Joint Operations - Test, Shooter, PC

Joint Operations
11.07.2004, Marcel Kleffmann

Test: Joint Operations

Nein! In Joint Operations (ab 15,00€ bei kaufen) treten keine bekifften Chirurgen gegeneinander an. Es handelt sich vielmehr um eine groß angelegte Kopie von Battlefield Vietnam, das wiederum ein erweitertes Duplikat von Battlefield 1942 war. Ob sich das zusammenkopierte Mehrspieler-Spektakel auf gutem Niveau behaupten kann?

Indonesien: Wir treffen gerade als Verstärkung per Helikopter ein, springen ins Grün und schauen uns um. Schützen sprinten in den dichten Dschungel und verstecken sich im Unterholz. Plötzlich kommt uns ein Scout im Laufschritt entgegen und brüllt über Headset: "Da kommen Sie!", während er panisch an uns vorbeihetzt.

Welcome to the jungle!

Nur wenige Augenblicke später zischt eine Rakete an uns vorbei und detoniert im Dickicht. Der erste Reflex ist gleich der richtige: ein flotter Hechtsprung ins hohe Gras. Das Grünzeug raubt uns allerdings das Sichtfeld. Also krabbeln wir zunächst Richtung Wald, bevor wir kurz in die Hocke gehen und eine gegnerische Truppe von rund zehn Spielern anrücken sehen. Prompt betätigen wir den Abzug, ballern sogar zwei Feinde über den Haufen, bevor uns ein gezielter Schuss zu Boden reißt.

Im dichten Buschwerk sind die Gegner nur schwer zu erkennen.
Befreiungskrieg ohne Kampagne

Das fiktive Szenario von Joint Operations verschlägt euch in den fernen Osten bis nach Indonesien. Dort bekriegen sich im Jahr 2006 eine einheimische Separatistengruppe und eine internationale "Friedens"-Einheit. Wieso, weshalb, warum dieser Konflikt entstanden ist, tut gar nichts zur Sache – aber zum Entfachen gewaltiger Multiplayer-Massenschlachten reicht das Szenario allemal aus.

Einzelspieler dürfen rein gar nichts erwarten, denn ein Solo-Modus fehlt. Lediglich das umfangreiche und wirklich gut gemachte Tutorial könnt ihr "offline" zocken. Seid ihr schließlich weit genug ausbildet, erstellt ihr euch flott einen NovaWorld-Account, checkt die Optionen und sucht euch eine Multiplayer-Partie im internen, gut funktionierenden Server-Browser aus.

Ahhhh! Die Mutter aller Ziele!
Massenschlachten gefällig?

Dabei fallen spontan die enormen Spielerzahlen pro Match auf. Bis zu 150 Leute können gleichzeitig auf einem Server zocken. Viele Partien begnügen sich "schon" mit der Hälfte der Mitspieler, aber wenn man sich vor Augen führt, dass die größte Battlefield Vietnam-Partie mit maximal 64 Spielern gezockt werden kann, wirken die Spielerzahlen bei Joint Operation umso beeindruckender.

Wie ihr euch sicherlich vorstellen könnt, müssen die Karten entsprechend groß sein. Und tatsächlich: viele der Maps sind gigantisch. Die Söldner-Maße werden zwar nicht erreicht, aber ein Fußmarsch von knapp einer Viertelstunde quer durchs Schlachtfeld ist schon möglich, wenn auch sinnlos und langweilig. Damit aber überhaupt Leben in die riesigen Kampfgefilde kommt, braucht ihr logischerweise eine bestimmte Anzahl von Spielern. Während bei zehn oder zwanzig Mitspielern das Gameplay kaum in Schwung kommt, geht bei 50-60 Kämpfern die Post ab!

 

Dabei fallen spontan die enormen Spielerzahlen pro Match auf. Bis zu 150 Leute können gleichzeitig auf einem Server zocken. Viele Partien begnügen sich "schon" mit der Hälfte der Mitspieler, aber wenn man sich vor Augen führt, dass die größte Battlefield Vietnam-Partie mit maximal 64 Spielern gezockt werden kann, wirken die Spielerzahlen bei Joint Operation umso beeindruckender.

Massenschlachten gefällig?

Wie ihr euch sicherlich vorstellen könnt, müssen die Karten entsprechend groß sein. Und tatsächlich: viele der Maps sind gigantisch. Die Söldner-Maße werden zwar nicht erreicht, aber ein Fußmarsch von knapp einer Viertelstunde quer durchs Schlachtfeld ist schon möglich, wenn auch sinnlos und langweilig. Damit aber überhaupt Leben in die riesigen Kampfgefilde kommt, braucht ihr logischerweise eine bestimmte Anzahl von Spielern. Während bei zehn oder zwanzig Mitspielern das Gameplay kaum in Schwung kommt, geht bei 50-60 Kämpfern die Post ab!

Egal ob hell oder dunkel: Geballert wird zu jeder Tageszeit!
Bei der Gestaltung der Karten haben sich die Entwickler teilweise selbst übertroffen. Manchmal kämpft ihr in einem düsteren Dschungelwald mit engen Wegen, dann wieder in weiten ungeschützten Arealen mit malerischen Fischerhütten, in hübschen kleinen Hügellandschaften oder gar in einem von Flüssen durchzogenen Gebiet. Jede Map bietet also nicht nur grafische Highlights, sondern lässt individuelle taktische Kniffe zu. Auffällig ist jedoch, dass der Gebäudekampf fast komplett in den Hintergrund gedrängt wurde und es fast ausschließlich zu Gefechten in der Landschaft kommt.

Mit 21 Karten bildet der Advance & Secure-Modus den Kern bei Joint Operations. Ähnlich dem Conquest-Prinzip aus der Battlefield-Serie, müsst ihr strategisch wichtige Checkpoints erobern und halten. Habt ihr einen Punkt erobert, dürfen eure Mitspieler an dieser Position starten. Im Gegensatz zur EA-Serie könnt ihr jedoch nur Checkpoints erobern, die nahe an bisher übernommene Punkte grenzen. Nebenbei gibt es 21 weitere Team-Deathmatch-Schauplätze und 25 Karten für King of the Hill. Enthalten sind ebenso elf kooperative Missionen, bei denen ihr mit maximal 64 Spielern gegen passabel agierende KI-Schwadronen kämpfen müsst - inkl. geskripteter Ereignisse und abwechslungsreicher Missionszielen. Eine wirklich tolle Alternative zum Deathmatch.

Advance & Secure

Mit den Fahrzeugen machen die Ausritte ins Gelände richtig viel Spaß.
Habt ihr euch schließlich für eine Karte und einen passenden Spielmodus entschieden, steigt ihr ohne Wartezeit in die Partie ein und landet im Klassenauswahl-System. Dort müsst ihr euch für eine der fünf Charakterklassen entscheiden. Da wären zunächst die Allrounder, nämlich die Gewehrschützen, die mit Maschinengewehr als auch Anti-Fahrzeug-Waffen das Rückrat der Armee bilden. Kanoniere hingegen sind nicht so flink, aber mit dickeren Knarren ausgestattet, während Scharfschützen liebend gerne gut getarnt im hohen Gras liegen und aus der Distanz schießen. Wer große Explosionen mag, der ist bei dem Pionier mit dem Mörser, normalem Sprengstoff oder dem bei Hubschrauberpiloten gefürchteten Stinger-Raketenwerfer an der richtigen Adresse. Last but not least gibt es noch den Sanitäter, der verwundete Soldaten heilen und gar gefallene Kumpanen wieder beleben kann, solange ein abgeschlossener Kämpfer um Hilfe schreit.

Pro ausgewählte Charakterklasse könnt ihr zwischen bestimmten Waffen und Granatentypen frei wechseln. Dies geschieht entweder beim Start oder wenn in eure "Armory" besucht. Insgesamt stehen rund 35 Waffen zur Verfügung; Tools wie Fernglas und Nachtsichtgerät dürfen natürlich nicht fehlen. Getreu dem Szenario verfügen die multinationalen Friedenstuppen über High-Tech-Equipment, während die Rebellen mit etwas veralteter, aber trotzdem effektiver Technik antreten. Je weniger Ausrüstung ihr mitnehmt, desto flotter rennt ihr durch die Landschaft.

Was? Keine Panzer?

Wenn ihr nicht zu Fuß über das Schlachtfeld stolzieren wollt, könnt ihr zu einem der 29 Vehikel greifen. LKWs, Jeeps, APCs und Helikopter in den verschiedensten Variationen stehen bereit. Da das Szenario außerdem viele Wasserwege aufweist, dürft ihr ebenfalls mit kleinen Schiffen, schusssicheren Schlauchbooten und sonstigen Reisschüsseln ins Gefecht schiffen. Und was ist mit Panzern? Nun ja, es gibt keine dicken Panzer - die würden sicherlich in dem Gelände hängen bleiben. Die Steuerung der Fahrzeuge und Helikopter gestaltet sich erfreulich einfach, so halten beispielsweise Hubschrauber automatisch die Höhe und mit den Jeeps hoppelt ihr problemlos durch die Landschaft.

Harter Einsatz in den Tiefen des schlammigen Dschungels.
I shot the Commander!

Weil die richtig schweren Kampfvehikel fehlen und die meisten Fahrzeuge mit den schweren Infanterie-Waffen ruckzuck in alle Einzelteile zerlegt werden können, rücken die Mann-gegen-Mann-Gefechte klar in den Vordergrund. Und da es dermaßen viele Spieler auf den Servern gibt, entbrennen schnell packende Massenschlachten, die meistens ohne viel taktische Planung ablaufen.

Auch Teamplay gestaltet sich oft etwas schwierig: Das liegt aber eher an den Mitspielern, die den Team-Aspekt konsequent verleugnen, obwohl sich die Klassen optimal ergänzen, die Checkpoints im Advance & Secure-Modus schneller übernommen werden, die Fahrzeuge erst mit mehreren Spielern überhaupt Sieges-Potential entfalten und sich Kampfgruppen mit Mini-Commandern (inkl. kleinem Befehlssystem) zusammen stellen lassen.

Die übermächtige Commander-Vaterfigur, die das Geschehen von oben betrachtet, gibt es übrigens nicht, dafür könnt ihr auf der Einstiegskarte im Spiel sehen, wo gerade ein Checkpoint unter heftigem Feuer liegt oder wo keine Unterstützung mehr gebraucht wird.

Neben der schwierigen Team-Koordination gibt es noch einen weiteren Nervfaktor: die teils übermächtigen Scharfschützen. Diese Camper liegen meist gut getarnt im hohen Gras. Vor allem bei Einsteigern geht die Motivation durch diese Schüsse aus dem Hinterhalt schnell flöten. Eine Killcam, die den Platz des Scharfschützen verrät, würde Abhilfe schaffen.

Die Datenmassen, verursacht durch die gigantischen Spielerzahlen und die weiten Landschaften, schaufelt der Netcode wirklich prima durch die Leitungen des Internets. Selbst mit rund 100 Leuten auf einem Server stellen sich nur sehr selten Lags ein. Auch sonstige Übertragungsfehler oder zu langsam empfangene Datenpakete halten sich weitgehend in Grenzen – hier haben die Programmierer wirklich saubere Arbeit geleistet.



Flotter Datenkrieg

 

Ich sehe was, was du nicht siehst, und das ist grün...

Neben dem gelungenen Multiplayer-Gameplay, dem durchaus fairen Balancing und dem flotten Netcode weiß auch die Optik des Actionspiels zu überzeugen. Joint Operations basiert zwar kurioserweise auf der Comanche 4-Engine, aber bis auf die Darstellung des Pixel Shader-Wassers erinnert eigentlich gar nichts mehr an den grafischen Vater.

Die Ausmaße der zahlreichen Karten haben wir ja schon in den Himmel gelobt und trotzdem haben es die Entwickler geschafft, jede Karte hübsch zu gestalten. Die Landschaften wirken durch realistisch nachgebildete Hügel, Furten und Küstenabschnitte äußerst lebendig. Sogar der Bodenüberzug mit vielen verschiedenen Pflanzen- und Busch-Sorten intensiviert das Fernost-Feeling. Im Gegensatz zu Söldner könnt ihr das Gras nicht gänzlich ausschalten. Falls euer Rechner jedoch für so viel Flora zu schwach auf der Brust ist, kann der Rasen zwar deaktiviert werden, aber stattdessen überzieht das Spiel den Feind automatisch mit einer an das Gelände angepassten Textur: So ist der Feind auch ohne Gras noch gut versteckt.

Traumhafte Graswelt

Die hübschen Umgebungen werden mit dynamischen Licht- und Schatten-Effekten in das richtige Licht getaucht und der fließende Tag & Nachtwechsel ist absolut einzigartig – wobei der virtuelle Tages-Rhythmus natürlich beschleunigt abläuft. So könnt ihr euch oft überlegen, ob ihr beispielsweise noch einige Minuten verstreichen lasst und damit den Großangriff im Schutze der Nacht durchführt. Lediglich der virtuelle Nachbau einiger Schießprügel lässt ein bisschen zu wünschen übrig; auch die Darstellung der Gebäude ist recht spartanisch.

Ähnlich gelungen ist auch der Soundteppich, der mit authentischen Effekten sofort akustisches Mittendringefühl entfacht. Die realistischen Waffengeräusche, die netten Explosionen und das 3D-Element im Gefecht, vor allem bei Mörsergranaten oder vorbeizischenden Raketen, lassen das Herz eines jeden Hobby-Soldaten höher schlagen. Nur die fehlende Musikuntermalung ist anzukreiden, denn nicht einmal in Fahrzeugen dürft ihr das Radio aufdrehen.

Sound & Musik

Fazit

Joint Operations liefert packende Multiplayer-Gefechte mit leichtem taktischem Anspruch in einem wunderschönen Szenario ohne Story. Die Beta-Demo krankte zwar noch an zu vielen Ungereimtheiten, Bugs und Balancing-Problemen, aber in der Vollversion sucht ihr diese Schwachstellen vergebens - ganz anders als bei Söldner. Nach dem ausführlichen Tutorial könnt ihr euch sofort in die imposanten Schlachten stürzen, obwohl in der ersten Spielzeit die leicht übermächtigen Scharfschützen an der Motivation knabbern. Da ist Durchhaltevermögen gefragt, das letztendlich mit Adrenalin pur belohnt wird. Trotz der Fokussierung auf gutes Teamplay findet es in vielen Partien kaum Anwendung, da die meisten Spieler eher egoistisch tätig sind und die Koordination vernachlässigen. Trotzdem: Wenn es im Dickicht zum Schlagabtausch kommt, stehen die Nackenhaare stramm! Wenn ihr also eine weitaus bessere Alternative zu Söldner - Secret Wars sucht oder Vietnam den Rücken kehren wollt, dann ist Joint Operations euer Spiel!

Pro

  • actiongeladene Massenschlachten
  • taktisch angehauchte Duelle
  • schöne Atmosphäre
  • gut ausbalanciertes Klassensystem
  • gigantische Karten
  • hohe Spieleranzahl
  • präzise Steuerung
  • viele Spielmodi
  • Advance & Secure ist sinnvolle Conquest-Weiterentwicklung
  • motivierende Koop-Missionen
  • prima "Offline"-Tutorial
  • Mini-Commander-System
  • seltene Probleme mit dem Netcode
  • funktionelle Physik-Engine
  • tolle Landschaftsgestaltung
  • hohe Sichtweite
  • viel Vegetation im Dschungel
  • passende Sound-Kulisse

Kontra

  • kein Singleplayer-Modus
  • keine Story
  • Scharfschützen zu mächtig
  • Einstieg nach dem Tutorial fällt schwer
  • selten echtes Teamplay erkennbar
  • Koordinationsprobleme im Team
  • keine schweren Fahrzeuge oder Jets
  • Schulterkamera bei Vehikeln unnütz
  • bis auf das Handbuch nicht lokalisiert

Wertung

PC

Einer der besten Mehrspielershooter überhaupt.