Tron 2.0: Killer App - Test, Shooter, XBox

Tron 2.0: Killer App
08.01.2005, Marcel Kleffmann

Test: Tron 2.0: Killer App

Im August des letzten Jahres zog Tron 2.0 nicht nur mit einer gleißend bunten Optik die Blicke der Spielewelt auf sich: Auch das ausgefallene sowie komplexe Gameplay konnte überzeugen. Jetzt digitalisiert sich der Actionkracher endlich auch auf der Xbox - mit dem Untertitel Killer App. Im Test erfahrt ihr, ob die Jagd zwischen Bits und Bytes auch auf der Konsole Spaß macht!

Zwanzig Jahre sind seit den Ereignissen des Films Tron vergangen. Alan Bradley arbeitet noch immer an einer Technik, um Menschen in digitale Welten zu schicken. Aber ihr erlebt nicht seine Geschichte, sondern schlüpft in die Fußstapfen seines Sohnes Jet - einem hochbegabten jungen Entwickler in einer

Jede virtuelle Welt erstrahlt in individuellen Farben.
Software-Schmiede. Prompt klingelt sein Handy, denn Alan möchte gerne wissen, warum ihr schon wieder den nächsten gut bezahlten Job abgelehnt habt. Mitten in diesem Gespräch betreten unbekannte Leute das Labor euers Vaters, brabbeln unverständliches Zeug und plötzlich wird das Telefonat unterbrochen. Jet rennt ins Labor, findet es aber verlassen vor. Lediglich Ma3a, ein von eurem Vater entwickeltes KI-Programm, scheint etwas zu wissen. Aber Ma3a steckt selbst in Schwierigkeiten und aktiviert aus Verzweifelung den Digitalisierungslaser, mit dem ihr in die virtuelle Welt gezogen werdet…

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...in einer genialen Kulisse, die ihresgleichen sucht: Gleißend leuchtende Kanten heben die geometrischen Formen voneinander ab und überzeichnen die Umrisse der einzelnen Objekte. Überall stehen Datenkisten oder Archiv-Behälter rum und transparente Displays, herumfliegende Datenströme und wabbelnde Energieseen sorgen für eine befremdlich futuristische Atmosphäre. Anstatt eines Himmels offenbart sich über euch ein Datenmeer aus leuchtenden Strahlen und Textmustern. Der erste Anblick ist atemberaubend: Nicht nur, dass die grellen Farben die sonst so müden Shooter-Augen erfreuen, jeder Abschnitt ist in einer dominanten Hauptfarbe gehalten. Es gibt bizarr gestaltete Areale auf Basis des Films kombiniert mit spektakulären Leuchteffekten. Schade ist allerdings, dass auf der Xbox ein ständiges Kantenflimmern präsent ist - dies stört besonders in Hinblick auf die bewusst eckige Architektur.

Ich bin drin...

Das Kantenflimmern (zu sehen an der Treppe) ist auf der Xbox besonders störend. 
Neues Spielgefühl

TRON 2.0 Killer App spielt sich nicht wie ein typischer Ego-Shooter. Nein, es ist eher ein Action-Adventure, in dem es darum geht, die fantastische Welt zu erforschen, die Fähigkeiten aufzuwerten und Build Points zu bekommen - durchweg logische Rätsel und teilweise recht fummelige und nervtötende Jump&Run-Passagen (sogar unter Zeitdruck) sind ebenfalls mit von der Partie. Für weitere Auflockerung sorgen die Light Cycle-Rennen, die ihr euch am besten als Snake in 3D vorstellt.

Richtig viel Abwechslung bieten auch die Missionsziele, denn manchmal müsst ihr ein Programm suchen, Gegner erledigen, Lichtrennen gewinnen, Viren vernichten, Firewalls sabotieren und Codierer ausschalten. Langeweile kommt nicht auf. Eines der ersten Highlights ist beispielsweise die Flucht vor der Formatierung der virenverseuchten Festplatte. So ist euch in einem Level ein gigantischer roter Strahl auf den Fersen, der die gesamte Welt hinter euch auslöscht.           

Da ihr in der digitalen Spielwelt ungewöhnliche Aufgaben lösen müsst, werdet ihr zunächst von Byte, eurem digitalen Tutor, begrüßt. Mit einer ironischen User-Faszination erklärt es euch die

Auch der Nahkampf mit dem Stab ist möglich.
grundlegenden Elemente. Danach beginnt die Suche nach Ma3a, damit ihr erstens herausfindet, warum ihr im Computer seid, und zweitens, was mit eurem Vater passiert ist. Anfangs schlagt ihr euch zudem mit einer mysteriösen Virus-Infektion herum, die Ma3a bedroht und je näher ihr der Viren-Quelle kommt, desto mehr kristallisiert sich ein zweiter verschwörerischer Handlungsstrang heraus.

Aller Anfang ist schwer

Getreu dem Szenario treibt ihr euch im Labor-Server von Alan herum, danach folgt ein Aufenthalt im virtuellen Knast mit einer Partie Lightcycle auf dem Spieleraster, bis ihr schließlich einen Power-Router, ein PDA, eine Firewall oder das Internet von innen betrachten dürft. Ein geübter Spieler mit ein wenig Erkundungslust wird rund 15 Stunden brauchen, um das Abenteuer durchzuspielen. Dabei stoßen häufige und nervtötend lange Lade-Unterbrechungen negativ auf.

Ihr trefft auf Programme und andere digitalisierte Menschen, die euch nicht immer feindlich gesinnt sind. Aus der Ego-Perspektive kämpft ihr gegen Discs werfende Sicherheitsprogramme, Sucherdrohnen oder Datenvampire, dann gegen Viren schleudernde z-Loten oder gigantische Seeker.

Ein Treffer mit dem Diskus erfordert ein bisschen Übung, vor allem beim Zielen (trotz Auto-Aim-Hilfe).
Von der künstlichen Intelligenz her überzeugen die Feinde, da sie im Notfall Hilfe holen, in Deckung gehen oder ankommende Geschosse abblocken. Nur gelegentlich reagieren sie merkwürdig oder gar nicht. Etwas mehr Abwechslung bei den Gegnern hätte sicherlich nicht geschadet, aber dafür haben es die Kämpfe in sich, denn die meisten Feinde sind ungewohnt stark - selbst auf der niedrigsten Schwierigkeitsstufe; aber ihr könnt jederzeit speichern.

Gegner und Waffen

Um euch gegen diese Unholde zu verteidigen, könnt ihr zur Disk greifen und den Feind in bester Film-Manier attackieren. Zwei Aufbaustufen dieser Waffe machen die Disk im späteren Spielverlauf effektiver. Als Alternative liegt der Stab bereit, der als Elektroschocker, Schrotflinte oder Scharfschützengewehr verwendet wird. Der obligatorische Raketenwerfer sowie Energiestrahlknarren sind ebenfalls dabei. Hinzu kommt eine kleine Zielhilfe in Form eines Auto-Aim-Systems, da das Anvisieren mit Hilfe eines Controllers längst nicht so einfach ist wie mit der PC-Maus.

Neue Waffen bekommt ihr nicht durch einfaches Aufheben, sondern indem ihr entsprechende Programm-Subroutinen aus einem Archive-Bin ladet. Da ihr seit der Digitalisierung selbst ein

Die Light-Cycle-Rennen sind ziemlich actionreich und besonders im Multiplayer-Modus spaßig.
(illegales) Programm seid, könnt ihr euch mit Subroutinen aktualisieren bzw. erweitern. In den Archive Bins findet ihr aber nicht nur Waffen, sondern verschiedene Subroutinen, die die Fähigkeiten des Helden verbessern oder die Panzerung verstärken: z.B. Viren-Scanner, Schadensmultiplikator, Torsopanzer oder Sprungverbesserer. Fast alle können in drei Schritten aufgewertet werden.

Subroutinen-Upgrades

In den meisten Fällen könnt ihr nicht alle Subroutinen auf einmal benutzen, daher müsst ihr eine Auswahl treffen, was mit der Menü-Steuerung auf der Xbox allerdings ziemlich umständlich geworden ist. Nach zwei bis drei Stunden habt ihr aber die Steuerung halbwegs auf der Pfanne, dennoch bleibt das Interface weiterhin umständlich. Quasi alle Subroutinen können übrigens von Viren-Infektionen befallen werden - da hilft dann nur noch der integrierte Viren-Scanner.

Gelöste Aufgaben und das Aufpicken von Build Points lässt eure Versionsnummer in die Höhe schnellen. Ihr beginnt mit der Version 1.0.0 und könnt immer weiter aufsteigen. Bei jedem Major-Sprung, beispielsweise von 2.9.8. auf 3.0.3, dürft ihr Fähigkeitspunkte auf die fünf Attribute

Aber auch normale Deathmatch-Partien sind möglich.
Lebensenergie, Energiespeicher, Energieverbrauch, CPU-Geschwindigkeit und Up- Downloaden verteilen.

Während TRON2.0 für PC komplett übersetzt wurde, müssen sich Xbox-Zocker mit englischen Bildschirmtexten und Sprachausgabe herumschlagen. Diese klingen zwar durchweg gut, sind aber vor allem für Einsteiger eine Nummer zu schwer, da hin und wieder Gags und Anspielungen aus dem Bereich der PC-Technik kommen, die sicherlich nicht immer verstanden werden. Dafür überzeugen der tolle Soundtrack und die knalligen Effekte.

Akustik & Multiplayer

Mit maximal vier Spielern (16 per XBL) könnt ihr euch im Mehrspieler-Modus austoben. Dabei stehen Disc-Arena-Matches (Deathmatch), Domination-Partien und heiße Lightcycle-Rennen auf dem Spieleraster zur Verfügung. Auch eine Kombination aus Lightcycle und Disc-Arena ist wählbar. Xbox Live!, Systemlink oder der alt bekannte Split-Screen-Modus laden zu Duellen ein.    

Fazit

Proceed::Fazit -> Tron2.0 Killer App entführt euch in eine phänomenale Spielwelt, die vor witzigen Einfällen und genialen Design-Ideen nur so strotzt - Fans des Films werden sich pudelwohl fühlen! Aber Vorsicht: Es handelt sich nicht um einen typischen Ego-Shooter, sondern eher um ein Action-Adventure mit Rollenspiel-Touch, Jump&Run- und leichten Rennspiel-Anleihen, obwohl die Sprung-Einlagen mehr Nerven kosten als Spaß machen. Ansonsten müsst ihr auf Erkundungsjagd gehen, kleinere Rätsel lösen oder in Archive-Bins nach Subroutinen suchen, bevor es den nächsten Gegnern an den Kragen geht. Die Duelle gestalten sich hierbei packender als in vielen anderen Shootern, da die meisten Gegner eine echte Herausforderung sind - nur mehr Abwechslung und eine genauere Steuerung hätten sicherlich gut getan! Verknüpft wird das abgedrehte Szenario durch eine gute Geschichte, die für rund 15 Stunden Spielspaß sorgt. Aber in dieser Zeit hockt ihr ständig vor nervenden Lade-Bildschirmen und auch die Bedienung des zu unübersichtlichen Interfaces ist unnötig umständlich. Ein weiterer großer Nervfaktor sind die flackernden Kanten an den Polygonrändern, die gerade in der bewußt eckigen Tron-Welt übel aufstoßen und die bunte Grafik-Pracht stark eintrüben. Ebenso schade ist, dass das Spiel nicht übersetzt wurde, obwohl die PC-Version komplett in dt. Sprache auftrumpfte. Wenn ihr also ein abgedrehtes SciFi-Abenteuer abseits bekannter Genre-Pfade sucht und euch die Kritikpunkte nicht stören, dann ist Tron 2.0 die richtige Wahl!

Pro

  • gute PC-Konvertierung
  • innovatives Szenario
  • stimmige Spielwelt auf Grundlage des Films
  • bahnbrechende stilistische Gestaltung der Welt
  • komplexe Story mit vielen Überraschungen
  • fordernde Rätsel, packende Kämpfe
  • knapp 15 Stunden langer Solo-Modus
  • Ziel-Hilfe, Schwierigkeitsgrad wechselbar
  • abwechslungsreiche Missionsziele
  • umfangreiche Charakterentwicklung
  • viel Humor mit Anspielungen auf den Film
  • Light-Cycle als zusätzlicher Modus
  • liebevoll designte Schauplätze
  • rundum passender Soundtrack
  • vier Spieler im Split-Screen, 16 per Xbox Live!

Kontra

  • viele und lange Ladezeiten
  • sehr umständliche Subroutinen-Steuerung
  • starkes Kanten-Flimmern
  • abwechslungsarme Gegner
  • teilweise Schwächen bei der KI
  • nervtötende Jump&Run-Passagen
  • nicht lokalisiert

Wertung

XBox