Xpand Rally - Test, Rennspiel, PC, XBox
Fetzig, fetzig: Eure Ohren werden von einem erstaunlich technoiden Song von Ärzte-Bandmitglied Rod Gonzalez gekitzelt, im Hintergrund läuft ein rasantes Rallye-Video ab, während ihr euch durch das Hauptmenü hangelt. Soll es die Rennkarriere sein? Eine schnelle Runde oder zwei im Einzelrennen? Oder Mehrspielerspaß im Multiplayermodus? Fangen wir mit der Karriere an.
Aus Löwe mach Löwe
In den Rennen erwartet euch vorbildliche Abwechslung: Die meiste Zeit werdet ihr mit Checkpunkt-Rasereien gegen das Ghost-Car der bisherigen Bestzeit verbringen. Doch wie in DTM Race Driver werdet ihr regelmäßig von einem besonders guten Fahrer herausgefordert. Gewinnt ihr, gehört euch sein Auto. Später gibt es noch »freie Rennen«: In denen seid ihr nicht an Wege oder Straßen gebunden, sondern könnt und sollt nach Lust und Laune quer durch die Pampa heizen, um Checkpunkte zu erreichen. Außerdem finden sich noch Rundenrennen und kurze, aber schnelle Zeitmessungen im Spiel.
Rabiate PS-Zicke
Auch mit dem Tuning solltet ihr es nicht übertreiben, denn genauso wie man das Auto optimieren kann, kann man es auch übertunen: Wer nur das Teuerste und Beste kauft bekommt es ruckzuck mit einer schwer kontrollierbaren PS-Zicke zu tun, die zwar schnell ist, aber auch genauso flott im Straßengraben liegt. Deswegen solltet ihr im Zweifelsfall eure neu erschaffene Kiste in einem Testlauf ausprobieren, bevor ihr euch mit ihr in den Ernst des Rennlebens stürzt - gerade angesichts des stetig wachsenden Schwierigkeitsgrades. Denn schließlich müsst ihr auch ein Auge auf eure Schäden werfen: Jede Beule, jeder kaputte Stoßfänger, jeder zerfetzte Reifen kostet euch nach dem Wettbewerb bares Geld für die Reparatur – Straßenrambos sind schneller pleite als sie Geld einnehmen.
Im Einzelrennen könnt ihr euch auf den freigespielten Strecken mit allen Fahrzeugen austoben, und einen heißen Gummi auf die Straßen legen; Tuning und eventuelle Schäden spielen hier keine Rolle, Vollgas ist angesagt. Hier könnt ihr auch sehr schön das coole Schadensmodell ausprobieren, das sich nicht nur optisch, sondern auch spielerisch stark auswirkt: In Verbindung mit der realistischen Physik-Engine poltert euer Wagen ansehnlich über die hügeligen Landschaften, umgefahrene Schilder holpern eine Weile herum und ziehen einen Funkenregen hinter sich her. Bei einer Kollision platzen Scheiben Mitleid erregend auf, der Rahmen verzieht sich, Scheinwerfer zerbersten, abfallende Reifen hopsen munter an euch vorbei.
Sensibler Fahrer
Als absolutes Rallye-Novum wird hier nicht nur der Wagen, sondern auch der Fahrer in Mitleidenschaft gezogen: Jeder größere Crash wirkt sich direkt auf Kopf, Brust, Arme oder Beine aus; bei heftigen Stößen wird das Bild für eine Weile verzerrt, mit angeschlagenen Beinen fällt das Gasgeben deutlich schwerer. Und man kann es natürlich auch übertreiben: Zuviel des Guten und der Fahrer ist stark verletzt – Karriere vorbei, zurück zum letzten Speicherpunkt. Dankbarerweise ist die Steuerung einfach genug, dass man sogar per Tastatur einigermaßen gut um die Runden kommt. Mit analogen Joypad oder Lenkrad macht das Ganze natürlich viel mehr Laune, bei Letzterem besonders dank der gut fühlbaren Force Feedback-Effekte. Einsteigern kommt Xpand Rally mit der Wahl eines Schwierigkeitsgrades entgegen: In der »Arcade«-Variante bleibt die Kiste recht sicher auf der Straße, schöne Schliddermanöver und waghalsige Sprünge sind leicht auszuführen, das Schadensmodell ist moderat.
Optisch ist Xpand Rally schlicht und ergreifend das momentan am besten aussehende Rallye-Spiel überhaupt: Ob Kenia, Arizona, Deutschland oder Finnland - alle Strecken verzücken das Auge mit idealer Weitsicht, endlosen Details, realistischer Umgebung und unterschiedlichen Wetterbedingungen; der Regen fällt sogar in verschiedenen Stärken. Über dem Bild liegt die ganze Zeit ein leichter Blend-Effekt, der die Umgebung sachte verschwimmen lässt – dadurch wirkt alles weich und harmonisch. Am Straßenrand stehen Passanten herum, winken euch zu oder hopsen im letzten Moment von der Strecke. In Arizona springen Hirsche an euch vorbei, in Kenia schauen euch einige gelangweilt an Blättern herumkauende Giraffen beim Rennen zu.
Nach dem Rennen ist vor dem Rennen
Mächtige Werkzeuge an Bord
Fazit
Xpand Rally ist das Need for Speed: Underground der Rallye-Spiele: Optisch weit besser als die Konkurrenz, spielerisch trotz aller Realismus-Ansätze doch eher simpel gestrickt und dank allerlei Tuning-Möglichkeiten ein Fest für Schrauber und Bastler. Dank der sowohl nachvollziehbaren als auch zugänglichen Fahrphysik haben auch Einsteiger Freude mit dem Game; Profis hingegen sind bei Richard Burns Rallye besser aufgehoben. Xpand Rally ist einfach keine schraubengenaue Simulation, macht dadurch aber auch einfach mehr Spaß – nicht zuletzt dank der abwechslungsreichen Spielmodi, von denen es mir die Freifahrtvariante am meisten angetan hat – es ist einfach befriedigend, mit einem 300 PS starken Monster wild durch die Pampa zu heizen, ohne Rücksicht auf Straßen oder Verluste. Allerdings sind die etwas dünne Umgebungsauswahl (gerade mal fünf verschiedene Settings) und die trotz Profi-Einsatz abgehackte Sprachausgabe bedauerlich. Da wäre durchaus mehr drin gewesen! Nichtsdestotrotz eine klare Empfehlung an alle Rallye-Freunde, die weniger Realismus, aber umso mehr Fahrspaß suchen.
Pro
- motivierender Karrieremodus
- guter Soundtrack
- phantastische Grafik
- detaillierte Wagenmodelle
- umfangreiches Schadensmodell
- zwei Spielmodi
- vielerlei Tuning-Möglichkeiten
- einfache Steuerung
- gute Fahrphysik
- spaßiger Freeride-Modus
- fetzige Replays
- beiliegender Editor
- einfaches Tuning
- gute Steuerung
Kontra
- dünne Streckenauswahl
- abgehackt klingender Co-Pilot
- keine echten Wagenlizenzen
- Editor recht kompliziert zu bedienen
- lange Ladezeiten