Myst IV: Revelation - Test, Adventure, PC, XBox

Myst IV: Revelation
15.10.2004, Bodo Naser

Test: Myst IV: Revelation

Nach dem Debakel mit dem Online-Modus für das spielerisch gelungene Uru, will Ubisoft die Myst-Fans mit einem ganz klassischen Point&Click-Abenteuer wieder versöhnen. Irgendwie recht passend müsst ihr darin zwei verloren geglaubte Söhne mit ihren Eltern zusammen bringen. Wer sich davon in punkto Spiel Neues versprochen hat, der dürfte allerdings enttäuscht sein.

Die Geschichte, die in Myst IV enthüllt wird, knüpft an das erste Myst an. Es geht wieder um die Familie von Atrus, den letzten der geheimnisvollen D'ni, der mit Hilfe des Bücherschreibens Welten erschaffen kann. Der neue Teil handelt aber von seinen Söhnen, Sirrus und Achenar, die viel Unglück über die Welt gebracht haben, denn sie wollten alle Bücher ihres Vaters zerstören. Nicht wenige glaubten, sie seien tot, doch ihr genaues Schicksal ist ungewiss, da Atrus sie verbannt hat. Ihr müsst nun herausfinden, was aus ihnen geworden ist. Dabei hilft euch Yeesha, die Tochter von Atrus, die dann plötzlich verschwindet...

Fortsetzung von Myst I

Abenteuerkulisse: leblos, aber fotorealistisch schön.
Bewährtes Prinzip

Wer das alte Myst mochte, wird sich bei Myst IV sofort zu Hause fühlen. Spielerisch gibt es Altbewährtes, denn ihr streift wieder in der Ego-Perspektive durch die märchenhaften Welten Tomahna, Spire, Haven und Serenia. Das Inventar ist gewohnt spärlich, da sämtliche Rätsel ohne Gegenstände auskommen. Nun gibt es jedoch einen Fotoapparat, mit dem ihr Dinge im Bild festhalten könnt. Eine weitere Konzession an die Moderne ist, dass das Adventure auf zwei DVDs erschienen ist, die sowohl die PC- als auch die Mac-Version beinhalten. So braucht die Vollinstallation, wenn ihr die Hürde Kopierschutz genommen habt, denn auch satte acht Gigabyte auf eurer Festplatte!

Fahrt ihr mit dem Mauszeiger über eine Stelle, wo eine Interaktion möglich ist, verändert er seine Form. So weit, so bekannt - recht gewöhnungsbedürftig ist aber, dass, um einen Schalter zu betätigen, nicht einfach nur Klicken reicht. Ihr müsst richtig daran ziehen, was oft etwas hakelig ist. Die Rätsel selbst kündigen sich meist mit einem Lupensymbol an, denn wo es auftritt, gibt es was zu entdecken. Das ersetzt freilich nicht das für Adventures typische Absuchen der Bilder, die sich frei schwenken und drehen lassen. Das ist aber auch schon das Höchstmaß an freier Bewegung, denn Myst IV läuft in festen Bahnen ab. 

Möglichkeiten zur Interaktion

          

Ein typisches Rätselbeispiel: Gleich zu Beginn müsst ihr zwei Mal die Frequenz für ein Funksignal einstellen. Mit einem Schalter regelt ihr die Amplitude, mit einem anderen die Lautstärke. Mit einem dritten könnt ihr zwischen verschiedenen Signalen hin- und herschalten. Hört sich kritisch an? Am Anfang hilft euch zum Glück noch Atrus, der immer wieder Hinweise gibt, was zu tun ist. Für Myst

Egal ob Menüs oder Items: das Design ist edel. Noch nie hat man schöner geblättert!
ziemlich typisch ist, dass die Puzzles laufintensiv sind. Denn zieht ihr irgendwo einen Hebel, hat das meist irgendwo anders einen Effekt. So müsst ihr oft erst einmal die Energie einschalten, um andere Dinge tun zu können.

Typische Puzzles

Sobald ihr Yeeshas Amulett habt, könnt ihr eine der fotorealistischen Rückblenden anschauen, wenn es blinkt. So erfahrt ihr, wie die Charaktere früher die im Raum befindlichen Dinge verwendeten, was zusammen mit den Hinweisen in den vielen Büchern, die ihr nicht alle lesen müsst, sozusagen die erste Stufe der integrierten Hilfe darstellt. Oft hilft das nicht viel, da die Rätsel das für Myst typische, hohe Schwierigkeitsniveau aufweisen. Die Hilfefunktion bieten euch Hinweise in drei Stufen, was bis zur Komplettlösung gehen kann. Myst-Veteraninnen werden darauf natürlich verzichten, da es das Spielerlebnis erheblich schmälert. Der Otto-Normal-Rätsler ist aber dafür dankbar!

Hilfe beim Rätseln

Myst IV gibt sich alle Mühe, belebter zu wirken als die Vorgänger. Das gelingt aber nur bedingt, da ihr wieder nur wenige Personen trefft. Die quirlige Yeesha bringt zu Beginn etwas Leben in die Bude, dann Sirrus und Achenar, das war es dann auch schon! Die in verschiedenen Auflösungen vorliegende Szenerie wirkt dennoch lebendiger, da mehr Bewegung zu finden ist. Da flattern Vögel durchs Bild, seltsame Tiere sind zu sehen, Pflanzen bewegen sich im Wind und Blätter wirbeln durch die Luft. Die Umgebung ist optisch brillant eingefangen, auch wenn es dieses Mal keine echte 3D-Darstellung gibt.

Was hat es mit dieser Rätselschreibmaschine auf sich?
Die vielen fotorealistischen Filme und Rückblenden lockern die Rätselei auf und erzählen die Geschichte weiter. Nette Gimmicks am Rande, wie das Umblättern von Buchseiten in einem Traum, sorgen für die eine oder andere Überraschung.

Bewegende Bilder

Auch in punkto Sound bewegt sich Myst IV auf einem hohen Niveau. Das liegt nicht nur an der Musik, welche die geheimnisvolle Grundstimmung noch verstärkt, sich je nach Welt verändert und zu der Popbarde Peter Gabriel wie schon bei Uru wieder einen Song beisteuerte. Hervorzuheben ist aber auch die Geräuschkulisse, die sehr ausgefeilt ist. Klar dass beim Klopfen auf Vasen ein Ton entsteht, aber dass der auch noch je nach Größe des Gefäßes unterschiedlich klingt, ist doch beachtlich. Auch die deutsche Sprachausgabe des ansonsten fehlerfrei übersetzten Adventures wurde mit professionellen Sprechern aufgenommen. So könnt ihr euch die Bücher auch vorlesen lassen.

Gehobener Hörgenuss

      

Fazit

Die Faszination für die Welten von Myst schwindet mehr und mehr, woran die Macher nicht ganz unschuldig sind. Bei Myst IV: Revelation wird leider nur zu deutlich, dass sich die Serie letztlich im Kreis dreht. Optisch und akustisch über jeden Zweifel erhaben, gelingt es auch diesem Teil nicht richtig zu fesseln. Trotz der bewegten Foto-Szenerie wirkt das Point&Click wieder steril und es herrscht viel zu wenig Freiheit. Es reicht auf Dauer einfach nicht, dass ihr nur die Welt und Reihefolge der Rätsel bestimmen könnt. Da war das ungeliebte Uru mit seiner 3D-Umgebung schon weiter! Dabei hat sich Ubisoft wirklich alle Mühe gegeben, ihr Adventure für Gelegenheitsspieler weniger frustrierend zu machen. Das gelingt auch, allerdings raubt es dem Spiel auch ein Stück weit seine geheimnisvolle Aura. Hauptkritikpunkt bleibt aber das völlige Fehlen irgendeiner neuen Idee. So ist auch Myst IV leider nur ein Adventure von vielen, allerdings ein fabelhaft gemachtes!

Pro

  • Story knüpft an ersten Teil an
  • vier Welten erforschen
  • gewohnt schwere Rätsel
  • integrierte Hilfefunktion
  • fotorealistische Videosequenzen
  • mehr Bewegung drin
  • geheimnisvolle Musik (Song von Peter Gabriel)
  • tolle Geräusche
  • professionelle Sprecher
  • Hybrid-DVD für PC und Mac

Kontra

  • keine Innovationen
  • keine freie Bewegung möglich
  • nur wenige Personen
  • hakelige Steuerung
  • Probleme bei der Installation

Wertung

PC

Gelungene Optik und Sound sorgen für Atmosphäre. Spielerisch aber nix Neues!