Alias - Test, Action-Adventure, XBox, PC, PlayStation2

Alias
03.05.2004, Jens Bischoff

Test: Alias

Nach Buffy Summers erfolgreicher Zweitkarriere als Videospielheldin hat nun auch Sydney Bristow den Sprung vom Fernsehen in die virtuelle Welt der Videospiele geschafft. Dank Acclaim dürfen Fans der wandlungsfähigen Doppelagentin in Alias (ab 16,95€ bei kaufen) nun selbst den Kampf gegen die Verbrecherorganisation SD-6 auf PS2 und Xbox aufnehmen. Wie gut die Lizenz dabei umgesetzt wurde, verrät unser Test.

Pünktlich zum Deutschland-Start der zweiten Staffel schickt sich Sydney Bristow alias Jennifer Garner auch auf Konsole an, heikle Undercover-Einsätze für die CIA zu meistern. Dabei trifft sie schon bald auf altbekannte Gegenspieler wie Anna Espinosa, Arvin Sloane oder Mr. Sark, die auf der Suche nach ominösen Rambaldi-Artefakten sind und eine geheimnisvolle Maschine in der Mache haben. Alias-Fans sollten allerdings gewarnt sein, denn der Plot des Spiels nimmt einige zukünftige Ereignisse der TV-Serie vorweg, während Alias-Unkundige nicht alle Zusammenhänge verstehen werden. Dennoch bleibt die von den Original-Autoren geschriebene Story auch ohne Serienkenntnisse jederzeit spannend und nachvollziehbar.

Weiter als im Fernsehen

Museumsbesuch in Saudi Arabien: Ihre Mission führt Sydney rund um den Globus (PS2).

Die Aufgabe, euren Gegenspielern auf die Schliche zu kommen und einen aufgeflogenen Agentenkollegen aufzuspüren, führt euch jedenfalls von Monaco über Saudi Arabien, Rumänien und Rio de Janeiro bis nach Russland. Rückendeckung erhaltet ihr dabei von euren CIA-Kollegen Dixon, Vaughn, Flinkman und Vater Jack, die euch nicht nur in den Briefings mit Rat und Tat zur Seite stehen, sondern auch in ständigem Funkkontakt mit euch stehen. Dennoch ist nicht immer klar, was ihr als Nächstes tun müsst. Die meiste Zeit ist die Wegfindung dank Multifunktions-PDA und Zielradar jedoch ein Kinderspiel und eher die teils etwas hakelige Kollisionsabfrage ein Handicap.

Agentin auf Weltreise

Überraschungsangriff aus dem Besenschrank: Sydney kann auch Putzutensilien als Waffe einsetzen (Xbox).

Der allgemeine Schwierigkeitsgrad ist aufgrund üppig gesäter Speicherpunkte, automatisch regenerierender Lebensenergie und phlegmatischer Gegner aber ohnehin nicht sonderlich fordernd. Zudem ist es nur sehr selten nötig, lautlos durch die insgesamt elf Szenarien zu schleichen, da man mit der Brechstange oft viel effektiver und zügiger vorankommt, was Stealth-Fans wohl eher abschrecken, nicht allzu anspruchsvolle Prügelfans aber durchaus bei Laune halten dürfte - auch wenn die Spieldauer eher gering ausfällt und der Wiederspielwert mangels zusätzlicher Schwierigkeitsgrade und freispielbarer Extras gegen Null tendiert. Sydneys Move-Repertoire ist jedoch ausreichend, wenn auch nicht allzu umfangreich. Immerhin kann sie durch Kombination der beiden Angriffstasten sowie der Duck-, Block-, Stealth- und Aktionstaste je nach Stellung diverse Schnell-, Spezial-, Überraschungs- und Combo-Attacken vom Stapel lassen, sich an Wänden abstoßen, von oben auf ihre Feinde springen, Gegner entwaffnen, sie hinterrücks meucheln oder akrobatische Rundumschläge austeilen.

Geringe Anforderungen

Sydney in CIA-Kluft: Die Charaktermodelle der Hauptfiguren wurden authentisch umgesetzt (Xbox).

Im Schutz der Dunkelheit: Sydney kann unaufmerksame Wachposten auch lautlos per Stealth-Attacke ausschalten (PS2).


Laufend neue Gadgets

Zudem kann sie Ablenkungsmanöver initiieren, herumliegende Gegenstände als Waffen missbrauchen, bis diese sich in ihre Bestandteile auflösen, sowie immer wieder neue Spionage-Gadgets einsetzen.

Letztere finden aber eher bei der Lösung spezieller Aufgaben wie das Knacken von Schlössern, das Hacken von Computern, dem Austricksen von Überwachungskameras, dem Überbrücken von Lichtschranken oder dem Entnehmen von DNA-Proben Verwendung. Oft werden dazu kleine Minigames gestartet, bei denen ihr Schließmechanismen gefühlvoll entriegeln oder in Mastermind-Manier Passwörter entschlüsseln müsst. Wirklich schwierig sind diese Einlagen allerdings höchstens dann, wenn ihr hin und wieder unter Zeitdruck steht. Erwähnenswert ist übrigens auch, dass es oftmals mehrere Lösungswege für bestimmte Situationen gibt, allzu komplexe oder kreative Ansprüche dürft ihr dabei allerdings nicht stellen, zumal der allgemeine Spielverlauf wiederum recht linear ist.

Bild-in-Bild-Technik: Wichtige Orte oder Geschehnisse werden in einem separaten Screen dargestellt (Xbox).

Ansonsten schleicht, rennt, klettert, hangelt, prügelt und ballert ihr euch durch unterschiedlich große Schauplätze rund um den Globus, infiltriert mit situationsabhängigen Original-Verkleidungen und Spionage-Gadgets Gebäudekomplexe und folgt in Funksprüchen, Dialogen und Zwischensequenzen der spannenden Story um Gehirnwäsche, antike Artefakte und eine geplante Klimakatastrophe. Interessant ist hierbei die immer wieder verwendete und an XIII erinnernde Bild-in-Bild- bzw. Splitscreen-Technik, die euch die Geschehnisse an unterschiedlichen Orten oder aus verschiedenen Perspektiven anzeigt, um im richtigen Moment an Überwachungskameras vorbeizuhuschen oder bestimmte Aktionen auszuführen.

Wandelnder Kleiderschrank

Geschicklichkeitstest: In einer rumänischen Klinik muss Sydney versuchen Sark eine DNA-Probe zu entnehmen (PS2).

Darüber hinaus könnt ihr eure Umgebung auch via Thermal- und Nachtsichtgerät unter die Lupe nehmen, um patrouillierenden Wachen in dunklen Ecken oder hinter Mauervorsprüngen aufzulauern bzw. um ihre Routen einzustudieren oder ihren Aufmerksamkeitsstatus zu überprüfen.

Verschenktes Stealth-Potential

Wirklich nötig ist eine solche Vorgehensweise aber leider viel zu selten, da die Gegner oft wie Blinde oder Taube in der Gegend herumspazieren und teils nicht einmal reagieren, wenn sie über eine Kameradenleiche stolpern oder ihr nur wenige Meter entfernt das Feuer eröffnet. Und selbst wenn Alarm ausgelöst wird, bleibt die Zahl an herbeieilenden Wachen meist überschaubar, deren Angriffsverhalten eher passiv und wenn ihr Glück habt, knallen sie sich hin und wieder sogar gegenseitig ab. Lediglich, wenn ihr es mit einem Rudel MG-Schützen gleichzeitig zu tun bekommt, wird die Lage hin und wieder brenzlig. Doch auch dann habt ihr meist noch die Möglichkeit eure Widersacher zu entwaffnen oder einfach die Flucht zu ergreifen, denn von langen Verfolgungsjagden halten die meisten Gegner nur wenig und geben oft schon Entwarnung, wenn ihr nur eine Treppe erklimmt oder den Raum verlasst...

Nudelholz gegen Hackebeil: in der Casino-Küche trifft Sydney erstmals auf Gegenspieler Sark (PS2).

Technisch präsentiert sich Alias auf beiden Konsolen solide, aber weitestgehend unspektakulär. Die Framerate bleibt trotz Vollbilddarstellung die meiste Zeit stabil, die Motion-Capturing-Animationen wirken bis auf wenige Ausnahmen sehr natürlich und die Umgebungen wurden trotz vorwiegend schwacher Texturen recht abwechslungsreich gestaltet - was man von der geklonten Gegnerschar nicht gerade behaupten kann. Zudem muss man in beiden Versionen fehlende Kantenglättung, unschöne Clipping-Fehler, gelegentliche Kameraprobleme und immer wieder spielunterbrechende sowie vor allem auf der PS2 verhältnismäßig lange Lade- und Speicherzeiten in Kauf nehmen. Die dynamische, wenn auch etwas spärliche Soundkulisse in Dolby Pro Logic II (PS2) bzw. Dolby Digital 5.1 (Xbox) sowie die je nach Spracheinstellung deutschen bzw. englischen Original-Sprecher versöhnen jedoch wieder und sorgen dank Original-Drehbuchautoren und gewissenhafter Übersetzung in beiden Varianten für eine dichte und authentische Atmosphäre.

Angriff der Klonkrieger

Undercover-Einsatz in Monaco: Je nach Location schlüpft Sydney in unverdächtige Outfits (Xbox).

Fazit

Alias zählt neben Buffy eindeutig zu den besseren Lizenzversoftungen. Die Atmosphäre der TV-Vorlage wurde dank Original-Drehbuchautoren, -Synchronsprecher und -Soundtrack gut eingefangen und spielerisch solide umgesetzt. Dennoch wird der Spielspaß immer wieder durch schwache Gegner-KI, hakelige Kollisionsabfragen und gelegentliche Übersichtsprobleme getrübt. Ein weiterer Schwachpunkt ist, dass der einheitliche Schwierigkeitsgrad kaum fordert. Splinter Cell-frustrierte Hobbyschleicher dürften sich darüber zwar freuen, aber Stealth-Profis sind bei Alias hoffnungslos unterfordert - vor allem, da man die meiste Zeit auch in Rambo-Manier die Oberhand über die dilettantisch agierenden Widersacher behält. Dadurch ist das Spiel auch relativ schnell vorbei. Wer auf unkomplizierte Kampfaction und gelegentlichen Gadget-Einsatz à la James Bond oder Mission: Impossible steht, kommt in den elf Missionen dennoch auf seine Kosten - insbesondere, wenn man Fan der TV-Serie ist.

Pro

  • dichte Atmosphäre
  • vorbildliche Lokalisierung
  • abwechslungsreiche Gadgets
  • oft verschiedene Lösungswege
  • einsteigerfreundliches Gameplay

Kontra

  • zu leicht
  • dämliche KI-Gegner
  • relativ kurze Spielzeit
  • hakelige Kollisionsabfrage
  • gelegentliche Übersichtsprobleme

Wertung

XBox

PlayStation2