

Kommen wir zu den Hauptdarstellern: den PS-Protzen. Die sehen ebenfall durch die Bank gut aus, drehen mit glänzendem Lack ihre Runden und auch die Einbindung der nahezu unendlichen Möglichkeiten der optischen Verschönerung wird ansprechend auf den Bildschirm gebracht.

Auch die sporadisch eingestreuten Kamerawechsel, die etwa einen Unfall oder einen Sprung in vollem Glanz zeigen, wirken sich unheimlich gut auf die Stimmung aus.

Rasant geschnittene und aufwändig produzierte Renderfilme bringen die rudimentäre Geschichte vorwärts und passen sich ebenfalls nahtlos in die Atmosphäre ein.

Die auf den ersten Blick insgesamt beeindruckendste Optik bietet die Xbox, gefolgt von PS2 und GameCube. Maßgeblichen Anteil daran hat der Einsatz des Environmental Mapping. Auf der Xbox wird die Umgebung in Echtzeit auf den Wagen gespiegelt, während auf der PS2 und dem GameCube dieser Effekt nur vorgegaukelt wird. Beim Würfel kommt noch dazu, dass die Spiegelungen bei weitem nicht so intensiv wirken wie auf der PS2.

Versionsunterschiede

Bei all den Gemeinsamkeiten, die aus NfS Underground ein grafisches Highlight machen, gibt es jedoch versionsspezifische Unterschiede.

Willkommen in Chinatown.


Die zahlreichen Effekte kommen bei allen Konsolen gut zur Geltung, sind aber auf dem GameCube nicht ganz so imposant gelungen wie bei den anderen Versionen.

Dafür allerdings hat die Xbox häufiger als die beiden anderen Kandidaten mit einem trotz Streaming und Hochgeschwindigkeit erfreulich seltenen Grafik-Schluckauf zu kämpfen. Es wird zwar niemals so schlimm, dass es den Spielfluss ernsthaft in Gefahr bringt.

Die Xbox liegt ebenfalls vorne, wenn es um Bildklarheit geht, dicht gefolgt von PS2 und GameCube, die sich in diesem Bereich so gut wie nichts nehmen.

Klasse Effekte - und das auf allen Systemen!


Doch in entscheidenen Momenten (z.B. 90-Grad-Kurven) sind die Probleme im direkten Vergleich deutlich zu erkennen.

Bleiben noch die Soundeffekte. Die sind von gewohnt hoher EA-Qualität und sorgen während der Rennen für eine adäquate Untermalung der fahrerischen Aktionen. Die Unterschiede der einzelnen Fahrzeuge sind genauso gut zu hören wie die Veränderungen nach einem Motor-Upgrade.

Rundes Akustikpaket

Zwar hat man sich an dem Soundtrack (u.a. von Rob Zombie und Rancid) nach einigen Hundert gefahrenen Kilometern satt gehört, was vor allem auf die recht eingeschränkte Musikauswahl zurückzuführen ist, doch passend sind die treibenden Beats allemal.

Die deutsche Sprachausgabe ist gut gelungen und sorgt immer wieder für Stimmung – insofern man die Zwischensequenzen und Kampfansagen der Konkurrenz nicht wegdrückt.

Wer eine Surround-Anlage zu Hause hat, sollte sich allerdings auf die GameCube- bzw. PS2-Fassung konzentrieren, die jeweils über Dolby Surround Pro Logic II-Unterstützung verfügen, während die Xbox nur mit einem einfachen Dolby Digital-Mix aus den Boxen schallt.

Fazit

Need for Speed Underground ist einfach ein Synonym für unvergleichliche Hochgeschwindigkeits-Arcade-Rennaction. Auch wenn sich die Strecken auf Dauer wiederholen, kommt man einfach nicht mehr vom Pad los, bis man ausnahmslos alle 111 Wettbewerbe und die Bonus-Missionen gemeistert hat. Die Aufgabenvariation mit Drift, Drag, Sprint-Rennen und Rundkursen sorgt immer wieder im richtigen Moment für Motivationsschübe. Nimmt man dazu die gut reagierende Steuerung, den passenden Soundtrack und die sauschnelle Grafik, die nicht mit Effekten geizt, findet man mit NfS Underground das perfekte Rennspiel für lange Wochenenden. Selbst kleine Schönheitsfehler wie das ursprünglich angekündigte, aber dann wieder fallen gelassene Schadensmodell, das Fehlen von Wiederholungen und den fehlenden Rückspiegel können die Wertung nicht maßgeblich schmälern. Für Besitzer mehrerer Konsolen stellt sich jedoch wieder die Qual der Wahl. Die Steuerung ist dank besserer Analog-Unterstützung auf der Xbox und GameCube minimal besser und die Grafik sieht auf der Xbox dank echten Environment-Mappings und höherer Auflösung allgemein besser aus als bei den anderen beiden. Das jedoch kann die PS2 mit Online-Modus und deutlich weniger Rucklern gut kompensieren. Doch egal auf welcher Konsole: Need for Speed Underground ist einer der Pflichttitel dieses Jahres.

Pro

  • höllische Geschwindigkeit
  • klasse Grafik
  • enorme Upgrade-Möglichkeiten
  • cooler Soundtrack
  • angenehmer und variabler Schwierigkeitsgrad
  • gut reagierende Steuerung
  • Online-Rennen (PS2)
  • Stilpunkte schalten optischen Schnickschnack frei
  • 111
  • Aufgaben
  • Drag-Rennen
  • Drift-Wettbewerbe
  • 20 lizenzierte Autos

Kontra

  • Ruckler (PS2 und GC kaum, Xbox gelegentlich)
  • kein Schadensmodell
  • keine Wiederholungen
  • Strecken wiederholen sich auf Dauer
  • verdientes Geld prinzipiell wertlos
  • kein Online-Spiel auf Xbox oder Cube

Wertung

XBox

PlayStation2

GameCube