Celtic Kings 2: Punic Wars - Test, Taktik & Strategie, PC

Celtic Kings 2: Punic Wars
14.05.2004, Bodo Naser

Test: Celtic Kings 2: Punic Wars

Während im Kino derzeit Griechenland und Troja um die Macht ringen, lässt Haemimont Games in The Punic Wars den Konflikt zweier anderer antiker Großmächte wieder aufleben: Rom und Karthago. Beim grafisch altbackenen Echtzeit-Strategiespiel könnt ihr an dutzenden von blutigen Schlachten teilnehmen und vielleicht sogar Karthago zum Sieg verhelfen.

Am 2. August 216 v.Chr. erlitt Rom die wohl schrecklichste Niederlage seiner Geschichte: Auf dem Schlachtfeld von Cannae lagen 50.000 tote Legionäre unter ihnen einer ihrer Konsuln Aemilius Paullus. Hingeschlachtet wurden sie von der Söldnerarmee des Karthagers Hannibal, die zahlenmäßig weit unterlegen war.

Hannibal ante Portas!

Seinem legendären Feldzug über die Alpen, der ihn bis vor die Tore der Hauptstadt Rom führte, ist bei The Punic Wars eine Kampagne gewidmet. Dennoch konnte er seinen Triumph nicht nutzen, da ihm der Nachschub aus der Heimat fehlte. Nach dem Tod seines Bruders musste Hannibal die Offensive ergebnislos abbrechen. Macht ihr es besser und könnt Rom erobern?

Hannibal wie er leibt und lebt. Schon die Menüführung erinnert stark an den Vorgänger.

Dass die Römer sich nach ihrer sprichwörtlichen Niederlage überhaupt wieder berappelten, kommt einem Wunder gleich. Die eher defensive Strategie, die sie danach praktizierten, erwies sich aber als goldrichtig. 202 v.Chr. erlebten die Punier dann im nordafrikanischen Zama ihr Cannae: Die karthagische Armee wurde völlig aufgerieben und der berühmte Hannibal musste fliehen.

Die Punischen Kriege

Für die Hartnäckigkeit der Römer spricht, dass sie ihre verhassten Rivalen schließlich doch noch besiegten und 146 v.Chr. sogar Karthago selbst dem Erboden gleichmachten. Ob ihr das auch geschafft hättet, könnt ihr nun in der römischen Kampagne unter Beweis stellen, die euch nach Sizilien, Spanien und Nordafrika führt.             Antikes Szenario

Neben den beiden großen Kampagnen existieren auch noch drei nur wenig kleinere, bei denen ihr auch die Gallier, die schon aus Celtic Kings bekannt sind, sowie die Iberer führen könnt, die Spanien gegen die Kolonisierung der Karthager verteidigen. Ein Pluspunkt ist das unverbrauchte Szenario, das aber auch nicht darüber hinweg täuschen kann, dass sich am antiken Gameplay fast nichts verändert hat. Sogar das Tutorial ist genau dasselbe wie beim Vorgänger, der bereits vor knapp zwei Jahren erschien. Darüber hinaus existiert auch ein freier Modus und einen Multiplayer für bis zu acht menschliche Spieler. Mit dem beiliegenden Editor lässt sich fast alles verändern – bis auf die magischen Gegenstände, die die Fähigkeiten ihres Trägers verbessern.

Der von einem Held geführte Trupp tritt in Reih und Glied an. Links ist die Kaserne der Römer zu sehen.

The Punic Wars ist stärker strategisch orientiert als der eher beschauliche Vorgänger, da ihr dieses Mal den Einsatz eurer Armee genau planen solltet. Während der teils riesigen Schlachten verliert ihr nämlich leicht die Übersicht. Eine strategische Karte hilft euch dabei, am happigen Schwierigkeitsgrad kann aber auch sie nichts ändern. Dieser lässt sich zwar in drei Stufen einstellen, ist aber schon auf der leichtesten Stufe frustrierend genug. Die aggressiv attackierenden Computergegner sind wesentlich schwieriger zu besiegen, als das noch beim Vorgänger der Fall war. Bereits frühzeitig greifen sie neuralgische Punkte an, wobei ihnen die unterirdischen Höhlen helfen, durch die sie unbemerkt vorrücken. Nervig oft fällt euer Feldherr oder die Feinde nehmen euer Hauptgebäude ein, so dass ein Neustart fällig wird.              

Strategisches Vorgehen

Alles dreht sich um die Massenschlachten, bei denen bis zu 5.000 Legionäre zum Einsatz kommen. Zu den wenig historischen keltischen und römischen Einheiten sind nun 16 weitere hinzugekommen, die ebenfalls immer erfahrener werden. Die stärkste Unit der Karthager ist der Kriegselefant, der einige Treffer wegsteckt und die Feinde einfach niedertrampelt. Ihre anderen Truppen sind zumeist Söldner wie Berbermörder, libysche Fußsoldaten oder numidische Kamelreiter. Klar dass die Seemacht auch über Kriegsschiffe verfügt, die Einheiten übers Meer transportieren. Auch die Iberer bieten neue Einheiten wie panzerbrechende Schleuderer, unsichtbare Gebirgskämpfer und mächtige Zauberinnen, die sich aber von den anderen kaum unterscheiden. Die von Helden geführten Armeen können bis zu 50 Einheiten umfassen, was bei den vielen Soldaten aber zu wenig ist, und wie beim Vorgänger Reihen-, Block- und Kavallerieformation annehmen.

Neue Einheiten

Eine karthagische Streitmacht unter Hasdrubal ist gelandet, um Spanien zu erobern.

Auch die eher taktische Leitung eurer Siedlungen hat sich kaum verändert, auch wenn die Dörfer der Karthager und Iberer natürlich im Stil der jeweiligen Nation gestaltet sind. Die Funktion der einzelnen Häuser, die ihr wieder nicht neu errichten dürft, ist aber praktisch dieselbe wie bei Celtic Kings. Die einfachen Einheiten könnt ihr in der Kaserne herstellen, adelige Streiter, Elefanten und die Helden müsst ihr teuer in der Arena ausheben. Wollt ihr mehr Einheiten, so müsst ihr diese wie einst bei Age of Empires II erst in der Schmiede erforschen. Wichtig ist der Nachschub durch eine Versorgungseinheit, die wie bei Rise of Nations eure Armee begleitet, denn hungernde Soldaten werden immer schwächer. In den Handelsstationen könnt ihr auch Nahrung in Gold umwandeln, den zweiten Rohstoff. Damit könnt ihr dann neue Truppen anwerben.          Altbackene Grafik

Gebäude und Rohstoffe

Trotz ihres liebevollen Detailreichtums kann die farbenprächtige 2D-Darstellung von The Punic Wars mit modernen Grafikstandards einfach nicht mehr mithalten. Werft ihr einen Blick auf vergleichbare Echtzeit-Strategiespiele wie Rome: Total War oder The Lord of the Rings: Battle for Middle-Earth mit neuester 3D-Grafik, wird deutlich, wie hausbacken die inzwischen zwei Jahre alte Engine ist.

Schon damals war sie nicht vom Feinsten, heute ist sie es erst recht nicht. Hardcore-Strategen mag die Optik zunächst nicht kümmern, auf Dauer stört es dann aber doch. Daran können auch die gelungenen Renderintros nichts ändern, die euch in die bewegte Geschichte der punischen Kriege einführen. Die übrigen Zwischensequenzen sind aber gänzlich in Spielgrafik gehalten, was nicht unbedingt vorteilhaft ist.

Die Karthager beschießen eure Stadt mit Brandgeschossen. Jetzt heißt es ausrücken!

Am Vorgänger wurde vor allem auch der teils unpassende Soundtrack bemängelt, der sich nun aber deutlich verbessert hat. Die heroisch klingende Musik fügt sich jetzt deutlich besser ins Schlachtgeschehen ein. Es gibt viel mehr Geräusche, wie etwa das Trompeten der Elefanten, die dem pomadigen Strategiespiel etwas mehr Leben einhauchen.

Komplett lokalisiert

Darüber hinaus wurde auch die Sprachausgabe während der Zwischensequenzen professionell lokalisiert, so dass ihr Celtic Kings nun erstmals komplett auf Deutsch genießen könnt. Für das Verständnis der oftmals komplexen Geschehnisse ist das ein großer Vorteil.          

Fazit

Obwohl antike Massenschlachten derzeit wieder im Kommen sind, will bei The Punic Wars der Funke nicht so recht überspringen. Hauptgrund hierfür ist sicher das gegenüber dem Vorgänger weitgehend unveränderte Gameplay, das zwar dieses Mal etwas mehr strategisches Geschick von euch erfordert, im Grunde aber immer noch dem abgegriffenen Uralt-Prinzip der Echtzeit-Strategie frönt: Rohstoffe fördern, Armee aufstellen und Feind platt machen. Daran können auch die beiden neuen Völker –Karthager und Iberer- nicht viel ändern, da sie sich trotz des unterschiedlichen Äußeren kaum anders spielen als die bereits vorhandenen. Ihr dürft wie beim Vorgänger wieder keine neuen Siedlungen errichten, was sicher einzigartig im Genre ist. Die eher ablehnende Haltung liegt sicher auch an der in die Jahre gekommenen und dazu unübersichtlichen 2D-Darstellung, die mit modernen 3D-Schlachtengemälden einfach nicht mehr mithalten kann. Wirklich Atemberaubendes wird es wohl erst wieder bei Rome: Total War geben!

Pro

  • außergewöhnliches Szenario
  • große Schlachten der Punischen Kriege
  • erfordert strategische Vorgehensweise
  • neue Völker und Einheiten
  • Schiffe und Häfen
  • deutsche Sprachausgabe
  • interessantes Intro
  • umfangreicher Editor

Kontra

  • + kaum Änderungen gegenüber Vorgänger+ happiger Schwierigkeitsgrad+ mangelnde Übersicht+ keine Gebäude errichten+ kaum Unterschiede bei Völkern+ Helden können nur 50 Soldaten führen+ teils unhistorische Einheiten + 2D-Grafik von gestern+ Tutorial wie beim Vorgänger

Wertung

PC

Trotz des tollen Szenarios leider nur ein Neuaufwasch von Celtic Kings.