Ford Racing 3 - Test, Rennspiel, XBox, PlayStation2, PC

Ford Racing 3
25.12.2004, Mathias Oertel

Test: Ford Racing 3

Dieses Jahr stand im Zeichen der Rennspiele. Und obwohl der Markt eigentlich gesättigt scheint, gibt es dennoch Publisher, die einen weiteren PS-Protz an die Startlinie schicken. Ob es dabei ausgerechnet Empires Ford Racing gelingen kann, sich aufs Siegerpodium zu schieben?

Wer bei Ford Racing 3 (ab 0,69€ bei kaufen) auf ein außergewöhnliches Rennspektakel hofft, kann eigentlich jetzt schon aufhören zu lesen und sich wieder Spielen wie Project Gotham Racing 2 zuwenden. Doch so schlecht, wie man auf den ersten Blick denken möchte, ist der Racer auch nicht. Zumal das gute Stück zum Sparpreis über die Theke geht. Mit den insgesamt über 50 Fahrzeugen aus verschiedenen Epochen der mittlerweile umfangreichen Ford-Firmengeschichte wird z.B. ein zahlenmäßig ansprechender Fuhrpark aufgeboten.

Durch und durch Durchschnitt

Zum Einsatz kommen die Vehikel bei Wahl des Einzelspieler-Modus im Wesentlichen in zwei Wettbewerbsserien: Auf der einen Seite haben wir die Ford Competition, die aus 14 kleineren Rennserien unterschiedlicher Schwierigkeitsstufen besteht, die wiederum einer bestimmten Thematik wie Classic Cars oder Trucks zugeordnet sind.

Klassische Ford-Modelle machen untereinander den Champion aus.
Und auf der anderen Seite steht die Ford Challenge, eine Ansammlung aus interessanten Herausforderungen wie z.B. Rennen gegen die Zeit, 1-gegen-1-Duelle oder Überhol-Missionen. Beiden gemeinsam ist, dass bei Erfolg neue Rennmodi und gelegentlich auch neue Modi sowie Fahrzeuge freigeschaltet werden, die ihr dann in der Ford Collection bzw. im Multiplayer-Modus einsetzen könnt. Der ist übrigens auch über Xbox Live spielbar und abgesehen von der Tatsache, dass sich nur wenige Mitspieler finden, liegt hier der größte Spielspaß von Ford Racing 3. Die Zwei-Spieler-Offline-Splitscreen-Variante hingegen ist nur als mäßiger Zeitvertreib zu gebrauchen.

Insofern hört sich alles nach einem recht brauchbaren Rennspiel an. Und im Kern macht das Team von Razorworks eigentlich auch nichts falsch. Doch im Detail findet sich im Gegensatz aber rein gar nichts, was Ford Racing 3 außergewöhnlich machen könnte und damit dem Titel eine Chance gäbe, sich von der fetten Konkurrenz abzugrenzen.

Sand im Getriebe

Nehmen wir z.B. die Steuerung: Wie es sich für einen Arcade-Racer gehört, reagieren die Fahrzeuge sehr schön direkt auf die Eingaben. Doch auch, wenn sich deutlich spürbare Unterschiede zwischen den Boliden bemerkbar machen, ist ihnen eines gemeinsam: Alle werden um die genau so ominöse wie sagenumwobene Mittelachse gelenkt. Und das Ergebnis ist eher unbefriedigend, vor allem wenn man in einer der Außenansichten spielt. Denn so scheint man nie die volle Kontrolle über das Auto zu haben, was sich auf manchen Drift intensiveren Strecken als nervtötend heraus stellt.

Und dass die Fahrbahnbegrenzung gummiartig reagiert und den Wagen ohne gravierenden Geschwindigkeitsverlust wieder fast in die optimale Spur lenkt, spricht auch nicht gerade für den Titel. Insofern ist es fast schon zwangsläufig, dass es auch kein Schadensmodell (nicht mal optisch) zu vermelden gibt.

 

Wichtig für ein Rennspiel ist natürlich auch die KI der CPU-Piloten. Hier zeigt man sich ebenfalls durchwachsen. Einerseits fahren die Gegner durchaus aggressiv, sind aber in den meisten Fällen eher untereinander ein Problem und daher leicht zu überholen.

Epochen treffen aufeinander: mehr als 50 Fahrzeuge der Ford-Firmengeschichte sind vertreten.
Andererseits jedoch stellt man bei einem Blick nach hinten (Rückspiegel gibt es keine) fest, dass man selbst mit einem hochmotorisierten Renner auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad den vermeintlich PS-schwachen Nachfolgern kaum entkommen kann. Dadurch wird zwar eine bis zur Ziellinie bleibende Spannung aufgebaut, doch vom Realismus ist man weit entfernt.

Da ich bei Ford Racing 3 keinen Grafikpomp wie z.B. bei Burnout 3, NFSU 2 oder PGR 2 erwartet habe, hielt sich die Enttäuschung angesichts der unspektakulären Optik in Grenzen. Die Fahrzeuge sehen insgesamt nett, aber keinesfalls herausragend aus und werden mit echtem Environment Mapping versehen über die Kurse gehetzt. Diese überzeugen auch weniger mit Detailreichtum, bleiben aber in jeder Lebenslage flüssig und sind insgesamt erfreulich abwechslungsreich gestaltet. Allerdings finden sich auch hier nur wenige Überraschungen wie der Riesenbuddha, den man umrundet oder die Voodoo-Höhle mit ihrer düsteren Stimmung.

Technisch bieder

Bei der Akustik war die Enttäuschung allerdings etwas größer. Da man mit der offiziellen Ford-Lizenz arbeitet, hätte ich mir vorgestellt, dass die Motorengeräusche authentischer und dröhnender aus den Lautsprechern schallen. Vollkommen unpassend hingegen zeigt sich die Musik: Mit einem unausgegorenen Mix aus Techno-Tracks, gitarrenlastigen Rhythmen und Billig-Pop kommt überhaupt keine Rennfahrer-Stimmung auf.

 

Fazit

Ford Racing 3 ist sicherlich nicht das schlechteste Rennspiel, das derzeit erhältlich ist. Doch um die Klasse von Titeln wie PGR 2 und Co. zu erreichen fehlt doch einiges. Mit über einem Dutzend Kursen (auch gespiegelt fahrbar), zehn abwechslungsreichen Rennmodi, über 50 freispielbaren Fahrzeugen und den zwei groß angelegten Wettbewerbsserien ist zumindest schon einmal für Salz in der PS-Suppe gesorgt. Doch leider kann die technische Umsetzung hier nicht mithalten. Grafisch bieder und akustisch unspektakulär verpasst man, die an sich unterhaltsamen Rennen mit einer adäquaten und zeitgemäßen Kulisse zu versorgen. Und auch, wenn die Fahrzeuge untereinander deutliche Kontroll- und Leistungsunterschiede aufweisen, zeigt sich die Steuerung zwar arcadetypisch gut, kann aber nicht verheimlichen, dass alle Boliden um eine Mittelachse gelenkt werden, anstatt realistisch auf die Bewegungen zu reagieren. Da die Marke Ford aber im seltensten Fall mit Luxus oder ähnlich Spektakulärem assoziiert wird, hat es das Team von Razorworks geschafft, ein Spiel auf die Beine zu stellen, das dem Titel gerecht wird. Angesichts des Preises in Ordnung, aber eher ein Fall für ein Leasing…

Pro

  • über 50 Fahrzeuge verschiedener Äras
  • zehn verschiedene Rennmodi
  • spürbare Unterschiede bei den Fahrzeugen
  • eigene Soundtracks möglich
  • passable Arcade-Steuerung
  • aggressive KI
  • günstiger Preis
  • viel freizuspielen
  • online spielbar

Kontra

  • unspektakuläre Soundkulisse
  • biedere Grafik
  • unsauberes Fahrmodell
  • kein Schadensmodell
  • Gummi-Streckenbegrenzung

Wertung

XBox