Altered Beast - Test, Action-Adventure, 360, PlayStation2

Altered Beast
07.03.2005, Paul Kautz

Test: Altered Beast

Kinder, wie die Zeit vergeht: Eben noch (vor 17 Jahren) prügelten wir uns auf dem Mega Drive durch Altered Beast (ab 119,90€ bei kaufen), jetzt geht es schon auf der PS2 weiter. Liebevolles und zeitgemäßes Remake oder der üblich verdächtige Schnellschuss, den keiner braucht? Wir haben uns durchgebissen.

Im Jahre 1988 war Sega drauf und dran, mit der 16Bit-Konsole »Mega Drive« den Videospielemarkt zu revolutionieren. Allerdings zeigten die Japaner bei der Wahl ihres Starttitels kein sehr gutes Händchen: In »Altered Beast« wurdet ihr als griechischer Sagenheld von Zeus persönlich mit den mies gesampelten Worten »Rise from your grave!« aus dem Grab geschaufelt, um seine entführte Tochter aus der 

Als Mensch seid ihr recht schwach und habt nur wenige Angriffsmanöver.
Unterwelt zu befreien. Habt ihr euch eine Zeit lang durch die Fantasy-Gegnerhorden geprügelt, durftet ihr euch in eine Bestie verwandeln - einen Werwolf, einen Drachen, einen Tiger oder einen Furcht erregenden Braunbären. Das Spiel war zum Launch gleich in zweierlei Hinsicht eine denkbar schlechte Wahl: Zum einen demonstrierte es nicht mal ansatzweise die technischen Fähigkeiten des Mega Drive. Zum anderen bestach es durch fürchterlich ideenloses, uninspiriertes Leveldesign. Mittlerweile sind 17 Jahre vergangen, Altered Beast ist als trashiges Kultgame in die Geschichte eingegangen. Sega, zwischenzeitlich mit der spielerischen Demontage alter Legenden beschäftigt (man denke da nur an das unsägliche Shinobi-Revival zurück), hat nun auch das Biest wieder belebt - in 3D, in komplett neuem Umfeld und mit genau denselben Fehlern, die schon den ollen Ninja-Meister zur Spaßbremse machten.

Neues altes Biest

Kenner des Originals werden zuerst verwundert feststellen, dass das neue Altered Beast vor frischer Kulisse spielt: Statt griechischem Wein und Lendenschurze gibt es hier Gen-Experimente sowie einen ehemals toten Soldaten, der in einer Kiste (!) per Hubschrauber an einen mysteriösen Ort transportiert werden soll. Auf dem Weg dorthin wird der Helikopter allerdings von einem nicht weniger mysteriösen Flugbiest angegriffen. Alles ist kaputt, außer dem Soldaten, der sich natürlich an ganz und gar nichts erinnern kann. Die Gedächtnisauffrischung erfolgt aus herumliegenden Koffern voller Akten sowie den immer wieder eingestreuten Renderfilmen, in denen eine wortfaule junge Frau kryptisches Zeug labert, und ebenso schnell wieder verschwindet wie sie aufgetaucht ist.

Das Hauptmerkmal von Altered Beast war eure Wandlungsfähigkeit. Die habt ihr hier natürlich auch, allerdings in anderer Form: Lauft ihr am Anfang ein wenig um die Absturzstelle herum, findet ihr neben vielen aggressiven Mutanten auch einen Hinweis darauf, wie ihr euch verwandeln könnt. Einen Knopfdruck samt mäßig ansehnlicher Rendersequenz später seid ihr nicht mehr ganz so wohlfrisiert wie bisher - stattdessen rennt ihr jetzt als Werwolf herum, dessen lange Krallen wie Butter durch Gegnerfleisch gleiten. Im Laufe des Spiels dürft ihr euch noch in fünf weitere Kreaturen verformen, u.a. einen Unterwasserdrachen sowie eine Mischung aus Yeti und Gorilla. Für jedes neue Biest benötigt ihr einen Chip, welchen ihr im Regelfall bei den Endgegnern findet.

Willkür pur

Ihr dürft euch jederzeit in eines der verfügbaren Biester verwandeln, allerdings benötigt ihr zum Aufrechterhalten der Form eine Art Mutagen - grüne Suppe, welche ihr von getöteten Gegnern aufsammelt. Geht diese zur Neige, wird euch langsam Lebensenergie abgezogen, so dass es Zeit wird, wieder als Mensch zu wandeln. Spezielle Feinde hinterlassen euch auch DNS-Schnipsel, welche ihr zum Aufmöbeln eurer Fähigkeiten einsetzen dürft: Je nach Anzahl der Schnipsel dürft ihr neue Kombos aktivieren oder bestehende verstärken. Im Endeffekt spielt das aber

Als Werwolf schlitzt ihr euch durch die Arenenkämpfe.
kaum eine Rolle, da ihr sowieso die ganze Zeit nur stupide auf den Angriffsbutton einhämmert. Als Mensch habt ihr genau eine Kombo, mit der ihr die ständig nachwachsenden Standardfeinde dezimiert - erheiternd ist dabei z.B., dass ihr beim Sprungkick vor dem Tritt erstmal kurz in der Luft stehen bleibt. Je nach Biest habt ihr weitere Attackier-Möglichkeiten inkl. eines besonders kraftvollen Moves, wenn eure Energieleiste durch Kämpfe völlig geladen ist.

Jedoch gestalten sich die Kämpfe trotz dieser Stupidität als nicht ganz einfach, was zu gleichen Teilen an der grandios vermasselten Steuerung sowie der gleichwertig in die Hose gegangenen Kameraführung liegt: Z.B. ist es euch nicht möglich, als Werwolf auf der Stelle zu drehen - er läuft immer einen kleinen Bogen. Eine brauchbare Ausrichtung auf spezielle Gegner ist dadurch unmöglich, ihr müsst einfach drauflos dreschen und hoffen, dass er euch in die Schlagbahn läuft, was er dank Knäckebrotintelligenz meistens auch tut. Das bekommt ihr aber nur selten zu sehen, denn die Kamera kann mit der Geschwindigkeit des Spiels nicht mithalten, und zeigt euch bevorzugt von vorne - super! Zwar lässt sich die Ansicht nachkorrigieren, aber das derart langsam und invertiert (nicht verstellbar), dass man es gleich lassen und einfach weiterhacken kann. Mindestens genauso nervend ist übrigens, dass ihr bei jeder (!) Verwandlung einen Schnipsel der ursprünglichen Mutationsanimation zu sehen bekommt - lieblos rausgeschnitten (teilweise mitten in den Sound hinein), erst nach einer Sekunde abbrechbar und vollkommen willkürlich; die Rückverwandlung geht doch auch einfach so!

Die Präsentation von Altered Beast kommt einem von frappierend von Shinobi bzw. Nightshade bekannt vor - speziell die blassen, groben und flimmerfreudigen Texturen sowie die sporadischen Ruckeleinlagen wecken unangenehme 

Die Endgegner leisten erheblichen Widerstand, bergen aber auch neue Biest-Informationen.
Erinnerungen. Im Grunde sind nur die Renderfilme empfehlenswert, der Rest der Grafik dümpelt auf erschreckend mittelmäßigem Niveau herum. Lowlight der hölzernen Animationen ist tatsächlich der Protagonist, der herumrennt, als hätte er sich in die Hosen gemacht. Die immergleichen Gegner können, vermutlich um die 18er Einstufung zu rechtfertigen, in wenige Teile zerlegt werden, und spritzen dabei fleißig mit jeder Menge Plastikblut um sich - besonders gut zu sehen in den an Serious Sam erinnernden Arenakämpfen, in denen Dutzende Feinde zerfleischt werden müssen, bevor es weitergeht.

Allein im Grauen

Die Musik ist an sich nicht übel, klingt aber teilweise scheußlich synthetisch. Dazu gibt es Laufgeräusche, als trüge der Held Stöckelschuhe, sowie ausschließlich englische Sprachausgabe - allerdings mit deutschen Untertiteln. Dass ihr nur an seltenen Speicherstationen den Spielstand sichern dürft, ist schon fast nebensächlich. Ebenso, dass ihr nur alleine antreten dürft - selbst das Original bot einen Zwei-Spieler-Modus.       

Fazit

Ich habe selten ein Spiel erlebt, das sich von Anfang an so viel Mühe gibt, sich selbst so schnell in niedrige Wertungsregionen zu katapultieren. Miese Grafik, fummelige Steuerung, kontraproduktive Kamera - sollte ein Remake nicht normalerweise besser sein als das Original, das in diesem Falle sogar denkbar günstig Mist war? Wie kann man so eine Vorlage noch weiter verhunzen? Aber was frage ich, Sega hat das ja schon bei Shinobi gründlich geschafft. Jetzt muss nur noch ein mieses Alex Kidd-Revival kommen, dann sind alle alten Helden abgestraft – gut gemacht, Sega! Das Spiel wirkt so extrem seelenlos, dass ich mich frage, ob es nicht von den hirnlosen Mutanten, die man im Spiel dutzendweise niederstreckt, entwickelt wurde, selbst die einfachsten Designgesetze wurden nicht beachtet. Ein Beispiel: Geht man drauf, wird man nicht etwa gefragt, ob man es vom letzten Speicherpunkt aus noch mal probieren will. Und nein, man kommt auch nicht sofort ins Hauptmenü zurück – sondern erst zum Introfilm. Danach drückt man sich ins Hauptmenü durch, lädt umständlich den Spielstand, landet dann in der Moduswahl, selektiert »Story«, beobachtet eine Weile erneut den Ladebalken und darf es erst dann noch mal probieren. Geht es denn noch umständlicher? Neenee Leute – da bleibe ich lieber tot!

Pro

  • unterschiedliche Biester
  • nettes Upgrade-System
  • gute Renderfilme

Kontra

  • lausige Kameraführung
  • träge Steuerung
  • hölzerne Animationen
  • ruckelige Grafik
  • abwechslungsarmes Spielprinzip
  • ständig gezeigte Verwandlungsanimationen
  • hat mit dem Original nichts zu tun
  • stupide Kämpfe
  • eintönige Soundeffekte
  • umständliche Menübedienung
  • seltene Speichermöglichkeit
  • lange Ladezeiten

Wertung

PlayStation2

In jeder Hinsicht mittelmäßige Biest-Action.