Dragon Throne: Battle of Red Cliffs - Test, Taktik & Strategie, PC

Dragon Throne: Battle of Red Cliffs
15.01.2004, Bodo Naser

Test: Dragon Throne: Battle of Red Cliffs

Echtzeit-Strategiespiele mit fernöstlichem Szenario sind immer noch die große Ausnahme im oft wenig einfallsreichen Einerlei. Schon allein deshalb verdient auch Dragon Throne Beachtung, bei dem ihr eines der Reiche Chinas zum Sieg führen könnt. Warum das PC-Spiel von Strategy First dem Strategiegenre trotzdem nur wenig neue Impulse liefert, erfahrt ihr in der Review.

In diesem prächtigen Menü müsst ihr euren Warlord auswählen.


Das Ende der Han

Den erzählerischen Hintergrund bildet der im Westen eher unbekannte Roman "Die Romanze der drei Königreiche", der den Fall der Han-Dynastie skizziert, deren Herrschaft über 400 Jahre lang China den Wohlstand garantierte.

Die historische Schlacht bei den Roten Klippen fand 208 n.Chr. statt – zu einer Zeit also, als sich hierzulande noch Römer und Germanen zankten. 220 n.Chr. wurde der letzte Kaiser der Han zur Abdankung gezwungen und es folgte die Zeit der drei Königreiche. In dieser interessanten Epoche des Umbruchs sind die recht hektischen Schlachten von Dragon Throne angesiedelt. Das Szenario ist dennoch nicht ganz neu, denn vor Jahren diente es bereits Eidos Three Kingdoms als Vorlage.

Dabei könnt ihr einen der aufstrebenden Warlords eines der drei Reiche übernehmen, die alle ihre eigene Kampagne besitzen. Der erste Anführer ist Cao Cao, der mächtige Reichskanzler des letzten Han-Kaisers Xian, der ein riesiges Heer von 800.000 Soldaten in die Schlacht bei den Roten Klippen führte.

Drei Kampagnen

Bei den zusätzlichen Szenarien habt ihr die freie Wahl eurer Gegner.

In den virtuellen Schlachten von Dragon Throne sind es aber deutlich weniger! Dann gibt es noch Liu Bei, der aus ärmlichen Verhältnissen stammend zum General der Kaisers Xian aufstieg. Schließlich könnt ihr auch Sun Quans Werdegang nachspielen, der sich mit Liu Bei verbündete und schließlich selbst zum Kaiser proklamierte. Leider erfahrt ihr im Spiel selbst nicht sonderlich viel über die epische Geschichte, da es außer dem Intro auch keine gerenderten Filme gibt.

Trotz seines interessanten Szenarios mangelt es Dragon Throne an der adäquaten Spielumsetzung, die über unteres Mittelmaß leider nicht hinaus kommt. Das Spiel wirkt insgesamt unausgegoren und bietet trotz der vielen Upgrades für die Einheiten und Bauten eigentlich nichts, was es nicht schon anderswo gegeben hätte. Zudem erinnert das Gameplay mit all seinen Schwächen verblüffend an Three Kingdoms.

Spielerisch enttäuschend

Darüber hinaus ist auch der Spieleinstieg gar nicht einfach, da weder Tutorial noch gedrucktes Handbuch ihre Dienste tun. Auch die 15 Gebäude, die ihr errichten dürft, sind allesamt nur Standard. Da helfen auch die extra Singleplayerszenarien und der Multiplayer nicht weiter, da euch auch hier nichts anderes geboten wird. Das 08/15-Gameplay wirkt daher in seiner Einfallslosigkeit so, als stamme es noch aus der Frühzeit des Genres.

In den drei Kampagnen geht es meist darum, mit einem möglichst großen Heer eine Anzahl feindlicher Städte einzunehmen. Dafür müsst ihr eine umständlich zu manövrierende Armee von trainierten Bauern aufstellen, wozu ihr erst ähnlich wie bei Against Rome die Arbeiter bewaffnen müsst. Sogar die umherstreifenden Pferde für die Reiterei müssen eure Kämpfer erst mühsam besteigen.

Harmlose KI

Eure pixeligen Mannen haben gerade ein unschön dargestellte Behausung zerstört.

Die Aggressivität der eigenen Truppen lässt andererseits stark zu wünschen übrig, da sie von alleine noch nicht einmal die Einheiten angreifen, die direkt neben ihnen stehen. Der Gegner ist zum Glück auch nicht viel besser, denn umgibt ihn der Nebel des Krieges, so macht er keinen Mucks, auch wenn der Feind nur Millimeter entfernt marschiert. Der Nebel kommt übrigens langsam zurück, wenn ihr eine Strecke nicht ständig kontrolliert.

Die bei Dragon Throne auf zwei unübersichtlichen Spielebenen stattfindenden Schlachten laufen meist ziemlich hektisch ab, weshalb es beispielsweise auch fast unmöglich ist, die vielen Spezialfähigkeiten der Anführer während des Kampfes sinnvoll einzusetzen. Bis ihr die Funktion ausgewählt habt, surren die Pfeile bereits wie wild, die Fußtruppen rufen unverständliche Befehle durcheinander und die Reiter hoppeln in die Schlacht.

Hektische Kämpfe

Eines der chinesischen Dörfer, das es zu besetzen gilt.

Die taktischen Möglichkeiten sind trotz Einsatz von Belagerungswaffen und Proviantkarren stark begrenzt, da ihr zwar mit Ziffern versehene Gruppen bilden könnt, es aber keine Formationen gibt. Kein Wunder also, dass fast jedes Gefecht irgendwann im unübersichtlichen Getümmel endet.

Trotz der an die 100 volksspezifischen Upgrades für Einheiten und Gebäude gleichen sich drei Kampagnen doch weit mehr, als man vielleicht auf den ersten Blick vermuten könnte. Das liegt natürlich auch daran, dass die drei Anführer mangels individueller Darstellung ihrer Story für euch nicht zur wirklichen Identifikationsfigur werden können. Auch der Bereich der Forschung hätte viel mehr verstärkt werden müssen, denn die stattfindende Erforschung von Verbesserungen im Bereich von Produktion und Kriegwesen im Gebäude der Akademie ist nun wahrlich nichts Neues. Dass die Akademie selbst ausgebaut werden muss, um weitere Neuheiten entwickeln zu können, übrigens auch nicht.

Wenig Unterschiede

Auch in Sachen Steuerung bleiben nichts als Fragen offen: Warum ist es bloß derart umständlich, seine immer erfahrener werdenden Arbeiter für die verschiedenen Arbeiten einzuteilen? Bei vergleichbaren Echtzeit-Strategiespielen geht das viel leichter von der Hand. Warum muss die Rohstoffanzeige erst extra geöffnet werden? Da die Ressourcen schließlich nicht unwichtig sind, werden sie bei Strategiespielen regelmäßig ständig am oberen Bildrand angezeigt. Warum werden in manche Einrichtungen die zugeteilten Arbeiter nicht angezeigt.

Umständliche Bedienung

In solch wenig spannenden Texten wird euch der historische Kontext erklärt.

Immerhin überzeugt das chinesische Design der Gebäude, Menüs und Einheiten durchaus, auch wenn die zweidimensionale Grafik insgesamt eher nicht zu Jubelstürmen anregt. Die eckige und detailarme Darstellung der Umgebung beispielsweise, in der nur sporadisch einmal ein paar Schneeflocken vom Himmel fallen. Zudem erinnert das Spiel auch optisch stark an Three Kingdoms. Insgesamt ist die unschöne Darstellung viel zu klein geraten, gerade weil das Zoomen nicht erlaubt ist. Darunter leider natürlich auch die Übersichtlichkeit, die zusätzlich noch von dem oft parallel ablaufenden Geschehen auf den zwei Ebenen beeinträchtigt wird. Außer dem Intro gibt es leider auch keine auflockernden Zwischensequenzen.

Soll man die Bergleute etwa einzeln aus der Mine zurückbeordern? Und warum werden die Arbeiter bei automatischer Zuteilung fast immer in die Mine geschickt?

Fernöstliche Optik

Die Spezialfähigkeiten eines Anführers müsst ihr erst umständlich auswählen.

Die deutschen Stimmen der Anführer klingen in etwa so, als wollten wenig professionelle Sprecher einen Preis für die überdeutlichste Aussprache gewinnen. Denn wer die in die künstlich in die Lääängeee gezogenen Worte hört, wird unweigerlich von einem spontanen Gähnanfall übermannt. Immerhin wurde das wenig prickelnde Strategiespiel weitgehend ohne grobe Fehler ins Deutsche übersetzt. Schon eher passend ist da die moderne Hintergrundmusik, die natürlich fernöstlich klingt.

Sprachausgabe in Zeitlupe

Fazit

Leider gelingt es denn Machern von Dragon Throne nicht, das interessante -wenn auch nicht mehr ganz taufrische- Szenario vom Ende des chinesischen Han-Reiches spieltechnisch entsprechend umzusetzen. Trotz netter Gimmicks wie des Spiels auf zwei Ebenen, der Bewaffnung von Arbeitern, dem Einsatz von Proviantwagen und der vielen Upgrades bietet das grafisch unspektakuläre Echtzeit-Strategiespiel spielerisch einfach zu wenig Interessantes. Zu allem Überfluss erinnert das Ganze noch stark an Three Kingdoms von Eidos, das genau dasselbe Thema beackerte. Der Reiz der fernöstlichen Epoche ist daher bereits nach wenigen Stunden des hektischen und unübersichtlichen Spiels verflogen wie der Dampf einer heißen Tasse Tee in einem Orkan mit Windstärke 13. Deshalb bleibt Dragon Throne nur eines von vielen Spielen eines ausgetretenen Genres, das eigentlich nach Innovationen lechzt wie ein beinahe Verdurstender nach einem Schluck Wasser.

Pro

  • drei spielbare Kampagnen
  • zwei Ebenen spielbar
  • viele Einheiten-Upgrades
  • Proviantwagen
  • authentisches China-Design
  • fernöstlich klingende Musik

Kontra

  • <P>
  • einfallsloses Gameplay
  • umständliche Bedienung
  • hektische Schlachten-&nbsp;ohne Zoom&nbsp;unübersichtlich
  • KI nicht aggressiv genug
  • kaum unterschiede zwischen den Völkern
  • altbackende 2D-Grafik
  • kaum Render-Filme
  • erinnert stark an <B>Three Kingdoms<B> <A class=DYNLINK onmouseover="DynToolTipp_Show('Klicken für <b>Gameinfos</b>')" onmouseout="DynToolTipp_Hide(); " href="javascript:DynCont_Display('Gamefinder','runmod.php?sid={SID}&amp;LAYOUT=dyncont_gf&amp;spielid=1037')"><IMG height=11 src="http://www.4players.de/grafik/icon_info.gif" width=14 border=0></A></B></B>
  • langatmige Sprachausgabe</P><P>&nbsp;</P>

Wertung

PC