Mortal Kombat: Deception - Test, Prügeln & Kämpfen, PlayStation2, GameCube, XBox

Mortal Kombat: Deception
08.12.2004, Mathias Oertel

Test: Mortal Kombat: Deception

"Finish Him!" Prügelspiel-Veteranen und Fans von Spielen mit extrem hoher Ausschüttung an Körperflüssigkeiten assoziieren mit diesem Ausruf sofort Mortal Kombat. Anfang letzten Jahres schaffte Midway mit MK Deadly Alliance den erfolgreichen Sprung in die dritte Dimension, konnte aber nicht wirklich mit Schwergewichten wie Soul Calibur 2 oder Tekken 4 mithalten. Klappt es nun mit Mortal Kombat Deception?

Ein Wort vorweg: Wer Mortal Kombat kennt, weiß, dass mit Körperflüssigkeiten nicht gespart wird. Und nicht zuletzt war die enorme Blutausschüttung mit ein Grund dafür, dass die Serie eine derart große Fangemeinde hinter sich vereinen konnte. Denn seien wir mal ehrlich: Was die ersten Teile zu bieten hatten, hing teilweise doch etwas hinter den Spielen von SNK und Capcom hinterher.

Kombat Chess ist eines der netten, aber belanglosen Mini-Games, die für zusätzliche Unterhaltung sorgen.
Und da das Blut mittlerweile noch stärker fließt, wird sicherlich wieder eine Diskussion über Sinn und Nutzen von Spielen dieser Art aufkeimen.

Blutige Erkenntnisse

Fakt ist jedoch: Wenn diese Gewalt zu einem Spiel passt, dann ist es Mortal Kombat. Denn auch wenn viele Kritiker da draußen es nicht wahrhaben wollen, wird die Gewalt extrem überzeichnet, so dass man die Blutfontänen schließlich nicht mehr ernst nehmen kann.

Doch beim ersten Spielen halten sich die Unterschiede zu DA in Grenzen. Zugegeben: die interaktiven Arenen, von denen viele mit eigenen Stage-Fatalities auffallen können, machen schon einiges her und erweitern das Prügelgameplay um eine sinnvolle Nuance. Und auch die Steuerung, die einem Feintuning unterzogen und z.B. mit Analog-Unterstützung versehen wurde, sorgt dafür, dass die Kämpfe deutlich angenehmer von der Hand gehen.

Mission-Disk

Der Vorgänger MK Deadly Alliance (DA), hat es nicht nur geschafft, die bis dahin zweidimensionalen Kämpfe in die dritte Dimension zu transportieren, sondern hat auch drei Kampfstile pro Charakter hinzugefügt.

Und da dieses Feature gut bei den Fans ankam, ist es nicht weiter verwunderlich, dass man sich bei Midway getreu dem Motto "Never change a winning team" auch dazu entschlossen hat, in MK Deception daran festzuhalten.

Der Konquest-Modus wurde überarbeitet, ist aber grafisch schwach und im Kern nur ein Training für die verschiedenen Charaktere.
Besonders deshalb, weil der überarbeitete Konquest-Modus, der in den Videos viel versprechend aussah, wenig mehr ist als ein lahmes Update der DA-Variante.

Doch auch wenn Midway mit einigen neuen bei den insgesamt 24 Kämpfern und der Rückkehr einiger Favoriten wie z.B. Baraka glänzen kann, bleibt ein schaler Mission-Disk-Beigeschmack.

Zwar seid ihr nicht mehr in einem linearen Korsett unterwegs und könnt frei in den angenehm großen Gebieten herum streifen (und dabei auch das eine oder andere Geheimnis sowie Münzen finden), doch das Ziel ist das gleiche: nach und nach die Kampfstile der einzelnen Figuren kennen lernen. Selbst die eingeschobenen Hol-mir-dies- und Bring-mir-das-Quests lockern die durch eine krude Geschichte zusammen gehaltenen Kämpfe nur unwesentlich auf.

Beim Schach z.B. stellt ihr euch ein Team zusammen, das in etwa den Figuren im normalen Schach entspricht. Der Clou: Treffen zwei Figuren aufeinander, wird nach erfreulich kurzer Ladezeit das Duell von euch kontrolliert ausgetragen – Archon lässt grüßen. Zusätzliche Magie-Fähigkeiten wie der plötzliche Tod einer gegnerischen Figur sorgen für MK-typische Abgrenzung vom "normalen" Schach!

Tetris oder Schach gefällig?

Als Abwechslung vom Kampfalltag könnt ihr euch in Deception auch mit Schach (Kombat Chess) bzw. einer Tetris-Variante (Puzzle Kombat) austoben – natürlich mit Mortal Kombat-Twist.

  

Capcoms Super Puzzle-Fighter lässt grüßen.
Außerdem ist dies eine gute Möglichkeit, um sich Münzen zu verdienen, um in der stark vergrößerten Krypta die Gräber zu öffnen und so Artworks, Videos und nicht zuletzt auch Outfits und neue Charaktere freizuspielen. Mit über 700 Grabhügeln solltet ihr lange beschäftigt sein, um wirklich alles an Bonus-Material zu sehen.

Bei der Tetris-Variante hat man sich am Klassiker Super Puzzle-Fighter orientiert und zeigt die Kombos an aufgelösten Ketten eindrucksvoll an stilisierten Mini-Figuren, die sich gegenseitig vermöbeln.

Und auch, wenn beiden Mini-Spielen jeglicher Tiefgang fehlt, kommt man gerne auf sie zurück, wenn man die Nase voll von den üblichen Kämpfen hat.

Aber kaum einer spielt Mortal Kombat wegen einer interessanten Story oder einem ausgereiften Konquest-Modus. Und auch Mini-Games und mit kleinen Ausnahmen die Krypta interessieren nur wenige. Was zählt, sind die knochenharten und blutigen Duelle gegen die KI im Arcade-Modus bzw. Auseinandersetzungen zwischen menschlichen Spielern. Und hier spielt Deception seine ganze Stärke aus: Egal, ob die eher zum unkomplizierten Zeitvertreib herhaltenden Kombat Chess und Puzzle Kombat oder die brachialen Duelle der Mortal Kombat-Kämpfer - mit einem menschlichen Gegenüber steigt der Spielspaßfaktor immens an. Denn in gleichem Maße, wie mehrere Fatalities pro Figur, die Stage-Fatalities und die Interaktion mit der Umgebung bei Einzelspielern das angesprochene Mission-Disk-Gefühl hervorrufen, so sehr werten sie die Mehrspieler-Prügeleien auf.

Multiplayer-Prügelperle

Besonders der Online-Modus, der bei beiden Systemen gut umgesetzt wurde, kann begeistern. Zwar beschränkt man sich nur auf ganz normale Duelle und muss auf Turniere und Ähnliches verzichten, doch da das Timing-intensive Geschehen schnell und lagfrei durch das Netz gejagt wird und man auch schnell Gegner findet, die einen nicht sofort von der Platte putzen, ziehen schnell die Stunden ins Land.

Mit Rot wird nicht gespart - ganz so, wie man es von der MK-Serie kennt.
Optisch aufgemotzt?

Abgesehen von der etwas erhöhten Blutausschüttung hat sich im Vergleich zu MK Deadly Alliance nicht sehr viel bei der Kampfgrafik getan. Das muss in diesem Fall jedoch nichts Schlechtes sein: Die Figuren sehen immer noch sehr gut aus und bewegen sich geschmeidig durch die Botanik. Besonders gut sind die teilweise extrem schmerzhaft und ebenso überzogen aussehenden Treffer gelungen, die zusammen mit dem extremen Blutfaktor wie bereits erwähnt so überzogen sind, dass man sich deutlich von der Realität abgrenzt und die Gewalt wieder relativiert.

Doch trotzdem hätte ich mir optisch eine etwas stärkere Differenzierung von DA und Deception gewünscht, da hier wieder einmal der Mission-Disk-Charakter durchschimmert und man im Vergleich zu Titeln wie Soul Calibur eine halbe bis dreiviertel Klasse hinterher hängt.

Der Konquest-Modus allerdings ist eine halbe Enttäuschung: Die Gebiete sind zwar ansprechend groß, aber nur selten mit eindrucksvollen Texturen belegt. Und auch die Figuren, denen man begegnet, sind mit wenigen Ausnahmen deutlich schwächer und nicht so eindrucksvoll gestaltet wie die Kampfmodelle.

Auch akustisch zeigt man sich weitestgehend auf einer Linie mit dem Vorgängermodell: Gute Soundeffekte, sparsam aber effektiv eingesetzte Sprachausgabe wie "Finish Him!" und Schreie, wenn ihr gerade eine Fatality aktiviert oder den Gegner in eine der Todesfallen geschubst habt, sind das Einzige, was ihr neben gut arrangierter Musik in den Kämpfen zu hören bekommt.

Im Konquest-Modus gibt es wesentlich mehr Sprachsamples zu hören, doch die englischen Sprecher schaffen es nicht voll und ganz, die stereotypen Figuren mit Leben zu füllen.  

Fazit

Auf dem Papier hören sich die Ergänzungen der bekannten MK-Formel allesamt gut an: mehr Fatalities, interaktive Umgebungen (teilweise mit Stage-Fatalities), ein erweiterter Konquest-Modus, noch mehr freispielbare Goodies und zahlreiche Mini-Spiele scheinen genau das zu sein, was den tödlichen Kriegern gefehlt hat. Doch im Endeffekt bleiben die Unterschiede für Einzelspieler skaum wahrnehmbar, so dass Deception immer wieder die Assoziation einer Mission-Disk hervorruft: Die Mini-Spiele begeistern nur kurzzeitig und der Konquest-Modus ist immer noch wenig mehr als ein Training – auch wenn man jetzt frei herumlaufen kann und so ein paar Schlüssel für die Krypta findet. Doch Fans können sich nicht zuletzt auch dank der leicht aufgestockten Ausschüttung an Körperflüssigkeiten sicher sein, dass sie mit dem bislang ausgereiftesten Titel der Serie einige unterhaltsame Stunden verbringen werden. So richtig glänzen kann der Prügler jedoch erst im Mehrspieler-Modus, in dem nicht nur die Duelle mehr Spaß machen, sondern auch die Mini-Games wesentlich mehr Reiz versprechen. Hier erreicht man zwar nicht die Klasse eines Soul Calibur II, doch hat man sich erst einmal online eingeklinkt, vergeht die Zeit wie im Fluge und ein Match jagt das andere. Insofern kann MK Deception (nicht nur auf Grund mangelnder Konkurrenz in diesem Jahr) allen Genrefans mit Hang zu Internet-Vergleichen uneingeschränkt empfohlen werden. Wer allerdings auf Baraka und die anderen neuen Kämpfer verzichten kann, wird auch mit dem Vorgänger glücklich, der sich grafisch auf dem gleichen Stand befindet und mittlerweile schon zum Sparpreis zu haben ist.

Pro

  • Kombat Chess
  • Puzzle Kombat
  • über 700 freispielbare Gimmicks und Goodies
  • Rückkehr einiger Fan-Favoriten (z.B. Baraka)
  • Online-Spiel
  • saubere Grafik
  • Stage-Fatalities
  • diverse interaktive Arenen
  • passende Akustik
  • Feintuning der Steuerung
  • gutes Balancing der drei Kampfstile pro Kämpfer
  • 24 Charaktere

Kontra

  • schwache Grafik im Konquest-Modus
  • Konquest-Modus nicht ausgereift
  • Gameplay-Formel mit Abnutzungserscheinungen
  • im Kern nichts Neues
  • kaum veränderte Grafik-Engine

Wertung

PlayStation2

Vor allem für Fans von Online-Duellen führt kein Weg an MK Deception vorbei.

XBox