Splinter Cell: Pandora Tomorrow - Test, Action-Adventure, PC, PlayStation2, GameCube, XBox

Splinter Cell: Pandora Tomorrow
19.06.2004, Mathias Oertel

Test: Splinter Cell: Pandora Tomorrow

Während alle Welt schon von Splinter Cell 3 schwärmt ist es für PS2-User an der Zeit, Erfahrung mit Sam Fishers Pandora Tomorrow zu sammeln. Dass spielerisch an die exzellenten PC- und Xbox-Versionen angeknüpft wird, steht kaum zur Diskussion. Doch wie steht es um die Grafik, die bei der Umsetzung des Vorgängers deutlich gelitten hat? Mehr dazu im Test!

Dass bei einem Abenteuer im Clancy-Universum die Story eine große Rolle spielt, ist zwangsläufig. Vorangetrieben von guten FMV-Videos und Cut-Scenes in Spielgrafik bekommt ihr eine spannende Geschichte mit zahlreichen Überraschungen präsentiert. Um allerdings die Vielschichtigkeit eines MGS2 oder gar dessen cineastische Wirkung zu erreichen, fehlt Pandora Tomorrow doch einiges. Filmreif? Zweifellos. Doch das "Gut-Böse-Schema" ist in Hollywood genau so facettenreich und abgegrast wie in der Softwarewelt. Und wen hat die Geschichte in "Die Stunde der Patrioten" wirklich vom Hocker gerissen? Eben! Spaß gemacht hat der Film trotzdem! Und genau in diese Kerbe schlägt auch Pandora Tomorrow: Plakativ, aber gut in Szene gesetzt!

Packend, aber plakativ

Schleichen, schießen, schleichen: Auch auf der PS2 zeigt sich Sam Fisher wieder einmal in Bestform!

Dass sich Pandora Tomorrow im spielerischen Kern nur unwesentlich vom ersten Sam Fisher-Abenteuer unterscheidet, wird die wenigsten überraschen. Immer noch seid ihr damit beschäftigt, als Einzelkämpfer der NSA (National Security Agency) in Krisengebieten auf der ganzen Welt nur mit der Dunkelheit als Freund terroristische Aktivitäten einzudämmen und dabei so unauffällig wie möglich zu bleiben.

Saubere Umsetzung

Und vom ersten Einsatz in Osttimor an kommt umgehend wieder das bekannte Gefühl nervenaufreibender Spannung auf, das man schon aus dem Vorgänger kennt.    Doch alle Intensität kann nicht verschleiern, dass Sam Fisher für Einzelspieler nur wenig mehr als ein Update bietet: nach acht Missionen ist der Spaß leider vorbei. Das ist deutlich weniger als bei Sams Einsatz vor gut eineinhalb Jahren – zumal das Tutorial in die erste Mission integriert wurde.

Natürlich gibt es auch wieder den Infrarot und den Nachtsicht-Modus!


Doch genau wie bei Xbox und PC sorgen die spielerischen Detailverbesserungen dafür, dass Pandora Tomorrow auch auf der PS2 dem "Update-Gespenst" entgehen kann.

Neue Bewegungen, deren Einsatz auf das gut gelungene Leveldesign abgestimmt wurde, sorgen nicht nur bei Splinter Cell-Veteranen für Freude. Zusätzlich gibt es noch eine clever agierende KI, ein sauberes und intuitives Steuerungsschema sowie in vielen Punkten ein Abwenden der typischen Trial-and-Error-Mentalität, die Teil 1 von Anfang bis Ende gekennzeichnet. Vor allem in der Anfangsphase gibt es zahlreiche Situationen, in denen nicht nur ein einziger Weg zum Erfolg führt.

Ein spielerischer Unterschied ist ein etwas gemäßigter Schwierigkeitsgrad. Das hängt jedoch weniger mit einem veränderten Game-Balancing zusammen, sondern beruht auf dem kleineren Speicher der PS2, der ein häufigeres Nachladen in den Abschnitten und damit eine gestiegene Anzahl an Speicherpunkten zur Folge hat.

Leider wird dieses Vorhaben nicht konsequent durchgehalten, so dass in späteren Abschnitten wieder das altbekannte "So-und-nicht-anders" auf euch wartet.

   

Spannend, fordernd, aber bedingt durch die kleineren Abschnitte vor dem Nachladen etwas leichter als der Xbox-Kollege.


Ersatz für Socom

Glücklicherweise hat es auch der bei den Xbox-Spielern so beliebte Mehrspieler-Modus in die PS2-Fassung geschafft.

Denn hier wartet nicht nur eine erfrischend neue Idee auf die breite Schleicherfront – sie wurde auch technisch und spielerisch nahezu perfekt umgesetzt.

Die Grundvoraussetzung ist denkbar einfach: das Shadownet-Team (die Spione) tritt gegen das Argus-Team (die Terroristen) an und muss je nach Spielmodus andere Aufgaben erfüllen, während die Argusaugen alles in ihrer Macht stehende tun, um dies zu verhindern.

Zusammen mit ihren vollkommen unterschiedlichen Gadgets und spielerischen Möglichkeiten kommt auf den zahlreichen, clever designten Maps unheimlich schnell ein spannendes "Jäger-und-Gejagter"-Gefühl auf, das man in dieser Form im Mehrspieler-Bereich bislang vergeblich gesucht hat.

Der Clou: Jedes Team spielt sich nicht nur durch die Perspektive komplett anders. Shadownet wird in der bekannten Ansicht gespielt, während die Terrors in lupenreiner Ego-Perspektive die Jagd eröffnen.

Dass die Spieleranzahl auf maximal vier begrenzt wurde, schreckt zwar anfangs ab, doch der Vorteil der kleinen Teams wird schnell deutlich.    Im Idealfall ist es schlichtweg einfacher, mit nur einem bzw. zwei Mitspielern kommunizieren zu müssen (ja: auch 3-gegen-1 ist möglich), um die Aktionen zu koordinieren.

So kommt es, wie es kommen muss: Ehe man sich versieht, zieht eine Stunde nach der anderen ins Land, während man sich als Spion mit Tazer und zahlreichen Gadgets bewaffnet von Schatten zu Schatten bewegt oder sich als Terrorist ins Fäustchen lacht, wenn der Bewegungsmelder die Shadownet-Schergen ausgemacht hat und man ihnen eine Granate um die Ohren jagt.

Xbox oder PS2? Abgesehen von kleineren Schwächen in Bezug auf Lichtspiele macht die PlayStation 2-Fassung grafisch eine gute Figur. 


Xbox im PS2-Pelz?

Ein Blick zurück: Beim Vorgänger waren die grafischen Unterschiede zwischen Xbox und PS2 teilweise dramatisch. Egal ob Farbgebung, Texturen, Atmosphäre - alles wirkte beim ersten Splinter Cell auf der PS2 etwas ärmlicher als auf der Xbox.

Davon ist bei Pandora Tomorrow nichts mehr zu spüren. Zwar finden Argusaugen immer noch im Detail kleinere Unterschiede wie z.B. nicht ganz so imposante Lichteffekte, doch wer nur flüchtig auf den Bildschirm schaut, könnte die PS2-Fassung durchaus auch für die Xbox-Variante halten.

   

Neue Bewegungen und eine gewohnt gute KI sorgen in Pandora Tomorrow für spannende Unterhaltung!


Doch selbst wenn Texturqualität, Animationen und Spezialeffekte nahezu auf Par mit der Microsoft-Konsole liegen, gibt es Verbesserungsmöglichkeiten. Die Bildwiederholrate gehört z.B. dazu.

Sie fällt zwar nie unter ein akzeptables Niveau, ist aber deutlich unsanfter als auf der Xbox. Und wer jetzt hofft, dass dieses Manko durch einen 60 Hz-Modus ausgeglichen wird, sieht sich getäuscht: Sam Fisher turnt nur mit 50 Hz durch die Botanik. Breitbild-Fetischisten werden zudem noch einen 16:9-Modus vermissen.

Angesichts der wahlweise auch englischen Sprachausgabe fällt auf, dass die deutsche Fassung fast schon erschreckend gewohnt gut ist. Die bekannten Sprecher wurden wieder engagiert und hauchen den Figuren wie schon im Vorgänger erstklassiges Leben ein – allen voran Martin Kessler (Synchronstimme von Nicolas Cage) als Sam Fisher.

Doch trotz allem holt Pandora Tomorrow unheimlich viel aus der PS2 heraus und beweist, dass die Konsole trotz ihres im Vergleich zu den Mitbewerbern hohen Alters immer noch konkurrenzfähig ist.

 Gewohnt gute Lokalisierung

Immer an der Wand lang. Wer vorsichtig vorgeht, wird meist belohnt!
 

Die sparsame Musikuntermalung sorgt immer wieder für den spannenden Kontrapunkt zur tödlichen Stille, die nur von Gesprächen und sauberen Soundeffekten unterbrochen wird.

Auf der PS2 habt ihr sogar die Möglichkeit, mit einem Headset einen zusätzlichen Atmosphäre-Schub zu erleben. Denn hier könnt ihr die eingehenden Funksprüche direkt auf die Kopfhörer legen, so dass das Mittendrin-Gefühl nochmals gesteigert wird.

Fazit

Auch auf der PS2 macht das neue Sam Fisher-Abenteuer eine hervorragende Figur. Spielerisch weitestgehend unverändert (auf Grund der kleineren Abschnitte allerdings etwas leichter zu bewältigen als auf der Xbox), interessiert die PS2-User jedoch vorrangig, wie Sam grafisch abschneidet. Und er kann sich wahrlich sehen lassen: Abseits eines 60 Hz-Modus könnte man bei flüchtigem Hinsehen vermuten, dass hier die Xbox-Version vorliegt: Effekte, Texturen, Animationen - alles erste Sahne. Dass auch der exzellente Mehrspieler-Modus den Sprung auf die PS2 geschafft hat, ist ebenfalls lobenswert, da spannende Duelle jetzt endlich auch abseits der Socom-Serie ausgetragen werden können. Eine klasse Umsetzung, die sich für Multiplattform-Besitzer zwar nicht lohnen wird, aber allen "Nur-PS2-Inhabern" uneingeschränkt ans Herz gelegt werden kann - spannende Unterhaltung ist garantiert.

Pro

  • exzellente Konvertierung
  • Headset-Unterstützung auch im Singleplayer-Modus
  • gute KI
  • schönes Leveldesign
  • gute Steuerung
  • spannender Multiplayer-Modus
  • abwechslungsreiche Missionen
  • moderater Schwierigkeitsgrad

Kontra

  • keine Item-Aufnahme von Gegnern
  • "nur" acht Missionen
  • kein 60 Hz-Modus
  • keine 16:9-Unterstützung

Wertung

PlayStation2