Ratchet & Clank 3 - Test, Action-Adventure, PlayStation2
Ratchet & Clank kommen nicht zur Ruhe: Ein gewisser Dr. Nefarious, der seinerzeit von Captain Quark besiegt wurde, hat Rache geschworen, und will alle organischen Lebensformen auslöschen.
Und so werden die beiden Aushilfshelden reaktiviert, um wieder einmal die Galaxie zu retten. Selbst wenn das bedeutet, dass Clank nicht mehr als Agent Clank in seiner eigenen TV-Serie arbeiten kann…Galaxie in Aufruhr
Zugegeben: Auf den ersten Blick scheint die Geschichte nicht gerade spektakulär. Und um ehrlich zu sein: Auf den zweiten ist sie es auch nicht. Doch der Humor, der auch schon die Vorgänger auszeichnete, wird in R&C 3 auf die Spitze getrieben. Wenn der augenscheinlich unattraktive Roboter Clank z.B. mit einem heißen Robot-Popstar anbandeln möchte und dabei alle Register zieht, wandern die Mundwinkel unweigerlich nach oben. Doch natürlich finden sich auch die typischen Elemente wie Rache, Verrat, der strunzdoofe Superheld Captain Quark und viele andere lieb gewonnene Charaktere wieder, die bereits den ersten Teilen so viel Charme verliehen haben.
Erinnern wir uns: Als Ratchet & Clank 2002 ihren ersten Auftritt feierten, konnten sie mit einem ausgewogenen Mix aus anspruchvollen Plattformelementen und nett inszenierter Action nicht nur uns begeistern. Ein Jahr später gab es ein Wiedersehen mit dem ungleichen Paar, das sich in Ratchet & Clank 2 weniger aufs Springen und dafür mehr auf das Abschießen von Gegnern konzentrierte. Doch trotz eines erhöhten Action-Anteils, Anleihen aus dem RPG-Genre und aufrüstbaren Waffen blieben die beiden Titel austauschbar.
Best of R&C
Genau in diesem Moment beginnen zwei Herzen in meiner Brust zu schlagen. Das eine schreit lauthals "Award her!", denn Insomniac präsentiert die Action vorbildlich: Die Kameraproblematik der Vorgänger wurde behoben, mittlerweile kann jede der 20 imposanten Waffen in fünf Stufen aufgerüstet werden und da die variantenreich agierenden Gegner mehr als je zuvor gegen bestimmte Waffen anfällig sind, wiegt auch das taktische Kalkül stärker. Und wenn ich dazu noch die punktgenaue Steuerung, die mit ca. 20 Stunden deutlich umfangreichere Kampagne anschaue, sowie den famos ausbalancierten Schwierigkeitsgrad anschaue, liegt der Griff zum Gütesiegel nahe. Auch angesichts der Mini-Games, allen voran das 2D-Jump&Run rund um Captain Quark und seiner Erlebnisse vor dem Zusammentreffen mit Ratchet & Clank, möchte ich den Titel mit Platin begießen.
Zwei Herzen, ein Tester
Doch dann gerate ich immer wieder an Punkte, in denen sich Insomniac zu sehr bei sich selbst bedient hat und die dann die Award-Euphorie dämpfen. Ich schaue mir den ersten Teil an, ich schaue mir den zweiten Teil an, ich schaue mir den dritten Teil an und alles was ich sehe, ähnelt sich. Sicherlich ist es keine schlechte Idee, die von den Ratchet & Clank-Fans favorisierten Elemente wieder einzubauen, zu verfeinern und ein hier und da ein paar neue Ideen einzustreuen.
Denn schließlich gehören die Teile 1 und 2 mit zum Besten, was die PS2 in Sachen Action-Plattformer zu bieten hat – mit der Betonung auf Action versteht sich.Doch so motivierend sich das Gameplay auch über die gesamte Spielzeit präsentiert, bleibt im Unterbewusstsein immer das Gefühl, dass man eigentlich nichts wirklich Neues erlebt. Andererseits ist mir eine Stagnation auf extrem hohen Niveau lieber als eine Verschlimmbesserung. Doch nur für den Fall, dass Insomniac nächstes Jahr eine weitere Fortsetzung auf den Markt wirft, will ich hoffen, dass die Ideenschmiede vielleicht etwas kreativer und risikoreicher an die Sache herangeht.
Gibt es insofern wirklich einen guten Grund, sich Ratchet & Clank 3 (ab 51,25€ bei
Mehrspieler-Juwel
So eng, wie sich R&C 3 spielerisch an die Vorgänger anlehnt, so unverändert scheint es Insomniac auch mit der Grafikengine gehalten zu haben. Allerdings nur auf den ersten Blick, der euch geschmeidig animierte Charaktere und aufwändige Umgebungen präsentiert, bei denen überall Bewegung im Hintergrund auszumachen ist.
Grafikpower
Denn im Bereich der Spezialeffekte steigt man deutlich über das Niveau der Vorgänger hinaus: Zahlenmäßig massiv aufgestockt, gibt es haufenweise imposante Explosionen, Partikeleffekte, wunderschön in Szene gesetzte Waffenund vieles mehr. Und das alles wunderbar flüssig ohne den Hauch eines Rucklers.
Ähnlich eindrucksvoll zeigt sich die Akustik: Angefangen von einer lupenrein gelungenen Lokalisierung, bei der auch der Witz nicht verloren geht, über die stets passende und sorgsam arrangierte Musik bis hin zu den Soundeffekten wird hier ein Soundteppich gewoben, der sich hören lassen kann. Allerdings wird man des dauernden Geklingels der als Währung dienenden Schrauben und Bolzen nach mittlerweile drei Teilen müde.
Fazit
Nachdem sich Insomniac Games bereits mit dem zweiten Teil etwas von den Plattform-Elementen abgewendet hat und diese zunehmend durch Action ersetzte, geht man mit Ratchet & Clank 3 sogar noch einen Schritt weiter: Freut euch auf ein gut und gerne 20 Stunden währendes, durchweg motivierendes Stakkato an Feuergefechten mit kleinen Sprungpassagen. Insofern wird die eher auf klassische Plattform-Hüpfereien abfahrende Fraktion vom neuen Abenteuer der Weltraum-Helden vermutlich weniger angetan sein. Doch als vorbildlich ausbalancierter Action-Titel, der zudem nicht an Humor, feiner Grafik und einer klasse Soundkulisse spart, macht Ratchet & Clank 3 seine Sache exzellent. Eigentlich wäre ja der Platin-Award fällig – wenn nicht über allem die frappierende Ähnlichkeit zu den Vorgängern schweben würde. Veteranen werden sich schnell, vielleicht zu schnell zurecht finden und sich an den neuen Gimmicks laben, doch für Serieneinsteiger langen auch die mittlerweile günstig zu bekommenden Teile 1 und 2. Imposant allerdings ist der Online-Mehrspieler-Modus, bei dem vor allem die Belagerung mit ihren Anleihen bei Star Wars Battlefront und Battlefield überzeugen kann. Hat man einmal Blut geleckt, kann man sich kaum von den Internet-Schlachtfeldern losreißen. Ratchet & Clank 3 ist eindeutig der derzeit beste PS2-Online-Shooter. Wer hätte das Anno 2002 für möglich gehalten?
Pro
- 20 aufrüstbare Waffen
- punktgenaue Steuerung
- Action bis zum Abwinken
- grandiose Grafik
- exzellente Soundkulisse
- explosiver Online-Modus
- witzige Story
- Mini-Games (u.a. 2D-Jump&Run)
- schönes Charakterdesign
- famose Spielbalance
Kontra
- nur zehn Karten für Mehrspieler-Gefechte
- spielerisch ein Best-Of-Teil 1-und-2
- inhaltlich mit den Vorgängern austauschbar