Flipnic - Test, Logik & Kreativität, PlayStation2

Flipnic
20.01.2004, Mathias Oertel

Test: Flipnic

Flipperspiele erlebten ihre Blütezeit Mitte bis Ende der 90er Jahre: Die Pro Pinball- und die 3D Ultra-Pinball-Serie übertrafen sich mit guter Ballphysik und abgefahrenem Tischdesign und haben so den Gang in die Daddelhalle erspart. Dann wurde es jedoch ruhig um das Genre – einzig Akira Psycho Pinball auf der PS2 sorgte für einen erneuten Aufschwung. Jetzt ist Flipnic (ab 18,89€ bei kaufen) da und bringt einige frische Ideen mit, die dem Genre neues Leben einhauchen sollen - mehr dazu im Test.

Das beginnt schon bei der Kulisse: Die vier Bereiche, die jeglichen Gesetzen von Gravitation trotzen, kann man eigentlich schon gar nicht mehr als Tische bezeichnen. Jeder Abschnitt basiert auf einem wissenschaftlichen Gebiet (Biologie, Optik, Metallurgie, Geometrie) und überzeugt nicht nur mit abwechslungsreichem Design, sondern auch mit insgesamt mehr als 60 Aufgaben, die erfüllt werden müssen und die ihr im Pausenmenü einsehen könnt.

Flippern mal anders

Das Spielprinzip ist so einfach wie erfolgreich: Mit zwei oder mehr beweglichen Elementen (den Flippern) müssen ein oder mehrere Bälle so lang wie möglich im Spiel gehalten und auf Ziele abgelenkt werden, um einen High-Score zu erzielen.

Da sich an diesem grundsätzlichen Gameplay kaum etwas ändern lässt, ist Flipnic sicherlich keine Offenbarung. Doch der Evergreen Flippern wurde als Videospiel noch nie so innovativ und eindrucksvoll inszeniert wie hier.

Abwechslungsreiche Aufgaben und innovatives Tischdesign - was will man mehr?

Und auch hier gibt es viele Überraschungen, die fernab des üblichen Flipper-Alltags liegen. Natürlich gibt es auch Missionen, bei denen ihr mit den Kugeln die üblichen Bahnen durchlaufen müsst oder bestimmte Bumper treffen müsst. Doch diese bilden eher die Minderheit und werden von Geschicklichkeitsspielchen und sich verändernden Ausgangssituationen ergänzt, die man in einem Flipperspiel so nicht erwartet hätte.

Der Tisch lebt!

Fußball: eines der interessanten Mini-Spielchen!

In einem bestimmten Abschnitt warten z.B. fünf Bumper darauf angeschossen zu werden, damit sich Schmetterlinge auf ihnen niederlassen. Ein an der Seite sitzendes Chamäleon hingegen schnappt sich immer wieder neues Futter. Schafft ihr es trotzdem, die Falter zu platzieren, beginnt eine Eiszeit, die die gesamte Spielfläche verändert. Alle Flüsse und Wasserfälle frieren zu und sorgen für neue Aufgaben und ein neues Spielgefühl – klasse!

Auch mit zahlreicher Anleihen bei anderen Geschicklichkeits- und Arcadespielen, interessant inszenierter Bosskämpfe und Zwischenlevels sowie der ungewöhnlichen Spielstruktur der "Tische" hat das Flipnic-Team in punkto Ballphysik ganze Arbeit geleistet.

Solche Veränderungen sind auf allen Tischen zu finden. Zusammen mit interessanten und sorgsam eingearbeiteten Filmeinspielungen wird man immer wieder überrascht und bekommt so stetig neue Motivationsschübe.

Überzeugende Physik

Insgesamt warten mehr als 60 Missionen auf euch, von denen ein Großteil jenseits der üblichen Aufgaben liegt.


Die Kugeln reagieren physikalisch korrekt auf die Umgebungen und geben einem fast das Gefühl, in der Spielhalle zu stehen – wenn das verwirrende Design mit seinen Bahnwindungen usw. nicht wäre.

Natürlich kann man Flipnic auch zu zweit spielen. Und hier gibt es ebenfalls eine kleine Überraschung: Denn es warten nicht nur die normalen Spielbereiche auf Duelle, sondern auch für jedes Thema ein spezielles Zwei-Spieler-Minispiel. Neben interessant umgesetzten Fuß- und Basketballvarianten lockt auch ein Vertreter der Pong-Kategorie.

So innovativ sich Flipnic spielerisch präsentiert, so uneinheitlich ist es grafisch. Zwar hat man sorgsam darauf geachtet, dass die Spielbereiche optisch an die jeweilige Thematik angepasst wurden. Doch wo der erste Abschnitt Biologie mit Höhlen, Dschungellandschaften u.ä. für grafische Höhenflüge sorgt, wirken die übrigen Bereiche vergleichsweise bieder, herkömmlich und blass.

Pulver verschossen

Abhilfe schaffen zwar überall die Einspielungen, die weit über das hinaus gehen, was man bislang bei Flipperspielen gesehen hat, doch unter dem Strich bleibt ein schaler Beigeschmack. Das betrifft erstaunlicherweise am wenigsten den letzten Tisch Geometrie, der in krassem Gegensatz zur Opulenz des ersten Tisches nur zweidimensional dargestellt wird, aber dadurch wieder stylisch wirkt. Vor allem der Optiktisch ist es, der grafisch weit hinter dem zurückbleibt, was man am Anfang geboten bekommt.

Der Geometrie-Tisch ist stylisch im Retro-Look gehalten.


Zusammen mit der passenden, aber keinesfalls herausragenden Akustik wird aber letzten Endes durch die Bank ein audiovisuelles Erlebnis geboten, das eindrucksvoll beweist, wie ein simples Spielprinzip von innovativen Ideen veredelt werden kann.

Im Video könnt ihr euch einen Eindruck von den grafischen und spielerischen Qualitäten des Ausnahmeflippers überzeugen.

Download: Trailer #1, Promo (4,15 MB)

4P|Stream: Promo-Trailer (Laufzeit: 1:09 Min.)

Fazit

Selbst wenn es im Flipper-Genre mehr Konkurrenz geben würde, nähme Flipnic systemübergreifend eine Ausnahmestellung ein. Vom ersten Moment an fasziniert das ungewöhnliche Design der Spielflächen, das auf Grund des völligen Nichtbeachtens von Logik und Naturgesetzen kaum noch den Namen "Tisch" verdient. Sorgsam eingepflegte Geschicklichkeitsprüfungen lockern den üblichen Flipperalltag auf und sorgen genau wie die stimmigen Filmeinspielungen für eine grandiose Atmosphäre. Vier Bereiche mit insgesamt mehr als 60 Aufgaben und witzige Multiplayer-Minigames schießen Flipnic problemlos an die Spitze des Genres. Dass grafisch mit dem ersten Tisch schon das Hauptfeuerwerk abgefackelt wird und die anderen Bereiche zwar interessant, aber keinesfalls mehr beeindruckend sind, ist allerdings bedauerlich. Doch angesichts des günstigen Preises kann jeder Flipper-Fan bedenkenlos zugreifen.

Pro

  • ungewöhnliches "Tisch"-Design
  • einfache Steuerung
  • schönes Grafikdesign
  • über 60 abwechslungsreiche Aufgaben
  • günstiger Preis
  • feine Mehrspieler-Modi
  • überzeugende Ballphysik

Kontra

  • grafisch mit jedem Tisch schwächer
  • auf Dauer blasse Soundkulisse

Wertung

PlayStation2