Samurai Warriors - Test, Action-Adventure, PSP, PlayStation2, XBox

Samurai Warriors
13.07.2004, Jens Bischoff

Test: Samurai Warriors

Auch wenn die Dynasty Warriors-Serie regelmäßig erweitert und fortgesetzt wird, versucht sich Koei mit Samurai Warriors (ab 79,98€ bei kaufen) ein zweites Standbein im fernöstlichen Hack‘n‘Slay-Bereich zu schaffen. So wurde das Setting kurzerhand von China nach Japan verfrachtet, das bewährte Gameplay mit ein paar zusätzlichen RPG-Elementen garniert und der Spielverlauf mit neuen Missionsstrukturen versehen. Ob das Endresultat überzeugen kann, erfahrt ihr im Test.

Während sich Koeis Dynastiekrieger weiterhin durchs antike China kämpfen, entführen euch die frisch aus dem Boden gestampften Samuraikrieger ins feudale Japan, wo sie in zahlreichen auf historischen Begebenheiten basierenden Schlachten das von Unruhen geplagte Land zu einen versuchen. Jeder der insgesamt 15 spielbaren Charaktere hat dabei seine eigene Geschichte, die in hübschen Render- und eingestreuten Echtzeitsequenzen erzählt wird und je nach euren Leistungen unterschiedliche Enden nehmen kann.

Vom Festland auf die Insel

Hochwertige Filmschnipsel: Die Render-Sequenzen können sich absolut sehen lassen.

Die Missionsstruktur von Samurai Warriors ist nämlich nicht statisch und bietet neben situationsabhängigen Sekundärzielen während der Schlachten auch nachhaltige Verzweigungen, die euch mit verschiedenen Szenarien konfrontieren. Allzu komplex sind die Handlungsverläufe dabei aber dennoch nicht, so dass ihr so oder so nach fünf gewonnenen Schlachten das Ende der jeweiligen Kampagne erreicht habt. Trotzdem schnellt der Wiederspielwert in die Höhe und macht Lust, den Werdegang jedes einzelnen Charakters komplett mitzuerleben.

Dynamische Missionsverläufe

Öder Überlebenskampf: Im Survival-Modus macht ihr Stockwerk für Stockwerk endlose Gegnermassen platt.

Alternativ könnt ihr sogar einen eigenen Offizier erschaffen, ihn durch ein zwölfmonatiges Training inklusive Abschlussprüfung dirigieren und anschließend ein eigenes Szenario bestreiten. Die Kreierung und Ausbildung euer Spielfigur gestaltet sich zwar nicht allzu komplex und umfangreich, stellt aber trotz teils nerviger Zufallsereignisse wie Energieverlust durch falsche Medizin eine spielerische Bereicherung dar, die im bereits angekündigten Nachfolger Samurai Warriors: Xtreme Legends hoffentlich weiter ausgebaut wird.

Eigene Offiziere

Fast wie Fliegenklatschen: Im Nahmampf-Training müsst ihr so viele Feinde wie möglich eliminieren.

Im Moment habt ihr jedenfalls nur die Möglichkeit, euch in zwölf kurzen Trainingseinheiten gezielt im Nahkampf, Musou, Burgensturm, Bogenschießen, Pfeile abwehren, Kombos ausführen und Reiten zu üben und dabei entsprechende Charakterwerte zu verbessern oder auch zu verschlechtern - was in einem gewissen Rahmen quasi unvermeidbar ist. Zudem ist es etwas nervig, dass bei Nicht-Bestehen der Abschlussprüfung in zwei vom Prüfer abhängigen Disziplinen eure Karriere unwiderruflich endet und euer Offiziersanwärter mit der Ausbildung wieder ganz von vorn beginnen muss.

Auf Gedeih und Verderb

Wahre Musou-Kraft: Bei zur Neige gehender Lebensenergie könnt ihr besonders verheerende Angriffsserien vom Stapel lassen.
 

Um die Trainingsaufgaben zu üben, könnt ihr allerdings auch im separaten Wettkampfmodus antreten und mit einem beliebigen Charakter versuchen, einen neuen Highscore in der ausgewählten Disziplin aufzustellen. Auch bereits freigespielte Missionen können dank des Freien Modus allein oder zu zweit ganz gezielt trainiert werden, um im ebenfalls kooperativ spielbaren Story-Modus gezielt taktieren zu können und keine bösen Überraschungen zu erleben. Ebenfalls für zwei Spieler ausgelegt ist der Zweikampfmodus, wo ihr euch mit einem menschlichen oder CPU-gesteuerten Kontrahenten in speziellen Wettbewerben wie Showdown (wer als erster alle gegnerischen Offiziere eliminiert), Verfolgung (wer als erster einen speziellen KI-Charakter fängt) oder Angriff (wer als erster 1.000 Feinde besiegt) messen könnt.

Allein oder zu zweit

Treffer in letzter Sekunde: Beim Bogenschießen darf im Training kein Gegner die von euch bewachte Brücke überqueren.

Abgeschlossen wird das Angebot an Spielmodi vom Überlebensmodus, in dem ihr unter Zeitdruck eine Reihe zufallsgenerierter 08/15-Burglevels mit fiesen Fallen und endlosen Gegnerscharen durchlaufen müsst, währenddessen ihr Zeit bringende Bonusaufgaben erfüllen könnt. Spielerisch gestalten sich diese auch im Story-Modus vorkommenden Abschnitte jedoch extrem frustig und öde, da aufgrund der nervigen Automap und des eintönigen Leveldesigns viel planloses Umherirren an der Tagesordnung steht; bis auf ein paar obligatorische Zwischengegner gibt`s kaum Abwechslung. Hier hätten die Entwickler mehr Einfallsreichtum und Spielkomfort unter Beweis stellen müssen.

Ödes Survival-Training

Mit- oder gegeneinander: Das Mehrspielerangebot wird den meisten Ansprüchen gerecht.

Komfortabel hingegen das Speichersystem, das euch alle paar Stockwerke zwischenspeichern lässt und auch in den Missionsmodi jederzeit eine Spielstandsicherung erlaubt. Zudem wird bei jedem Fortschritt die Speicherfunktion aufgerufen, wobei sämtliche Speicher- und Ladezeiten erfreulich kurz ausfallen. Angesichts der eher unspektakulären Grafik ist das aber auch keine große Überraschung, denn die schmucklosen Locations, einheitlichen Charaktermodelle und angestaubten Animationen brauchen sicher nicht viel Speicherplatz. So wirken die Texturen äußerst matschig, die Nebenfiguren recht klobig und steif. Auch die Sichtweite ist gerade bei der Truppendarstellung extrem eingeschränkt.

Speichern leicht gemacht

Da macht der Reiter plumps: Berittene Offiziere solltet ihr so schnell wie möglich aus dem Sattel hebeln.

Zudem tauchen die leicht flimmernden Spielumgebungen erst recht spät aus dem allgegenwärtigen Nebel auf und wirken trotz diverser Wetter- und Jahreszeiteneffekte ziemlich düster und steril. Interaktionsmöglichkeiten machen sich in den Abschnitten ebenfalls rar und die Kamera fällt immer wieder mit unübersichtlichem Stellungsspiel auf. Eine manuelle Schwenk- oder Zoomfunktion gibt es aber nach wie vor nicht und das Zurücksetzen der Kamera ist nur im Stehen möglich, während die zwei zur Verfügung stehenden Kamerawinkel zu hoch angesetzt sind und sich kaum voneinander unterscheiden. Dafür kommt es trotz teils immensen Truppenaufkommens von bis zu drei Kriegsparteien nur selten zu Slowdowns.

Neblige Aussichten

Nervige Pflicht: Auch im Story-Modus muss man sich gelegentlich durch eintönige Burgstockwerke prügeln.

Lediglich im Splitscreen-Modus, wo die Sichtweite nochmals deutlich niedriger ausfällt, stören Einbrüche in der Bildrate hin und wieder den Spielfluss. Trotzdem bieten die mit- und gegeneinander zu meisternden Multiplayer-Modi einen hohen Unterhaltungswert und machen auch längerfristig Laune. Solisten haben hingegen trotz viererlei Schwierigkeitsgrade oft mit durchwachsenen KI-Routinen und schnell durchschaubaren Verhaltensmustern zu kämpfen. Das Freispielen neuer Waffen, Charaktere und Items sorgt in Verbindung mit der dynamischen Missionsstruktur sowie den individuellen Kampagnen aber dennoch für die nötige Langzeitmotivation.

Langfristig motivierend

Feindlicher Offizier eliminiert: Das Ausschalten gegnerischer Truppenführer bringt ordentlich Erfahrungspunkte.

Einen weiteren Motivationsschub erhaltet ihr durch die eingebauten Rollenspielelemente. So erhalten sowohl eure Offiziere als auch eure bis zu vier Gefolgsleute durch das Eliminieren von Gegnern oder Erfüllen von Sekundärzielen Erfahrungspunkte, die bei einer Beförderung leistungsbezogen zu Erhöhungen eurer Charakterwerte wie Angriffskraft, Verteidigungsstärke, Tempo, Beweglichkeit oder Sprungkraft führen. Doch damit nicht genug, könnt ihr nach jeder erfolgreichen Mission auch noch Fähigkeitspunkte verteilen, um knapp vierzig spezielle Angriffs-, Verteidigungs-, Macht- und Elementarfertigkeiten zu erlernen oder zu verbessern. Schade nur, dass nach Erreichen der maximalen Erfahrungsstufe (Level 20), was in der Regel nicht allzu lange dauert, auch keine neuen Fähigkeiten mehr erworben werden können und der RPG-Teil dadurch quasi völlig wegfällt.

Beschränkte Rollenspielanleihen

Wo bin ich eigentlich? - Im Gegnerwirrwarr und Effektgewitter verliert man leicht mal den Überblick.

An der bewährten Steuerung gibt es bis auf die hakeligen Reitpassagen hingegen nichts auszusetzen: Sie geht locker von der Hand und erlaubt trotz eleganter Einfachheit individuelle und facettenreiche Spezialmanöver und Kombos, die sich problemlos mit waffeneigenen Elementarkräften koppeln lassen. So habt ihr je eine Taste für Standardattacken, Sturmangriffe und die so genannten Musou-Moves, die, sobald die entsprechende Leiste gefüllt ist, verheerende Auswirkungen auf eure vorübergehend eingefrorenen Gegner haben. Besonders effektiv sind diese nach wie vor, wenn eure Lebensenergie zur Neige geht und ihr zu einer unaufhaltsamen Kampfmaschine mutiert. Blut fließt allerdings so gut wie keins und wird von den unaufhaltsam auf euch niederprasselnden Spezialeffekten klar ins Abseits gedrängt.

Unkomplizierte Handhabung

Hoch zu Ross: Mit Reiterangriffen mäht ihr euch problemlos durch jede Gegnerhorde.

Die Musikkulisse präsentiert sich wesentlich passender und harmonischer als in den letzten Dynasty Warriors-Episoden. Die Sound-FX wirken solide, aber nicht besonders abwechslungsreich und erschallen auf Wunsch in Dolby Surround - die Zwischensequenzen gar in Dolby Digital. Die Lokalisierung muss hingegen deutlich Federn lassen, da die Dialoge auf Deutsch äußerst dämlich und die Synchronsprecher teils sogar absolut lächerlich wirken. Ein Umschalten auf den japanischen Originalton wie in der US-Version ist in der deutschen Fassung leider genauso wenig möglich wie das Umstellen auf die ähnlich schlechte englische Synchro. Auch einen 60Hz-Modus sucht man ebenfalls vergeblich, was aufgrund der soliden PAL-Anpassung aber nicht so schlimm ist.

Wenn Samurais deutsch sprechen

Strategische Routenplanung: Die Taktikkarte liefert einen Überblick über sämtliche Truppenstellungen.

Fazit

Die Unterschiede zwischen Koeis Samurai Warriors und aktuellen Dynasty Warriors-Vertretern halten sich sehr in Grenzen. Wer bereits an den chinesischen Massenschlachten Gefallen fand, wird auch das japanische Pendant mögen. Wem die Serie bisher zu stupide war, wird auch von den Samuraikriegern nicht überzeugt werden. Die neuen Rollenspielelemente wissen jedenfalls trotz lästiger Einschränkungen zu gefallen, die Erschaffung und das Training eigener Offiziere ist trotz verschenkter Möglichkeiten ebenfalls ein Schritt in die richtige Richtung. Und das unkomplizierte Hack‘n‘Slay-Gameplay präsentiert sich handlich wie eh und je. Technisch treten die Entwickler hingegen schon lange auf der Stelle, während auch Kameraführung und KI noch immer nicht optimal wirken. Verbesserungswürdig ist auch die deutsche Lokalisierung, die im Gegensatz zur US-Version keinen Originalton bietet und mit zweitklassigen Dialogen und Sprechern oft auf die Atmosphäre drückt. Zudem wirkt das teils zufällig generierte Leveldesign trotz dynamischer Missionsverläufe oft sehr eintönig und bietet nur wenige Interaktionsmöglichkeiten. Umfang und Mehrspielerangebot versöhnen jedoch wieder und sollten Genrefans lange Zeit bei Laune halten.

Pro

  • eingängige Steuerung
  • vier Schwierigkeitsgrade
  • Kreation eigener Offiziere
  • hübsche Rendersequenzen
  • gelungene Mehrspieler-Modi
  • flotte Lade- & Speicherzeiten
  • komfortables Speichersystem
  • dynamische Missionsstrukturen
  • hoher Umfang & Wiederspielwert
  • unkomplizierte Massenschlachten
  • motivierende Rollenspielelemente

Kontra

  • durchwachsene KI
  • geringe Sichtweite
  • seltene Slowdowns
  • matschige Texturen
  • angestaubte Flimmeroptik
  • teils extrem ödes Leveldesign
  • unausgereifte Kameraführung
  • verbesserungswürdige Lokalisierung
  • auf Dauer recht eintöniges Gameplay

Wertung

PlayStation2