Pro Evolution Soccer 4 - Test, Sport, PC, PlayStation2, XBox

Pro Evolution Soccer 4
18.11.2004, Mathias Oertel

Test: Pro Evolution Soccer 4

Pro Evolution Soccer 4 (ab 29,99€ bei kaufen): Bei der Erwähnung dieses Titels bekommen die Augen Fußball-begeisterter PS2-Besitzer einen feuchten Glanz. Doch nun dürfen auch die PC- und erstmals auch die Xbox-User mit dem gefeierten Kick-König auflaufen. Ob die neuen Versionen sich als mindestens gleichwertig präsentieren und ob das Online-Feature tatsächlich das Spielerlebnis aufwertet, erfahrt ihr im Test!

Da wir im PS2-Test bereits ausgiebig auf die Vorzüge des virtuellen Fußballmeisters eingegangen sind, wollen wir uns nur kurz mit den Gameplay-Mechanismen beschäftigen, die von der PS2 ohne Veränderung in die PC- als auch in die Xbox-Fassung übernommen wurden.

Erklärungsbedarf?

Die PC-Version ist ein wahrer Augenschmaus.
Gewohnte Klasse

Nach zahllosen Spielen sowohl mit der PC- als auch der Xbox-Version stellten wir begeistert fest, dass es spielerisch keine Änderungen gibt: Die Master-Liga, in der ihr einen Verein durch mehrere Ligen an die Weltspitze führen müsst, ist genau so vertreten wie diverse Pokale, Trainingsmöglichkeiten, normale Meisterschaftsligen und die Möglichkeit, gegen einen weiteren menschlichen Spieler anzutreten.

Auch die gute KI, die nach wie vor beispielhafte Ballphysik, die umfangreichen Statistiken, die passende Soundkulisse und die zahlreichen taktischen Möglichkeiten sind vorhanden und bieten optimale Voraussetzungen für spannende Fußballabende. Daher scheint PES 4 auch auf PC und Xbox deutlich auf Platin-Kurs zu liegen. Doch um hier mit der PS2 gleich und im Mehrspieler-Modus evtl. sogar vorbei ziehen zu können, müssen sich die Optik, die Steuerung und natürlich der Online-Modus beweisen.

Dementsprechend könnt ihr auch auf umfangreiche und durch die Bank gelungene Spieleranimationen sowie viele eindeutig zu identifizierende Akteure freuen, die in Sachen Texturen einen Tick höher aufgelöst sind als auf der PS2. Gleich geblieben ist allerdings, dass es immer noch haufenweise Spieler gibt, die mit Standard-Gesichtern ausgestattet wurden und

Die Grafik

Da sowohl Xbox als auch vor allem der PC über eine der PS2 überlegene Hardware verfügen, ist es keine große Überraschung, dass beide Versionen besser aussehen als das Sony-Pendant,

das allerdings auch einen sehr guten optischen Eindruck hinterließ (das merkwürdige Ruckeln im 60 Hz-Modus mal ausgenommen).

Auch die Xbox-Fassung kann sich sehen lassen - bietet allerdings in punkto Steuerung Pad-bedingt nicht ganz den Komfort des PS2-Kollegen. 
Was die allgemeine Grafikqualität betrifft, liegt der PC fast schon erwartungsgemäß an der Spitze – allerdings auf Kosten recht hoher Hardware-Anforderungen. Wollt ihr das Spiel in allen Details in einer 1024er Auflösung genießen, sollten gut und gerne 2 GHz samt GeForce 4 TI im Rechner schlummern - ansonsten kann PES 4 durchaus in Ruckelbereiche abdriften. Doch selbst mit geringerer Hardware und einer dementsprechend reduzierten Auflösung sieht die PC-Fassung immer noch sehr gut aus.

so nur vage bis gar nicht zu erkennen sind.

Allerdings stößt auch dieses Jahr die Benutzerführung auf dem PC negativ auf: Wie beim Vorgänger findet ihr in allen Menüs die PS2-bekannten Steuerungssymbole wie X, Kreis oder Dreieck, was auf eine nicht gerade liebevolle Umarbeitung schließen lässt. Bei der Xbox wurde hingegen alles an die entsprechenden Kontrollelemente angepasst. Insofern könnte man fast behaupten, dass die Xbox-Fassung grafisch die insgesamt überzeugendste der drei Versionen ist. Aber da ist dieses merkwürdige Flimmern des Rasens, das sich auch unter PAL-60 zeigt und der Xbox keine Ehre macht - dieses Flackern gibt´s auf dem PC nicht.

   

Auf dem PC wird zwar auch eine Tastatur-Steuerung angeboten, doch die könnt ihr getrost in die Tonne treten – es sei denn, ihr seid ein wahres Koordinationsgenie. Denn um alle spielerischen Möglichkeiten ausnutzen zu können –vor allem, ohne nachdenken zu müssen- ist dann schon fast eine pianistische Fingerfertigkeit Voraussetzung.

Die Steuerung

Vorbildliche Ballphysik, klasse KI und ein enormer Spielspaß zeichnen auch die "neuen" Versionen aus. (PC) 
Insofern ist die Benutzung eines Gamepads fast Pflicht. Und hier solltet ihr tunlichst darauf achten, ein Pad wie z.B. das Logitech Dual Action zu verwenden, das mit zwei drucksensitiven Analog-Sticks und zehn Tasten ausgestattet ist und damit eine extrem gute Alternative zum PS2-Pad darstellt. Entsprechend konfiguriert stellt sich auch umgehend ein nahezu identisches Spielgefühl ein. Wieso nahezu? Ganz einfach: Auch das Pad kann nicht 100-prozentig die absolute Punktgenauigkeit vermitteln, die man mit den PS2-Controllern hat. Doch selbst die 98 Prozent, die auf dem PC erreicht werden, langen locker, um FIFA 2005 dieses Jahr auch auf Rechenknechten deutlich in die Schranken zu weisen.

Die Xbox-Version kämpft mit einem ganz anderen Problem: Denn obwohl die Steuerung und Kontrolle der Spieler auf einem Level mit der PS2-Variante liegen, sorgen die Benutzung der schwarzen und weißen Taste auf Grund ihrer Lage auf dem Pad für kleine Unstimmigkeiten - man kann sich nur schwer daran gewöhnen. Filigran-Spieler, die auf der PS2 z.B. häufig mit der R2-Taste getrickst haben, werden das Design des Xbox-Pads ab und an verfluchen. Doch das kann nichts daran ändern, dass Konami mit den zur Verfügung stehenden Mitteln das Maximale heraus geholt hat, so dass sich auch auf der Microsoft-Konsole unheimlich schnell Spielspaß einstellt.

Mit Spannung haben wir uns auf den Online-Modus gestürzt, der den PS2-Usern vorbehalten blieb und sowohl auf Xbox als auch auf PC endlich weltweite Duelle gegen Spieler möglich macht.

Die Dramatik wird wunderbar transportiert. Nur der Netzcode der Xbox Live-Variante lässt zu wünschen übrig. (Xbox)
Doch wie bei der Steuerung gibt es auch hier deutliche Unterschiede: So habt ihr auf der Xbox nicht nur Ranglisten, sondern auch die gewohnt komfortable Benutzerführung, wenn es darum geht, Begegnungen aufzustellen, in ein schnelles Match einzusteigen oder per Optimatch zu suchen.

Der Online-Modus

Auf dem PC hingegen müsst ihr nicht nur auf Ranglisten verzichten, sondern seid auf ein LAN angewiesen bzw. müsst die IP-Adresse des potenziellen Mitspielers wissen und eingeben, um ein Spiel online aufzubauen. Dies ist äußerst unkomfortabel und nagt etwas an der Motivation. Außerdem verpasst ihr dadurch die Möglichkeit, wie bei Xbox Live andere Spieler kennen zu lernen, da ihr selten durch die Weltgeschichte lauft und PES 4-Spieler nach ihrer IP fragt.

Doch auch über Xbox Live läuft der Ball nicht optimal: Das Online-Spiel krankt an einem schwachen Netzcode. Spielt ihr als Client, kann es abhängig von der Verbindung zu starken Lags kommen, die den Titel bis zur Unspielbarkeit verzerren können. Dies ist höchst bedauerlich, da gerade Xbox Live eine neue Dimension für PES 4 eröffnet hätte. Und letzten Endes führt dies dazu, dass PS2-User dem fehlenden Online-Modus nicht mehr nachtrauern müssen, da das Spiel zu zweit vor einem Bildschirm meines Ermessens wesentlich angenehmer ist, als das Glücksspiel auf der Xbox, wenn es darum geht, ein Gegenüber zu finden, das eine akzeptable Verbindung mit der geringsten Lag-Anfälligkeit bietet.  

Fazit

Tja, so wie es derzeit aussieht, kann FIFA hierzulande allerorten -mit Ausnahme des GameCubes- abdanken. Denn Konami hat es geschafft, den PS2-Meister fast perfekt auf PC und Xbox zu bringen. Alle wesentlichen Spielmerkmale sind integriert und sorgen auch auf den "neuen" Systemen für unheimlich packendes Simulationsflair. Und auch wenn der Online-Modus auf dem PC etwas unkomfortabel gestaltet wurde und die Ranglisten der Xbox-Fassung fehlen, macht das Spiel gegen Fußballer in aller Welt einen Heidenspaß. Die Xbox wiederum hat mit einem kleinen Steuerungsdefizit der Schwarz- und Weiß-Knöpfe zu kämpfen. Auch der Netzcode für Xbox Live ist nicht optimiert, so dass Konami hier einen dicken Fisch aus den Händen gleiten ließ. Doch für Einzelkicker wurde PES4 technisch sauber auf beide Systeme portiert, wobei der PC natürlich leichte Vorteile hat – allerdings auf Kosten der Hardware-Anforderungen. Doch das heißt nicht, dass die PS2-Version jetzt abdanken muss: Immerhin verfügt sie über die beste Steuerung, was nicht zu unterschätzen ist. Doch ganz gleich, welche Fassung ihr nun zu Hause spielt: Ihr könnt sicher sein, dass ihr das Beste bekommt, was derzeit an virtuellem Ballzauber verfügbar ist.


Für alle, die das Online-Spiel in Aktion sehen möchten, haben wir Streams der jeweiligen Formate vorbereitet:
4P|Stream: LAN-Spiel (Laufzeit: 13:17 Min.)
4P|Stream: Xbox Live-Spiel (Laufzeit: 11:46 Min.)

Pro

  • zahlreiche Ligen
  • beispielhafte Ballphysik
  • gute KI
  • sichtbarer Schiedsrichter
  • überarbeitete Master-Liga
  • original Spielernamen
  • guter Editor
  • realistisches Spielgefühl
  • indirekte Freistöße
  • diverse Spielmodi
  • umfangreiche Statistiken
  • über 25 Stadien
  • über 4500 Spieler
  • umfangreiche Wiederholungsoptionen
  • passende Kommentare
  • Online-Spiel mit Ranglisten (Xbox)
  • Online- und LAN-Spiel (PC)

Kontra

  • teilweise ohne Lizenz
  • spröde Zuschauerakustik
  • hässliche Zuschauer-Pappkameraden
  • einige nicht erkennbare Spielergesichter
  • unkomfortabler Online-Modus (TCP/IP-Adresse muss bekannt sein) (PC)
  • keine Ranglisten im PC-Onlinespiel
  • leichte Steuerungsdefizite (Xbox)
  • mit Tastatur nahezu unspielbar (PC)
  • recht hohe Hardware-Anforderungen (PC)
  • unsauberer Netzcode (Xbox)

Wertung

PC

XBox