Delta Force: Black Hawk Down - Team Sabre - Test, Shooter, PC

Delta Force: Black Hawk Down - Team Sabre
06.02.2004, Paul Kautz

Test: Delta Force: Black Hawk Down - Team Sabre

Mit Black Hawk Down bewies Novalogic letztes Jahr, dass man aus einem packenden Film problemlos ein atmosphärisch mitreißendes Spiel machen kann. Das Add-On trägt zwar denselben Namen im Titel, hat aber mit dem Szenario nichts zu tun. Ob sich ein erneuter Flug im Heli lohnt, erfahrt ihr im Test.

Vor einem knappen Jahr habt ihr einen großen Teil der realen BHD-Missionen nachgespielt, erst ganz zum Schluss haben die Entwickler die Story etwas weitergesponnen. Team Sabre, entwickelt vom ehemaligen Counterstrike: Condition Zero-Entwickler

Eine klassische BHD-Aufgabe: Terroristen-Nester vom Hubschrauber aus wegputzen.
Ritual, macht sich nicht erst die Mühe, an dieser Stelle fortzufahren. Stattdessen agiert ihr jetzt in einem komplett neuen Szenario: Statt durch den Dreck und die Wüste Mogadishus zu stapfen, ballert ihr euch durch den Dschungel Kolumbiens und die Steppen Irans. Das Ganze spielt in der näheren Zukunft, in der ihr es mit fiesen Drogenbaronen und den obligatorischen Terroristen zu tun habt.

Von Gelb zu Grün

Im Hauptmenü erwartet euch vertraute Kost: Im Einzelspielermodus sind anfangs nur drei Missionen wählbar, weitere Aufträge werden mit der Zeit freigeschaltet. Bereits erledigte Aufgaben könnt ihr im Instant-Action-Modus immer wieder spielen. Bevor es auf das Feld der Ehre geht, stellt ihr euch noch die Bewaffnung aus einem missionsabhängigen Kontingent zusammen, so dass euch nur noch eine lange Ladezeit von der Terroristenhatz abhält, während ein schmuckloses Textbriefing in knappen Worten den vor euch liegenden Auftrag beschreibt. Die elf Levels sind sehr actionlastig, so dass Dauerfeuer (im Rahmen der Munitionsbeschränkungen) zu durchaus brauchbaren Ergebnissen führt. Unter anderem müsst ihr ein Dorf sichern, Drogenschmuggler-Fahrzeuge zerstören, Dokumente finden, Geiseln beschützen oder einen verschollenen Kameraden retten.

Quintett Infernale: Diese Hohlköpfe können nacheinander erledigt werden, ohne dass es die Kollegen interessieren würde.
Dumm und Dümmer

Team Sabre gestaltet sich durchaus herausfordernder als das zum Spielen benötigte Hauptprogramm. Das liegt aber nicht an knackigen Aufträgen oder kniffligen Jump-and-Run-Passagen, sondern hauptsächlich an der schieren Blödheit der Computergegner in Kombination mit haarsträubend unfairen Stellen. Normalerweise habt ihr mit den Dschungel-Moorhühnern leichtes Spiel: Sie kommen fast immer wie aufgeperlt auf euch zugerannt, und können gemütlich nacheinander erschossen werden. Mehrere nebeneinander stehende Feinde interessiert es nicht die Bohne, wenn einer nach dem anderen getroffen wird. Darüber hinaus ist praktisch jeder Treffer tödlich, egal ob er im Kopf oder im Oberarm landet.

  

So weit, so gut. Doch gerade im Dschungel habt ihr mit einigen Nachteilen zu kämpfen: Die KI-Killer sehen euch nämlich überall, während eure Sicht durch allerlei dichte Bäume verstellt ist. So rasen plötzlich aus dem Nichts Raketen auf euch zu oder i

Ich bin Pilot - Holt mich hier raus! Rettungsmissionen gehören zum Ranger-Alltag.
hr werdet scheinbar von Bäumen mit MG-Salven eingedeckt. In Kombination mit der eingeschränkten Speicherfunktion, die euch zwischen 3-5 mal den Spielstand sichern lässt, ergibt sich hier ein teilweise extrem nervendes Trial-and-Error-Prinzip, welches die zwischen 15 und 30 Minuten langen Aufträge locker auf eine Stunde und mehr aufbläht.

Fast noch nervtötender sind Missionen, in denen ihr auf eine oder mehrere Personen aufpassen sollt. In einer müsst ihr z.B. mehrere Minuten lang die Stellung halten und auf einige Geiseln achten, während von allen Seiten die Gegner auf euch einstürmen. Weder gibt es eine Anzeige der Rest-Zeit (sie wird nur sporadisch durchgesagt) noch bekommt ihr Hinweise, dass euch die Gefangenen vor der Nase wegsterben – mit einem Mal ist einfach Schluss, und ihr dürft noch mal beim letzten Spielstand anfangen. Ein weiterer Design-Kopfschüttler sind die teilweise sehr willkürlich begrenzten Areale: So zwingt euch das Programm z.B. durch ein schmales Tal zu laufen, in dem ihr von links und rechts unter Beschuss genommen werdet. Wenn ihr stattdessen versucht, die Berge zu erklimmen, um den Gegnern ein Schnippchen zu schlagen, werdet ihr zwei mal von einer wütenden Stimme gewarnt, dass ihr dabei seid, das Missionsgebiet zu verlassen – danach ist der Auftrag gescheitert! Zugegebenermaßen ist dieses System besser als im Vorgänger, wo gleich Schluss war, wenn ihr nach einer Abkürzung oder einer Alternativroute gesucht habt, aber die Künstlichkeit dieser Einschränkung wirkt weder logisch noch glaubwürdig.

Im Dschungel nichts Neues: Die Figuren sind bekannt grob geschnitzt.
Grafisch hat BHD letztes Jahr deutlich gezeigt, was man noch alles aus der Comanche 4-Engine rausholen könnte. Doch heutzutage, im Zeitalter von Far Cry und Co., wirkt der hiesige Dschungel etwas altbacken. Dennoch überwiegen die positiven Eindrücke: Die Wälder sind recht dicht bewaldet, hohes Gras bietet gute Deckung, die Hügel sind sanft geschwungen und die Spiegelungen auf dem Wasser sehen sehr realistisch aus. Die Missionen spielen zu allen Tages- und Nachtzeiten, wobei sich die Lichtverhältnisse allerdings nicht in Echtzeit verändern. Die Explosionen sind bekannt gut und wuchtig, die Sonne strahlt sehr hell, die Soldaten werfen realistische Schatten. Außerdem läuft das Spiel auch auf mittelprächtigen Rechnern blitzschnell, so dass man detailarme und mäßig animierte Figuren und eine gewisse Abwechslungsarmut verzeihen kann.  

Altes wird neu

Ihr seid außerdem nicht immer zu Fuß unterwegs: Neben einem kuscheligen Stehplatz an Bord eines Black Hawk-Helikopters erwarten

Das Eintreffen eines Hubschrauber markiert sowohl Beginn als auch Ende der meisten Missionen.
euch auch die schaukelnde Ladefläche eines LKW oder ein Sitz auf einem surrenden Schlauchboot. Ihr dürft allerdings nie selbst Hand ans Steuer legen – das bleibt den Spielern von Joint Operations vorbehalten. Gelegentlich erhaltet ihr auch Unterstützung von Zivilisten, die euch beispielsweise auf ihrem Kahn ein Stück mitnehmen.

Euer Waffenarsenal ist zum größten Teil aus dem Hauptprogramm bekannt, einige neue wie das PSG1-Scharfschützengewehr bringen etwas Abwechslung ins Blei-Allerlei. Hin und wieder dürft ihr auch dem Feld eure Bewaffnung ändern, solltet zu diesem Zeitpunkt aber besser alle Spezifikationen eurer Lieblingsknarre auswendig kennen – bei der Wahl bekommt ihr nämlich nur den Waffennamen und sonst nichts zu sehen. Ihr dürft auch herumstehende Geschütze oder die an den Helikopter-Seiten montierten Mini-Guns benutzen, was besonders gegen große Gegner-Herden ein Segen ist. Allerdings ist die Kollisionsabfrage nicht immer euer Freund: Teilweise zeigt ein Volltreffer überhaupt keine Wirkung, bei anderer Gelegenheit explodiert ein Wagen, wenn ihr den auf der Ladefläche stehenden MG-Schützen trefft.

Eure KI-Kameraden sind keine Leuchten - um die meisten Gegner müsst ihr euch immer noch selbst kümmern.
Der Mehrspielermodus bietet gewohnte Kost: Maximal 50 Spieler dürfen sich via LAN oder Noveworld auf 40 Karten austoben. Die Spielvarianten bieten mit den üblichen Deathmatch-, King of the Hill- und CTF-Modi gewohnte Standards, zu denen sich noch »Attack and Defend«, »Search and Destroy« sowie »Flagball« gesellen. Alles schön und gut, leider gibt es auch hier keine Bots, mit denen man üben könnte (was angesichts der KI-Leistungen ihrer Solo-Kollegen vielleicht doch kein Verlust ist), außerdem vermisst man immer noch eine Kooperativ-Variante. Die Akustik setzt wieder auf authentisch klingende Funkgespräche und realistische Waffensounds. Musik gibt's nur im Hauptmenü, außerdem sind die Umgebungsklänge etwas rar: Gerade in einem Dschungel erwartet man krächzende Papageien, schreiende Affen oder Vergleichbares – hier raschelt mal das Gras, ansonsten ist Ruhe.  

Allein im Schützengraben

Fazit

Team Sabre ist Liebe und Hass: Einerseits mag ich die neuen Szenarien, andererseits hätte ich auch gerne eine Weiterführung der alten Storyline gehabt. Einerseits habe ich nichts gegen herausfordernde Spiele, andererseits hasse ich es wie die Pest, wenn der Anspruch auf unfairem Design beruht. Die dumm-dreiste KI hat mich sehr oft den Monitor anbrüllen lassen, wenn mal wieder eine zielgenaue Rakete aus dem Nichts kam, oder ein befreundeter Pilot lieber in den Freitod springt, als sich von mir retten zu lassen. Ganz zu schweigen von der willkürlichen Levelbegrenzung, die teilweise haarsträubend absurd wirkt. Wenn das eigene Fell dick genug ist, mit diesen Makeln zu leben, dann bietet Team Sabre wieder viel Spiel fürs Geld, gerade im Multiplayermodus. Wer hingegen auf der Suche nach einem Game ist, bei dem man durch Geschick und nicht pures Glück voran kommt, der sollte das Add-On besser großräumig meiden.

Pro

  • gute Mehrspieler-Unterstützung
  • schnelle Grafik
  • schöne 3D-Effekte
  • angenehm umfangreich
  • atmosphärischer Funkverkehr
  • große Waffenauswahl
  • glaubwürdige Szenarien

Kontra

  • lange Ladezeiten
  • hat mit dem ursprünglichen Szenario nichts mehr zu tun
  • Gegner dumm wie Brot
  • willkürlich wirkende Gebietsbegrenzungen
  • eingeschränkte Speichermöglichkeit
  • mäßig intelligente Mitstreiter
  • keine Untertitel einblendbar
  • viele Script-Fehler
  • teilweise extrem unfair
  • sehr linear
  • detailarme Figuren
  • unzuverlässige Kollisionsabfrage
  • keine Bots im Mehrspielermodus
  • Feld-Waffenwahl sehr unübersichtlich
  • schwache Umgebungssounds

Wertung

PC