Ratchet & Clank 3 - Test, Action-Adventure, PlayStation2

Ratchet & Clank 3
09.12.2004, Mathias Oertel

Test: Ratchet & Clank 3

Ein ehemaliger Raumschiff-Mechaniker und ein vorlauter Allzweck-Roboter sind seit 2002 aus dem Nichts in den Olymp der Action-Plattformer aufgestiegen. Ihre Namen: Ratchet & Clank. Und mit nahezu gnadenloser Pünktlichkeit dürfen ballerversessene Gelegenheitshüpfer auch dieses Jahr wieder zu den Waffen greifen. Kann die Galaxien-Rettung immer noch überzeugen oder ist Ratchet & Clank 3 nur ein lauer Aufguss?

Ratchet & Clank kommen nicht zur Ruhe: Ein gewisser Dr. Nefarious, der seinerzeit von Captain Quark besiegt wurde, hat Rache geschworen, und will alle organischen Lebensformen auslöschen.

Action bis zum Abwinken in grafisch opulenter Kulisse - und trotzdem spielt sich R&C 3 wie die Vorgänger.
Und so werden die beiden Aushilfshelden reaktiviert, um wieder einmal die Galaxie zu retten. Selbst wenn das bedeutet, dass Clank nicht mehr als Agent Clank in seiner eigenen TV-Serie arbeiten kann…

Galaxie in Aufruhr

Zugegeben: Auf den ersten Blick scheint die Geschichte nicht gerade spektakulär. Und um ehrlich zu sein: Auf den zweiten ist sie es auch nicht. Doch der Humor, der auch schon die Vorgänger auszeichnete, wird in R&C 3 auf die Spitze getrieben. Wenn der augenscheinlich unattraktive Roboter Clank z.B. mit einem heißen Robot-Popstar anbandeln möchte und dabei alle Register zieht, wandern die Mundwinkel unweigerlich nach oben. Doch natürlich finden sich auch die typischen Elemente wie Rache, Verrat, der strunzdoofe Superheld Captain Quark und viele andere lieb gewonnene Charaktere wieder, die bereits den ersten Teilen so viel Charme verliehen haben.

Erinnern wir uns: Als Ratchet & Clank 2002 ihren ersten Auftritt feierten, konnten sie mit einem ausgewogenen Mix aus anspruchvollen Plattformelementen und nett inszenierter Action nicht nur uns begeistern. Ein Jahr später gab es ein Wiedersehen mit dem ungleichen Paar, das sich in Ratchet & Clank 2 weniger aufs Springen und dafür mehr auf das Abschießen von Gegnern konzentrierte. Doch trotz eines erhöhten Action-Anteils, Anleihen aus dem RPG-Genre und aufrüstbaren Waffen blieben die beiden Titel austauschbar.

Best of R&C

Auch im Mehrspieler-Modus wird ein Effekt-Feuerwerk abgefackelt.
Und 2004? Wer frei nach dem Motto "Back-to-the-roots" hofft, dass Insomniac Games wieder verstärkt auf Plattform-Hüpfereien setzt, kann jetzt eigentlich schon aufhören zu lesen und sich anderen Titeln zuwenden. Denn R&C 3 setzt noch stärker als der zweite Teil auf Action und ist letzten Endes genau so aufgebaut wie Teil 2 (oder Teil 1, nur mit weniger Hüpfeinlagen).

Genau in diesem Moment beginnen zwei Herzen in meiner Brust zu schlagen. Das eine schreit lauthals "Award her!", denn Insomniac präsentiert die Action vorbildlich: Die Kameraproblematik der Vorgänger wurde behoben, mittlerweile kann jede der 20 imposanten Waffen in fünf Stufen aufgerüstet werden und da die variantenreich agierenden Gegner mehr als je zuvor gegen bestimmte Waffen anfällig sind, wiegt auch das taktische Kalkül stärker. Und wenn ich dazu noch die punktgenaue Steuerung, die mit ca. 20 Stunden deutlich umfangreichere Kampagne anschaue, sowie den famos ausbalancierten Schwierigkeitsgrad anschaue, liegt der Griff zum Gütesiegel nahe. Auch angesichts der Mini-Games, allen voran das 2D-Jump&Run rund um Captain Quark und seiner Erlebnisse vor dem Zusammentreffen mit Ratchet & Clank, möchte ich den Titel mit Platin begießen.

Zwei Herzen, ein Tester

 

Doch dann gerate ich immer wieder an Punkte, in denen sich Insomniac zu sehr bei sich selbst bedient hat und die dann die Award-Euphorie dämpfen. Ich schaue mir den ersten Teil an, ich schaue mir den zweiten Teil an, ich schaue mir den dritten Teil an und alles was ich sehe, ähnelt sich. Sicherlich ist es keine schlechte Idee, die von den Ratchet & Clank-Fans favorisierten Elemente wieder einzubauen, zu verfeinern und ein hier und da ein paar neue Ideen einzustreuen.

Mit Mini-Games wie dem Quark-2D-Jump&Run wird Abwechslung geboten.
Denn schließlich gehören die Teile 1 und 2 mit zum Besten, was die PS2 in Sachen Action-Plattformer zu bieten hat – mit der Betonung auf Action versteht sich.

Doch so motivierend sich das Gameplay auch über die gesamte Spielzeit präsentiert, bleibt im Unterbewusstsein immer das Gefühl, dass man eigentlich nichts wirklich Neues erlebt. Andererseits ist mir eine Stagnation auf extrem hohen Niveau lieber als eine Verschlimmbesserung. Doch nur für den Fall, dass Insomniac nächstes Jahr eine weitere Fortsetzung auf den Markt wirft, will ich hoffen, dass die Ideenschmiede vielleicht etwas kreativer und risikoreicher an die Sache herangeht.

Gibt es insofern wirklich einen guten Grund, sich Ratchet & Clank 3 (ab 51,25€ bei kaufen) statt der anderen Teile zuzulegen? Auf jeden Fall! Denn Insomniac hat einen Mehrspieler-Modus spendiert, der sich gewaschen hat und sich als derzeit imposantestes und motivierendstes Online-Frag-Spektakel auf der PS2 präsentiert. Allerdings dürfen nur maximal acht Spieler gegen- bzw. miteinander auf den leider nur zehn Karten antreten. Doch wer sich einmal in die mit Fahrzeugen, Gimmicks, Power-Ups und versteckten Waffen gespickten Gefechte stürzt, wird so schnell nicht wieder davon loskommen. Dabei bieten die Deathmatch- und Capture The Flag-Modi altbekannte Kost, die aber bei R&C 3 nicht weniger Spaß macht als bei anderen Titeln.

Mehrspieler-Juwel

Für Fans von Online-Action gibt es auf der PS2 derzeit nichts Besseres.
Mit der Belagerung (einem Mix aus Battlefield und Star Wars Battlefront), bei denen ihr nach und nach entscheidende Punkte auf der Karte unter Kontrolle bringen müsst, um schließlich das ganze Territorium zu gewinnen, können Stunden ins Land ziehen und urplötzlich geht die Sonne über dem Horizont auf. Wie kann eine Eroberung mit einem Match 4-gegen-4 unterhaltsam sein? Ganz einfach: CPU-gesteuerte Verteidigungsanlagen helfen euch, dem gegnerischen Ansturm standzuhalten. Da zudem die Karten von der Größe optimal auf die Teamgröße abgestimmt wurden und die Steuerung genauso punktgenau arbeitet wie im Einzelspieler-Modus, nehmen die Frag-Gefechte kein Ende.

So eng, wie sich R&C 3 spielerisch an die Vorgänger anlehnt, so unverändert scheint es Insomniac auch mit der Grafikengine gehalten zu haben. Allerdings nur auf den ersten Blick, der euch geschmeidig animierte Charaktere und aufwändige Umgebungen präsentiert, bei denen überall Bewegung im Hintergrund auszumachen ist.

Grafikpower

Denn im Bereich der Spezialeffekte steigt man deutlich über das Niveau der Vorgänger hinaus: Zahlenmäßig massiv aufgestockt, gibt es haufenweise imposante Explosionen, Partikeleffekte, wunderschön in Szene gesetzte Waffenund vieles mehr. Und das alles wunderbar flüssig ohne den Hauch eines Rucklers.

Ähnlich eindrucksvoll zeigt sich die Akustik: Angefangen von einer lupenrein gelungenen Lokalisierung, bei der auch der Witz nicht verloren geht, über die stets passende und sorgsam arrangierte Musik bis hin zu den Soundeffekten wird hier ein Soundteppich gewoben, der sich hören lassen kann. Allerdings wird man des dauernden Geklingels der als Währung dienenden Schrauben und Bolzen nach mittlerweile drei Teilen müde. 

Fazit

Nachdem sich Insomniac Games bereits mit dem zweiten Teil etwas von den Plattform-Elementen abgewendet hat und diese zunehmend durch Action ersetzte, geht man mit Ratchet & Clank 3 sogar noch einen Schritt weiter: Freut euch auf ein gut und gerne 20 Stunden währendes, durchweg motivierendes Stakkato an Feuergefechten mit kleinen Sprungpassagen. Insofern wird die eher auf klassische Plattform-Hüpfereien abfahrende Fraktion vom neuen Abenteuer der Weltraum-Helden vermutlich weniger angetan sein. Doch als vorbildlich ausbalancierter Action-Titel, der zudem nicht an Humor, feiner Grafik und einer klasse Soundkulisse spart, macht Ratchet & Clank 3 seine Sache exzellent. Eigentlich wäre ja der Platin-Award fällig – wenn nicht über allem die frappierende Ähnlichkeit zu den Vorgängern schweben würde. Veteranen werden sich schnell, vielleicht zu schnell zurecht finden und sich an den neuen Gimmicks laben, doch für Serieneinsteiger langen auch die mittlerweile günstig zu bekommenden Teile 1 und 2. Imposant allerdings ist der Online-Mehrspieler-Modus, bei dem vor allem die Belagerung mit ihren Anleihen bei Star Wars Battlefront und Battlefield überzeugen kann. Hat man einmal Blut geleckt, kann man sich kaum von den Internet-Schlachtfeldern losreißen. Ratchet & Clank 3 ist eindeutig der derzeit beste PS2-Online-Shooter. Wer hätte das Anno 2002 für möglich gehalten?

Pro

  • 20 aufrüstbare Waffen
  • punktgenaue Steuerung
  • Action bis zum Abwinken
  • grandiose Grafik
  • exzellente Soundkulisse
  • explosiver Online-Modus
  • witzige Story
  • Mini-Games (u.a. 2D-Jump&Run)
  • schönes Charakterdesign
  • famose Spielbalance

Kontra

  • nur zehn Karten für Mehrspieler-Gefechte
  • spielerisch ein Best-Of-Teil 1-und-2
  • inhaltlich mit den Vorgängern austauschbar

Wertung

PlayStation2

Im Einzelspieler-Modus bekannt gut, für Mehrspieler-Duelle ein Pflichttitel!