Pitfall: Die verlorene Expedition - Test, Geschicklichkeit, PlayStation2, XBox, PC, GameCube
Damals – das ist die Zeit, als Spieler noch nicht händeringend ihr Sparschwein plündern mussten, um sich die neueste Grafikkartengeneration anzuschaffen. Eine Zeit, in der man noch nicht einmal ansatzweise von einer Speicherfunktion innerhalb des Spieles träumen durfte. Ganz zu schweigen von der Möglichkeit, evtl. mit einem Passwort an einer fortgeschrittenen Position im Spielverlauf das Game wieder in Angriff zu nehmen.
Die gute alte Zeit
Natürlich setzt "Die verlorene Expedition" im Kern auch auf den Bekanntheitsgrad, den Harry seit damals angesammelt hat.
Stattdessen gab man sich damit zufrieden, in Pitfall 1 und 2 (die im Übrigen als Bonus enthalten sind) mit einem 1-Knopf-Joystick einfarbige Blocksprites über den Bildschirm zu steuern, sich an grobpixeligen Lianen entlang zu hangeln, für die Anti-Aliasing genau so fern scheint wie eine Mondreise. Und trotz harschem Schwierigkeitsgrad hat man den Klassiker immer wieder von vorne begonnen – ganz einfach, weil das Meisterwerk aus der Feder von Designer David Crane einen Mordsspaß macht.
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Dass Harry seit seinem ersten Auftritt schon annähernd 25 Jahre auf dem Buckel und in Pitfall: The Mayan Adventure seinen Sohn auf Entdeckungsreise schickte, merkt man dem forschen Archäologen auf seiner Action-Adventure-Reise in den peruanischen Dschungel nicht an.
(PS2)
Verjüngungskur
So werden Pitfall-Veteranen schnell Bekanntschaft mit Lianen, im Fluss schwimmenden Krokodilen und sich immer wieder öffnenden Löchern im Boden machen – allesamt Elemente, die auch anno 1982 für Freude gesorgt haben. Das kann sogar so weit führen, dass sich Pitfall-Kennern beim Schwung an einer Liane zwangsläufig der dröge 8-Bit-Sound des Originals wie ein Ohrwurm in den Gehörgang schleicht.
Dabei hat es das Team von Edge of Reality geschafft, klassische Pitfall-Elemente in eine moderne Jump&Run-Welt zu setzen.
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So gibt es z.B. zahlreiche Items, die es an den richtigen Stellen einzusetzen gilt, um die meist auf die Umgebung bezogenen Puzzles zu lösen. Obwohl euch eine gewisse Nicht-Linearität vorgegaukelt wird, ist es ratsam, sich an den vom Entwickler vorgesehenen Weg zu halten, der euch auf einer übersichtlichen Karte das nächste Ziel mit einem schönen großen "X" anzeigt. Denn geht ihr an einen anderen Ort, passiert es schnell, dass ihr nicht weiter kommt, da ihr einen bestimmten Gegenstand benötigt. Um z.B. eine Eiswand hinauf zu klettern, benötigt ihr einen Eispickel. Den wiederum bekommt ihr nur, wenn ihr mit einem Floß an einen bestimmten Ort reist usw.
(Xbox)
X markiert den Ort
Doch die enorm große 3D-Welt, die mehrere grafisch abwechslungsreiche Gebiete annähernd nahtlos verbindet, hat noch mehr zu bieten als Reminiszenzen an eine vergangene Software-Generation.
Auf der einen Seite hat man dadurch zwar nie das Gefühl, sich irgendwo festbeißen zu müssen und nicht mehr weiter zu kommen, aber ein bisschen mehr Offenheit der Gameplay-Struktur hätte sicherlich nicht geschadet, die insgesamt etwas kurz geratene Spielzeit zu verlängern. Profis werden die Kämpfe, Rätsel, Sprungeinlagen und Dschungel-Erfahrung in gut acht bis zehn Stunden bewältigt haben – Anfänger können etwa zwei bis drei Stunden drauflegen.
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Doch über die gesamte Dauer der Spielzeit sorgt "Die verlorene Expedition" für gute Unterhaltung – ein Prädikat, das bei weitem nicht alle derzeit erhältlichen Action-Adventures in Anspruch nehmen können. Einen großen Anteil daran hat die bis auf eine Ausnahme gelungene Steuerung. Die Aktionen sind intutitiv aufs Pad gelegt und auch die Gegenstand-Auswahl und –Benutzung über Digi-Pad und rechten Stick funktioniert wunderbar.
(Xbox)
Spaßfaktor ist da – Kameraprobleme auch
Wobei wir schon bei der angesprochenen Ausnahme wären: die Kameraführung. Obwohl ihr die Kamera jederzeit hinter euch positionieren könnt, werden sicherlich viele das Bedürfnis haben, sich hin und wieder auch einmal umzuschauen. Da allerdings der rechte Stick anderweitig belegt ist, lässt sich die Kamera nur mit den Schultertasten schwenken. Zwar gewöhnt man sich an diesen Umstand, doch in hektischen Situationen ruckt man unwillkürlich am rechten Stick herum, bevor man sich daran erinnert, die Schulterknöpfe zu verwenden – und wertvolle Zeit verpufft ins Nirgendwo.
(PS2)
Klasse Charakterdesign, schwache Texturen
Obwohl die großen Welten an sich einen guten Eindruck hinterlassen und belebt wirken, bleiben im Detail leider ein paar Wünsche offen. So strahlen die Texturen auf Dauer erstaunlich blass und strotzen auch nicht gerade vor Abwechslung.
Ein ganz anderes Bild bietet sich hingegen in den Bereichen Charakterdesign und Animationen, die sowohl mit Qualität als auch Humor überzeugen können. Allen voran natürlich Pitfall Harry, der auf den ersten Blick allerdings ganz und gar nicht das Bild eines seriösen, wenngleich abenteuerlustigen Archäologen vermittelt. Denn der gute alte Harry ähnelt einer Mischung aus Bruce "Evil Dead" Campbell und Gummigesicht Jim Carrey. Dadurch wird allerdings der Humor, der sich durch das gesamte Spiel zieht, nochmals verstärkt.
Und das Wasser ist meilenweit davon entfernt, sich mit Kollegen wie Beyond Good & Evil messen zu können.
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(Xbox)
Deutsch – gut - Punkt!
Auch die akustische Seite kann überzeugen. Jederzeit stimmige Melodien laufen unauffällig im Hintergrund, während passende Umgebungsgeräusche für Dschungelatmosphäre sorgen.
Und die gute deutsche Sprachausgabe tut ihr Übriges, um sowohl für den so häufig angesprochenen Humor als auch das i-Tüpfelchen einer durchweg gelungenen Sounduntermalung sorgen.
Fazit
Auch wenn Pitfall Harry auf der Suche nach der verlorenen Expedition kein spielerisches Neuland betritt, kann man das Dschungelabenteuer allen Genre-Fans guten Gewissens ans Herz legen. Die spielerische Mischung stimmt und ist auch durch kleinere Schwächen wie die manuelle Kamera und die unglücklich gelöste Kartenfunktion nicht kaputt zu kriegen. Dass die Texturen der großen und abwechslungsreichen Umgebungen im Detail zu wünschen übrig lassen, ist bedauerlich, wird aber durch die sehr guten und witzigen Animationen der Figuren wieder wett gemacht. Da auch Soundtrack und Sprachausgabe auf einem hohen Niveau liegen, ist es bedauerlich, dass der Umfang des Spieles und auch die Anforderungen an den Spieler zum Teil doch weit hinter dem Genre-Standard wie z.B. Beyond Good & Evil zurückbleiben. Dafür könnt ihr euch aber als Bonus der guten alten Zeit hingeben und euch an Pitfall 1 und 2 versuchen.
Pro
- Mini-Games
- Puzzle-Elemente
- gute Steuerung
- gelungene Action-Adventure-Unterhaltung
- Pitfall 1 und 2 als Bonus
- stimmungsvolle Menüführung
- schöne Animationen
- gute Lokalisierung
- stimmige Akustik
Kontra
- ungünstige manuelle Kamera
- Kartenfunktion nicht optimiert
- grafisch nicht immer überzeugend
- im Kern nichts Neues