Grosse Haie - Kleine Fische - Test, Action-Adventure, GameCube, PC, PlayStation2, XBox

Grosse Haie - Kleine Fische
01.12.2004, Jens Bischoff

Test: Grosse Haie - Kleine Fische

Test: Kinoheld Oscar entert die Konsolen - spaßiger Lizenzfang oder virtuelles Haifutter?

Filmversoftungen sind ja bekanntlich oft nur lieblos zusammengeschusterte Schnellproduktionen, mit denen die Publisher im Fahrwasser des Originals möglichst schnell viel Geld in ihre Kassen spülen wollen. Manchmal wird die teure Lizenz allerdings auch sinnvoll genutzt und überrascht mit spielerischen Innovationen und kinowürdiger Präsentation. Activisions Umsetzung von Dreamworks Grosse Haie - Kleine Fische (ab 14,90€ bei kaufen) schwimmt irgendwo dazwischen.

Die Atmosphäre des Films wird jedenfalls ganz gut eingefangen und punktet mit hübscher Präsentation und hochwertiger Lokalisierung.

Anhängliche Beißer: Bei Verfolgungsjagden müsst ihr immer wieder Haiattacken ausweichen (Xbox).
Die Schauplätze und Charaktere haben  dank detaillierter Nachbildungund den Original-Synchronsprechern der deutschen Kinofassung nichts an Charme verloren. Auch der typische Humor ist nach wie vor an Bord, während der lizenzierte Soundtrack nicht nur in den Tanzabschnitten für Stimmung sorgt.

Fast wie im Kino

PS2- und Xbox-Besitzer dürfen diese Spielabschnitte sogar auf ihrer Tanzmatte in Angriff nehmen, während Cube-Fans das ganze Spiel mit dem Pad bestreiten müssen. Die Steuerung ist zwar auch ohne passendes Extrazubehör ganz handlich, nötigt einen in den höheren Levels aber doch zu einigen problematischen Fingerverrenkungen und reagiert auf der Xbox komischerweise extrem träge.Ebenfalls gestört hat uns die Tatsache, dass die Tastenkommandos nicht immer i

Schwing die Flossen: Die Tanzeinlagen dürft ihr auf PS2 und Xbox auch mit Tanzmatte bestreiten (PS2).
m Takt der Musik abgefragt werden und mehr auf akkurate Fingerfertigkeit als auf Rhythmusgefühl abzielen.

Kein Rhythmus im Blut

Dennoch stellen die fünf Tanzkapitel eine nette Abwechslung zum übrigen Unterwasseralltag dar, bei dem ihr Plappermaul Oscar in einfach gestrickten Actionspielchen, die an die Handlung des Films angelehnt sind, durch das virtuelle Riff City dirigiert. Diese Spielchen unterteilen sich in drei verschiedene Kategorien, bei denen ihr entweder Kampfgeist beweisen, Wettrennen bestreiten oder auf Entdeckungstour gehen müsst. Die Spielmechanik ist dabei denkbar simpel und richtet sich in erster Linie an das junge Zielpublikum der Filmvorlage. Der unausgewogene Schwierigkeitsgradund die teils unglückliche Kameraführung setzen allerdings auch ein gewisses Frustpotential voraus,

Immer den Blasen nach: Bei diesem Rennen wollen euch diebische Fische eure Perlen fuchsen (GC).
mit denen wohl so manche Kids alles andere als Freude haben werden.

Simpel, aber unfair

Vor allem, wer all die freispielbaren Extras wie Artworks, Storyboards, Animationen, Filmsequenzen oder Musikstücke zu Gesicht bzw. Gehör bekommen will, muss teils ganz schön Nerven beweisen, da einige Boni nur bei perfekten Levelabschlüssen zugänglich werden. Zwar ist der allgemeine und nicht veränderbare Schwierigkeitsgrad eher harmlos, aber die mitunter schwammige Steuerung und die unglücklichen Kameraeinstellungen machen so manchen Auftrag oftmals schwerer als er eigentlich ist. Die Spiellänge wird dadurch jedoch nur geringfügig in die Länge gezogen und so ist das Abenteuer mit seinen 25 meist recht kurzen Kapiteln schon nach wenigen Stunden vorbei.        

Elitäres Bonusmaterial

Zum Glück könnt ihr allerdings alle gemeisterten Kapitel ein weiteres Mal in Angriff nehmen, um höhere Rankings zu erhalten und eure für den Kauf von Bonusmaterial geplünderte Portokasse aufzustocken.

Quallenalarm: In den Erkundungsabschnitten müsst ihr gefährliche Hindernisse umschwimmen (GC).
Für ein Vollpreisspiel hinterlässt der geringe Umfang aber dennoch einen bitteren Nachgeschmack, was durch die Wiederholungen mancher Levels mit lediglich anderen Aufgaben sogar noch verstärkt wird. Doch auch das allgemeine Gameplay zeigt schon nach kurzer Zeit Abnutzungserscheinungen. So sind die Tanz-, Renn- und Kampfabschnitte immer nach demselben Muster gestrickt und wirken spielerisch extrem altbacken.

Altbackener Levelmarathon

Irgendwie gilt es stets nur auf vorgegebenen Bahnen durch die Levels zu schwimmen und im richtigen Moment die richten Aktionen auszuführen. Verfolgt euch beispielsweise ein Hai, müsst ihr nicht mehr tun, als die eingeblendeten Pfeiltasten zu drücken, um seinen Attacken auszuweichen. Im Kampf müsst ihr dann selbstständig ausweichen und ab und zu zum Gegenschlag ansetzen, wozu ihr auf eine Reihe simpler Flossenhiebe zurückgreifen könnt.Die gelegentlichen Wettrennen stellen auch keine besondere Herausforderung dar.

Nicht erwischen lassen: In den Stealth-Missionen huscht ihr von Deckung zu Deckung (PS2).
Letztendlich müsst ihr nur möglichst genau einer vorgegebenen Blasenspur folgen und auf die richtige Kurvenlage sowie aufblinkende Abkürzungen achten, um rechtzeitig über die Ziellinie zu gleiten.

Wie auf Schienen

Die Tanzabschnitte orientieren sich hingegen an bekannten Genrestandards, ohne dabei eigene Akzente zu setzen. Die Darstellung der Move-Folge ist sogar etwas unübersichtlicher gelöst als bei der Konkurrenz und wirkt auch rhythmisch weit weniger ausgereift. Die seitlich scrollenden Erkundungsabschnitte, die teils frappant an Findet Nemo erinnern, sind hingegen ganz unterhaltsam und reichen von simplen Such- und Sammelmissionen über mit Hindernissen gespickte Spießrutenläufe bis hin zu Steath-Einsätzen, bei denen ihr von Deckung zu Deckung huscht, um auf der Lauer liegenden Paparazzi, bissigen Piranhas oder mit Suchscheinwerfernausgestatteten Wachfischen zu entgehen.

Von Tanz- bis Versteckspiel

Hübsch anzusehen

Barracuda auf zwei Uhr: Die Unterwasserstraßen von Riff City sind alles andere als sicher (Xbox).

Grafisch macht der Titel durchgehend eine ganz passable Figur - auch wenn der Mix aus 3D-Optik und 2D-Gameplay nicht immer optimal harmoniert. Die Schauplätze verfügen über einen hohen Wiedererkennungswert, die Animationen sind äußerst geschmeidig und die in Spielgrafik präsentierten Zwischensequenzen brauchen sich vor der Filmvorlage nicht zu verstecken. Die Systemunterschiede halten sich dabei in Grenzen. Zwar bietet die Xbox-Fassung besseres Anti-Aliasing, wirkt aber etwas verwaschen und kommt bei den Sequenzen mit klobigeren Cinemascope-Balken daher, während die PS2-Version gestochen scharf, aber dafür etwas pixeliger rüber kommt. Auf dem GameCube schwammen die Entwickler hingegen einen Mittelweg. Was man bevorzugt ist Geschmackssache, wobei die PS2-Fassung als einzige mit gelegentlichen Slowdowns zu kämpfen hat.    

Fazit

Grosse Haie - Kleine Fische ist eine routinierte Leinwandadaption mit gelungener Präsentation und Soundkulisse, die aufgrund der simpel gestrickten Spielmechanik vor allem jüngere Spieler ansprechen dürfte. Allerdings sollten diese aufgrund des unausgewogenen Schwierigkeitsgrads und nerviger Kameraprobleme über ein solides Nervenkostüm verfügen, um an manchen Aufgaben nicht zu verzweifeln. Zudem ist der virtuelle Tauchgang trotz 25 Kapiteln recht schnell vorbei und trotz verschiedener Aufgabenstellungen nicht sehr abwechslungsreich. Meist bewegt ihr euch auf vorgegebenen Bahnen und müsst lediglich im richtigen Moment ausweichen, zuschlagen oder abbiegen. Die an Findet Nemo erinnernden Erkundungsabschnitte sind hingegen ganz unterhaltsam und auch die später etwas friemeligen Tanzeinlagen sorgen trotz fehlender Mehrspieleroption für willkommene Abwechslung. GameCube-Besitzer müssen diese allerdings ohne Tanzmatte und Xbox-Besitzer mit Trägheitshandicap bestreiten, während PS2-User mit einigen Slowdowns leben müssen. Ansonsten gibt es keine nennenswerten Systemunterschiede.

Pro

  • netter Soundtrack
  • witzige Sequenzen
  • hübsche Präsentation
  • viele freispielbare Extras
  • Original-Synchronsprecher
  • meist einfache Handhabung
  • Tanzmattenunterstützung (Xbox, PS2)

Kontra

  • sehr kurz
  • viele Wiederholungen
  • altbackenes Gameplay
  • träge Tanzsteuerung (Xbox)
  • vermehrte Slowdowns (PS2)
  • ungünstige Kameraperspektiven
  • unausgewogener Schwierigkeitsgrad

Wertung

GameCube

Hübsch präsentierte Leinwandadaption mit angestaubter Spielmechanik.

PlayStation2

XBox