Tiger & Dragon - Test, Action-Adventure, XBox, PlayStation2
Obwohl sich Genki redlich Mühe gibt, die Atmosphäre des Films auf die Konsolen zu transportieren und sich dabei sowohl originaler Filmausschnitte als auch durchschnittlicher Rendersequenzen bedient, bleibt das Vorhaben schon an der Startlinie im Morast unausgereiftem Gameplays stecken.
Klauenloser Tiger
Und ansatzweise kann die Mischung aus Schwertkampf und Handkantengefechten auch Spaß machen. Zumindest, bis man nach wenigen Minuten feststellt, dass taktisches Vorgehen in den Kämpfen keinesfalls gefragt ist. Stattdessen ist Buttonmashen angesagt, bis das Pad qualmt.
Vom Grundprinzip her ein dreidimensionaler Prügler, seid ihr im Laufe des Spiels mit allen bekannten Charakteren aus dem Film unterwegs, um alles niederzustrecken, was sich euch in den Weg zu stellen wagt.
|
Die Steuerung auf beiden Systemen eingängig gestaltet und kann im Zusammenspiel mit dem interessanten Konter-Feature hin und wieder für sehenswerte Kampfsequenzen sorgen. Doch unter dem Strich bleibt ein äußerst schaler Geschmack zurück.
Drache ohne Feuer
Denn hätte sich Genki darauf konzentriert, die Kämpfe imposanter und taktischer zu gestalten, anstatt krude Jump&Run-Einlagen einzubauen, die eigentlich überhaupt keinen Sinn erfüllen, außer das aus dem Film bekannte spektakuläre Fliegen äußerst unspektakulär umzusetzen, hätte vielleicht sogar etwas aus dem Spiel werden können.
|
So aber schlägt man sich wahnsinnig unmotiviert durch einen Abschnitt nach dem anderen, muss immer wieder einen schon geleerten Abschnitt nochmals durchqueren, um zum Ausgang zu kommen, zerstört hin und wieder ein paar Teile der Umgebung und fragt sich spätestens nach einer Stunde, wieso man immer noch vor dem Spiel sitzt, wenn man sich doch genau so gut den Film anschauen könnte und dabei noch mehr Spaß hätte.
Dass man häufig mit verschiedenen Charakteren immer wieder die gleichen Abschnitte erledigen muss, bei denen die Aufgaben nur unwesentlich variieren, ist ebenfalls ein Punkt, der für unausgereiftes Spieldesign spricht.
Konnte der Film mit grandiosen Einstellungen und opulenten Bildern überzeugen, erstickt die total verhunzte Kameraführung jeden ansatzweise aufkeimenden Spielspaß umgehend. Kaum eine Sekunde vergeht ohne die manuelle Justierung der Perspektive – etwas, das vor allem in den Kämpfen immer wieder zu vollkommen unnötigem Stress und Frust führt.
Kameraführung? LOL!
|
Grafisch ist Genki ebenfalls weit davon entfernt, die beeindruckende Pracht des Filmes zu replizieren. Eintönige Texturen, und Umgebungen bar jeglicher Details bilden die Kulisse für die eintönigen Schwertkämpfe. Die Animationen der Figuren sind im Großen und Ganzen gelungen, wiederholen sich aber sehr schnell und sind spätestens nach einer halben Stunde nichts Besonderes mehr.
Laue Grafik, klasse Musik
Abgesehen von der gelungenen Musik, die direkt dem Film entnommen ist, hilft der Sound nicht gerade, die Atmosphäre zu steigern. Das stetige Klirren der Schwerter und die Schlaggeräusche sind von noch stärkeren Wiederholungserscheinungen betroffen als die Animationen und werden trotz sauberer Produktion schnell langweilig.
Die Gegnerauswahl ist ebenfalls nicht berauschend: Nahezu jede Angriffswelle besteht aus den gleichen Typen und wird dem Filmvorbild nicht gerecht.
|
Was die Sprachausgabe betrifft, hat man sich dazu entschlossen, das Spiel in Mandarin zu belassen und mit deutschen Untertiteln zu versehen – was an sich keine schlechte Idee ist, um Film-Flair und Atmosphäre zu generieren.
Doch leider konnte man offensichtlich die Filmschauspieler nicht dazu bewegen, die Parts zu übernehmen. Und die für das Spiel engagierten Sprecher erledigen die Aufgabe keinesfalls zufrieden stellend. Vollkommen ohne Emotion werden die Texte heruntergeleiert und verschenken die letzte Chance, aus Tiger & Dragon ein Spiel zu machen, das der Vorlage gerecht werden könnte.
Fazit
Mein Gott, was hätte man alles aus der Filmvorlage machen können! Doch was Genki hier abgeliefert hat, spottet fast jeder Beschreibung: eintöniges Einheitsprügeln gibt sich ein Stelldichein mit billigen Rätseln sowie demotivierenden Jump&Run-Einlagen und wird zudem noch von einer Kameraführung garniert, die schlechter in letzter Zeit kaum zu sehen war. Die Kämpfe sind zwar ansatzweise interessant choreografiert, doch letzten Endes läuft alles auf einen Buttonmasher heraus, der einem schnell überdrüssig wird. Und die durchwachsene Grafik, die nur in punkto Animationen einigermaßen Durchschnittswerte erreichen kann, liefert den letzten Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Einzig die musikalische Untermalung ist durchweg gelungen. Dafür aber müsst ihr Sprecher in Kauf nehmen, die nicht einmal ansatzweise die Qualität der Filmschauspieler erreichen. Und obwohl das Spiel zum Budgetpreis angeboten wird, sollten alle Fans asiatischer Kampfkunst das Geld lieber in die Film-DVD investieren.
Pro
- Original-Musiken aus dem Film
- eingängige Steuerung
- interessantes Konter-System
Kontra
- eintöniges Gameplay
- massive Kameraprobleme
- billige Rätsel
- schwache Grafik
- keine Original-Sprecher
- kaum Gegnervariationen