Aura: Tor zur Ewigkeit - Test, Adventure, PC

Aura: Tor zur Ewigkeit
16.07.2004, Bodo Naser

Test: Aura: Tor zur Ewigkeit

Das als Fantasy-Abenteuer angekündigte Aura: Tor zur Ewigkeit (ab 39,90€ bei kaufen) sollte eigentlich aus der üblichen Dutzendware herausstechen. Mit magischen Welten, einer spannenden Geschichte und lebendigen Personen wollten die Macher für lang anhaltenden Rätselspaß sorgen. Ob`s klappt?

Die Story von Aura klingt fantastisch, denn darin kommen ein junger Abenteurer, vier magische Ringe, uralte Symbole und ein ominöser Clan der Bewahrer vor. Wer alle verzauberten Gegenstände sein Eigen nennt, verfügt über unvorstellbare Macht sowie das ewige Leben. Ihr spielt einen jungen Schüler, den sein Meister in Ich-Perspektive auf die schwierige Suche nach den uralten Artefakten schickt. Verglichen mit anderen Adventures wirkt die Story leider recht aufgesetzt. Außerdem spielt die Geschichte im Spielverlauf eine so nebensächliche Rolle, dass es fast ehrlicher gewesen wäre, man hätte ganz auf sie verzichtet.

Story nur Beiwerk

Denn bei Aura: Tor zur Ewigkeit zählt eigentlich nur eines - die kniffligen Rätsel, die im Point&Click sicher mit der höchsten Dichte seit Erfindung des Genres auftauchen. Es gibt Leute, die sich am Kiosk um die Ecke dicke Rätselhefte kaufen, um diese dann mit allergrößter Inbrunst zu lösen. Allenfalls solche puritanischen Knobelfans finden bei Aura genügend Nahrung, denn das Abenteuer strotzt nur so vor teils unverschämt schweren Knobeleien. Übertrieben gesagt, kann euer Held noch nicht einmal aufs Klo gehen, ohne dass ihr vorher die Tür mit einem Schalterrätsel öffnen müsst. Genau genommen besteht ein Adventure aber nicht nur aus möglichst vielen Puzzles.

Rätsel bis zum Abwinken

Das Adventure besteht überwiegend aus derartigen Knobeleien, für die ihr grobe Hinweise erhaltet.

Die fremdartigen Welten Ademika Valley, Dragast, Na-Teixu und die Insel der Einheit warten auf ihre Erkundung. Reisen war zu jenen Tagen derart beschwerlich, dass ihr schon Unerhörtes anstellen müsst, um an andere Orte zu kommen. Denn die Lösung vieler Puzzles ist trotz eingebauter Hinweise alles andere als nachvollziehbar, was stark an die ultraschwere Schizm-Reihe erinnert. Wann immer ihr einen Gegenstand findet, landet der zwar automatisch im übersichtlichen Inventar. Weniger klar ist jedoch, wo ihr ihn dann wieder einsetzen müsst. Woher sollt ihr ferner wissen, dass ihr gar manch eine Schaltfläche mehrmals betätigen müsst, um einen Effekt zu erzielen?

Unlogische Welten

 

Viel zu selten sieht man lebendige Wesen...


Nur bedingt Fantasy

Wer unter Fantasy nur Fantastisches im weitesten Sinne versteht, wird vielleicht noch zufrieden gestellt, denn die Umgebung der vier Welten ist durch ihre seltsame Architektur und Einrichtung mehr als märchenhaft.

Wer aber unter Fantasy Begriffe wie Rollenspiel, Erzählungen, Gemeinschaft, fremde Wesen und Magie subsumiert, der kann mit Aura nicht zufrieden sein. Rollenspieltypisches sucht man nämlich vergebens: Ihr dürft nicht mal zaubern, außerhalb vorgegebener Wege umherstreifen oder euren Helden gegen ein paar Monster kämpfen lassen. Unbefriedigend sind auch die automatisch ablaufenden Dialoge, die ihr mit den viel zu wenigen Personen führt, die einen wenig lebendigen Eindruck machen.

Wie bei fast allen Mystery-Adventures steht die opulente Darstellung im krassen Missverhältnis zum eher dürftigen Point&Click-Gameplay. Auras vorgerenderte Welten sehen beeindruckend aus und laden zum Träumen ein, wobei eine gewisse Verwandtschaft mit Myst nicht von der Hand zu weisen ist. Überall findet ihr geheimnisvolle Apparaturen und Mechanismen, die auch gut aus einem Jules Verne-Roman stammen könnten. Leider fehlt es an Bewegung, was die Hintergründe bisweilen wie Standgrafiken aussehen lässt. Keine Chance für Abweichler: auch euer Held darf sich nur innerhalb der vorgefertigten Räume bewegen. Die wenigen gerenderten Zwischensequenzen hingegen sind überzeugend inszeniert.

Schöne Umgebung

In punkto Sound bietet das Adventure unaufdringliche Musik, die immer hübsch im Hintergrund bleibt. Weiter ertönen Geräusche wie das Pfeifen des Windes, das Brummen einer Maschine oder das Klicken eines Mechanismus. Und schließlich gibt es noch eine professionelle Sprachausgabe, die aber nur während der wenigen Zwischensequenzen zu hören ist. Außerdem wurde das Spiel weitgehend fehlerfrei ins Deutsche übersetzt.

Fehlerfrei lokalisiert

Fazit

Allein die Ankündigung von Aura hat unter den Abenteuerhungrigen für Vorfreude gesorgt: Ein Fantasy-Adventure mit toller Geschichte und lebendiger Welt sollte es werden, bei dem ihr zum ständigen Weiterspielen animiert werdet. Beim ersten Spielen macht sich aber rasch die altbekannte Ernüchterung breit, denn nach der kurzen Einführung reiht sich ein zu entschlüsselnder Mechanismus an eine in Stand zu setzende Maschine und umgekehrt. Quasi als Handbuch erhaltet ihr einen Stapel vergilbter Skizzen, die oft wenig Aufschluss bieten. Habt ihr euch durch den öden Rätselwust gekämpft, folgt ein winziges filmisches Storyhäppchen, das man genauso gut hätte weglassen können. Außerdem wirkt alles so ausgestorben, als hätte eben ein Atomschlag die Bewohner weggeblitzt. Nur ganz sporadisch trefft ihr Insassen, mit denen ihr fade Gespräche führen könnt, die automatisch ablaufen. Aura ist also lediglich rätsellastige Dutzendware der Marke Schizm & Co., die außer ihrer fantastischen Umgebungsgrafik wenig zu bieten hat.

Pro

  • massig Rätsel
  • viele Apparaturen und Mechanismen+ schöne Render-Umgebungsgrafik
  • angenehme Musik
  • deutsche Sprachausgabe

Kontra

  • nur Dutzendware
  • zu rätsellastig
  • Rätsel teils unverständlich
  • Story nur Nebensache
  • für Einsteiger ungeeignet
  • kein Rollenspielfeeling
  • fade Dialoge
  • sehr linear
  • keine Bewegungsfreiheit

Wertung

PC

Es fast eine Qual, das mit Rätseln vollgestopfte Aura zu spielen. Viel versprochen, nix gehalten!