Prince of Persia: The Sands of Time - Test, Action-Adventure, XBox, PlayStation3, GameCube, PlayStation2, PC

Prince of Persia: The Sands of Time
08.12.2003, Mathias Oertel

Test: Prince of Persia: The Sands of Time

Jordan Mechner schuf 1989 mit Prince of Persia ein kleines Meisterwerk. 14 Jahre, zahlreiche Technik-Evolutionen und einen eher misslungenen Versuch, den Prinzen in eine 3D-Welt zu setzen später hat sich Ubi Soft auf der PS2 daran gemacht, das Märchen zu neuem Leben zu erwecken, ohne den Geist des Originals zu verlieren – und das mit beachtlichem Erfolg! Wie die PC-Fassung des Abenteuers aus Tausendundeiner Nacht abschneidet, könnt ihr im Test erfahren.

Die Story um den persischen Prinzen beginnt mitten im Krieg. Der Vater unseres jungen Helden belagert den örtlichen Maharadscha. Doch während überall Kämpfe wüten, verfolgt der Prinz sein eigenes Ziel: Er möchte sich seinem Vater beweisen und ihm aus Ehrerbietung einen mysteriösen Dolch überreichen, der in der Schatzkammer des Maharadscha schlummert.

Am Anfang war der Krieg

Feine Grafik und forderndes Gameplay: Prince of Persia überzeugt!


Der Weg dorthin gestaltet sich als clever designtes Tutorial, in dem ihr fast alle Bewegungsmöglichkeiten des Prinzen kennen lernt und den Umgang mit der gut belegten und eingänglichen Steuerung üben könnt.

Doch kaum hat der Prinz den Dolch in seinen Händen, wird ihm sein Egoismus zum Verhängnis: Durch einen Unfall befreit er den Sand der Zeit, eine unheimliche dunkle Magie, die alle Bewohner des Königreiches in Dämonen verwandelt. Es liegt an dem Prinzen, seinen Fehler wieder auszubügeln und wieder Ordnung im Königreich herzustellen. Keine leichte Aufgabe, wie sich herausstellen soll.

Denn nicht nur die Dämonen warten auf euch, um in spektakulär inszenierten Kämpfen niedergestreckt zu werden. In klassischer Prince of Persia-Manier gibt es zahlreiche Rätsel und Fallen, die neben einem cleveren Kopf auch gute Finger-Koordination erfordern.

Jump & Fight & Überleg

Klingen, denen man ausweichen muss, stehen genau so auf dem Programm wie scheinbar unüberwindbare Abgründe, die man z.B. mit einem beherzten Lauf an der Wand gefolgt von einem waghalsigen Sprung überwinden muss. Das Spektrum der Rätselanforderungen ist immens groß, wurde aber behutsam an die Steuerungsmöglichkeiten angepasst.

Überhaupt muss man sagen, dass das Gamebalancing nahezu perfektioniert wurde. Rätsel, Sprungsequenzen und Kämpfe halten sich in etwa die Waage und sorgen so immer wieder für Abwechslung. Die Rätsel und Sprungsequenzen gestalten sich zwar immer fordernder, doch an den strategisch platzierten Speicherpunkten bekommt ihr Visionen zu sehen, die euch auf zukünftige Ereignisse vorbereiten und euch Hilfsansätze geben, wie das Problem gelöst werden kann.

Eine besondere Eigenschaft kommt auch dem Dolch zu, den ihr zu Anfang erbeutet habt: Mit ihm habt ihr die Macht über die Zeit. Im Endeffekt bedeutet dies zweierlei: Zum einen könnt ihr das Geschehen verlangsamen, was vor allem in Kämpfen gegen harte Gegner sinnvoll ist.

Zusätzlich gibt es beim Betreten eines neuen Raumes immer wieder Kamerafahrten, die Hinweise offenbaren - eine gute Idee, um Frustmomente weitestgehend auszuschalten.

Eine Frage der Zeit

Trotz beeindruckender Inszenierung werden die Kämpfe auf Dauer eintönig.


Zum anderen und im Spielverlauf von entscheidender Bedeutung ist die Fähigkeit, die Zeit zurücklaufen zu lassen.

In der Praxis umgesetzt bedeutet dies, dass ihr nach einem missglückten Sprung z.B. einfach den "Rückspul-Knopf" drückt und bis zu dem Punkt zurückspult, an dem ihr noch sicheren Boden unter den Füßen hattet – ebenfalls eine klasse Idee und dazu noch grafisch gut umgesetzt.

Angesichts der Abwechslung, die ihr in den Sprungpassagen und den Rätseln findet, stehen die Kämpfe jedoch etwas zurück und werden auf Dauer etwas eintönig – auch wenn die Intensität und der Adrenalingehalt im Blut ständig zunimmt. Ihr lernt im Laufe der Zeit zwar eine zufrieden stellende Anzahl an unterschiedlichen Gegnern kennen, doch letzten Endes greift man immer auf zwei oder drei Moves zurück, um die Feinde in die Knie zu zwingen.

Das Problem ist nur, dass zum einen der Zeitrahmen des Zurücksetzens begrenzt ist und ihr diese Funktion nur einige Male verwenden könnt.

Im Laufe der Zeit findet ihr aber in den teilweise großräumig angelegten Abschnitten Möglichkeiten, euren Sandpool zu vergrößeren. Und auch an eine Verlängerungsoption für die Lebensenergie wurde gedacht – schön!

Zeit für Verbesserung

Spezialeffekte en masse - und das mit moderaten Hardware-Anforderungen.


Als weiterer Schwachpunkt bei den Kämpfen stellt sich eure Gefährtin Farah heraus, die als ehemalige Tochter des Maharadschas und nun Sklavin des Königs ebenfalls den Fluch mit dem Dolch beenden will.

Denn wenn sie in einen Kampf eingebunden ist, greift sie einerseits nur mit Pfeil und Bogen an und ist zudem sehr empfindlich für gegnerische Angriffe. Was an sich kein Problem wäre, da man die Gegner mehr oder weniger einfach wieder auf sich lenken kann.

Doch da Farah keine Anstalten macht, sich aus der Angriffslinie zu bewegen und stattdessen mit dem Boden festgewachsen scheint, ärgert man sich in Kämpfen auf engem Raum teilweise zu Tode.Dass bei den angesprochenen Fights in eingeschränkten Gebieten die Kamera bei bestimmten Moves einen Schwenk macht und urplötzlich eine Position einnimmt, in der man seine Figur nicht mehr sieht, erleichtert die Aufgabe nicht gerade. Denn in der Kampfhektik hat man nicht immer die Zeit, die Kamera manuell zu justieren.

Anspruchsvolle Sprungeinlagen fordern  Kopf und Fingerfertigkeit!

Zudem sei euch dringend die Benutzung eines Pads empfohlen. Denn wenn ihr den Prinzen nur mit Maus/Tastatur kontrolliert, habt ihr zwar eine bessere Kontrolle über die Kamera, doch bei den Kämpfen fehlen einem in wichtigen Momenten immer kleine Zehntelsekunden, die über Sieg oder Niederlage entscheiden können. Zudem sorgen die Kamerawechsel zusammen mit der relativen Steuerung des Öfteren für leichte Orientierungsschwierigkeiten, was mit dem Pad besser ausgeglichen wird.

Angesichts des ansonsten guten Balancings treffen einen diese Mankos wie ein Schlag ins Gesicht und sind letztlich dafür verantwortlich, dass Prince of Persia am eigentlich sicher geglaubten Award vorbei schrammt.

Doch auch ohne Platin-Gütesiegel ist Sands of Time jeden Cent wert, denn neben der Mischung aus Rätseln, Kämpfen und Springen wird euch eine gut inszenierte und schlüssig erzählte Story präsentiert. Neben den üblichen Erzählsträngen, die sich um Rache, Selbstzweifel sowie Ver- und Misstrauen drehen, wartet ein Element auf euch, dass in den letzten Jahren höchst selten Einzug in die Videospiele hielt: Liebe! Die Beziehung zwischen Farah und dem Prinzen könnte den Märchen aus Tausendundeiner Nacht entsprungen sein und bietet euch Humor, Herzschmerz, Drama und eine der schönsten Liebesszenen seit Final Fantasy X.

All you need is love

Abgesehen von den angesprochenen Kameraproblemen liefert die Grafikabteilung des Prince of Persia-Teams eine beispielhafte Leistung ab: Angefangen von der abwechslungsreichen und stets überzeugenden Gestaltung der verschiedenen Umgebungen über die zahlreichen Effekte bis hin zu den aufwändigen Rendervideos, die qualitativ leicht hinter der PS2-Fassung zurück bleiben, weiß man gar nicht, wo man zuerst hinschauen soll – auch wenn man sich an den bewegenden Vorhängen seit Splinter Cell irgendwie satt gesehen hat.

Stimmiges Grafikepos

Die Effekte sind teilweise atemberaubend.

Nicht vergessen sollten wir die Zeiteffekte: Sowohl die Rückspulfunktion als auch die Zeitlupe wurden ebenso sorgfältig und imposant inszeniert wie der Rest des Spieles und runden ein Grafikvergnügen ab, das es in dieser Form und dieser inhaltlichen Stimmigkeit selten zu sehen gab.

Und als Sahnehäubchen gibt es einen glaubwürdig, abwechslungsreich und unheimlich sanft animierten Hauptcharakter, dem zuzuschauen einfach nur Vergnügen bereitet.

Die angegebenen Minimalanforderungen von 800 MHz, 256 MB RAM und GeForce 3 reichen aus, um das Spiel mit nahezu allen Details in einer passablen Auflösung fast immer ruckelfrei darzustellen. Und mit allem, was drüber liegt, verstärkt sich der optische Genuss.

Da verschmerzt man auch, dass die Texturen der Gegner aus nächster Nähe nicht immer prickelnd aussehen.

Zudem nimmt sich der Hardwarehunger als recht moderat aus.

Keine Angst vor großen Gegnern - bis auf wenige Ausnahmen bleiben die Kämpfe fair!

Dass für die deutsche Sprachausgabe mit Gerritt Schmidt-Foss und Ulrike Stürzbecher die Synchronsprecher von Leonardo Di Caprio und Kate Winslet engagiert werden konnten, wirkt sich in zweierlei Hinsicht positiv auf das Spiel aus. Zum einen merkt man den beiden wie auch den anderen Sprechern ihre Professionalität bei der abgelieferten Arbeit jeden Moment an und zum anderen wird immer wieder ein Titanic-Bild heraufbeschworen, das unheimlich schön zur Love-Story passt.

Titanic of Persia

Doch auch der Rest der Akustik kann sich hören lassen: Jederzeit passende und aufwändig produzierte Umgebungsgeräusche und Soundeffekte sorgen für genauso viel Stimmung wie der fantastische Soundtrack, der sich dynamisch ans Spielgeschehen anpasst. Während der Kämpfe sorgen treibende Rhythmen für einen zusätzlichen Adrenalinschub und die stillen Momente einiger Sprungpassagen, in denen ihr nur irgendwo Vögel flattern hört, helfen, die Konzentration zu halten.

Fazit

Auch auf dem PC ist das Abenteuer des persischen Prinzen jeden einzelnen Cent wert. Dass das Spiel aber auch auf den Rechenknechten keinen Award bekommt, liegt an den kleineren Problemen im späteren Spielverlauf, die auch schon auf der PS2 für leichte Unruhe sorgten: Die Gefährtin Farah stellt sich bei Kämpfen teilweise so dämlich an, dass man ihr die Maus entgegen schmeißen möchte und sich dabei ertappt, wie man den Monitor anschreit. Bei den hektischen und fordernden Gefechten ist zudem die Kameraführung nicht optimiert, so dass gelegentlich (und dann natürlich im unpassendsten Moment) die Umgebung die Sicht auf den Prinzen versperrt. Zwar kann man mit der ebenfalls nicht ganz optimalen Maus-/Tastatur-Steuerung die Kamera besser justieren als auf der PS2, doch trotzdem sollte ein Pad als Kontrollmöglichkeit bei den meisten erste Wahl sein. Grafisch beeindruckend, ohne all zu große Anforderungen zu stellen, bekommt ihr mit Prince of Persia – Sands of Time eine wunderschöne Story, deren Gameplay mit fordernden Hüpfeinlagen, feinen Rätseln und einer Menge Action von Anfang bis Ende fesselt!

Pro

  • schöne Story
  • feine Animationen
  • stimmige Umgebungsgrafik
  • gutes Spielbalancing
  • Rätsel für Kopf und Finger
  • klasse Musikuntermalung
  • gute Sprachausgabe
  • insgesamt hervorragende Atmosphäre
  • original Prince of Persia als Bonus
  • schöne Lokalisierung
  • akzeptable Hardwareanforderungen

Kontra

  • Kamera-Probleme
  • unfaire Momente
  • Kämpfe auf Dauer eintönig
  • Maus-/Tastatur-Steuerung nicht optimal

Wertung

PC