Against Rome - Test, Taktik & Strategie, PC

Against Rome
12.12.2003, Bodo Naser

Test: Against Rome

"Gegen Rom!" lautet der Kriegsruf der barbarischen Völker im Echtzeit-Strategiespiel Against Rome (ab 4,00€ bei kaufen) von JoWooD, das sich weniger an die geschichtlich Interessierten wendet, als vielmehr an diejenigen, die auf wuchtige Kämpfe in einem düsteren Szenario stehen. Bei unseren Streifzügen durch die Wälder Germaniens sind wir daher vor allem auf Bodenständiges gestoßen.

Schon im Intro wird klar, Barbaren und Römer mögen sich nicht!


Ein gemeinsamer Feind

Anders als während der realen Völkerwanderung, wo sich Germanen und Hunnen mitunter bis aufs Blut bekriegten, sind die drei spielbaren Barbarenvölker der gemeinsamen Kampagne in ihrem Groll auf das Römische Reich vereint.

Germanen, Kelten und Hunnen ziehen nämlich abwechselnd gegen den verhassten Feind aus Italien zu Felde. An verschiedenen Stellen könnt ihr sogar den weiteren Verlauf des aus 24 Missionen bestehenden Feldzuges selbst bestimmen. Getragen wird der Freiheitskampf von rüden Häuptlingen wie unserem Urahn Torvak, der seinen Stamm zum Äußersten treibt, um seine neblige Heimat vor den Invasoren zu verteidigen. Das ferne Ziel der stolzen Krieger aus dem Norden ist klar: Die marmorne Stadt Rom erobern, plündern und niederbrennen!

Neben der durch eine recht dürftig erzählte Story verbundenen Kampagne gibt es auch noch den Endlos-Modus und zehn historische Szenarien, die diese Bezeichnung jedoch nur zum Teil verdient haben. Hier könnt ihr noch einmal die berühmte Schlacht auf den Katalaunischen Feldern gegen die Hunnen schlagen, die im Jahr 451 n.Chr. tobte. Oder aber ihr schlüpft in die Rolle der Geißel Gottes, des Hunnenführers Attila, und schickt so die verweichlichten Römer zum Teufel. Ansonsten sind aber auch viele frei erfundene Gefechte dabei, deren Grundprinzipen ihr im nett gemachten Tutorial erlernen könnt. Schließlich gibt es noch einen Multiplayer-Modus, bei dem ihr die antiken Schlachten mit Gamespy-Unterstützung auch übers Internet austragen könnt.Mobilmachung

Verschiedene Spielmodi

Die zur Verfügung stehenden 27 Einheiten der drei Barbarenvölker unterscheiden sich leider nicht sonderlich, so dass es weniger Unterschiede gibt als etwa beim Echtzeit-Klassiker Age of Empires 2. Überall gibt es Nah- und Fernkämpfer, Berittene und Priester, wobei die Germanen mehr auf die Infanterie setzen, Kelten und Hunnen hingegen auf ihre beweglichere Reiterei. Ein wenig anders ist aber die Art und Weise, wie ihr an Truppen gelangt. Ihr müsst dazu eure Arbeiter (Freie) im Haupthaus bewaffnen, was verglichen mit der ansonsten normalen Produktion in der Kaserne doch ziemlich umständlich ist. Andererseits habt ihr dann wirklich ein Volksheer, das sich anschließend auch ohne Probleme wieder zu Bauern umfunktionieren lässt.

Frisch gebackene Kämpfer treten gleich in einem Verband an, was eigentlich recht praktisch ist. Leider werden neue Krieger desselben Typs nicht automatisch immer diesem Verband zugeführt, bis er 20 Mitglieder hat, sondern kommen in einen ganz neuen Verband. Die Verbände lassen sich aber zum Glück problemlos teilen und wieder zusammenführen.

Verbände und Formationen

Ein keltischer Stamm trifft  Vorbereitungen für die Schlacht.

Außerdem können die Trupps fünf verschiedene Formationen annehmen, vom ungeordneten Haufen bis zur schnellen Marschformation. Um diese Formationen überhaupt verwenden zu können, müsst ihr aber erst die wertvollen Ruhmpunkte eures Anführers einsetzen, die er sich zuvor im Gefecht erworben hat. Leider könnt ihr nicht gleich die Formation eurer ganzen Armee ändern, was praktisch wäre.

Entscheidet ihr euch für den schmählichen Weg der Kollaboration, müsst ihr Tribut an Rom bezahlen. 


Verkeilte Frontreihen

In den Schlachten selbst gibt es leider weniger Bewegung, als die vielen Reiter das vermuten lassen, was sicher auch daran liegt, dass eure Einheiten selbst im Schnellgang eher wie Schnecken daherkriechen.

Sind die Fronten erst einmal aufeinander gestoßen, ist kaum mehr ein Loslösen möglich, da die Reihen derart verkeilt sind, dass sie bis zum Äußersten kämpfen.

Entscheidend im Kampf ist die Moral eines Verbandes, was ihr daran sehen könnt, dass auch zahlenmäßig unterlegene Einheiten gegen eine Übermacht bestehen können, wenn sie nur volle Moral besitzen. Die Moral steigern wiederum die Häuptlinge, die dafür innerhalb ihrer Reichweite ihre Ruhmpunkte einsetzen.

Leider lässt auch die Aggressivität der Soldaten zu wünschen übrig, da sie nicht automatisch auf den nächsten Feind losgehen.

Ebenfalls mit Ruhmpunkten erwerben könnt ihr die zahlreichen Spezialeigenschaften der Einheiten. So gibt es bei den Germanen nützliche Schaltflächen wie Schlagkraft, Kampfesrausch oder Metbombe, mit deren Hilfe ihr etwa feindliche Gebäude in ein Flammenmeer verwandeln könnt. Ansonsten könnt ihr Bauten auch mit Brandgeschossen entzünden; für feindliche Heere gibt es Giftpfeile.

Viele Spezialeigenschaften

Attila dreht sich wohl im Grabe, aber die als wüst geltenden Hunnenkrieger haben sogar die Eigenschaft Kannibalismus, bei der sie Leichenteile als Nahrung einsammeln. Zauber beschwören Priester, Schamanin und Druide, die Geisterwölfe herbeirufen, Truppen heilen oder gar Tote erwecken können. Dafür braucht ihr allerdings einen Tempel, an dem die heiligen Männer höchst unheilige Rituale wie Menschenopfer praktizieren.

Gebäude errichten

Auch um den Bau neuer Einrichtungen zu erlernen, braucht ihr die immer wieder auftauchenden Ruhmpunkte eures Anführers, denn ansonsten können eure Freien ein Gebäude nicht errichten.

Sämtliche Gebäude werden in einem bestimmten Einflussradius um euer Haupthaus herum errichtet, was den Aufbauteil nicht gerade prickelnd macht. Es gibt einfache Hütten, Produktionsstätten, Tempel und militärische Bauten, von denen sich manche aufwerten lassen.

Jedes Volk besitzt seinen speziellen Architekturstil, auch wenn die Funktion der Gebäude stets dieselbe bleibt.

Bauernhof, Pferdestall, Waffenschmiede, Goldschmiede, Mine und Schreinerei müssen mit Handwerkern beiderlei Geschlechts bestückt werden, die ihr in den einfachen Wohnhäusern erzeugen könnt. Die Schlachtung beim Metzger wird optisch mit einer Fontäne von Blut und Knochen dargestellt.

Richtig makaber wirken aber nur einige Details. Denn fast erinnert es ein wenig an Asterix und Obelix, die ein paar dämliche Römer verdreschen wollen, wenn deren germanische Brüder im Pulk in die dicht geschlossen Reihen der Legionäre preschen. Die pixelige Schlachtenoptik auf dem Bildschirm will also nicht so recht zur finsteren Grundstimmung passen. An den schaurigen Totenköpfen, dem düsteren Hintergrund und den blutrünstigen Render-Filmchen wird jedoch rasch klar, dass Against Rome eigentlich nicht zum Lachen ist. Trotz all der Gore-Effekthascherei ist das Spiel ab 12 freigegeben. Ansonsten ist die Grafik mit isometrischer Perspektive eher durchschnittlich, was sich schon daran zeigt, dass ihr nicht zoomen dürft. Darunter leidet die Übersicht genauso wie unter der nicht drehbaren Karte. Nette Effekte wie Blitze, Tageszeiten, Wasser oder sich wiegende Bäume gibt es nur gelegentlich. Außerdem entsprechen die Gebäude nur bedingt der Architektur der Epoche der Völkerwanderung.

Finsteres Ambiente

Römische Reiterei kommt angaloppiert, was meist nichts Gutes verheißt.


Wuchtiger Sound

Der aggressive Barbaren-Sound passt aber wieder perfekt zum düsteren Szenario der Spiels. Abgesehen von der kriegerischen Hintergrundmusik gibt es aber wenig fürs Ohr, da passende Geräusche weitgehend fehlen.

Beachtlich ist jedoch die professionell aufgenommene Sprachausgabe, die sogar mit bekannten Stimmen aus dem Fernsehen aufwarten kann. Auch die Häuptlinge und Krieger geben so ihr Sprüchlein von sich, wenn ihr sie anklickt. Die deutsche Sprachversion des Echtzeit-Strategiespiels ist im Übrigen frei von Fehlern.

Fazit

Normalerweise sind spärlich bekleidete Mädels auf der Verpackung ein untrügliches Indiz für die inhaltliche Leere eines PC-Spiels. Das gilt nicht für Against Rome, das trotz einiger blutrünstiger Geschmacklosigkeiten in Sachen Gameplay sogar manch Neues wie die Ruhmpunkte oder das Volksheer bietet. Leider spielen sich die Missionen der nur einen Kampagne nicht derart abwechslungsreich, wie das die teils witzigen Spezialfähigkeiten der drei Völker verheißen. Das liegt an den sich gleichenden Einheiten und vor allem auch am austauschbaren Aufbauteil, der wenig Freude bereitet. Deshalb liegt der Spaßfaktor von Against Rome auch deutlich unter dem Niveau eines Age of Mythology. Optisch fällt das Spiel mit seiner ungenauen Miniaturdarstellung gegenüber der Genre-Spitze noch deutlicher ab. Wer auf eher finstere Szenarien steht und keinen Wert auf ein geschichtlich korrektes Spiel legt, sollte sich den mit Klischees, aber eben auch einigen interessanten Ideen gespickten Titel ruhig einmal anschauen.

Pro

  • passender Sound
  • finsteres Szenario
  • gute Volksheer-Idee
  • professionelle Sprecher
  • nettes Ruhmpunkte-System
  • Verlauf der Kampagne bestimmen
  • durchdachtes Einheiten-Management
  • abwechslungsreiche Spezialfähigkeiten

Kontra

  • kein Zoomen
  • hausbackene Grafik
  • teilweise unhistorisch
  • Einheiten gleichen sich
  • umständliche Mobilmachung
  • unübersichtliche Schlachten
  • Soldaten verhalten sich passiv

Wertung

PC