SOCOM 2: US Navy SEALs - Test, Shooter, PlayStation2

SOCOM 2: US Navy SEALs
27.03.2004, Mathias Oertel

Test: SOCOM 2: US Navy SEALs

Vor etwas weniger als einem Jahr ging die PS2 mit einem Paukenschlag namens Socom: U.S. Navy Seals online. Trotz zahlreicher Cheater versammelten sich Tausende Spieler vor den Bildschirmen, um sich gegenseitig Kugeln um die Ohren zu jagen. Nun steht die Fortsetzung in den Regalen und ruft wieder zum Team-Einsatz. Doch kann sich Socom 2 endlich auch im Einzelspieler-Modus durchsetzen und die Fehler der Vergangenheit beseitigen? Im Test erfahrt ihr mehr.

Dass Socom 2 vorrangig auf Multiplayer-Duelle ausgerichtet ist, merkt man der Einzelspieler-Kampagne ständig an. Zwar wurden viele der Mankos beseitigt, die im Vorgänger aufgetaucht sind, doch unter dem Strich kann man die zwölf Missionen in vier Ländern nur als schmückendes Beiwerk bezeichnen.

Offline-Spielspaß?

Das grundsätzliche Design der Aufgaben ist zwar so gut gelungen wie in Teil 1 und auch die KI-Fehler gehören größtenteils der Vergangenheit an, doch uneingeschränkter Spielspaß will sich nicht einstellen - was größtenteils dem fehlenden Kontrollpunkt-System in den Missionen zuzuschreiben ist: Es gibt keinerlei Möglichkeiten, während des Einsatzes abzuspeichern. Das alleine könnte man ja noch verkraften.

Die Einzelspieler-Kampagne wird durch ein fehlendes Checkpoint-System unnötig in die Länge gezogen.

Doch da es auch keinerlei Rücksetzpunkte gibt, falls das Team irgendwann einmal das Zeitliche segnen sollte, stellt sich irgendwann zwangsläufig Frust ein. Sicher: Man kann argumentieren, dass eine Spezialeinheit im Einsatz auch keine Möglichkeit hat, sich wieder an einem Rücksetzpunkt einzufinden. Doch letzten Endes haben wir ein Spiel vor uns, das auch Spaß machen und schlichtweg für Unterhaltung sorgen soll. Und sowohl Spaß als auch Unterhaltungswert beginnen stark nachzulassen, wenn man kurz vor Ende des Einsatzes abgeschossen wird und daraufhin wieder an den Anfang der Mission befördert wird.

Und obwohl die KI deutlich besser als im Vorgänger auf eure Befehle reagiert, die wahlweise über Pad und natürlich stilecht per Headset gegeben werden können, haben die Jungs auch ab und an ihren Anteil daran, euren Frust zu steigern. Denn wenn ein Teammitglied anstatt eine Leiter hinab zu steigen, einfach einen 15-Meter-Fall in Kauf nimmt und euch Wertungspunkte abgezogen werden, weil sich ein Kamerad verletzt hat, nagt dies unweigerlich am Spielspaß.

Die KI wurde zwar deutlich verbessert, doch mit Leitern sind eure Kameraden hoffnungslos überfordert.

Schaut man sich im Gegensatz dazu den Online-Modus an, wird deutlich, wo Zipper Interactive die Prioritäten gesetzt hat: Mit Eskorte und Durchbruch stehen z.B. zwei neue Spielmodi auf dem Programm, die es in sich haben. Zwar mit deutlichen Anleihen beim Urvater Counter-Strike, können sowohl die VIP-Eskorte zum sicheren Ausgang als auch die Versuche, gegnerische Stellungen mit Bomben zu zerstören, umgehend für Spaß und Spannung sorgen.

Dass man selbst mit den zwangsläufigen Neustarts der Missionen trotzdem gerade mal auf eine Spielzeit von knapp zehn Stunden kommt, dämpft ebenfalls das Einzelspieler-Erlebnis.

Furioser Online-Spaß

Und damit es auch genug Auswahl an Jagdgebieten gibt, wurde die Anzahl an Karten auf 22 aufgestockt. Dabei stört es nur wenig, dass es nur ein Dutzend vollkommen neuer Gebiete gibt. Denn auch die zehn alten Karten wurden aufgepeppt – mit stationären Geschütztürmen, die eine neue Taktik erfordern.

Dass es in einigen Abschnitten noch die Möglichkeit gibt, z.B. morsche Brücken zu zerstören, zwingt ebenfalls zum Ausfeilen einer neuen Vorgehensweise. Zwar würde man sich wünschen, dass es mehr Möglichkeiten zur Interaktion mit der Umgebung gäbe, doch die vorhandenen Mittel werden gut eingesetzt.

Denn ein Terrorist hinter einem festen MG kann ohne Teamwork kaum ausgeschaltet werden.

Stationäre Geschütze wie dieses sorgen nicht nur in der mageren Einzelspieler-Kampagne für Probleme, sondern schaffen im Multiplayer-Modus Platz für neue Taktiken!

Außerdem gibt es noch einige neue Waffen: Die Minen (Vorsicht: sagt euren Team-Mitgliedern bloß, wo ihr die Friedensstifter ablegt) und der Raketenwerfer, den man allerdings erst nach Durchspielen auf dem härtesten Schwierigkeitsgrad erhält, stellen eine willkommene Ergänzung des Waffenarsenals dar.

Und das Schönste für Mehrspieler-Fans: Zipper Interactive hat sich die Kritik der Fans zu Herzen genommen und Cheat-Möglichkeiten wie z.B. den gefürchteten Sniper in der Wand ausgeräumt. Abgesehen davon, dass ich es persönlich sehr traurig finde, dass sich minderbemittelte Spieler nur mit Cheats Respekt verschaffen wollen, eine beispielhafte –und bei weitem nicht selbstverständliche- Reaktion der Entwickler.

Zipper Interactive hat das letzte Jahr gut genutzt, um die im Endeffekt doch etwas schwachbrüstige Grafik auf Vordermann zu bringen: Die Qualität der Animationen befindet sich auf dem gleichen guten Niveau des Vorgängers und die Umgebungen wirken deutlich schöner und detaillierter. Angefangen bei den ländlichen, mit Ruinen gefüllten Gebieten Albaniens bis hin zu den Slums in Brasilien schafft es die Optik, umgehend authentisches Flair zu schaffen.

Mit all den Verbesserungen im Mehrspieler-Bereich etabliert sich Socom 2 als das beste derzeit erhältliche PS2-Online-Spiel und hat sich den Multiplayer-Award redlich verdient.

Detailverbesserungen

Grafisch präsentiert sich Socom II deutlich besser als der Vorgänger.


Die Lichteffekte können sich ebenfalls sehen lassen. Die Wechsel von Licht- und Schattengebieten samt zeitlich verzögerter Einstellung auf die veränderten Sichtverhältnisse sind gelungen und durchaus lebensnah.

Zu schade, dass die Entwickler dem Einzelspieler-Gameplay nicht die gleiche Sorgfalt zukommen ließen.

Wie beim Kollegen Ghost Recon auch, schafft es die Akustik, eine hervorragende Atmosphäre aufzubauen. Sparsam, aber effektiv eingesetzte Musik setzt immer wieder Kontrapunkte während der Missionen, die euch zumeist nur mit Umgebungsgeräuschen und den Funksprüchen von Teammitgliedern und Hauptquartier in einen akustischen Spannungssog zieht, der euch nicht so schnell wieder los lässt - vor allem, wenn man das Headset benutzt. Denn hier kommen wie in Teil 1 alle guten und sauber lokalisierten Ansagen aus dem Ohrhörer und schaffen so das I-Tüpfelchen im gut gelungenen Spannungsbogen.

Stimmungsvolle Akustik

Fazit

Wer vorrangig offline mit der PS2 spielt, bekommt mit Socom II ein dezentes Update, das die Fehler des Vorgängers, wie die KI und die eher durchschnittliche Umgebungsgrafik zwar weitestgehend ausmerzt, aber trotzdem nicht begeistert. Die Missionen wirken zwar durchdacht, werden aber durch die fehlenden Kontrollpunkte unnötig in die Länge gezogen, um so wenigstens annähernd eine Spielzeit von ungefähr zehn Stunden zu erreichen. Insofern lohnt es sich für die Einzelspieler-Fraktion vermutlich eher, Rainbow Six 3 einzulegen. Spieler hingegen, die ihre Zeit meist online verbringen, werden von Socom 2 nicht enttäuscht: Die Cheat-Möglichkeiten wurden auf ein Minimum reduziert, neue Spielmodi und Waffen hinzugefügt und die Anzahl an Karten massiv aufgestockt. Daher können Internet-Fragger geradezu blind zu dem Nachfolger-Add-On greifen, das mit Gleichgesinnten ein Duell nach dem anderen fordert und jeden Cent wert ist.

Pro

  • schönes Leveldesign
  • massives Update im Mehrspieler-Modus
  • neue Waffen
  • gut funktionierende Spracherkennung
  • verbesserte Grafik
  • gute Lokalisierung
  • gelungene Präsentation
  • gute Steuerung
  • fulminanter Mehrspieler-Spaß

Kontra

  • ab und an KI-Probleme
  • keine Checkpoints
  • für Einzelspieler unbefriedigend

Wertung

PlayStation2