Ghost Recon: Jungle Storm - Test, Shooter, PlayStation2

Ghost Recon: Jungle Storm
20.03.2004, Mathias Oertel

Test: Ghost Recon: Jungle Storm

Die Taktik-Shooter der Ghost Recon-Serie haben vor gut einem Jahr den Sprung vom PC auf die Konsolen geschafft. Und da die Welt stets mit neuen Unruheherden wartet, müssen die Ghosts auf der PS2 wieder einmal für Ruhe sorgen – und dieses Mal zum Sparpreis, mit Sprachunterstützung und Online-Spiel. Doch eine Frage bleibt offen: Ist Ghost Recon Jungle Storm nur ein Lückenfehler bis Rainbow Six 3 oder kann der Dschungeleinsatz auch langfristig halten? Die Antwort findet ihr im Test!

Die Spiele der Ghost Recon-Serie haben dem Genre der Taktik-Shooter zum großen Durchbruch verholfen. Dementsprechend hat sich auch beim zweiten Auftritt der Ghosts auf der PS2 spielerisch nichts geändert: Wie gehabt seid ihr mit zwei Teams unterwegs, um in Krisengebieten für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Doch leider gestaltet sich das unabhängig spielbare Jungle Storm zu unserer Verblüffung in einigen Punkten deutlich schwächer als das Hauptprogramm.

Taktik-Shooter wie gehabt

Und obwohl es einige Verbesserungen in punkto Bedienbarkeit und Benutzerführung gibt, bleibt ein äußerst schaler Geschmack zurück: Die KI der eigenen Kameraden, die schon in Ghost Recon nicht immer auf dem besten Stand war, übertrifft sich in Jungle Storm selber – leider in negativer Hinsicht.

Aus Alt mach Neu - und schlechter!

Zwar werden für Einzelspieler zwei neue Kampagnen mit je acht Missionen geboten, doch das "neu" ist eine kleine Augenwischerei. Denn PC-User kennen die Island Thunder-Missionen schon aus dem Effeff.

Passt bloß auf, was eure Teams anstellen... Der KIQ liegt knapp über Zimmertemperatur! 


Denn was nützt mir die gut funktionierende Spracherkennung per Headset, wenn ich ein forsches "Alle vorrücken" ins Mikrofon brülle und Team Bravo keinerlei Anstalten macht, sich zu bewegen?

Von den zwei "neuen" Kampagnen ist nur eine taufrisch. PC-User kennen die Island Thunder-Missionen bereits!


Kurze Zeit später kriege ich dann die Ansage "Bravo unter Beschuss!", mache mich auf den mühsamen Rückweg, und was muss ich sehen?

Weit und breit befindet sich kein Feind auf dem Bildschirm und Team Bravo liegt scheinbar Skat spielend im dichten Gras.

Dass die Jungs dann zusätzlich in engen Räumen nur selten Anstalten machen, mir aus dem Weg zu gehen, damit ich das Haus wieder verlassen kann, nimmt sich gegen die anderen KI-Schnitzer fast schon wie Kleinkram aus.

Da man sich nie sicher sein kann, ob die Teams wirklich die Sprachbefehle befolgen, muss man gezwungenermaßen wieder auf das alte bewährte Kartenmenü zurückgreifen, um Punkte und Marschroute vorzugeben. Oder aber man begibt sich allein auf die Jagd, was einerseits angesichts der Gegnerhorden zu einem Suizidkommando ausartet und andererseits vollkommen dem Anspruch des teambasierten Taktik-Shooters widerspricht.

Auch die Gegner-KI ist nicht vor Fehlern gefeit: Insgesamt zwar deutlich besser als die Gehirnzwerge in Diensten der Armee, lässt sich nur selten ein Muster erkennen, dass die Feinde gezielt zusammenarbeiten. Und wenn es hart auf hart kommt, scheinen sie sich in einem Anflug von Panik nicht darum zu kümmern, dass ihr Kamerad, der auf gleichem Wege wie sie das Haus verlassen hat, bei seinem ersten Schritt nach draußen niedergestreckt wurde.

Wie die Lemminge kommen die Buben aus der Tür und betteln geradezu um den finalen Rettungsschuss.

Zehn Spielmodi und mehr als 30 Karten machen Jungle Storm nicht nur dank des günstigen Preises für spannende Online-Abende interessant!


Und dann hilft es auch herzlich wenig, dass die Kampagnen an sich gut designt sind und mit den üblichen, aber abwechslungsreichen Aufgaben auf euch warten.

Die Spannung, die sich bei Taktik-Shootern eigentlich schon automatisch aufbaut, wird hier durch starke technische Mängel mehr als nötig auf ein unterdurchschnittliches Niveau gedrückt.

Da ihr in Mehrspieler-Duellen nicht auf die schwachen Leistungen von CPU-gesteuerten Team-Mitgliedern angewiesen seid und Ubi Soft sich stark ins Zeug gelegt hat, kommt in dem neuen Online-Modus für bis zu acht Spieler tatsächlich so etwas wie Spaß auf.

Online-Update

Einzig die größtenteils passablen Animationen -die allerdings auch hin und wieder Aussetzer haben- und Spezialeffekte wie Explosionen oder die verschwommene Optik, nachdem man einen Treffer einstecken musste, können Jungle Storm vor dem Absturz ins grafische Niemandsland retten.

Zwar erreicht man zu keinem Zeitpunkt das Niveau der Socom-Serie, doch mit 31 Mehrspieler-Karten und insgesamt zehn Spielmodi lockt Jungle Storm nicht zuletzt dank des günstigen Preises immer wieder ans Pad.

Grafik-Update? Fehlanzeige!

Vielleicht war es zu aufwändig, die gut aussehende PS2-Engine von Rainbow Six 3 für das Jungle Storm-Universum anzupassen. Vielleicht dachte man sich aber auch, dass man angesichts des Preises keinen all zu großen Aufwand treiben wollte.

Fakt ist aber, dass Jungle Storm keinen Deut besser aussieht als das ursprüngliche Ghost Recon.

Die Gebiete sind zwar ansprechend groß und können auch mit passabel aussehenden Objekten punkten, doch die Bodentexturen sind so schwach wie eh und je und bleiben mittlerweile deutlich hinter der Konkurrenz zurück.

Grafisch gibt sich Jungle Storm genauso bieder wie das Original - un bleibt damit deutlich hinter den aktuellen Konkurrenz-Titeln!


Gelungene Akustik mit Schwachpunkten

Wie schon im Vorgänger ist die Soundkulisse richtig gut. Durch das vollkommene Fehlen von Musik bei den Einsätzen wird dank der guten Effekte akustisch genau die Spannung aufgebaut, die spielerisch von der KI zunichte gemacht wird.

Die Sprachausgabe kann man ebenfalls nur als gelungen bezeichnen. Nur wieso verfolgt man nicht das Socom- und Rainbow Six 3-Prinzip und lässt bei Headset-Benutzung die Antworten der Teams aus dem Kopfhörer kommen? Auf diese Weise könnte eine deutlich höhere Atmosphäre aufgebaut werden.

Fazit

Zum Preis eines Add-Ons bekommen Fans der Ghost Recon-Einheit genau das: Eine leicht überarbeitete und erweiterte Variation des Originals, die leider mit vielen Fehlern kämpft, die auch schon Ghost Recon geplagt haben. Die zwei "neuen" Einzelspieler-Kampagnen sind allerdings leichte Augenwischerei, da PC-Spieler schon Bekanntschaft mit Island Thunder geschlossen haben. Dafür jedoch wurde der Mehrspieler-Part gewaltig angehoben: 31 Karten, auf denen zehn Spielmodi zum Einsatz locken, dürften die permanent auf neues Futter wartende PS2-Online-Gemeinde erst einmal zufrieden stellen. Bedauerlich ist allerdings, dass sich Jungle Storm von der technischen Seite genau so bieder gibt wie das Original - von den schwachen Landschaftstexturen und teilweise unausgereiften Animationen werden sich Grafik-Fetischisten schnell mit Grausen abwenden. Ein weiteres Manko für Einzelspieler ist die unter Umständen extrem üble KI der eigenen Teams, die sich nicht nur dadurch bemerkbar macht, dass eure Mannen die Befehle schlichtweg missachten. Daher lohnt sich Ghost Recon Jungle Storm in erster Linie für Multiplayer-Sparfüchse.

Pro

  • günstiger Preis
  • 31 Multiplayer-Maps
  • insgesamt zehn Mehrspieler-Modi
  • überabeitetes Steuerungsschema
  • gut funktionierende Spracherkennung
  • stimmige Soundkulisse
  • zwei Einzelspieler-Kampagnen
  • variabler Schwierigkeitsgrad

Kontra

  • grafisch schwach
  • teilweise Missions-Recycling
  • wechselhafte Gegner-KI
  • horrend große Textfenster im Tutorial
  • eingeschränkte Kommando-Möglichkeiten
  • Team-Antworten nur über TV-Lautspecher
  • Team-KI gehört vor das Kriegsgericht

Wertung

PlayStation2