Sentinel: Verborgene Existenzen - Test, Adventure, PC

Sentinel: Verborgene Existenzen
28.01.2005, Bodo Naser

Test: Sentinel: Verborgene Existenzen

Das einzige, was Adventure-Fans von der Schizm-Reihe in Erinnerung geblieben sein dürfte, ist der unfaire Schwierigkeitsgrad der Rätsel. Jetzt meldet sich Entwickler Detailion mit Sentinel: Verborgene Existenzen (ab 5,99€ bei kaufen) zurück, das sich ein wenig zugänglicher gibt. Bei unserem Test mussten wir leider feststellen, dass das Science-Fiction-Abenteuer mit der geheimnisvollen Wächterin nur eines wie viele andere ist.

Sentinel fängt eigentlich ganz vielversprechend an: Ihr spielt darin einen Schatzräuber, der in ein uraltes Grabmal eindringen soll. Das klingt allerdings abwechslungsreicher, als es letztendlich ist.

Eine Wächterin, die ein olles Grab bewacht, stellt man sich wohl anders vor. Eigentlich sieht sie viel zu nett aus. 
Wer sich schon wie Indiana Jones in eine Gruft der untergegangenen Tastan einbrechen sieht, um als Dieb ein paar wertvolle Artefakte abzugreifen, ist komplett auf dem Holzweg. Gestohlen wird dabei nämlich eher weniger. Das Adventure führt euch stattdessen in acht fantastisch aussehende Welten, die mit dem finsteren Beginn aber leider herzlich wenig zu tun haben.

Verheißungsvoller Beginn

Beni ist ein Könner auf seinem Gebiet, aber an das Tastan-Grab mit Nr. 35 hat er sich bislang nicht herangetraut - keiner hat es bislang gemeistert. Der Junge ist schließlich nicht lebensmüde und eigentlich geht es ihm auch nur um die Ehre, wieder ein Grabmal der Altvorderen geknackt zu haben. Leider muss er nun Nr. 35 betreten, denn seine geliebte Schwester ist Fieslingen in die Hände gefallen, die ihn dazu zwingen. Bewacht wird es von einer künstlichen Intelligenz, die als weibliches Hologramm mit atemberaubender Figur auftritt. Die Wächterin stellt Beni auf die Probe.

Ein Meistereinbrecher

Was folgt ist leider der übliche Ablauf eines Point&Click-Abenteuers: Ihr latscht in Ego-Perspektive durch unterschiedlich gestaltete 3D-Umgebungen, die irgendwie alle nach Urahn Myst aussehen.

Schalter gibt es grad genug. Dem einen oder anderen werden es vielleicht sogar zu viele sein.
Eine liegt im Sumpf, eine in den Wolken und wieder eine in einer Vulkanlandschaft. Das Ganze läuft meist linear ab, da ihr noch nicht mal die Reihenfolge der Rätsel bestimmen dürft; von mehreren Lösungswegen ganz zu schweigen. Dabei begegnet ihr bis auf die Wächterin keiner Menschenseele. Kommt ihr an bestimmte Abschnitte, werden kurze Filme abgespielt, die euch ein wenig mehr von der eher simplen Story verraten.

Same procedure

                   

Eines ist ganz sicher besser als bei Schizm : die lösbaren Rätsel. Um von einer Welt in die nächste zu beamen, müsst ihr stets den Durchgang aktivieren. Da es sich wie bei Myst um reine Logikrätsel handelt, ist ein Inventar nicht notwendig.

Dieses Rätsel erinnert mich irgendwie an Monty Python's Flying Circus. Wahrscheinlich wegen der Ranken, die aber nicht emporwachsen. 
So entfallen Probierorgien, welcher Gegenstand denn nun für welche Stelle der Richtige ist.

Rätsel im Rahmen

Laufintensiv ist das Ganze aber schon: In einem drehbaren Labyrinth müsst ihr z.B. Abschnitte per Knopfdruck so hindrehen, dass ihr zum automatischen Aufzug gelangt. Wer hängt, kann die Tippfunktion einschalten. Die gelieferten Tipps sind mehr als eindeutig, so dass der Knobeleffekt ganz entfällt.

Ein richtiges Render-Adventure ist Sentinel trotz allem nicht, denn dazu fehlt im die typische Optik. Hingegen besitzt es eine recht beachtliche 3D-Grafik, die in den Anschnitten freieres Umherlaufen ermöglicht. Vor allem die Umgebung haben die Designer von Detalion mit Hilfe der Jupiter-Engine von NOLF 2 messerscharf eingefangen.

Engine von NOLF

Manche Szenerie ist surreal, etwa wenn etwa die Wächterin inmitten der fantastischen Umgebung Klavier spielt. Leider sind die wenigen Charaktere viel zu steif animiert, so dass sie kaum einen lebendigen Eindruck vermitteln. Zudem bewegen sich ihre Lippen unnatürlich. Insgesamt hinterlässt das Adventure trotz mancher Bewegung im Bild einen eher unbelebten Eindruck. Die Möglichkeiten der 3D-Engine werden kaum ausgeschöpft.

Wann immer sich Beni und die Wächterin unterhalten, ist das als professionell vertonte Sprachausgabe zu hören.

Runterfallen könnt ihr zum Glück nicht. Immerhin ist die Umgebung recht überzeugend dargestellt.
Die Stimmen sind passend und die Schauspieler machen ihre Sache ganz gut, wenn auch nicht gerade mit Hingabe.Wer sich die Gespräche noch einmal durchlesen möchte, kann dafür auf das Logbuch zurückgreifen.

Mystischer Sound

Die Musik reicht von Didgeridoo über Trommeln bis Trance. Jede der Welten hat ihren unnachahmlichen Sound: So quaken im Sumpf die technisch verfremdeten Frösche und in Grab Nr. 35 gibt es Musik zum Gruseln.

         

Fazit

Das 3D-Adventure von Detalion beginnt zwar ganz interessant, verläuft sich dann aber schnell wieder im üblichen Rätsel-Einerlei, das rasch langweilig wird. Die geheimnisvolle Story kommt nur schleppend in die Gänge und hält auch nicht, was sie zunächst verspricht. Immerhin sind die Rätsel nicht mehr so undurchschaubar wie noch bei Schizm - wer irgendwo hängen bleibt, kann sich im Spiel Rat holen. Atmosphärisch vermag Sentinel sogar stellenweise zu überzeugen, da die fantastische Szenerie bis auf die ungelenk animierten Charaktere recht ansehnlich geraten ist. Auch fürs Ohr hat das Adventure passende Klänge zu bieten, die je nach Welt wechseln. Irgendwie wird man den Eindruck aber nicht los, dass alles schon mal gehört und gesehen zu haben. Trotz netter Ansätze kommt Sentinel nicht an die Genregrößen heran.

Pro

  • + spannender Beginn+ hübsche Wächterin
  • machbare Rätsel
  • integrierte Tipps
  • Logbuch mit Texten+ surreale 3D-Szenerie

Kontra

  • <P>
  • recht dünne Story
  • linearer Ablauf
  • laufintensive Rätselei
  • steife Charaktere</P>

Wertung

PC

Trotz geheimnisvoller Wächterin leider kein Muss für Point&Click-Freaks.