Transport Gigant - Test, Taktik & Strategie, PC

Transport Gigant
14.06.2004, Marcel Kleffmann

Test: Transport Gigant

Das Transport-Systeme für richtig viel Spaß sorgen können, wissen PC-Spieler nicht nur von den Gottschalk-Brüdern, sondern auch dank des Klassikers Transport Tycoon. Jetzt schickt euch JoWooD als Transport Gigant (ab 5,99€ bei kaufen) in die virtuelle Wirtschaft. Ob das Konzept aufgeht, verrät der Test!

Im Jahr 1850 befindet sich die Welt im Umbruch: Das Zeitalter der Massenproduktion wirft seine Schatten voraus. Industrieanlagen schießen aus dem Boden und immer mehr Produkte überschwemmen den Markt. Aber wie kommen eigentlich die für die Produktion nötigen Ressourcen in die Fabriken? Wie gelangen die Arbeiter zu den Firmen? Wer transportiert das alles? Ihr.

Transport Tycoon lässt grüßen

Ein extrem langer Zug in extrem steriler Landschaft.
Bevor ihr euch aufmacht, die beste Infrastruktur aller Zeiten zu schaffen, müsst ihr das Startjahr festlegen. Die Auswahl zwischen 1850 und der Gegenwart beeinflusst z.B. die Anzahl der zur Verfügung stehenden Fahrzeuge. Im Jahr 1850 sind zunächst nur Pferdekutschen verfügbar. Später folgen Eisenbahnen, LKWs, Schiffe, Flugzeuge, Hubschrauber, Monorails oder Supraleiterzüge. Auch der Untergrund muss angepasst werden: Züge brauchen Schienen, Kutschen benötigen Schotterwegen und LKWs tuckern auf asphaltierten Straßen.

Zunächst sucht ihr euch ein Startgebiet für das Terminal. Dieses versorgt sämtliche im Einzugsradius liegende Fabriken und Gebäude mit Rohstoffen oder ermöglicht einen Abtransport der auf Lager liegenden Ressourcen. So braucht z.B. eine Möbelfabrik ständig Holz. Dieses könnt ihr von Sägewerken beziehen und prompt ist die erste profitable Route fertig! Ein weiteres Beispiel ist Eisenerz, das zunächst zum Stahlwerk gekarrt wird und von dort aus zu einem Werkzeugmacher. Insgesamt könnt ihr rund 60 Rohstoffe von Ort zu Ort bringen. Komplexer wird das Wirtschaftssystem allerdings nicht. Ein dynamisches Preissystem bezogen auf Angebot und Nachfrage à la Port Royale 2 fehlt. Hier gehen die Entwickler deutlich einfachere Wege.

Erst gucken, dann bauen

Sind die ersten lukrativen Routen gesichtet, müsst ihr entscheiden, mit welchem der rund 120 verschiedenen Transportmittel die Rohstoffe umherkutschiert werden sollen. Während Züge eher für längere Strecke und große Massen an Gütern geschaffen sind, lassen sich LKWs für die kurze Distanz einsetzen und Schiffe sowie Flugzeuge kommen für den Langstreckentransport in Frage.   

Die angehenden Transport Giganten müssen jedoch aufpassen, denn auch die Fahrzeuge produzieren fleißig Unkosten. Sind die Vehikel am Start, müsst ihr nur noch zwei Terminals platzieren, eine Strecke mit Hilfe eines unnötig komplizierten Systems bauen und schließlich die Route planen, was glücklicherweise einfacher von der Hand geht.

Um noch einmal auf den unglücklich gelösten Streckenbau zurückzukommen: Der Aufbau eines Schienennetzes ist einfach zu umständlich, denn ihr müsst die Strecke Stück für Stück in die Landschaft zu setzen. Schon der Einbau einer Kurve grenzt schon fast an höhere Kunst. Straßenkurven gibt es übrigens ausschließlich in 90° -Ausführungen, was wenig realistisch ist. Ein intelligentes Wegbausystem gibt es ebenso wenig wie unterschiedliche Höhenstufen - das Gelände ist so reich an Hügeln und Bergen wie Holland.

Bis ihr mit der verkorksten Steuerung solch eine Strecke gebaut habt, vergeht viel Zeit.

Zwei große Hauptszenarien, nämlich die USA und Europa, bilden den Grundstein für die Endlospartien. Die kleinen Kampagnen mit 14 simplen Missionen beschränken sich meist auf das Erreichen eines bestimmten Endbetrages oder die Förderung eines Rohstoffes. Obwohl die Missionen für halbwegs nette Unterhaltung sorgen, ist und bleibt der Endlosmodus der eigentliche Kern des Spiels. Hier könnt ihr in vier verschiedenen Schwierigkeitsgraden gegen maximal vier relativ gut spielende KI-Gegner antreten.

Von der Praxis in die Tat

Von der Technik her bleibt der Transport Gigant auf der Strecke, denn die biedere isometrische Grafik ist längst nicht mehr zeitgemäß. Die Umgebung wirkt extrem steril, detailarm und sehr kantig - so ähnlich sah selbst der mittlerweile zwei Jahre alte Industrie Gigant 2 aus. Ebenso alt und überholt ist die Soundkulisse, wobei der größte Pluspunkt an den Aus-Schalter der Musik geht, denn der Soundtrack mutiert schnell zum Nervtöter.   

Fazit

Das schon hinlänglich bekannte Spielprinzip vom Waren-Transport macht auch beim Transport Gigant einigermaßen Spaß. Einsteiger freuen sich über das gut zugängliche Wirtschaftssystem, während sich Fortgeschrittene lieber ein dynamisches Angebot-/Nachfrage-System gewünscht hätten. Daher richtet sich das Spiel eher an die Anfänger. Dennoch ist es immer wieder motivierend, mit den über 120 Fahrzeugen nach lukrativen Routen zu suchen und diese zu testen. Aber warum mussten die Entwickler das Wegbausystem so verhunzen? Und wieso gibt es keine Höhenzüge? Zum Abgewöhnen sind zudem die musikalische Soundkulisse sowie die angestaubte Iso-Grafik, die steriler daherkommt als ein unbenutzter OP. Unterm Strich ist Transport Gigant nur eine durchschnittliche Wirtschafts-Simulation.

Pro

  • zugängliches Wirtschaftsmodell
  • wechselnde Wirtschaftslagen
  • knapp 120 unterschiedliche Vehikel
  • rund 60 Waren
  • Aufbau von Waren- und Personentransport
  • erweiterbare Einrichtungen
  • zwei Szenarien mit verschiedenen Endloskarten
  • Schwierigkeitsgrad mit vier Stufen
  • passende KI-Gegner

Kontra

  • umständliche Steuerung
  • zu wenig verschiedene Bauelemente einer Strecke
  • keine echten Neuerungen
  • Wirtschaftsmodell ist nicht dynamisch
  • Landschaft ist flach wie eine Flunder
  • veraltete Grafik
  • sterile Umgebung
  • grottenschlechte Hintergrundmusik
  • schwache Soundeffekte

Wertung

PC