Carcassonne: Die Jäger und Sammler - Test, Taktik & Strategie, PC

Carcassonne: Die Jäger und Sammler
14.02.2004, Paul Kautz

Test: Carcassonne: Die Jäger und Sammler

Vor etwas über einem Jahr präsentierte Koch Media mit Carcassonne eine solide PC-Umsetzung des gleichnamigen Brettspielklassikers. Nun ist es an der Zeit für den Nachfolger: Die Jäger und Sammler erweitern nicht nur das genial-einfache Spielprinzip, sondern versetzen auch gleich das Szenario um einige tausend Jahre zurück in die Vergangenheit. Ob der Spielspaß trotzdem noch frisch ist, erfahrt ihr aus dem mit Holzspeer und Faustkeil erlegten Test.

Die Menüfenster dürft ihr nach Belieben verschieben oder schließen.
Wer den PC-Vorgänger kennt, wird sich in Die Jäger und Sammler sofort zurechtfinden - am grundlegenden Spiel- und Menüaufbau hat sich nichts geändert. Doch bevor ihr euch ins Spiel stürzt, gibt es noch einiges zu erledigen: Wer beispielsweise nicht so richtig mit den Regeln vertraut ist, kann entweder im ausführlichen Handbuch nachschlagen, oder später im Spiel selbst auf ein etwas liebloses Tutorial zurückgreifen. Hier noch einmal in der Kurzversion: Wie gehabt, legt ihr passende Kartenteile aus einem gewaltigen Fundus zusammen, und errichtet so Wiesen, Flussläufe und dichte Wälder. Je größer euer Bauwerk, desto mehr Punkte kassiert ihr. Und da friedvollen Drauflosbauen auf Dauer langweilig wird, spielt man das Ganze gegeneinander, schnappt dem anderen Punkte weg, blockiert Wege und macht Wiesen mit Raubtieren wertlos.

Auf das Mammut!

Bevor es losgeht, müsst ihr wir üblich ein Spielerprofil anlegen, in welchem sorgfältig Buch über eure bisherigen Siege und Niederlagen geführt wird. Darüber hinaus könnt ihr euch ein Wappen aussuchen (oder selbst eins pinseln) und an den Spielregeln schrauben, bevor es endlich ins Getümmel geht. So dürft ihr z.B. ein Zeitlimit pro Zug

Ihr habt zwei Grafiksets und je zwei Perspektiven zur Auswahl.
einstellen oder den »Hardcore-Modus« aktivieren, der ohne Kartenvorschau und einblendbare Hilfen noch am ehesten der Brettspiel-Erfahrung gleicht.

Carcassonne - Die Jäger und Sammler ist ein rundenbasiertes Strategiespiel, in dem ihr gegen maximal vier Gegner antreten dürft. Zum Üben sollten das die zehn bereits fixfertig konfigurierten Bots sein, die sowohl Kartenleger-Anfängern als auch Wiesenbauer-Cracks eine passende Herausforderung bieten. Ihr dürft auch eigene Computerspieler erschaffen, und sie sogar in die Schlacht gegen andere KI-Feinde schicken. Doch natürlich bleibt das Duell gegen menschliche Gegner die eigentliche Herausforderung: Entweder könnt ihr das an einem PC nacheinander machen (wobei man in diesem Fall natürlich auch einfach zum Brettspiel greifen könnte), euch via LAN die Kartenstapel um die Ohren werfen oder per Internet die ertragreichsten Wiesen errichten.

Allein in der Wildnis?

 

Praktisch: Felder, zu denen keine passende Karte mehr existiert, werden farblich deutlich markiert.
Das Grundprinzip bleibt immer dasselbe: Es dürfen maximal fünf Spieler gleichzeitig antreten, wobei menschenleere Lücken auch mit KI-Urmenschen besiedelt werden dürfen. Die Online-Registrierung ist sehr einfach, und das Spiel läuft über einen Koch Media-eigenen Server. Wie schon der Vorgänger bietet auch die PC-Version von Jäger und Sammler einige Vorteile gegenüber der Brettspielvorlage: Das Programm blendet beispielsweise bei jeder gezogenen Karte sofort ein, wo sie angelegt werden kann. Außerdem werden Gebiete, die mangels passender Karte nicht mehr vollendet werden können, automatisch markiert, und das Programm berechnet nach jedem Zug sofort die momentane und gegenwärtige Endpunktzahl. Ferner könnt ihr Züge zurücknehmen und auch Replays speichern, um besonders gute oder schlechte Partien nochmals zu analysieren. Und natürlich könnt ihr jederzeit den Spielstand sichern.

Die Technik des Spiels verdient, wie schon beim Vorgänger, die Bezeichnung »zweckmäßig«. Ihr spielt entweder aus einer klassischen

Ihr könnt manuell zoomen oder die Anpassung des Bildausschnitts dem Computer überlassen.
Vogelperspektive oder einer Iso-Ansicht, jeweils entweder mit dem Original-Kartenset oder einem alternativen Deck. Dazu gibt es noch drei verschiedene Figurendesigns und Symbolvariationen, so dass die Einstellungsmöglichkeiten nicht mehr ganz so ausufernd wie früher sind. Ihr könnt die Auflösung sehr hoch schrauben, Nettigkeiten wie transparente Karten beim Zug oder Kantenglättung aktivieren oder das praktische Autozoom benutzen, das das Spielfeld automatisch der Bildschirmgröße anpasst - doch natürlich dürft ihr auch manuell zoomen und scrollen. Die Bedienung funktioniert ebenfalls wie gehabt, hauptsächlich über die Maus, die Tastatur wird nur selten gebraucht.

Klicke-di-Klack

Echte Fortschritte gibt es dagegen an der Soundfront: Die drei neuen Musikstücke passen mit chilligen Grooves und sanften Tönen viel besser zum Spiel als die Kakophonien des Vorgängers. Falls ihr jedoch trotzdem lieber zu Metallica Kärtchen legen wollt, könnt ihr auch eigene MP3-Files nutzen. Ansonsten bestimmen leise Klicklaute das Spiel.  

Fazit

Carcassonne - Die Jäger und Sammler ist genauso gut oder schlecht wie der Vorgänger: Technisch gibt es bis auf kleinere Verbesserungen praktisch keinen Unterschied, was natürlich auch seine positiven Seiten hat: Die Bedienung ist super-simpel, die Hardwareanforderungen bescheiden. Das Spielprinzip wurde gekonnt auf den Monitor gerettet, das Spiel gegen Online-Gegner ist spannend wie eh und je. Aber: Es kann immer noch nicht den gemütlichen Abend mit Freunden ersetzen, denen man bei einer erfolgreichen feindlichen Wiesenübernahme unterm Tisch gegen das Schienbein tritt. Doch wer gerne mal eine gemütliche Runde am PC entweder gegen die guten Bots oder Internet-Gegner antreten will, macht auch dieses Mal mit dem preiswerten Spiel keinen Fehler.

Pro

  • fesselndes Spielprinzip
  • schön übersichtlich
  • viele Komfortfunktionen
  • einstellbare Bots
  • preiswert
  • simple Bedienung
  • guter Mehrspielermodus
  • eigene Musik verwendbar
  • geringe Hardwareanforderungen

Kontra

  • nur zweckmäßige Grafik
  • allein auf Dauer wenig reizvoll
  • magere Soundkulisse

Wertung

PC