Die Unglaublichen - The Incredibles - Test, Action-Adventure, Allgemein, GameCube, PlayStation2, PC, XBox

Die Unglaublichen - The Incredibles
09.12.2004, Mathias Oertel

Test: Die Unglaublichen - The Incredibles

Ein neuer Film von Disney-/Pixar startet in den Kinos und naturgemäß gibt es auch ein Spiel zum Film. Und das kommt wie die letzten Pixar-Film-Spiele von THQ. Können Die Unglaublichen dort weiter machen, wo Findet Nemo aufgehört hat? Oder sind die Superhelden doch nur unglaublicher Lizenzmüll?

Die Geschichte von Die Unglaublichen wird nicht nur teilweise durch original Filmszenen erzählt, sondern hält sich auch eng ans Vorbild: Vor etwa 15 Jahren hat Mr. Incredible mit Familie und Freunden als Superheld die Gangster in Atem gehalten.

In einem Plattformer von der Stange dürfen natürlich auch Hindernis-Elemente nicht fehlen.
Doch als die Regierung ihnen die Unterstützung entzieht, entschließt sich das Familiensuperhelden-Unternehmen, sich aus dem öffentlichen Leben zurückzuziehen. Doch dann kommt alles ganz anders…

Eng am Film

Mrs. Incredible hingegen ist mit ihrer Fähigkeit, ihre Arme und Beine wie Mr. Fantastic von den Fantastischen Vier (nein, nicht die Schwaben-Rapper) wie Gummi zu verlängern immer dann gefragt, wenn es darum geht, die Gegner möglichst aus einer sicheren Entfernung zu erledigen. Als zusätzliche Elemente in den Mrs.-Missionen warten noch einige Schwung-Sprung-Passagen auf euch, die genaues Timing erfordern.

Standard-Plattform-Action

Mit Mr. Incredible, Mrs. Incredible sowie den Kindern Violetta und Flash stehen insgesamt vier Spielfiguren zur Verfügung, die ihr durch jeweils auf ihre Spezialfähigkeiten abgestimmte Abschnitte lotsen müsst.

Mr. Incredible mit seiner übermenschlichen Kraft steht z.B. im Mittelpunkt von handfesten Auseinandersetzungen sowie Sprungeinlagen und stellt damit den herkömmlichsten Gameplay-Aspekt.

Die Abschnitte von Flash bestehen aus einem Hochgeschwindigkeits-Hindernislauf.
Violettas Spezialitäten liegen im Aufbau von Schutzschilden und der Fähigkeit, sich unsichtbar zu machen. Dementsprechend gleiten ihre Abschnitte in den Stealth-Light-Bereich ab.

Und Filius Flash schließlich ist wie der rote Blitz mit einer Wahnsinns-Geschwindigkeit gesegnet. Und das bedeutet für euch, dass ihr den ständig unter Zeitdruck stehenden Kinder-Irrwisch mit einem Affenzahn durch die mit Hindernissen gespickten Levels steuern müsst.

Doch kleinere Mankos hier und da mindern den Spielspaß letzten Endes deutlich: Vor allem die Steuerung lässt immer wieder zu wünschen übrig. Dabei fallen besonders die Kämpfe von Mr. Incredible sowie die Sprungpassagen der Gattin unangenehm auf.  

Gelegentliche Rail-Shooter-Einschübe, simple Bosskämpfe sowie die Möglichkeit, hin und wieder im Zusammenspiel von Flash und Violetta eine Incredi-Kugel zu formen, die enorm durchschlagskräftig ist, lockern das Spielgeschehen auf.

Insofern sind eigentlich gute Voraussetzungen gegeben, um ein nettes und unterhaltsames Plattform-Abenteuer zu erleben – auch wenn es im Kern nichts Neues gibt.

Superhelden mit Problemen

Zu schwammig ist das Kontrollgefühl und zusammen mit der zwar manuell justierbaren, aber von sich aus teilweise störrisch reagierenden Kamera findet man sich immer wieder in Situationen, in denen man sich entweder nicht schnell genug dem nächsten Angreifer zuwenden kann oder in denen man zielsicher am nächsten Ankerpunkt für Mrs. Incredibles Gummiarme vorbeisegelt. Da sich das Violetta-Gameplay stealthtypisch etwas langsamer zeigt, kommen diese Probleme hier nicht so stark zum Tragen.

Gummi-Arme sind gegen die auf Frontalangriff ausgelegte Gegner-KI ein großer Vorteil.
Bei Flahs High-Speed-Rennen gegen die Zeit jedoch ist die Steuerung immer wieder mit einem Hang zur Trägheit ausgestattet, so dass auch hier kleinere Fehler kaum vermieden werden können, was wiederum an der Motivation nagt.

Die Grafik kann jedoch über die Mängel hinwegtrösten. Die Figuren und Umgebungen scheinen den Film gut widerzuspiegeln und verströmen sofort Kino-Atmosphäre. Allerdings gibt es auch hier immer wieder Einschränkungen: Während die Animationen der Superhelden mit sehr wenigen Ausnahmen gelungen und umfangreich sind, hat die Gegner-Kolonne schnell ihr Bewegungsrepertoire erschöpft.

Alles zusammen genommen hätte mit etwas Feintuning ein mehr als interessanter Lizenztitel den Weg in das Laufwerk finden können – so aber verschenkt Die Unglaublichen viel seines Potenzials.

Filmoptik

Grafisch hält sich das Spiel eng an den Film, bleibt aber dennoch nur durchschnittlich.
Die akustische Seite kann sich ebenfalls hören lassen: Eine saubere Lokalisierung erfüllt die Figuren mit Leben, kann sich allerdings auch nicht vor Abnutzungserscheinungen bedingt durch häufige Wiederholungen der Sprachsamples schützen.

Auch die Texturen der Umgebungen könnten etwas detaillierter sein, wobei allerdings kaum jemand bei einer Umsetzung eines animierten Kinofilmes eine Tapeten-Qualität wie z.B. bei Metroid Prime 2 erwartet hätte.

Die sporadisch eingesetzten Spezialeffekte wie Flammen, Rauch oder auch der Turbo von Rennsemmel Flash machen zwar einiges her, sind aber dennoch nur guter Durchschnitt.

Da man sich auch musikalisch am original Soundtrack des Filmes orientiert, kommt auch von dieser Seite sofort Stimmung auf. Die restlichen Soundeffekte sind zwar ebenfalls sauber, wiederholen sich aber noch häufiger als die Sprachfetzen – aber immerhin überschreiten sie niemals die Nervgrenze.

Wie so häufig bei Multiplattform-Titeln betreffen die Änderungen nur die Bereiche Steuerung und Optik. Und wie (fast) immer liegt der PC bei äußerst moderaten Hardware-Anforderungen (Minimum: 800 MHz-Prozessor) grafisch vorne, was allerdings nur den hohen Auflösungen zuzuschreiben ist, die einfach einen besseren Eindruck hinterlassen. Doch insgesamt wird die Hardware bei allen Plattformen gleichermaßen ausgereizt. In punkto Steuerung sind die Konsolen-Versionen jedoch in jedem Fall zu bevorzugen. Die Tastatur ist bei einem derart Timing-intensiven Spiel einfach überfordert und auch ein Pad (vorzugsweise mit zwei Analog-Sticks) schafft es nicht 100-prozentig, die Kontrollmöglichkeiten der Konsolen-Pads zu emulieren.   

Versionsunterschiede

Fazit

Die Unglaublichen ist eine saubere Lizenzumsetzung – aber leider nicht mehr! Während Grafik und Akustik dem Film alle Ehre machen, bleibt das Gameplay herkömmlich und belanglos. Und trotzdem kann man den reaktivierten Superhelden einen gewissen Spielspaß nicht absprechen. Dieser würde sogar noch in höhere Bereiche abdriften, wenn die Kamera und vor allem die Steuerung optimiert worden wären. Doch angesichts zahlreicher Lizenzgurken, die im Lauf der letzten Monate veröffentlicht wurden, ist Die Unglaublichen als durchaus gelungen zu bezeichnen und dürfte allen Fans des Filmes kurzweilige Unterhaltung bieten. Wer allerdings einen anspruchsvolleren Plattformer zum Zeitvertreib möchte, sollte sich evtl. lieber Rayman 3 oder Jak 3 anschauen. Bleibt noch die Frage, welche Fassung sich die Multisystem-Besitzer zulegen sollten. Wer die schönste Optik auf dem Bildschirm bzw. Monitor möchte, greift zur PC-Fassung, sollte aber über ein Pad mit zwei Analog-Sticks verfügen, um die Steuerung voll und ganz im Griff zu haben. Doch auch die Konsolenfassungen sehen durch die Bank gut aus und nehmen sich nichts.

Pro

  • vier spielbare Charaktere
  • stylischer Look im Stil des Films
  • saubere Lokalisierung
  • Rail-Shooter-Elemente
  • schöne Musikuntermalung
  • original Filmclips als Bonus
  • faire Kontrollpunkte
  • nette Spezialfähigkeiten

Kontra

  • mitunter schwammige Steuerung
  • spielerisch nichts Neues
  • schwache Kameraführung
  • mit etwa sechs bis acht Stunden zu kurz
  • wenig Abwechslung bei den Gegnern

Wertung

GameCube

Eine saubere Lizenzumsetzung, die sich allerdings nicht von der Masse an Action-Plattformern abheben kann.

PlayStation2

PC

XBox