Otogi 2: Immortal Warriors - Test, Action-Adventure, XBox

Otogi 2: Immortal Warriors
24.03.2005, Jens Bischoff

Test: Otogi 2: Immortal Warriors

Bereits der Vorgänger zündete seiner Zeit ein unvergleichliches Effektfeuerwerk auf der Xbox. Otogi 2 legt diesbezüglich sogar noch eine Schippe zu. Grafikfetischisten laben sich an Bildschirm füllenden Spezialeffekten, imposanten Bossfights, schier endlosen Gegnerhorden und spektakulär zerberstender Levelarchitektur. Zum Glück hat man aber auch nicht vergessen, dem Gameplay neue Impulse einzuhauchen. Vor allem die sechsköpfige Heldenriege sorgt für Abwechslung im ansonsten eintönigen Zerstörungsalltag.

Warum ihr scharenweise Geister und Dämonen schnetzelt, ist jedoch relativ unwichtig.Die Story um die erneut von Dämonen bedrohte Heilige Stadt des mythologischen Japans führt angesichts der spektakulär inszenierten Nonstop-Action nur ein bescheidenes Schattendasein

Haushohes Ungeziefer: Fans gigantischer Bossgegner kommen bei Otogi 2 auf ihre Kosten.
und wirkt im Wechsel der von Anfang an zur Verfügung stehenden Charakterriege ziemlich aufgesetzt. Nach einem kurzen Auftaktlevel gesellt sich sogar Kriegerlegende und Titelheld des Vorgängers Raikoh zur illustren Heldenschar, so dass ihr vor jeder neuen Mission aus bis zu sechs verfügbaren Protagonisten wählen dürft.

Mythologisch angehauchtes Schlachtfest

Da wäre zum einen die nur mit einem Fächer bewaffnete Magierin Seimei, die als geheimnisvolle Rädelsführerin der Bande auftritt und sich anfangs nur selten die Hände schmutzig macht, während der wieder zum Leben erweckte Raikoh mit seiner akrobatischen Schwerttechnik fast in allen Ebenen zur Verfügung steht. Bei Aufgaben, wo es nur auf geballte Muskelkraft ankommt, ist hingegen Axtschwinger Kintoki die erste Wahl, wobei Werwolf Tsuna gegen große Gegnermassen dank flächendeckender Angriffe besser zurechtkommt. Dann wären da noch die zierliche, aber wieselflinke Sadamitsu sowie der skurrile Suetake, der keinerlei Sprungbegrenzungen unterliegt und somit in Schwindel erregende Höhen vorstoßen kann.

Aus eins mach sechs

Von dieser Fähigkeit werdet ihr häufig Gebrauch machen, denn oft entdeckt ihr mit Suetake verborgene Orte oder Extras,

Schiffeversenken im Akkord: Um die Boote der Dämonen aufzuhalten, reicht ein gezielter Treffer.
die für andere nur schwer oder gar nicht erreichbar sind. Da ihr bereits gesäuberte Areale beliebig oft wiederholen und nicht jeden Charakter beliebig oft und in jeder Mission verwenden könnt, besteht jedoch nicht die Gefahr, dass ihr immer nur denselben Krieger einsetzt und auflevelt, während die anderen zu schwächlichen Statisten verkommen. Ihr bekommt sogar angezeigt, welcher Charakter für welchen Spielabschnitt wie gut geeignet ist und welche Stufe er mindestens erreicht haben muss, um loslegen zu können.

Keine Chance für Einzelkämpfer

Zudem könnt ihr euch bereits vor Missionsbeginn über die Stärken und Schwächen der im nächsten Abschnitt lauernden Gegner aufklären lassen, um eure Ausrüstung und Zauber entsprechend anzupassen. So kommt trotz einheitlichem und teils forderndem Schwierigkeitsgrad nur selten Frust auf, denn wer Held und Ausrüstung mit Bedacht wählt, behält fast immer leicht die Oberhand.

Effektreiches Donnerwetter: Mit seinem Blitzzauber holt Tsuna scharenweise Dämonen vom Himmel.
Selbst imposante Bossgegner und endlos erscheinende Feindhorden bringen euch mit den passenden Waffen, Zaubern und Amuletten nur selten in Verlegenheit.

Fordernd, aber nicht frustrierend

Auch die Verletzungsgefahr beim Zerstören der Umgebung fällt nicht mehr so sehr ins Gewicht. Zwar könnt ihr im Kampfrausch schon mal fatale Explosionen auslösen oder vorübergehend Feuer fangen, aber umherwirbelndes Geröll bereitet euch im zweiten Teil weit weniger Kopfschmerzen. So könnt ihr eurer Zerstörungswut immer wieder freien Lauf lassen, nahezu die komplette Levelarchitektur in Polygonschutt verwandeln und dabei sowohl hilfreiche Extras als auch eingemauerte Seelen freisetzen, um spezielle Bonusgegenstände zu erhalten. Da macht das Zerbröseln der recht überschaubaren Spielabschnitte gleich doppelt Spaß.    

Ungebremste Zerstörungswut

Insgesamt wollen knapp 30 Story- sowie knapp 20 Bonusmissionen gemeistert werden. Während ihr in den Storyabschnitten meist lediglich bestimmte Gegner besiegen oder wichtige Orte verteidigen müsst, handelt es sich bei den optionalen Bonusmissionen eher um reine Geschicklichkeitstest,bei denen ihr unter Zeitdruck Hindernisparcours bewältigen,

Alte Bekannte: Die geflügelten Dämonen aus dem Auftaktlevel kennt ihr bereits aus dem Vorgänger.
eine gewisse Anzahl an Feinden bzw. Objekten zerstören, beschützen oder einsammeln müsst. Auch hier werden besondere Leistungen oft mit seltenen Bonus-Items belohnt, was immer wieder zu neuen Anläufen anspornt.

Lohnende Geschicklichkeitsprüfungen

Motivierend ist aber auch das rollenspieltypische Aufleveln der einzelnen Helden sowie das Abgrasen des Shops nach neuen Zaubern und Ausrüstungsgegenständen. Selbst nach dem finalen Bosskampf ist noch nicht Schluss, da ihr eure hochgezüchteten Recken im Modus Second Play ein weiteres Mal gegen die Dämonenbrut in den Kampf schicken und sogar alternative Enden und Outfits freischalten könnt. Darüber hinaus richten sich oft auch die Zwischensequenzen danach, welchen Charakter ihr bei welcher Aufgabe den Vorzug gegeben habt - mitunter wird eure Wahl sogar mit einer neuen Waffe belohnt. Extras- und Bonijäger dürften jedenfalls eine ganze Weile beschäftigt sein, bis sie alle Geheimnisse in Otogi 2 gelüftet haben.

Viel zu entdecken

Auch technisch braucht sich die Dämonenhatz nicht zu verstecken. Ganz im Gegenteil: Was hier an Feindhorden, Zwischengegnern und Effekten serviert wird, ist eine Klasse für sich.

Geballte Angriffskraft: Axtschwinger Kintoki erledigt selbst feuerspeiende Riesenspinnen mit links.
  Zwar kommt es immer mal wieder zu unschönen Clipping-Fehlern und Detail-Popups, aber die Inszenierung bleibt jederzeit flüssig und optisch spektakulär, wenn auch oft die Übersicht unter dem FX-Overkill leidet. Doch selbst die mitunter etwas verwaschenen Texturen können das Effektgewitter nicht entzaubern, das die Entwickler hier im Sekundentakt auf der Xbox abfackeln. Einziger Wermutstropfen ist die Kamera, die das hektische Geschehen trotz manueller Justiermöglichkeit nicht immer optimal einfängt.

Bombastisches Effektgewitter

Die Soundkulisse ist mit ihren fernöstlichen Pauken- und Zitterklängen hingegen etwas gewöhnungsbedürftig, passt aber gut zum exotischen Ambiente. Auf Wunsch dürfen Nippon-Fans statt der englischen sogar japanische Sprachausgabe aktivieren. Eine deutsche Lokalisierung sucht ihr jedoch vergebens. Selbst die Bildschirmtexte wurden nur ins Englische übersetzt. Dafür genießt ihr während des gesamten Spiels Raumklang in Dolby Digital 5.1 samt brachialer Effekte. Die Lade- und Speicherzeiten fallen auf der Xbox zwar teils ungewöhnlich lange aus, dafür wird aber jeder zerbröselte Fels,jede umgestoßene Laterne und jeder abgetrennte Bambusspross akkurat festgehalten,

Lohnende Geschicklichkeitstests: In den Bonusmissionen könnt ihr seltene Items freispielen.
so dass ihr bei jeder Levelwiederholung die Ausmaße eurer Zerstörungswut fein säuberlich präsentiert bekommt.

Exotisches Ambiente

Das Plätten der Dämonen und Zerlegen der Spielumgebung geht übrigens erfreulich leicht von der Hand. Ungeachtet davon, dass jeder Charakter individuelle Kampfstile und einzigartige Techniken beherrscht, sind keine komplizierten Verrenkungen und Tastenkombinationen nötig, um sich mit spektakulären Combos durch die Gegnerhorden zu schlitzen. Ihr könnt sogar auf eine automatische Zielerfassung zurückgreifen und problemlos minutenlang Klingen schwingend durch die Lüfte segeln. Neben leichten und schweren Attacken können manche Charaktere ihre Kontrahenten sogar greifen und werfen, während durch das flexible Magiesystem fast jeder Krieger jeden Zauber einsetzen kann, auch wenn ihr euch vor jeder Mission auf einen festlegen müsst.  

Einfache Handhabung

Fazit

Was für ein Spaß! Auch im zweiten Teil der Otogi-Saga metzelt ihr euch wieder leicht zugänglich und spektakulär inszeniert durch schier endlose Dämonenhorden und bezwingt gigantische Bossgegner. Allerdings wird die fulminante Nonstop-Action auch mit versechsfachtem Heldenaufgebot und noch opulenterer Präsentation irgendwann etwas eintönig. Das können selbst die optionalen Geschicklichkeitsprüfungen und individuellen Charakterfähigkeiten nicht vertuschen. Wer auf unkomplizierte und doch fordernde Hack‘n‘Slay-Action vor exotischer Kulisse steht, dürfte aber dennoch hellauf begeistert sein. Denn trotz gewisser spielerischer Abnutzungserscheinungen, kann man in keinem anderen Spiel seiner Zerstörungswut so freien Lauf lassen wie in Otogi 2, während zahlreiche freispielbare Boni und geschickt implementierte Rollenspielelemente für jede Menge Langzeitmotivation sorgen. Lediglich bei Lokalisierung und Kameraführung müssen metzelfreudige Grafikfetischisten erneut beide Augen zudrücken.

Pro

  • 60Hz-Modus
  • exotisches Ambiente
  • handliches Gameplay
  • imposante Bossfights
  • sechs spielbare Charaktere
  • motivierende Rollenspielelemente
  • spektakulär inszenierte Nonstop-Action
  • fast komplett zerstörbare Levelarchitektur

Kontra

  • nicht lokalisiert
  • sehr kleine Levels
  • häufige Übersichtsprobleme
  • recht belanglose Story & Dialoge
  • auf Dauer etwas monotoner Spielverlauf
  • gelegentliche Detail-Popups & Clipping-Fehler

Wertung

XBox

Spektakulär präsentierte Zerstörungsorgie im mythologischen Japan.