ESPN NFL Football 2K4 - Test, Sport, XBox, PlayStation2

Im Großen und Ganzen war der letztjährige NFL-Ausflug von Visual Concepts ein durchweg unterhaltsames Football-Erlebnis. Und trotzdem haben Kleinigkeiten dafür gesorgt, dass der Abstand zur Madden-Serie –seit Jahren die Nummer 1 im Genre- zwar kleiner wurde, aber nicht ganz egalisiert werden konnte. Mit neuen Ideen, neuen Features und vielen Verbesserungen soll EA dieses Jahr in die Schranken gewiesen werden. Und um es vorweg zu nehmen: die Madden-Serie hat einen mindestens gleichwertigen Gegner gefunden.

Neues Spiel, neues Glück?

Zwar findet sich bei den grundsätzlichen Spielmodi keine Überraschung, doch auch wenn mit dem schnellen Spiel, Turnieren, der Saison und dem im Vergleich zum Vorjahr zwar aufgeräumten, aber inhaltlich nahezu unveränderten Franchise-Modus nur Altbekanntes zur Verfügung steht, finden sowohl Anfänger als auch Profis Stoff für zahllose unterhaltsame Stunden.

(Xbox) 

Doch über allem stehen die fantastische Präsentation im Stile des weltgrößten Sportsenders ESPN. Vom Hauptmenü über die Vorstellung der Mannschaften bis hin zu den immer wieder in die Spiele eingestreuten Einblendungen mit Statistiken der Mannschaft oder eines einzelnen Spielers wurde alles im ESPN-Look gestaltet und sorgt für ein unvergleichbares Präsentationserlebnis, das sich so dicht an einer Fernsehübertragung bewegt wie nie zuvor.

Gründe für die steil nach oben zeigende Motivationskurve gibt es einige zu finden: die KI z.B., die sich seit dem letzten Jahr nochmals gesteigert hat und euch in allen Schwierigkeitsgraden fordert.

Auch das überarbeitete und mittlerweile stärker an Madden erinnernde Auswahlmenü für die umfangreichen Spielzüge sorgt für einen leichten Einstieg und ein schweres Wiederloskommen.

Eines der besten neuen spielerischen Features ist First-Person-Football, das euch in nahezu allen Spielmodi zur Verfügung steht. Zwar dauert es ein bisschen, bis man sich an die ungewohnte Ego-Ansicht beim Spielen gewöhnt hat, doch sobald man die Intensität eines Quarterback kurz vor dem "Gesackt werden" einmal am eigenen Leibe spüren konnte oder beim sicher geglaubten Fangen eines Passes plötzlich von hinten angesprungen wird, möchte man dieses Feature nicht mehr aufgeben.

(PS2)

Mittendrin statt nur dabei

Als ob das alles nicht ausreichen würde, gibt es mehrere Hundert Gimmicks und Goodies zu sammeln. Dafür müsst ihr allerdings besondere Leistungen erbringen. Angefangen von erfolgreichen Spielzügen über eine bestimmte Anzahl von Sacks bis hin zu Spieldauer und erreichten Statistikwerten gibt es Belohnungen für alle.

Derart intensiv konnte man an der Konsole noch nie die Faszination American Football erleben.

Anschauen könnt ihr Eure Errungenschaften in der so genannten Crib, einem von euch einzurichtenden Ausstellungsraum, in dem neben Trophäen, Postern usw. auch diverse Minispielchen darauf warten, freigespielt zu werden. Ein Trivia-Game für die Hardcore-Fans ist z.B. darunter und auch ein Air Hockey-Spiel wartet auf seinen Einsatz.

(PS2)

Ab in die Krippe

Diese Visualisierung der Errungenschaften ist ein immenser Motivationsschub und sorgt mehr als einem lieb sein kann dafür, dass man ein Spiel nach dem anderen macht, um wieder ein weiteres Gimmick oder Video freizuspielen.Multiplayer-Spaß allerorten

Ausgestattet mit Verbindungsqualitätsanzeige, einer verbesserten Spielsuche und umfangreichen Statistiken auch außerhalb von XSN gibt es für Online-Footballer dieses Jahr keine bessere Alternative als ESPN NFL Football – selbst Microsofts NFL Fever muss zwangsläufig die Segel streichen.

(Xbox)

Denn wo die PS2 mit maximal acht Spielern an zwei Multitaps zweifellos für Spaß sorgen kann, räumt die Xbox mit der Option für Online-Spiel ab und stellt Madden (auf der Xbox nur offline) wieder einmal in den Schatten. 

Wenn es einen Punkt gab, in dem Segas Vorzeige-Football bereits letztes Jahr fast uneingeschränkt mit EAs Madden-Serie mithalten konnte, war es die Grafik. Und dieses Jahr zieht man sogar noch vorbei. Zu den bekannt guten und abwechslungsreichen Bewegungen und den aufwändig designten Stadien gesellen sich klasse animierte Zuschauer, die in Close-Ups aus ansehnlich polygonisierten Figuren bestehen, die sich über die Leistung ihres Teams aufregen oder freuen.

Sind wir auf Sendung?

Und über all dem schwebt das ESPN-Logo und entfacht Fernsehstimmung: Abwechslungsreiche Zeitlupeneinspielungen, Bild-im-Bild-Technik und eine lupenreine Präsentation sorgen dafür, dass man bei flüchtigem Hinsehen den Eindruck bekommt, man hätte einen Sportsender eingeschaltet – einfach nur klasse!

Unterschiede zwischen den beiden Fassungen gibt es nur im Ego-Modus: Hier tauchen auf der Xbox immer wieder kleinere Clippings auf, die den Gesamteindruck letzten Endes aber nicht in Gefahr bringen. Akustikstimmung in Englisch

Einzig die Cheerleader sollte man für nächstes Jahr überarbeiten. Denn obwohl diese auf Anhieb nett anzuschauen und gut animiert sind, scheinen sie alle aus dem Klonlabor zu kommen – aus einem, das Anorexie vorschreibt, noch dazu.

Der Eindruck der TV-Übertragung wird durch die rundum gelungene Akustik mit den (englischen) Kommentaren noch verstärkt. Die Berichterstattung passt auf den Punkt und sorgt für zusätzliche Stimmung. Das z.B. gegen Ende eines Spieles auf Situationen Bezug genommen wird, die in der Anfangsphase liegen, ist wahrlich nicht selbstverständlich und zeugt von der Sorgfalt, mit der man hier zu Werke gegangen ist. Auch die übrige Akustik wurde optimal umgesetzt und sorgt mit stets passenden Soundeffekten auf und jenseits des Spielfelds für ein rundherum stimmige Atmosphäre, die sogar verzeihen lässt, dass die Kommentare nur auf Englisch aus den Lautsprechern schallen.

(Xbox)