Battle Engine Aquila - Test, Action-Adventure, PC, XBox, PlayStation2

Battle Engine Aquila
04.03.2004, Mathias Oertel

Test: Battle Engine Aquila

Ein gutes Jahr ist vergangen, seitdem Battle Engine Aquila (ab 38,00€ bei kaufen) (seinerzeit noch von Infogrames veröffentlicht) auf Konsolen für ungezwungene Action mit Mech-Flair sorgen konnte. Die ursprünglich geplante PC-Version schien nach der Auflösung des Teams von Lost Toys dem Untergang geweiht. Doch nun hat sich mit Evolved Games und Koch Media ein Publisher des Projektes angenommen und lässt den wandlungsfähigen Mech auf die PC-User los. Können die unkomplizierten Massenschlachten auch am PC für Spaß sorgen? Oder hätte BEA zusammen mit Lost Toys in der Versenkung bleiben sollen?

Auch auf dem Planeten Allium hat die Menschheit in der Zukunft mit Klimakatastrophen zu kämpfen. Die letzte hat dafür gesorgt, dass die Landmasse auf einige wenige Inseln geschrumpft ist, die natürlich daraufhin ein enormes Luxusgut darstellen. Als ob das nicht reichen würde, müssen sich die Forseti noch mit den Muspell Kämpfe um die Inselgruppen liefern. Ein neues Kriegsgerät soll die Entscheidung in der Schlacht bringen: die Battle Engine Aquila – ein Mech, der sowohl zu Lande als auch in der Luft gewaltige Durchschlagskraft besitzt. Und ihr seid auserkoren, diesen Mech ins Gefecht zu führen.

Inselkrieg

Obwohl man beim Einstieg auf Grund der Ego-Perspektive und der typischen Steuerung den Eindruck bekommen könnte, dass es sich bei BEA um einen ganz "normalen" Shooter handelt, wird man bald umdenken müssen: Denn schon nach den ersten der insgesamt 43 Missionen, von denen nur 23 nötig sind, um die Kampagne abzuschließen, wird klar, dass einsteigen und alles abballern, was einem vor die Flinte kommt, recht schnell zum Scheitern führt.

Herkömmliche Action? Ja und Nein!

Auch ein Jahr nach den Konsolenfassungen sehen Explosionen und Waffeneffekte immer noch gut aus!

Obwohl ihr die mit Abstand fortschrittlichste Maschine im Kriegsgebiet steuert, ist sie nicht fehlerfrei. So zum Beispiel könnt ihr einfach vom Land- in den Flugmodus schalten, doch Aquila hat eine natürliche Aversion gegen Wasser, was beim Eintritt ins kühle Nass zu einem unweigerlichen Scheitern der Mission führt. Zum anderen ist eure Flugenergie nur begrenzt und muss doch Aufenthalt am Boden wieder aufgeladen werden. Dadurch kommt bei Missionen, in denen ihr über endlose Meere fliegt, häufiger mal Panik auf. Doch die Entwickler haben stark darauf geachtet, euch genügend Landemöglichkeiten zur Verfügung zu stellen, damit ihr eine Überlebenschance habt.

Gefechte finden sowohl am Boden als auch in luftiger Höhe statt!

Und spätestens, wenn ihr euch an ein Hauptziel inmitten des Feindeslandes wagt und daraufhin eure Truppen an vorderster Front ausradiert werden und die Mission kurz vor dem Scheitern steht, wird euch klar, dass ihr diesen Krieg nicht alleine gewinnen könnt – so kraftvoll und überlegen ihr auch seid.

Dafür habt ihr jedoch in jedem der zwei Bewegungsmodi drei Waffentypen zur Verfügung, die wiederum unterschiedliche Durchschlagskraft gegen gegnerische Panzer, Flieger, Gebäude oder simple Infanterie haben.

Durch diese beiden Elemente kommt eine leichte strategische Note ins Spiel, die man bislang im Genre vergeblich gesucht hat.

Ein kleiner Teil des großen Ganzen

Weiterhin sollte man immer ein Auge auf den Radar haben, denn darauf werden nicht nur die Missionsziele, sondern auch der Frontverlauf übersichtlich angezeigt.

Und hier tritt eine weitere Strärke von BEA zu Tage, die man beim ersten Spielen nur unscheinbar wahrgenommen hat: Sowohl die eigenen Truppen als auch die Gegner sind mit einer guten bis sehr guten KI ausgestattet, die versucht, den Gegner an seinem verwundbarsten Punkt zu treffen.

Theoretisch könnt ihr euch zurücklehnen und dem imposanten Kriegs-Geschehen einfach nur zuschauen. Dadurch werden zwar die Missionsziele nur sehr unwahrscheinlich erfüllt, doch bekommt ihr einen guten Eindruck davon, wie eure Einheiten und die Gegnertruppen arbeiten und wie ihr dies ausnützen könnt, um eure Ziele zu erreichen.

Das Missionsdesign ist auf Action ausgelegt, bietet aber auf Dauer wenig Abwechslung.

Dadurch werden reinrassige Action-Spieler sich vermutlich anfangs ziemlich vor den Kopf gestoßen vorkommen, doch wer sich einmal auf die Verzahnung und das ungewohnte Gameplay-Modell einlässt, weiß die Stärken des Spieles schnell zu schätzen und wird über die Schwächen hinweg kommen.

Dadurch kommt ein vollkommen neues Element ins Spiel: Denn wie nie zuvor hat man das Gefühl, Teil eines homogenen Ganzen zu sein, das nur funktioniert, wenn alle Rädchen ineinander greifen.

Zusammen mit der eingängigen und stets gut reagierenden Steuerung kann man sich dann auch nicht mehr so schnell von dem Spiel losreißen und stört sich auch nicht daran, dass die Missionen auf Dauer ziemlich eintönig sind und nur von gelegentlichen Bosskämpfen und gigantischen Wasserwelten, die wenig Landeraum anbieten, aufgelockert werden.Da abhängig von eurer Leistung neue Gimmicks wie Videos, Artworks usw. freigeschaltet werden, macht man sich gerne daran, eine bereits abgehakte Mission nochmal zu starten, um vielleicht noch das letzte Bisschen zu schaffen, das für neue Extras sorgt.

Tadellose Steuerung

Die fünf Mechs, aus denen ihr im Verlauf des Spiels auswählen könnt, unterscheiden sich weniger im Handling als in ihrer Bewaffnung und ihrer Effektivität gegen bestimmte Gegner-Typen. Hier kommt zwar wiederum ein kleine taktische Note ins Spiel, doch in diesem Bereich kann sie getrost vernachlässigt werden, da es möglich ist, jede Missionen mit jedem der Aquila-Typen abzuschließen.

Weiterhin gibt es diverse Missionen auch in einer so genannten Evo-Version, in der die Anforderungen nochmals härter und fordernder sind, die dafür aber auch mit neuen Extras locken.

Auf den ersten Blick ganz nett, wirkt das Wasser auf lange Sicht unspektakulär - genau wie das stets einheitliche Gegner-Design!


Unter dem Strich bietet Battle Engine Aquila tadel- und schnörkellose Action für alle, die schon alles im Mech-Bereich gesehen haben und sich auch nicht scheuen, ihr Ego in den Dienst der Truppe zu stellen - nicht mehr und nicht weniger.

Nur zu zweit

Die Langlebigkeit von Action-Spielen wird durch gute Multiplayer-Modi meist grandios nach oben gesetzt. Das genaue Gegenteil ist bei BEA der Fall.

Ganz stark von den Konsolenwurzeln geprägt, bietet die Kampfmaschine nur die Möglichkeit an, mit zwei Spielern am Splitscreen anzutreten - keine Spur von LAN-Verknüpfungen. Und von einem Online-Modus, der spannende und unkomplizierte Mech-Schlachten ermöglichen würde, will ich gar nicht erst anfangen. Da können auch die grundsätzlich interessanten Modi nicht mehr viel reißen. Denn was nützt mir ein Koop-Modus, wenn ich nur zu zweit in den Kampf ziehen kann und zum anderen nur bestimmte Missionen angehen kann und darauf verzichten muss, die Kampagne mit einem Freund anzugehen?

Außer höheren Auflösungen gibt es keine wesentlichen grafischen Veränderungen zur Xbox-Version. Dafür gibt sich BEA mit Diät-Hardware zufrieden.

Auf der Xbox konnte Battle Engine Aquila vor gut einem Jahr grafisch durchaus gefallen. Und viele der positiven Eigenschaften der Grafikengine finden sich auch auf dem PC wieder: Die Umgebungen sind detailliert, mit zahllosen zerstörbaren Gegenständen versehen und werden von pompösen Lichteffekten abgerundet.

Schnörkellose Konvertierung

Doch schaut man genauer auf die Landschaftstexturen, werden genau wie auf den Konsolen große Unterschiede bemerkbar: Während einige der Bergformationen beispielsweise geradezu fantastisch aussehen, wirken andere Landschaftstapeten erstaunlich spröde und einfach nur fade.

Auch das Design und die Animationen der teilweise Hunderten von Einheiten sind gelungen und sorgen für ein stimmiges Kriegsbild.

Auch die Bäume, die allerorten auf den Inseln zu sehen sind, fallen nicht gerade mit Variantenreichtum ins Auge.Zudem muss man Unterschiede im Einheitendesign mit der Lupe suchen. Egal, ob in der ersten oder letzten Mission: am Aussehen der Panzer, Bodentruppen und Flieger ändert sich herzlich wenig.

In punkto Bildrate bleibt Aquila im Normalfall im grünen Bereich. Nur in seltenen Fällen (so z.B. bei mehreren Giganto-Explosionen) und im Zwei-Spieler-Modus fällt die Bildwiederholrate gelegentlich unter ein akzeptables Niveau, was sich aber im Endeffekt verschmerzen lässt. Denn dafür gibt sich das Mech-Epos mit moderaten Hardware-Anforderungen zufrieden: Bereits mit einem PC am unteren Rand des Leistungsspektrums (PII 700 und aufwärts) könnt ihr in die Schlacht ziehen.

Nichts auszusetzen wiederum gibt es an den Waffeneffekten und Explosionen, welche die Umgebung imposant in Flammen aufgehen und Häuser wie Kartenhäuser in sich zusammenfallen lassen.

Aus dieser Höhe könnt ihr im Zusammenspiel mit dem Radar wunderbar eure nächsten Aktionen vorbereiten.

Erstaunlicherweise bleibt die PC-Version akustisch deutlich hinter den Konsolenfassungen zurück. Zwar wurden die gleichen Soundsamples verwendet, doch der Mix schallt bei weitem nicht so eindrucksvoll aus den Lautsprechern wie es seinerzeit bei den Konsolenfassungen der Fall war.

Brachiales Kriegsgewirr

Dafür allerdings ist die deutsche Lokalisierung sauber und professionell, kann aber bedingt durch den angesprochenen Soundmischmasch auch nicht wesentlich zur Atmosphäresteigerung beitragen.

Fazit

Auch wenn der Zahn der Zeit schon etwas an Battle Engine Aquila genagt hat –immerhin ist seit dem Konsolenrelease ein gutes Jahr vergangen- macht der Mechausflug dank der unkomplizierten Action immer noch Spaß. Zumindest für Einzelspieler, denn dank der direkten Umsetzung der Konsolenmehrspielermodi am Splitscreen (!) finden sich in den Händlerregalen Dutzende Spiele, die vielleicht schlechter aussehen, aber mit Freunden deutlich mehr Freude bereiten. Technisch eine saubere Konvertierung, verzichtet BEA bis auf die höheren Auflösungen auf groß angelegte PC-Optimierungen - doch die Explosionen und ähnliche Spezialeffekte sehen immer noch gut aus. Einzig akustisch bleibt der wandlungsfähige Mech unerklärlich hinter den Konsolenfassungen zurück. Auf lange Sicht kann BEA mit seinem immer gleichen Missionsdesign zwar nicht mit den derzeitigen Action-Schwergewichten mithalten, doch die Investition von 30 Euro beschert euch pompöse Massenschlachten mit Mech-Atmosphäre, die kurzzeitig immer wieder für Vergnügen sorgen.

Pro

  • nette Grafikeffkte
  • gelungene Steuerung
  • wandlungsfähiger Mech
  • fünf Mechs zur Auswahl
  • passable KI
  • taktische Einschläge unter der Oberfläche
  • interaktive Umgebungen
  • unkomplizierte Action
  • günstiger Preis
  • moderate Hardware-Anforderungen
  • diverse freischaltbare Goodies

Kontra

  • seltene Einbrüche in der Bildrate
  • auf Dauer monotone Missionen
  • kein Online-Spiel
  • Kampagne nicht komplett im Kooperativ-Modus spielbar- unspektakuläres Wasser
  • schwache Soundkulisse
  • eintöniges Gegnerdesign
  • Multiplayer nur für zwei Spieler

Wertung

PC