NFL Street - Test, Sport, XBox, PlayStation2, GameCube

NFL Street
07.02.2004, Mathias Oertel

Test: NFL Street

Mit der NBA Street-Serie hat Electronic Arts neue Standards im Arcade-Basketball gesetzt. Und nun steht -frisch auf den Spuren des Super Bowl- NFL Street (ab 9,99€ bei kaufen) vor der Tür und soll das unkomplizierte Gameplay mit Spielspaßgarantie in die amerikanische Profi-Football-Liga verlegen. Können die muskelbepackten Recken der NFL mit den sprunggewaltigen Kollegen der NBA mithalten? Die Antwort verraten wir im Test.

Dass Sportspiele nicht zwingend mit Simulationslast gekennzeichnet sein müssen, hat die NBA Street-Serie mehr als eindrucksvoll bewiesen. Schnelle, abwechslungsreiche Basketball-Duelle in urbaner Umgebung, gespickt mit spektakulären Special Moves und den spielentscheidenden Gamebreakern haben für Furore gesorgt und den Spielspaßfaktor im Arcadesport in ungeahnte Höhen katapultiert.

Erfolgsmodell

Soweit die Gemeinsamkeiten, die eigentlich auf ein phänomenales Spielvergnügen mit American Football-Flair deuten. Doch im Detail sind es immer wieder Kleinigkeiten, die für deutliche Spielspaß-Unterschiede zwischen den Basketballtricksern und den Straßenkämpfern der NFL sorgen.

Mit den gleichen Mitteln möchte NFL Street an die Erfolge anknüpfen: Ihr spielt mit einem auf sieben Mann reduzierten Team in insgesamt acht ausgefallen Umgebungen, wie z.B. einem Strand oder auf einem Hausdach, um Punkte.

Regeln und Schutzkleidung gibt es keine, dafür aber könnt ihr mit euren Spielern Tricks vom Stapel lassen, um die Gamebreaker-Anzeige aufzufüllen.

Qualitätsunterschiede

Ohne Regeln und ohne Schutzkleidung auf Hinterhöfen dem Ball nachjagen: NFL Street ist Arcade-Football pur!

Nehmen wir z.B. den Gamebreaker.

Denn wo man beim Basketball neben einem Boost der Fähigkeiten für die Athleten gleichzeitig die Möglichkeit hatte, das Punktekonto des Gegners zu schmälern, bleibt hier nur ein Push der Verteidigungs- bzw. Angriffslinie. Zwar ist es für die ballführende Mannschaft bzw. die Abwehrreihe unter Gamebreaker-Bedingungen deutlich leichter, Erfolge zu verzeichnen, doch ein Wow!-Gefühl wie bei NBA Street kommt nicht auf.

(Xbox)

Von der Inszenierung her genau so spektakulär wie bei den Korblegern, ist der Nutzen für den Spieler deutlich geschwächt.

Trotz Comic-Look sind die lizenzierten Spieler gut zu erkennen - insofern man sie ohne Helm erkennen kann!

Für Einzelspieler ist vor allem die so genannte NFL Challenge interessant. Hier müsst ihr euch mit einem Team nach und nach durch die NFL-Divisionen an die Spitze kämpfen. In jedem Abschnitt gibt es einen Haufen abwechslungsreicher Herausforderungen, deren Repertoire von einer bestimmten Anzahl Sacks über das Erzielen eines bestimmten Punkte-Stands der Gamebreaker-Anzeige bis hin zu dem Erreichen der Endzone mit dem ersten Spielzug reicht.

(GameCube)

Und wo die Straßenbasketballer mit dynamischen Dribblings hin- und her über das Feld jagten, raubt die Football-bedingte Spielzugauswahl viel der im Ansatz vorhandenen Spielfreude und sorgt so immer wieder für leichten Leerlauf.

Gut gelungen ist hingegen die Einbeziehung der Umgebungen: Die Spieler stolpern über Bälle, krachen eindrucksvoll gegen Mauern und können natürlich auch bewusst von Verteidigern gegen Zäune und ähnliche Hindernisse gestoßen werden.

Auf dem Weg nach oben

Von Zeit zu Zeit habt ihr auch die Möglichkeit, neue Spielzüge freizuschalten. Und das ist auch bitter nötig: Denn abgesehen davon, dass die Auswahl im Playbook im Vergleich zu den Madden-Spielen verschwenderisch klein ist, verfügt jedes Team über die gleichen Züge. Daher werden taktische Spielereien von vornherein auf ein Minimum reduziert, was auf der einen Seite auf Dauer wenig fordert, auf der anderen Seite jedoch den Arcade-Charakter voll unterstützt.

Bei erfolgreichem Abschluss bekommt ihr Entwicklungspunkte, die ihr im umfangreichen Team-Editor zum Pushen der Spielereigenschaften oder zum Freischalten neuer Outfits und Gimmicks nutzen könnt.

Angesichts der kleinen Auswahl ist es allerdings bedenklich, dass die KI sich nicht immer von ihrer Schokoladenseite zeigt. Investiert man beispielsweise viele Punkte in die Wurffähigkeiten des Quarterbacks und die Fangqualitäten der Receiver, lässt sich fast jedes Team mit langen Pässen bezwingen. Hier hätte ich schon etwas mehr Mitdenken der KI erwartet.

Interaktion mit der Umgebung wird groß geschrieben und lässt sich gezielt einsetzen.

Trotz spielerischer Mankos kann NFL Street aber trotzdem eine Menge Spaß machen – vor allem, wenn man mit bis zu drei weiteren Spielern antritt. Großen Anteil daran haben die eingängige Steuerung, die natürlich gewisse Anleihen bei NBA Street nimmt, sowie das dynamische und spektakulär inszenierte Geschehen auf dem Platz, das allerdings immer wieder aus den oben beschriebenen Gründen ins Stocken gerät.

(GameCube)

Spielspaß ist da!

Gute Animationen, aber nur durchschnittliche Umgebungen ist nur einer von diversen Unterschieden zu den Kollegen von NBA Street.

Trotzdem: Für ungezwungene American Football-Unterhaltung fernab prall gefüllter Stadien und ohne jegliches Regelwerk ist EAs Arcade-Balljagd auf jeden Fall geeignet.

In punkto Grafikstil hat sich das NFL-Street-Team ebenfalls bei den Kollegen der NBA orientiert: Die Spieler sind alle leicht überproportioniert und mit einem leichten Comic-Touch gekennzeichnet, der den Arcade-Ansatz jedoch passend unterstützt und die lizenzierten Spieler aller NFL-Teams trotzdem mit einem hohen Wiedererkennungswert versieht.

(PS2)

Comic mit Wiedererkennungswert

Was die Animationen betrifft, können sich Spieler auf weitestgehend flüssige Bewegungen, spektakuläre Würfe, nette Tricks und imposante Zusammenstöße freuen. Besonders gefallen können in diesem Zusammenhang die optionalen Wiederholungen der Spielzüge sowie die Cutscenes nach Ende des Wurfes oder Laufes, in denen die Vielfalt der Animationen besonders zum Tragen kommt.

Was die Umgebungen betrifft, ist man allerdings ein gutes Stück von der NBA Street-Serie entfernt. Die acht Spielflächen sind zwar abwechslungsreich, doch im Detail vermisst man das urbane Leben, das auf den Basketballcourts herrschte und letzten Endes für die Straßen-Atmosphäre gesorgt hat.

Was sich hier als Treppchenbildung präsentiert, wird bewegt noch mit einem augenfeindlichen Flimmern "verschönt" - allerdings nur auf der PS2!

Die Versionsunterschiede halten sich in engen Grenzen. Während die Xbox-Fassung insgesamt auf Grund der klaren Grafik leicht vorne liegt, nimmt die GameCube-Version mit ihrem leicht verwaschenen Erscheinungsbild, aber sonst guten Texturen Platz 2 ein.

Befremdlich ist auch, dass die Spieler auf allen Systemen keine echtzeitberechneten Schatten vorweisen können.

Hier hat man eine Chance verpasst, mit einem kleinen Detail für zusätzliche Stimmung zu sorgen.

Und während die PS2-Variante zwar in sich klarer wirkt als der Bruder auf Nintendos Würfel, hat sie mit einem Problem zu kämpfen, das auch schon in der Madden-Serie immer wieder auftauchte: Fehlendes Anti-Aliasing, das in einiger Entfernung für unschöne Flimmereffekte sorgt.

Die umfangreiche Sprachausgabe der Spieler ist zwar nur in Englisch verfügbar, doch angesichts des Coolness-Faktors, den die Beschimpfungen und Verhöhnungen zwischen den Spielzügen und bei den Aktionen auf dem Feld versprühen, sieht man darüber gerne hinweg.

Englisch, aber cool!

Wer so stylisch über die Touchdown-Linie wandert, kassiert heftige Bonus-Punkte!

(Xbox)

Der Soundtrack passt mit seiner Mischung aus HipHop und Rock ebenfalls zum Spielablauf und wird dank zahlreicher lizenzierter Songs nur selten öde.

Die brachialen Soundeffekte bei Spielerkollisionen oder Zusammenstößen mit der Umgebung können sich ebenfalls hören lassen.

Fazit

Obwohl in NFL Street eigentlich alle Elemente einfließen, die bei den Straßenduellen der NBA für Furore und Vergnügen gesorgt haben, schaffen es die American Footballer nicht, die Faszination zu entfachen, die bei den Basketball-Duellen aufkam. Grafisch und akustisch zwar fast auf einem Niveau mit den NBA-Kollegen (von dem Flackern auf der PS2 mal abgesehen), können auch die ausgefallenen Tricks und der von keinen Vorschriften reglementierte Spielablauf nicht verhindern, dass sich NFL Street unter dem Strich etwas zäh spielt. Andererseits ist das von Spielzügen geprägte American Football natürlich grundsätzlich nicht so dynamisch wie die schnellen Duelle um Dunks und Blocks. Da allerdings alle Mannschaften über die gleiche Spielzugauswahl verfügen, die zudem noch weitaus eingeschränkter ist als z.B. bei der Madden-Serie, wurden hier spielerische Möglichkeiten verschenkt. Doch trotz aller Kritik sollten American Football-Fans einen Blick auf die Arcade-Action rund um das Ei werfen. Der Einzelspieler-Modus ist durchdacht, wartet mit abwechslungsreichen Aufgaben auf euch und trotz der kleinen spielerischen Mängel macht es Spaß, sich mit seinem Team nach und nach Richtung Weltspitze zu kämpfen. Und für beinharte Mehrspieler-Duelle ist NFL Street ebenfalls geeignet. Um die Klasse von NBA Street zu erreichen, fehlt aber noch ein gutes Stück...

Pro

  • klasse Präsentation
  • gute Steuerung
  • offizielle NFL-Lizenz
  • umfangreicher Einzelspieler-Modus
  • gelungene Sound-Kulisse
  • schöne Animationen
  • Multiplayer-Duelle für bis zu vier Spieler

Kontra

  • Flackergrafik (PS2)
  • alle Mannschaften mit den gleichen Spielzügen
  • unspektakuläre GameBreaker-Funktion
  • KI mit Schwachpunkten

Wertung

XBox

Auch auf der Straße macht Football Spaß!

PlayStation2

GameCube