Bad Boys II - Test, Action-Adventure, XBox, PlayStation2, GameCube, PC

Bad Boys II
04.04.2004, Paul Kautz

Test: Bad Boys II

Knallharte Jungs, die Zweite: Pünktlich zum DVD-Release von Bad Boys 2 schickt Empire die guten bösen Cops in einen actionreichen Game-Auftritt, bei dem ausgehend von den Zutaten eigentlich nichts hätte schief gehen können. Warum das unvermeidlicherweise trotzdem der Fall war, erfahrt ihr aus der Review.

Wer, wie bei einer Filmumsetzung üblich, erwartet, hier die Story des Films nachzuspielen, bekommt den ersten Enthusiasmus-Dämpfer: das eine hat mit dem anderen nichts zu tun, das Szenario ist ein völlig anderes. Aber auch hier geht es um Drogen, genauer um eine neue Modedroge namens Orchid. Ein

In Deckung: Jede Ecke und jeder Vorsprung kann als sicherer Ruheort verwendet werden.
gewissenloser General versucht den Drogenmarkt an sich zu reißen, und die Russenmafia hat auch noch ihre Finger im Spiel. Zeit für den Auftritt unserer Helden: Mike Lowrey und Marcus Burnett vom Drogendezernat mischen die Bande auf und retten den Tag.

Bad Boys for Life

Bad Boys 2 ist in erster Linie ein gradliniger 3rd-Person-Shooter, allerdings mit leichtem taktischen Einschlag: Ihr könnt fast jede Ecke oder jeden größeren Gegenstand (Tische, Autos etc) als Deckung nutzen: Wie in kill.switch presst ihr euch sicher an eine Wand, könnt links und rechts hervorspähen und drauflosballern. Da der Schwierigkeitsgrad des Spiels recht harsch, die Lebensenergie sehr knapp und die Gegnerschar extrem ballerfreudig ist, werdet ihr mit hirnlosem Durchrennen nicht weit kommen. Es gibt nicht sehr oft Medipäckchen oder Schutzwesten aufzusammeln. Dazu kommt noch, dass nur am Ende jedes teilweise sehr langen Levelabschnitts automatisch gespeichert wird, und es innerhalb der Abschnitte keine Rücksetzpunkte gibt. Im Klartext: Wenn ihr irgendwo draufgeht, dürft ihr wieder von vorne anfangen.

Vor den 13 Missionen solltet ihr eure Ballerkünste am Schießstand verfeinern, dann geht es auch schon in die Vollen: Ihr müsst einen Banküberfall vereiteln, eine Kollegin befreien, eine Galerie durchsuchen, einen Hubschrauber vom Himmel holen oder euren Kumpel mit dem Scharfschützengewehr decken. Ihr spielt pro Mission abwechselnd Mike und Marcus, worauf ihr allerdings keinen Einfluss habt - außerdem macht das spielerisch nicht den geringsten Unterschied. Habt ihr euch durch einen Level geballert, bekommt ihr eine »Bad Boy«-Abrechnung, die eure Treffergenauigkeit, den Wert der Gegenstände, die ihr zerstört, die Menge der aufgesammelten Beweisstücke und mehr auflistet – das alles ergibt dann einen Wert, der euch entweder als guter, durchschnittlicher oder böser Cop 

Fässer und ähnliches können zur Explosion gebracht werden, was euch einige Gegner vom Hals schaffen kann.
dastehen lässt. Das wiederum hat Einfluss auf das freizuspielende Material: So gibt es weitere Lektionen auf dem Schießstand, etwas nutzneutrale Verbrecherfotos oder Cheats.

We ride together, we die together

Im Laufe des Spiele bekommt ihr ein Dutzend Waffen in die Hand, von denen ihr allerdings immer nur eine mit euch herumtragen dürft – wenn euch eine Wumme besser gefällt, könnt ihr sie gegen euer altes Modell eintauschen, außerdem habt ihr zur Not immer eure unbegrenzt munitionierte Pistole dabei. Um der Gegnermassen Herr zu werden, solltet ihr also eher vorsichtig vorgehen, und dabei auch die Umgebung zu eurem Vorteil nutzen: Ihr könnt Benzinfässer oder Computer zerschießen, die darauf folgende Explosion reißt schlecht platzierte Widersacher in den Tod. 

Friedliebende und zielsichere Naturen können den Feinden auch die Waffe aus der Hand schießen, woraufhin sie

Angriff der Klonkrieger: Die Feinde bestechen durch Abwechslungsarmut.
sich brav ergeben – so was macht sich gut in der Statistik. Wer darauf pfeift, bekommt harmlose Bluteffekte und schnell verschwindende Leichen zu sehen; wieso das Spiel eine 18er-Einstufung hat, ist nur schwer nachzuvollziehen.

Optisch lösen die Bad Boys auf keiner Plattform Begeisterungsstürme aus: Figuren und Umgebung sind grob geschnitzt und wenig detailliert, die in Spielgrafik gerenderten Zwischensequenzen auf dem PC scheußlich grobpixelig. Dafür sind die Animationen größtenteils gelungen, außerdem läuft das Ganze auch auf langsamen PCs. Einige nette Grafikeffekte wie durch Löcher im Fenster scheinendes Sonnenlicht (wobei man eigene Löcher hinzufügen kann) sind hübsch anzusehen, insgesamt ist die Grafik jedoch nur lauwarm. Außerdem sind logische Fehler ärgerlich: Bei Cutscenes in Echtzeit tragen die Cops nur ihre Standardwaffen, nicht die tatsächlichen Wummen, Schutzwesten bekommt man ebenso wenig zu sehen. Zudem sehen die beiden Figuren ihren Film-Pandants kaum ähnlich. Das gilt auch für die Stimmen, die zwar ein bisschen, aber doch nicht wirklich wie Will Smith und Martin Lawrence klingen. Hat man sich jedoch an die Sprecher gewöhnt, wird man mit coolen englischen Dialogen und einem sagenhaften Schimpfwortschatz belohnt – wer damit nichts anfangen kann, hält sich eben an die deutschen Untertitel.

Bad Boys, Bad Boys..

Steuerungstechnisch gibt es am PC keinen Grund zur Klage, auf PS2 und XBox hingegen schon. Speziell das Spähen um die Ecke bei gleichzeitigem Zoomen und

Wer bin ich? Die Spiel-Cops haben mit ihren Film-Pendants optisch nicht viel zu tun.
Zielen ist sehr fummelig. Auch das Autotargeting-System ist im Grunde wertlos: Erstens springt es erst an, wenn man derart nahe beim Ziel ist, dass man es auch gleich selbst anvisieren kann, und zweitens zielt es grundsätzlich auf den Bauch – da manche Gegner hier einige Schüsse vertragen, und man dauernd nachzielen muss, ist man schneller tot, als man das System verfluchen kann. Hinzu kommt der enervierend langsame Laufstil, der zwar gut zum eher gemütlichen Spielgeschehen passt, aber schlecht ist, wenn man von mehreren Seiten aufs Korn genommen wird – ein rasanter Hechtsprung ist hier oft die einzige Lösung. 

Rentner-Cops

Fazit

Hm. Hier haben wir also ein Spiel zum Film, das mit dem Film eigentlich nicht viel zu tun hat: Die Story ist neu, das Szenario verschieden, die Charaktere sehen genauso anders aus wie die Stimmen klingen – man könnte vermuten, dass hier ein bereits fertiges Spiel schnell um eine heiße Lizenz gestrickt wurde. Dafür, dass Bad Boys 2 das offizielle Spiel zum coolsten Film des letzten Jahres sein soll, hätte man eigentlich mehr Aufmerksamkeit und Detailtreue erwarten können. Lässt man diese Gedanken allerdings beiseite, hat man ein gar nicht so schlechtes Programm vor sich: Das Spielprinzip ist fordernd und spannend, die Sprüche sehr cool. Leider verhindern etliche große und kleine Nervigkeiten höhere Wertungsweihen; auch grafisch ist das Game kein Hingucker. Kein Fehlgriff für Actionliebhaber und Freunde gepflegter Flüche, aber beim besten Willen auch kein Kracher.

Pro

  • interaktive Umgebungen
  • herausforderndes Spielprinzip
  • coole Sprüche
  • einfache Steuerung (PC)
  • spannende Bosskämpfe
  • immergleiche Gegner

Kontra

  • recht schwer
  • unfaires Speichersystem
  • grafisch altbacken
  • sehr grobe Videos (PC)
  • hat mit dem Film eigentlich nichts zu tun
  • langsamer Laufstil
  • nur englische Sprachausgabe

Wertung

XBox

PlayStation2

Nette Action, die nur leider kaum etwas mit dem Film zu tun hat.

PC